Silotunnel (Silospeed) - eine Fahrsiloalternative
geöffneter Silotunnel mit Luzernesilage
Für viele Betriebsleiter ist die Wahl der passenden Siliertechnik ein Problem. Die Forderungen nach hoher Silagequalität, niedriger Arbeitsbelastung und geringen Kosten sind nur schwer vereinbar, besonders in kleineren Betrieben und jenen, welche zusätzliche Futtermittel wie z.B. Luzerne verfüttern. Das System Silospeed aus Österreich bereichert den Markt und könnte für so manchen Betrieb eine geeignete Lösung sein.
Die relativ neue Siliertechnik als Silotunnel wurde an der Versuchsstation Grub bei der Silierung von Luzerne getestet. Der Einsatz wurde versuchstechnisch begleitet um eine objektive Beurteilung der Technik zu ermöglichen. Hierzu wurden die Verluste ermittelt sowie mehrfach ein „Controlling am Silo“ durchgeführt.
Gründe für die Suche nach Alternativen zum Fahrsilo können vielfältig sein. Betriebe, die täglich weniger als 700-800 kg bzw. m³ aus einem Silo entnehmen, haben Probleme damit, den nötigen Vorschub von durchschnittlich 2 m/Woche zu erreichen. Die Folgen sind Nacherwärmung und Schimmelwachstum, besonders dann, wenn eine ordentliche Verdichtung der Silage nicht erreicht werden konnte. Aber auch große Betriebe benötigen für die Lagerung von Nebenprodukten oder zusätzlichen Futtermitteln wie beispielsweise Luzerne kurzfristig und flexibel Siloraum mit geringer Anschnittfläche. Vergleichbar stellt sich die Situation bei vielen Biogasanlagen auf Basis nachwachsender Rohstoffe dar.
Alternativen zum Fahrsilo
Neben dem Fahrsilo findet man in der Praxis auch Ballen und Folienschlauchsilos vor. Der Silohaufen ohne Bodenplatte ist aus futterhygienischer und wasserwirtschaftlicher Sicht problematisch und sollte der Vergangenheit angehören. In den letzten Jahren hat sich zu diesen Alternativen ein neues Verfahren gesellt, welches oft fälschlicherweise als Schlauchsilo bezeichnet wird. In Fachkreisen wird es „Silotunnel“ genannt, der einzige Hersteller und gleichzeitig Erfinder der Technik, Josef Altenbuchner aus Hochburg-Ach, Oberösterreich, nennt sie (die) Silospeed. Im Gegensatz zum Schlauch wird hier das Material nicht in die Hülle gepresst, sondern mittels Pressrotor und Metalltunnel verdichtet und lediglich in eine etwas stärkere Silofolie (180 μm) eingeschlagen. Aktuell gibt es drei verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Leistungen und Tunneldurchmessern (G3, G4, G5). Die G4 mit einer Anschnittfläche von ca. 5,5 m² wurde an der Versuchsstation Grub getestet. Einsiliert wurde der erste Schnitt einer Luzerne im dritten Nutzungsjahr. Der Gräseranteil im Bestand war bereits deutlich erhöht, so dass die Siliereignung der Luzerne als vergleichsweise hoch zu bewerten war.
Durchschnittliche Verdichtung stimmt
Bei einem mittleren TM-Gehalt von 38,5 % wurden 90,4 t Frischmasse einsiliert. Der Tunnel wurde bei einer Länge von 30,5 m verschlossen, somit wurde bereits ohne Berücksichtigung der Keile eine Verdichtung von gut 200 kg TM/m³ erreicht. Werden diese einbezogen, liegt die Dichte bei über 220 kg TM/m³, für Luzernesilagen ein guter Wert. Unerwartet waren allerdings die hohen Schwankungen der ermittelten Werte. So wurden in einem Fall nur 150 kg TM/m³ ermittelt, deutlich weniger als der Durchschnitt von 223 kg TM/m³. Über die Ursache lässt sich nur spekulieren.Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Befüllung des Silotunnels aufgrund versuchsbedingter Störungen nur ungleichmäßig erfolgen konnte.
Wo sind die Grenzen?
Die Leistungsgrenzen sind je nach Baureihe sehr unterschiedlich. Die in Grub getestete G4 wurde mit einer durchschnittlichen Anfuhrleistung von 32 t/h bzw. 66,5 t/h in der Spitze nicht vollständig ausgelastet. Die vom Hersteller angegebene Maximalleistung von 10 m³/min (ca. 150 - 200 t/h) kann mit den eingesetzten Kippern jedoch nicht erreicht werden. Ausreichende Rangiermöglichkeiten sowie der Einsatz großvolumiger Abschiebewägen sind Grundvoraussetzungen für sehr hohe Durchsatzleistungen.
Was gibt es bei der Entnahme zu beachten?
Die Fütterungstechniker der Versuchsstation Grub bezeichneten die Entnahme aus dem Silo als problemlos. Abgesehen von der Befüllung, können die Arbeiten durch eine Person erledigt werden. Auch das Entfernen der Silofolie war ohne besonderen Aufwand möglich. Dennoch gibt es einige Eigenheiten zu beachten:
- Die Befüllung erfolgt nach vorn, nicht nach oben wie im Fahrsilo. Somit bilden sich eher senkrechte als waagerechte Schichten. Außerdem bildet der Pressrotor hoch verdichtete „Schollen“. Die Anschnittfläche des Tunnels neigt somit stärker als beim Fahrsilo dazu nach vorn zu kippen, was die Entnahme erleichtern kann.
- Zur Entnahme eignen sich die meisten Techniken, der Blockschneider wurde in Grub nicht getestet. Aufgrund der beschriebenen Schollenbildung und der senkrechten Schichten bei der Verdichtung erreicht man auch mit der Fräse keine ebene Anschnittfläche. Ausreichenden Vorschub vorausgesetzt sollte dies kein Problem darstellen.
- Das Futter muss nach der Entnahme zusammengeschoben werden. Daher bietet sich ausreichend bemessene, befestigte Rangierfläche um den Anschnitt an.
Verarbeitung des Grünguts
Fazit
Der Silotunnel ist eine interessante Alternative zum Fahrsilo, besonders dann, wenn in letzterem der nötige Vorschub nicht realisiert werden kann oder ein Siloneubau nicht mehr lohnt. Für zusätzliche Futtermittel oder Substrate, welche aufgrund des Erntetermins und der Erntemengen Flexibilität der Siliertechnik erfordern, erscheint der Silotunnel gut geeignet. Die erzielte Verdichtung ist im Durchschnitt hoch, bei sehr hohen möglichen Durchsatzleistungen. Um starke Schwankungen bei der Verdichtung zu vermeiden, muss die Maschine gleichmäßig beschickt werden. Eine gut abgestimmte Erntelogistik ist also, wie beim Fahrsilo auch, sehr wichtig. Neben geeigneten Fahrwegen und Rangierflächen ist auch eine wasserundurchlässige Fläche mit der Möglichkeit Sickersäfte aufzufangen dringend anzuraten.
Unten offen und trotzdem dicht? (BLW) 1,6 MB