Sommerweizen – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Sommerweizenähre mit Marienkäfer im Feldbestand

Sommerweizen hat nur eine geringe Anbaubedeutung. In Bayern stand er in den letzten Jahren auf weniger als 1 % der Getreidefläche. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik wurden heuer rund 6.700 ha Sommerweizen im Frühjahr angebaut. Der im Spätherbst gesäte Sommerweizen wird hierbei nicht berücksichtigt, da er in der Statistik zu den Winterweizen zählt.
Sind die Saatbedingungen im Herbst ungünstig oder fällt ein Teil der Winterungen durch Auswinterung aus, wie 2012 in Nordbayern, ist Sommerweizen plötzlich gefragt. Dies führt dann zwangsläufig zu Engpässen beim Saatgut. Beim Kauf unbekannter ausländischer Sommerweizen ist jedoch auch bei Saatgutknappheit Vorsicht geboten, da der Anbau von nicht angepassten Sorten sowie die Saat von Winterweizen im Frühjahr in der Vergangenheit immer wieder zu Missernten führten.

Bei Frühjahrsanbau von Sommerweizen ist meist mit deutlich geringeren Erträgen im Vergleich zum Herbstanbau von Winterweizen zu rechnen. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen - wie z.B. Frühjahrstrockenheit - ist die Ertragsdifferenz oft besonders groß. Im Frühjahrsanbau bereitet zudem die Gelbe Weizenhalmfliege (Chlorops pumilionis) öfter Probleme. Tritt sie stärker auf, sind die Bestände sehr uneinheitlich. Ein Teil der Pflanzen ist deutlich kürzer und weist Ähren auf, die teilweise oder vollständig in der Blattscheide steckengeblieben sind. Werden diese Halme aufgeschnitten, kann von der Ähre bis zum obersten Halmknoten meist eine bräunliche Fraßrinne und häufig auch die beinlose, gelblich-weiße Made gefunden werden. Der Befall kann zu verkümmerten und im Extremfall zu tauben Ähren führen. Durch eine frühe Saat im Frühjahr lässt sich das Befallsrisiko senken.
Am Oberpfälzer Versuchsstandort Köfering tritt die Gelbe Weizenhalmfliege häufig auf. Im Vorjahr war der Befall in einem Teilbereich so stark, dass dieser aus der Versuchsauswertung genommen werden musste.

Wechselweizen

Sommerweizen wird oft nach spät räumenden Vorfrüchten wie Körnermais oder Zuckerrübe angebaut. Wird er im Spätherbst gesät, kommen Wechselweizen zum Einsatz. Dies sind Sommerweizen, die bei später Herbstaussaat eine gewisse Winterhärte besitzen, aber keinen oder nur einen geringen Kältereiz zum Schossen benötigen. Diese Wechselweizen stehen in Konkurrenz zu spätsaatverträglichen Winterweizen. Verschiedene außerbayerische Versuchsergebnisse zeigen, dass Wechselweizen in der Regel bei Saatterminen ab Ende November Vorteile gegenüber Winterweizen aufweisen.
Ein Plus von Wechselweizen ist seine große Saatzeitflexibilität. Bei ungünstigen Saatbedingungen im Spätherbst, die vor allem nach spät räumenden Vorfrüchten auftreten, ist es mit Wechselweizen möglich, mit der Aussaat auf bessere Verhältnisse - notfalls bis in das Frühjahr hinein – zu warten.

Landessortenversuche

Aufgrund der geringen Bedeutung des Sommerweizens gibt es in Bayern nur in Frankendorf (Erding) und Köfering (Regensburg) einen Landessortenversuch (LSV). Sie werden im Frühjahr gesät. In den Landessortenversuchen werden nach der Zulassung die Sorten auf ihre Leistung speziell unter den bayerischen Umweltbedingungen geprüft.

Wirtschaftlichkeit des Pflanzenschutzmitteleinsatzes

Heuer wurden zehn Sorten in zwei Intensitätsstufen geprüft. Die intensive Stufe 2 wird nach Bedarf mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die extensive Stufe 1 erhält im Unterschied dazu keine Fungizide und keinen bzw. nur eine reduzierte Menge Wachstumsregler. Der Ertragsvorteil der Intensivvarianten beträgt im fünfjährigen Mittel in den bayerischen LSV 7 dt/ha (10 %) bei einem Mehraufwand von rund 110 €/ha (ohne Ausbringung). Aufgrund des geringen Krankheits- und Lagerdrucks waren in den letzten zwei Jahren die Mehrerträge an beiden Standorten nur gering und betrugen maximal 5,5 dt/ha. Heuer dagegen traten am Versuchsort Köfering Blattseptoria und nach der Blüte stark Braunrost auf. Mindererträge in Stufe 1 von im Schnitt 25 % bzw. 19 dt/ha waren die Folge.

Winterhärte

Bis auf Mohican und Lobster wurden alle im LSV geprüften Sorten im Rahmen der Sortenzulassung sowohl bei Frühjahrs- als auch bei später Herbstaussaat (Ende Oktober / November) getestet. Da in den letzten Jahren jedoch kaum Auswinterungsschäden bei den Spätsaatversuchen auftraten, sind Aussagen über die Winterhärte nicht möglich. Vom Bundessortenamt werden deshalb nur alte Sorten wie Jack (E) und Lennox (E) als überdurchschnittlich winterhart beschrieben. Da der LSV ausschließlich im Frühjahr gesät wird, kann dieser auch nicht zur Beurteilung der Auswinterungsneigung herangezogen werden.

Sortenleistung

Eliteweizen (E-Weizen)
KWS Sharki
KWS Sharki kann mit mehrjährigen Relativerträgen von 95 % nicht mit dem neueren E-Weizen KWS Carusum mithalten. Er liefert hohe bis sehr hohe Rohproteingehalte. Ungünstig ist seine starke Lagerneigung. Bei Ährenfusarium, Gelb- und Braunrost zählt er zu den anfälligeren Sorten.
KWS KWS Carusum
KWS Carusum bringt mit Relativerträgen von 99 % für einen E-Weizen gute Ergebnisse. Daneben weist er einen hohen bis sehr hohen Rohproteingehalt sowie ein überdurchschnittliches Hektolitergewicht auf. Die Resistenzen gegen Mehltau, Gelb- und Braunrost sind gut. Die Sorte zeigte heuer am Standort Frankendorf, wahrscheinlich aufgrund mäßiger Saatgutqualität, einen schlechten Feldaufgang. Dies spiegelte sich dort auch in den schwachen Relativerträgen von 83 (Stufe 1) und 85 % (Stufe 2) wider.
Qualitätsweizen (A-Weizen)
Quintus
Quintus, ein begrannter Weizen, schnitt heuer schlecht ab. Mehrjährig liefert er mit Relativerträgen von 91 und 92 % mittlerweile das schwächste Versuchsergebnis. Sein Rohproteingehalt ist hoch und bewegt sich damit auf gut mittlerem A-Weizen-Niveau. Hektolitergewicht und Tausendkorngewicht (TKG) liegen im niedrigeren Bereich. Die Fallzahlstabilität ist unterdurchschnittlich. Quintus hat unter den in Deutschland zugelassenen E- und A-Sorten die beste Resistenz gegen Ährenfusarium. Er eignet sich deshalb gut nach Maisvorfrucht. Anfällig zeigt er sich dagegen für Mehltau, der in den letzten Jahren jedoch nur selten stärker auftrat. In den zwei bayerischen Versuchen wurde Quintus heuer stärker von Braunrost befallen.
Licamero
Licamero erzielt Relativerträge von 99 und 98 %. Er liefert hohe Rohproteingehalte, die in den bayerischen Versuchen im Mittel etwas höher sind als die von Quintus. Abgesehen von der hohen Anfälligkeit für Braunrost zeigt sich die Sorte ausgewogen.
KWS Starlight
KWS Starlight bringt Relativerträge von 100 und 101 %. Sein Rohproteingehalt ist mittel bis hoch und die Fallzahlstabilität mittel. Er gehört damit zu den proteinärmeren und auswuchsgefährdeteren Sommerweizen. Das TKG ist unterdurchschnittlich. Die etwas später reifende Sorte zeigt sich anfälliger für Mehltau. Gegen die Orangerote Weizengallmücke ist sie resistent.
Winx
Winx kann mit guten Relativerträgen von 103 % aufwarten. Mit seinem mittleren bis hohen Rohproteingehalt zählt er zu den proteinschwächeren A-Weizen. Negativ ist seine geringe Standfestigkeit. Mit mittleren Resistenzen gegen Blattseptoria, Gelbrost und Ährenfusarium sowie seiner höheren Braunrostanfälligkeit gehört er zu den krankheitsanfälligeren Sorten.
Mohican
Mohican, eine Neuzulassung, stand heuer erstmalig flächendeckend im LSV. Unter Einbeziehung der Ergebnisse aus der Sortenzulassung bringt er mehrjährige Relativerträge von 104 % und mittlere bis hohe Rohproteingehalte. Seine Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau, Gelb- und Braunrost ist überdurchschnittlich. Die Anfälligkeit für Ährenfusarium ist mittel.
Brotweizen (B-Weizen)
KWS Jordum
KWS Jordum liefert Relativerträge von 102 % sowie hohe Rohproteingehalte und TKG. Mit guten Resistenzen gegen Blattseptoria, Gelb- und Braunrost zeigt sich die Sorte blattgesund. Zusammen mit Quintus weist sie die beste Widerstandsfähigkeit gegen Ährenfusarium auf. Sie besitzt zudem noch eine Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke.
Patricia
Der Grannenweizen Patricia bringt mit Relativerträgen von 102 und 101 % ein mit KWS Jordum vergleichbares Ergebnis, liefert aber mit seinem mittleren bis hohen Rohproteingehalt etwas geringere Eiweißwerte. Das TKG ist hoch. Die langstrohige, mittel bis gut standfeste Sorte besitzt eine gute Mehltau- und Braunrostresistenz. Auf Gelbrostbefall ist zu achten.
Lobster
Lobster, eine Neuzulassung, stand heuer erstmalig im LSV. Sie erzielt Relativerträge von 104 %, liefert aber mit ihrem mittleren bis geringen Rohproteingehalt die niedrigsten Werte im Versuch. Ihr TKG ist hoch. Die etwas später reifende Sorte verfügt über gute Resistenzen gegen Mehltau und Gelbrost.

Ergebnisse "Anbaugebiete Süddeutschland"

Die Datenbasis bei Sommerweizen ist in allen Bundesländern gering. Deshalb werden alle Versuche aus der Südhälfte von Deutschland gemeinsam verrechnet und unter dem Begriff "Anbaugebiete Süddeutschland" veröffentlicht.
In die mehrjährige Ertragsverrechnung gingen 50 Versuchsergebnisse aus den letzten fünf Jahren ein. Wegen der geringen Anzahl an bayerischen Versuchen wurden für die Ertragsauswertung auch Standorte aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen berücksichtigt. Die Sorte Quintus war überall vertreten. Bei den anderen Sorten wurden die fehlenden Ergebnisse mit einem Rechenmodell hochgerechnet. So können alle Sorten, unabhängig von ihrer Prüfdauer, direkt miteinander verglichen werden. Die Prüfgenauigkeit ist allerdings bei geringerer Versuchsanzahl geringer.