XXIII. Braugerstentag 2022
Der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Bayerischen Braugerstenanbaues Michael Gutmann begrüßte Ehrengäste und Fachleute und gab einen kurzen Überblick über die vergangene Braugerstenernte. Insbesondere kommentierte er aus der Sicht der Brauer die außerordentlichen Herausforderungen in der Landwirtschaft, angefangen bei der extremen Witterung bis hin zu den gestiegenen Preisen für Energie und Düngemittel.
In seinem Vortrag "Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern" gab Dr. Markus Herz von der LfL einen detaillierten Überblick über den Verlauf der vergangenen Anbausaison und präsentierte Analysen und Ergebnisse aus Praxisproben und Landessortenversuchen.
Ausstellung von Fachinformationen und Gerstenproben
Das Team der LfL präsentierte in einer kleinen Ausstellung Gerstenproben aus den bayerischen Landessortenversuchen für Sommer- und Wintergerste. Auch die Muster der Sieger aus der Braugerstenschau in Moosburg wurden mit den Ergebnissen der Bonitierung für die Besucher das Braugerstentages ausgestellt.
Ehrung der Sieger von regionalen Braugerstenschauen
Auch heuer waren wieder die Sieger aus den regionalen Braugerstenschauen in Moosburg und Kulmbach zum Braugerstentag eingeladen und brachten damit auch die Erfahrung der aktiven Braugerstenerzeuger in die Tagung ein. Die anwesenden Preisträger wurden vom Vorstand der Braugerstengemeinschaft für Ihre Leistung gewürdigt und bekamen als Anerkennung eine Sonderedition ausgewählter Winter- und Weihnachtsbiere überreicht.
Podiumsdiskussion zum Anbau von Sommergerste im Herbst
Das Thema des Anbaus von Sommergerste im Herbst beschäftigt die Branche bereits seit einiger Zeit. Durch drei Impulsvorträge und anschließender Diskussion konnten einige wichtige Informationen zum Vergleich von Sommergerste im Herbst- und Frühjahrsanbau und Winterbraugerste gebündelt werden.
Zunächst stellte Herr Otto Köneke als Repräsentant der KWS Saat in seinem Kurzvortrag die "Vorteile und Risiken im Anbau und der Vermarktung von Winterbraugerste" vor und zeigte, dass Qualität und Ertrag sowie die pflanzenbaulichen Eigenschaften der Wintergerste gut untersucht sind und eine zuverlässige Risikostreuung für die Braugerstenerzeugung ermöglichen.
Martin Breun von der Saatzucht Josef Breun GmbH & Co.KG referierte über "Erfahrungen und Ergebnisse zum Anbau von Sommerbraugerste im Herbstanbau" und kam zu dem Schluss, dass in geeigneten Lagen der Anbau von Sommergerste im Herbst eine gute Ergänzung zur Sicherung der Versorgung wäre. Er betonte aber auch, dass der Herbstanbau von Sommergerste nicht in Konkurrenz zum Anbau in Frühjahr stehen soll.
Alexander Strube, Geschäftsführer der Saatzucht Ackermann GmbH & Co. KG, charakterisierte die "Sommergerste" als hervorragend etablierte Fruchtart, die auch unter den Bedingungen des Klimawandels noch die wichtigste Quelle für die Erzeugung von Braugerste ist.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass jede Fruchtart zur Sicherung der heimischen und regionalen Braugerstenerzeugung ihre Berechtigung hat. Zu beachten ist in erster Linie, dass die Auswahl von Fruchtart und Anbauverfahren zum ausgewählten Standort passen muss.
Winterbraugerste in der Praxis
Wie der Einsatz von Winterbraugerste in der Praxis einer Brauerei verwirklicht werden kann, beschrieb Herr Robert Jell, Leiter Qualitätsmanagement der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu, in seinem Vortrag "Erfahrungen mit dem permanenten Einsatz der aktuellen Winterbraugersten im Brauprozess". Anschaulich stellte er dar, wie die Brauerei nach umfangreichen Versuchen und Tests einen Teil ihres Rohstoffbedarfs mit Winterbraugerste absichert. Ein gewisser Anteil an Winterbraugerste kann nach seiner Erfahrung sehr gut verarbeitet werden. Herr Jell empfiehlt interessierten Brauereien, Versuche zur Verwendung von Winterbraugerste durchzuführen und ggf. eine dem Betrieb entsprechende Menge einzusetzen. Damit kann auch das Risiko für die Rohstoffversorgung reduziert werden.
In seinem abschließenden Grußwort dankte der Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes für Oberfranken Hermann Greif allen, die zum Gelingen des Braugerstentages beigetragen haben. Er hob aus der Sicht des Braugerstenanbauers nochmals die Besonderheiten des Jahres 2022 mit der Trockenheit, den gestiegenen Preisen für Düngemittel und Energie und die durch den Krieg in der Ukraine geänderte Versorgungslage hervor. Auch die Politik stelle die Landwirte mit der Düngeverordnung und den neuen Regelungen der gemeinsamen Agrarpolitik sowie dem angestrebten Ziel von 30% ökologischer Landwirtschaft vor weitere Herausforderungen.
Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern
Dr. Markus Herz vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der LfL berichtete über die Besonderheiten des Braugerstenjahres 2022 und stellte die Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern vor.
Anbau- und Vermehrungsflächen der Sommergerste
- 2022 betrug die Anbaufläche in Bayern zirka 99.000 Hektar.
- Der Ertrag in Bayern belief sich dieses Jahr im Durchschnitt auf 49,1 dt/ha.
- Bayern erzeugt ca. 2% der Sommergerste in Europa.
- Die wichtigsten Sorten in Bayern waren Accordine mit 27%, Avalon mit 22% und Solist mit 11% der Anbaufläche.
- Der Eiweißgehalt war mit durchschnittlich 10,9% in einem guten Bereich, allerdings liegen wegen der lokal stark unterschiedlichen Bedingungen nur ca. 70% der Proben im optimalen Bereich zwischen 9,5 und 11,5%.
- Der Vollgerstenanteil lag mit 88,2% deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.
- Auch der Anteil von Qualitätsbraugerste lag mit ca. 61% unter dem mehrjährigen Mittel.
- Die Qualität hängt stark von der lokal extrem unterschiedlichen Verteilung der Niederschläge und dem Erntezeitpunkt ab.
- Aufgrund der großen Schwankungsbreite ist jede Braugerstenpartie für sich getrennt zu beurteilen.
Witterungs- und Krankheitsverlauf des letzten Vegetationsjahres
- Das Jahr 2022 war von Trockenheit und Hitze geprägt.
- Durch die Verteilung der Niederschläge ergibt sich ein regional extrem unterschiedliches Bild für Ertrag und Qualität.
- Die Aussaat der Sommergerste in Bayern konnte 2022 ab März unter guten Bedingungen durchgeführt werden.
- Abreife und Ernte fanden 2022 durch die Trockenheit bis zu zwei Wochen früher statt als im Vorjahr.
- Der allgemeine Krankheitsdruck war aufgrund der trockenen Witterung bis in den Frühsommer gering. Dennoch zeigte sich auch heuer in den Versuchen, dass gut angepasste Pflanzenschutzmaßnahmen nicht nur auf den Ertrag einen positiven Einfluss haben, sondern auch auf alle Qualitätsmerkmale sowie auf die Aufnahme von Stickstoff in die Pflanzen.
Anbau von Winterbraugerste in Bayern
- Auch 2022 dominierte in der Sortenverteilung der Wintergerste die Zweizeilige mit über 90%.
- Knapp 4% der Anbaufläche wurden mit Winterbraugerste bestellt.
- Die empfohlenen Winterbraugerstensorten überzeugten durch ihre Qualitätseigenschaften.
- Die Qualität neuer sechszeiliger Winterbraugersten kann bei längerer Vermälzungsdauer schon mit den guten Ergebnissen der zweizeiligen Wintergerste mithalten. Zuchtstämme und neue Sorten zeigen das Potenzial zur Verbesserung der Qualität.
Sortenempfehlung des Baugerstenvereins 2022 (www.braugerstengemeinschaft.de)
Sommerbraugerste
- Avalon (Auslauf)
- Accordine (Auslauf)
- Prospect
- Amidala (Einlauf)
Winterbraugerste
- KWS Liga (Auslauf)
- KWS Somerset
Einfluss Pflanzenschutz auf Ertrag und Qualität.
In seinem Folienvortrag - unterstützt durch eine umfangreiche Poster Sammlung - berichtete Dr. Herz zudem über die Auswirkungen von Pflanzenschutz auf Ertrag und Qualität. In den unbehandelten Versuchsvarianten fällt die Kornqualität der Braugerste über die Jahre deutlich schwächer aus. Auch in den Landessortenversuchen mit Sommergerste im ökologischen Landbau liegt nicht nur der Ertrag, sondern auch die Kornqualität deutlich unter den Ergebnissen des konventionellen Anbaus mit integriertem Pflanzenschutz.