Forschungs- und Innovationsprojekt
Non-food for feed: Nebenprodukte der Lebensmittelbe- und -verarbeitung in der Schweine- und Geflügelernährung

Bierhefe im Glas.

Bierhefe fällt als Neben­produkt beim Bier­brauen an. Diese wird als Eiweiß­futter­mittel in der Schweine­fütterung eingesetzt.

In den letzten Jahren hat sich die sogenannte "Teller versus Trog"-Diskussion in der Gesellschaft verschärft. Dabei geht es um die Problematik, dass große Mengen an Futtermitteln, vor allem Getreide, in Schweine- und Geflügelfutter eingesetzt werden, die auch in der Humanernährung verwendet werden könnten. Zeitgleich fallen bei der Herstellung von Lebensmitteln sogenannte Nebenprodukte an, die in der Humanernährung oft keine Verwendung mehr finden (zum Beispiel Molke, Bierhefe, Kleie). Viele dieser Nebenprodukte werden traditionell in der Fütterung von Schweinen, Geflügel aber auch Rindern eingesetzt, was eine wichtige Strategie darstellt, die Nahrungskonkurrenz zwischen Mensch und Nutztier zu vermindern. Des Weiteren wird durch den Einsatz von Nebenprodukten in der Schweine- und Geflügelfütterung ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet, der Ressourcen schont und zu einer nachhaltigeren Tierproduktion beiträgt.

Vollständiger Titel des Projekts
Non-food for feed: Nebenprodukte der Lebensmittelbe- und -verarbeitung in der Schweine- und Geflügelernährung zur Reduktion der Nahrungsmittelkonkurrenz zwischen Mensch und Nutztier unter Leistungserhalt und umweltfreundlicher Produktion (Kurztitel: sustainable meat)

Ziel

Ziel des Forschungsprojekts ist es, Strategien zur Aufrechterhaltung und zur Steigerung des Einsatzes von Nebenprodukten in der Schweine- und Geflügelfütterung zu entwickeln.

Methode

Dazu soll zunächst eine Evaluierung des mengenmäßigen Aufkommens an Nebenprodukten in Bayern durchgeführt werden. Dafür werden Hersteller und Inverkehrbringer von Nebenprodukten (Molkerei, Brauerei, Müllerei etc.) befragt.
Da die Nährstoffkonzentrationen in Nebenprodukten einer hohen Variabilität unterliegen können, soll im Zuge des ein Futtermittelmonitoring durchgeführt werden. Dabei sollen Proben von Nebenprodukten hinsichtlich ihres Nährstoff- und Energiegehalts untersucht werden. Diese Daten stellen eine wichtige Grundlage für die Erstellung von Schweine- und Geflügelrationen in der Praxis dar.
Eine Möglichkeit, die Nahrungskonkurrenz zwischen Mensch und Nutztier zu bewerten, ist die Einschätzung der human edible fraction (hef) eines Futtermittels. Mit dem hef-Faktor wird abgebildet, welcher Anteil des Futtermittels potenziell vom Menschen verzehrt werden kann. Beispielsweise wird Weizen in der Literatur oft mit einem hohen hef-Faktor von 80 bewertet. Das bedeutet, dass Weizen zu 80 Prozent eine direkte Nahrungsquelle im Humanbereich darstellt. Viele Nebenprodukte dagegen werden mit einem geringen hef-Faktor (zum Beispiel Weizenkleie = 10) oder sogar einem hef-Faktor von 0 (zum Beispiel Trockenschlempe, Bierhefe) bewertet. Das System des hef-Faktors soll im Projekt weiterentwickelt und in das Futter­berechnungs­programm der LfL "Zifo2" integriert werden, um zu ermöglichen, den hef-Faktor von Rationen bewerten, vergleichen und optimieren zu können.
In Zusammenarbeit mit Beratung und Praxis sollen Rationen für Mastschweine und Mastgeflügel mit vermindertem hef-Faktor entwickelt werden. Diese sollen dann im Rahmen von Fütterungsversuchen (Exakt- und On-farm-Versuchen) überprüft und anschließend bewertet werden. Dabei erfolgt eine Evaluierung von Leistung, Tiergesundheit und Schlachtparametern sowie eine umwelt- und produktionsökonomische Bewertung hinsichtlich Lebensmittel­­konversions­effizienz, Stickstoff- und Phosphor-Ausscheidung, Ökobilanz (Life Cycle Assessment) und Ökonomik.
Wesentlicher Aspekt des Projekts ist der Wissensaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um für den Einsatz von Nebenprodukten in der Schweine- und Geflügelernährung zu sensibilisieren und diesen zu steigern.

Ergebnis

Erste Ergebnisse sind 2025 zu erwarten.
Logo des StMELF und Forschungsland Bayern

Projektinformationen
Projektleitung: Dr. Elisabeth Beckmüller, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Projektbearbeitung/Kooperation:
Elisa Rocci, Martin Schäffler, Dr. Wolfgang Preißinger, Dr. Hubert Schuster, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Dr. Philipp Hofmann, Institut für Landtechnik und Tierhaltung
Dr. Sabine Amslinger, Abteilung Laboranalytik
Anton Reindl, Norbert Schneider, Institut Agrarökonomie
Laufzeit: 01.04.2024 bis 31.03.2027
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
Förderkennzeichen: A/23/17