Forschungs- und Innovationsprojekt
Effekt des Klimawandels auf Pollen in Bayern
Der Klimawandel ist spürbar und messbar in Bayern angekommen und hat vielfältige Folgen. Sowohl für die Umwelt, als auch für die menschliche Gesundheit. Neben direkten Auswirkungen wie z. B. Hitzewellen und Extremniederschläge spielen zunehmend auch indirekte Folgen des Klimawandels eine wichtige Rolle.
Veränderte Umwelteinflüsse führen zu einem Wandel in der Pflanzenwelt, welche versucht sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Dies kann z.B. zu früheren Blühzeitpunkten oder der invasiven Ausbreitung allergener Pflanzenspezies, wie das Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) führen. Oft übersehen wird, dass auch die Grünlandbewirtschaftung und Landwirtschaft sich ebenfalls an den Klimawandel anpassen muss, was wiederum zu Änderungen in den Artengemeinschaften in der Flur führt.
Besonders Allergiker sind von vielen klimabedingten Umweltveränderungen direkt betroffen. Haben doch Änderungen in der Blühperiode oder die Menge von allergenen Pollen in der Luft direkte Auswirkung auf Dauer und Stärke der Beschwerden.
Eine höhere Pollenbelastung hat auch neue allergische Sensibilisierungen zur Folge, d.h. bei fortschreitendem Klimawandel wird neben der Symptomatik auch die Anzahl an Pollenallergikern (Derzeit etwa 15% der bayrischen Bevölkerung) in Bayern zunehmen. Die finanzielle Belastung für das bayerische Gesundheitssystem wird aktuell auf etwa 600 Mio €/Jahr geschätzt.
Um den Bürgern eine Prävention und Vermeidung allergener Pollen zu erleichtern ist es daher wichtig, regionale Pollenkalender an den Klimawandel anzupassen und mit Vermeidungsstrategien, sowie der Identifikation von „Rückzugsgebieten“ beratend zur Seite zu stehen.
Teil des Verbundprojektes
"Klimawandel und Gesundheit" in Bayern (VKG)
Als Bestandteil des Klimaschutzprogramms 2050 der Bayerischen Staatsregierung wird dieses Verbundprojekt von den Bayerischen Staatsministerien für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) sowie für Gesundheit und Pflege (StMGP) mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt sowie des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit finanziert und durchgeführt.
Ziel des Verbundprojektes ist es mit wissenschaftlichen Erkenntnissen die Klimaanpassungsstrategie Bayerns im Handlungsfeld menschliche Gesundheit zu unterstützen. Die Projektergebnisse sollen Akteuren in Bayern bei der Planung, Auswahl und Bewertung geeigneter Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Verbundprojekt "Klimawandel und Gesundheit" in Bayern
Zielsetzung
Das Vorhaben KLIMApollen versucht die zu erwartenden Veränderungen, unter dem Einfluss des Klimawandels, auf den Zeitverlauf und die Allergenität von Pollen in Bayern abzuschätzen.
Für das Forschungsvorhaben wurden zwei, sich ergänzende Schwerpunkte zum Thema Pollenallergenität untersucht, um eine Grundlage für die Bereitstellung detaillierter Informationen für die Öffentlichkeit zu schaffen:
Versuchsteil mit Fokus "Pflanze"
Hier werden Modellpflanzen (Ambrosia, Birke, Hasel, Erle, Pappel) in Klimakammerexperimenten künftigen Klimaszenarien ausgesetzt, um im Detail zu verstehen, welchen Einfluss Umweltbedingungen auf Pollenproduktion (Menge) und Allergenpotential (Qualität) haben.
Versuchsteil mit Fokus "Landschaft"
Hier wird versucht unter Einbeziehung künftiger Klimabedingungen und Vegetationsänderungen die zu erwartenden Pollenkurven und –mengen durch Modellierung vorherzusagen und Pollenkalender zu erstellen. Die Ergebnisse werden in Allergie- Symptomkurven überführt.
Die LfL untersucht hierbei den Einfluss von Landnutzungsänderungen im Zuge des Klimawandels, um deren Einfluss auf die Pollenzusammensetzung abzuschätzen.
Projektablauf
Die Arbeitsgruppe Prof. Menzel der TUM Weihenstephan untersucht den Pollenflug in Bayern mit dem Ziel künftige Pollenflugkalender basierend auf den Klimawandelprognosen des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC) zu erstellen.
Grünland umfasst ca. ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns. Daher ist es für Prognosen von essenzieller Bedeutung den Einfluss der Bewirtschaftung auf den Pollenflug festzustellen. Die LfL erfasst hierzu in Modellgebieten Daten zur Grünlandnutzung via Sentinel-Satelliten (besonders Schnitttermine und -frequenzen) bzw. führt weitere bereits vorhandene Informationen zu diesen Flächen für eine Abschätzung ihrer Einflüsse auf den regionalen Pollenflug zusammen.
In Kombination mit den Phänologiedaten des DWD können die Effekte von veränderten Mahdterminen wie auch anderer Bewirtschaftungsfaktoren untersucht werden.
Dieses Projekt nutzt hierzu Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Projekt GeoCare. Durch den Abgleich dieser Ergebnisse mit Daten aus Pollenmessstationen der letzten Jahre ist es möglich Gräserpollenkonzentrationen in Beziehung zu jährlichen Anbauflächen, Schnitt- und Blühzeitpunkten zu setzten, um potentielle Pollenemissionskarten zu erstellen und den Einfluss von Landnutzung und Bewirtschaftungsänderungen (z. B. extensives Grünland, Streuobstwiesen) neben dem Klimawandel zu erfassen.
Projektinformation
Teilprojektleitung und -bearbeitung: Prof. Dr. A. Menzel
Projektbearbeitung LfL: Dr. S. Hartmann, T. Pawlik
Projektlaufzeit: 01.08.2018 - 31.12.2020
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP)
Förderkennzeichen: 73813
Betreuung: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Projektpartner
- ZAUM- Zentrum Allergie & Umwelt, Technische Universität München/Helmholtzzentrum München, Prof. Dr. Jeroen Buters
- Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt, Technische Universität München, Prof. Dr. Annette Menzel
- Helmholtz Zentrum München, Institut für Biochemische Pflanzenpathologie, und Lehrstuhl für Biochemische Pflanzenpathologie der TU-München, Prof. Dr. Jörg Durner
- Stiftung Deutscher Pollenfluginformationsdienst PID, Prof. Dr. Karl Christian Bergmann
- Universität Augsburg, Institut für Geographie, Prof. Dr. Sabine Timpf
- Technische Universität München, Life Sciences Mathematics Unit (LSMU), Prof. Dr. Donna Pauler Ankerst
Zusammenarbeit im Teilprojekt mit der LfL