Erweiterung der Anbau- und Fütterungsoptionen bei heimischen Eiweißpflanzen – mit besonderem Schwerpunkt auf regional bereits adaptierte Arten
Im Rahmen der Diskussionen rund um die Eiweißinitiative, besteht oft die Gefahr, dass sich diese schnell auf den Themenkomplex rund um Soja einengt. Im Gegensatz hierzu wurde der Ansatz langfristig größere Unabhängigkeit von Importsoja zu erreichen in Bayern von Beginn an deutlich breiter gewählt. So wurden Feldfutterbau und Grünland, als die Flächen mit den höchsten Eiweißflächenerträgen entsprechend ihrer Bedeutung eingebunden.
Aber auch die - besonders für ökologisch wirtschaftenden Betriebe - wichtigen großkörnigen Leguminosen neben Soja fanden Berücksichtigung.
Viele ökologisch wirtschaftende Betriebe, speziell Marktfruchtbetriebe ohne Tierhaltung sind sehr stark auf einen hohen Leguminosenanteil in der Fruchtfolge angewiesen. Die dichte Aufeinanderfolge von Leguminosen, als Zwischen- und Hauptfrucht führt zu einer Anhäufung von Krankheitserregern und anderen ertragsmindernden Faktoren (Leguminosenmüdigkeit).
Der bisher starke Einsatz von Erbsen in all seinen Fassetten von Untersaat, Zwischenfrucht, Grünbrache mit Körnererbse bis hin zur Hauptfrucht erweist sich als zunehmend ungeeignet.
Züchtungstätigkeiten und Forschung bei Ackerbohnen bewegen sich in Deutschland im Vergleich zu anderen Ackerfrüchten auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Bedarf an neuen Sorten wird zwar auf allen Ebenen erkannt. Private Züchter haben sich aber angesichts der geringen Anbauflächen, die nur sehr geringen Rückfluss aus Lizenzeinnahmen erwarten lassen, fast völlig zurückgezogen.
Die Ackerbohne:
- weist aus pflanzenbaulichen Aspekten die geringste Leguminosenmüdigkeit auf (4 Jahre Anbaupause), die höchste Unkrautunterdrückung und exzellenten Vorfruchtwert für Winterweizen
- ist im Vergleich relativ einfach und kostengünstig in der Kulturführung
- kann - bedingt durch Züchtungserfolge in den letzten Jahren - speziellen Anforderungen in der Tierfütterung gerecht werden
Ackerbohnen sind dabei als traditionelles heimisches Eiweißfuttermittel - je nach den Anforderungen der Nutztierart und Leistungsrichtung an spezielle Aminosäuremuster - in unterschiedlichen Anteilen in der Futterration aufnehmbar.
Daneben setzen Gehalte an sekundären Inhaltstoffen wie z. B. Tanninen (Gerbstoffe) oder Vicin / Convicin (zur Gruppe der Pyrimidinglykoside zählend), insbesondere bei der Verfütterung an Monogastrier, Einsatzobergrenzen.
Teil 1: Ergebnisse Qualitätszüchtung an der LfL der Praxis zur Verfügung stellen
In diesem Projektteil sollen die letzten Schritte getan werden, dass Entwicklungen im Bereich der langjährigen Qualitätszüchtung an der LfL die Praxis erreichen.
In einem bereits abgeschlossenen Projekt der LfL wurde Material aus der Zuchtarbeit der eingestellten Arbeitsgruppe „Großkörnige Leguminosen“ auf ihre Inhaltsstoffmuster im Labor überprüft.
Ausgehend von dieser Datengrundlage in Kombination mit Daten aus dem Zuchtgarten und dem Feld wurden Stämme selektiert von denen erste geringe Saatgutmengen zur Verfügung stehen.
Dieses lokal adaptierte Zuchtmaterial zeichnet sich durch sehr geringe Gehalte an Tannin, Vicin und Convicin aus. Im Vergleich zu üblichen Sorten würde ihr Einsatz in der Fütterung geringeren Beschränkungen unterliegen. Beim zeitnahen Erreichen der Sortenreife stünde der Praxis Material zur Verfügung, bei dem auch der Nachweis der Gentechnikfreiheit noch deutlich einfacher zu führen ist, als bei heimischer Sojaproduktion.
Aktuell wird dieses Material vermehrt und auf für eine Anmeldung hinreichende Homogenität geprüft.
Teil 2: Produktionstechnisches Wissen für den Anbau möglichst leicht und breit zur Verfügung stellen
Die Einführung einer „alten“ heimischen Art mit neuen, den Praktikern bisher oft unbekannten inneren wertgebenden Eigenschaften, soll begleitet werden durch spezielle Hinweise hierzu.
Wie aber die Anbauzahlen zu den großkörnigen Leguminosen aufzeigen, haben sich diese bis auf Erbse zu einer „Nischenfrucht“ entwickelt. In solchen Situationen besteht stets die Gefahr, dass früher breit verankertes Wissen schlicht durch mangelnde Anbauroutine in der breiten Masse der Praktiker verloren geht.
Dieser Entwicklung soll im Rahmen des Projektes durch breit zugängliche Veröffentlichungen zur Produktionstechnik bei allen relevanten großkörnigen Leguminosen wie Ackerbohne, Erbse, Lupinen und Sojabohnen als LfL-Schrift, einzelnes Merkblatt und Internetangebot vorgebeugt werden.
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Stephan Hartmann (Arbeitsbereich IPZ 4: Futterpflanzen, Mais, Grünland)
Projektbearbeitung: Anna-Maria Sainer (Arbeitsbereich IPZ 4: Futterpflanzen, Mais, Grünland), Christof Böhm
Laufzeit: 2011 bis 2014
Kostenträger: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten