Die Ergebnisse aller Standorte wurden in einer Broschüre praxisgerecht zusammengefasst. Der Ratgeber beinhaltet wichtige Kennzahlen zu optimaler Einstellung und Einsatzbedingungen der jeweiligen Geräte, u.a. frühester Einsatzzeitpunkt, Fahrgeschwindigkeit, ggf. Federspannung. Nach einer allgemeinen Darstellung der genutzten Geräte wird spezifisch auf die anspruchsvolle Unkrautregulierung in der Reihe der Kulturarten Petersilie, Melisse, Arnika und Pfefferminze eingegangen. Eine wirtschaftliche Bewertung der mechanischen Unkrautregulierung in Petersilie rundet die Broschüre ab.
Im Verbundprojekt wurden an der Universität Bonn weitere Untersuchungen zu Vorauflaufverfahren (vor gesäter Melisse) durchgeführt wie dem Zeitpunkt und der Art der Bodenbearbeitung, die Blindstriegelhäufigkeit und zur Verwendung unkrautfreien Substrats in der Särille. Im Teilvorhaben des Partners Pharmaplant wurden im Kamilleanbau verschiedene Kombinationen mechanischer und chemischer Unkrautregulierung erprobt. Sowohl bei Melisse als auch Kamille lag der Fokus der Auswertung in der Bestandsetablierungsphase.
Im Folgenden sind einige der Ergebnisse von den Standorten Baumannshof und Puch (BaySG) im Teilvorhaben der LfL zusammengefasst.
Pfefferminze
Während in der Anlage 2019 bereits im Pflanzjahr zahlreiche Geräteprüfungen erfolgen konnten, war die Kultur der Anlage 2020 bis etwa Mitte September noch nicht fest genug etabliert, um bei einem der Geräte Einstellungen zu finden, bei denen die Pfefferminzen nicht aus dem Boden gezogen worden wären. Witterungs-, jedoch auch sortenbedingt hatte sich die ‘Multimentha‘ deutlich schlechter etabliert als die ‘Fränkische Dunkle‘ im Jahr zuvor.
Mit dem Treffler-Striegel wurden in vier Einsätzen im Exaktversuch jeweils in der jungen Anlage noch vor dem Winter Wirkungsgrade zwischen 86 % und 98 % bei Fahrgeschwindigkeiten von 6-9 km/h und einem Zinkendruck von 6-9 auf der geräteeigenen Skala erreicht. Der Schädigungsgrad (Verschütten) blieb deutlich unter 10 % und war nach ca. 3 Tagen um 1-2 %-Punkte verringert.
Auch mit dem Rollstriegel konnten Wirkungsgrade von 91-92 % bei Fahrgeschwindigkeiten von 4-7 km/h und einem Zinkendruck von 3 auf der geräteeigenen Skala erreicht werden.
Die Fingerhacke konnte vor allem in den Wochen nach der Pflanzung mit Wirkungsgraden von 91-96 % bei Fahrgeschwindigkeiten von 2-3 km/h erfolgreich eingesetzt werden. Nach dem Winter lagen die Wirkungsgrade bei 76-79 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von 7 km/h.
Die Torsionshacke erwies sich lediglich 17 Tage nach der Pflanzung mit einem Wirkungsgrad von 95 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von 3 km/h und einer Arbeitstiefe von 5 cm als geeignet.
Auch bei den Häufelscharen waren lediglich die ersten Einsätze nach der Pflanzung mit Wirkungsgraden von 70-87 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von nur 2 km/h erfolgreich.
Engelwurz
Die positiven Erfahrungen bezüglich des Blindstriegelns aus dem Jahr 2019 konnten in der Neuanlage 2020 vertieft werden. Die Maßnahme wurde bei einer Arbeitstiefe von 1 cm, einer Fahrgeschwindigkeit von 5 km/h und einem Zinkendruck der Stufe 5 durchgeführt. Eine Unkrautauszählung 14 Tage nach dem Striegeleinsatz ergab eine durchschnittliche Reduzierung des Unkrautaufkommens um 44 % in der blindgestriegelten Fläche im Vergleich zur unbearbeiteten Kontrollfläche.
In den 2021 ergänzend durchgeführten Tastversuchen mit Petersilie, Schwarzkümmel und Kerbel zeigte sich, dass bei günstiger Wetterlage auch Kulturen mit Auflaufzeiten bis 2 Wochen erfolgreich blindgestriegelt werden können. Petersilie konnte bis zum Austreten des Keimlings aus der Samenschale (ca. 3 Tage vor Auflauf) ein letztes Mal blindgestriegelt werden.
Für die Unkrautregulierung in Engelwurz nach dem Winter konnten lediglich im Frühjahr 2022 vor Bestandsschluss Striegel und Fingerhacke getestet werden. Beide Geräte waren effektiv und hatten keinen Einfluss auf den Wurzeldrogenertrag (im Mittel 45,5 dt/ha) im Vergleich zur gejäteten Kontrolle.
Arnika
Der erste Einsatz mit dem Striegel im Exaktversuch konnte in der Anlage 2020 43 Tage, in der Anlage 2021 bereits 16 Tage nach Pflanzung realisiert werden. Der sehr viel spätere Ersteinsatz ist größtenteils dem sehr inhomogenen Bestand aus 2020 geschuldet. In dieser Anlage wurden nur Wirkungsgrade von 46-66 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von 5 km/h und mittlerem Zinkendruck erreicht. In der Anlage 2021 konnten in sechs Einsätzen Wirkungsgrade von 88-98 % bei Fahrgeschwindigkeiten von 3-6 km/h und einem Zinkendruck von 4-7 auf der geräteeigenen Skala erzielt werden. Der Striegeleinsatz im folgenden Frühjahr beschädigte die Anlagen der Blütentriebe und führte zu einem rund 30% geringeren Blütenertrag. Der Wurzelertrag im Herbst 2022 war nach 7 Striegeleinsätzen.
Durchweg gute Ergebnisse mit Wirkungsgraden von 78-93 % konnten mit der Fingerhacke bei zumeist nur sehr geringer Schädigung in Form von leichter Staubbedeckung der äußeren Blätter erzielt werden. Dabei konnte ab ca. 80 Tage nach Pflanzung mit einer Fahrgeschwindigkeit von 5-6 km/h (zuvor 2 km/h) gefahren werden. Die Überfahrt im Knospenstadium beschädigte die Knospen und reduzierte den Ertrag um rund 30%.
Im mittleren Bereich lagen die Wirkungsgrade bei den drei Einsätzen mit der Torsionshacke in der Anlage 2020. Während beim ersten Einsatz ein Wirkungsgrad von 65,3% erreicht werden konnte, fielen die weiteren Maschineneinsätze mit 59,8% und 56,1% geringfügig schlechter aus.
Der Einsatz der Häufelwerkzeuge erwies sich in weiten Teilen als nicht gut geeignet für den Einsatz in der vor allem auch auf Verschüttung empfindlich reagierenden Arnika. In jüngeren Kulturpflanzenstadien konnte zwar mittels Hohlschutzscheiben ein zu starkes Verschütten der Arnika verhindert oder vermindert werden, dabei konnte jedoch nur eine geringe Wirkung gegenüber dem in der Reihe stehenden Unkraut erzeugt werden. Zu späteren Zeitpunkten, als die Arnika etwas größer und somit auch robuster gegen leichtes Verschütten war, mussten die Hohlschutzscheiben jedoch abmontiert werden, da durch sie die Blätter der Rosetten zu stark beschädigt wurden. Die Wirkungsgrade bei den beiden in der Exaktversuchsfläche gefahrenen Einsätze lagen dementsprechend auch nur bei 48% und 36,6%.
Mit dem Rollstriegel konnte keine Einstellung in Arnika gefunden werden, bei der die Kultur nur in verträglichem Maße geschädigt worden wäre. Testfahrten führten zu zahlreichen ausgerissenen Rosetten auch noch zu späteren Zeitpunkten in der Saison sowie erhebliche Blatt- und Wurzelschäden.
Petersilie
Entgegen mehrerer Experteneinschätzungen wurde ein erster Striegeleinsatz (gezogen; Treffler) in der Petersilie bereits 3 Wochen nach Aussaat, kurz nach Auflauf der Petersilie (BBCH 10) erfolgreich geprüft. Dabei musste jedoch sehr langsam gefahren und Zinkendruck sowie Arbeitstiefe mit 2 cm sehr gering gehalten werden, so dass der Wirkungsgrad des Einsatzes bei nur 34,5 % lag. Die bei der in den Exaktversuchsparzellen als tolerierbar eingeschätzten Kulturschäden traten in Form einzelner herausgerissener Pflanzen sowie leichter Verschüttungen auf. Beim zweiten möglichen Striegeleinsatz in der Petersilie unmittelbar nach dem ersten Schnitt konnte bei deutlich aggressiveren Geräteeinstellungen ein Wirkungsgrad von durchschnittlich 66,5 % erzielt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in einzelnen Parzellen ein extrem geringer Unkrautdruck herrschte, während in anderen deutlich mehr Unkraut zu finden war. So erklärt sich auch die mit einem Wert von 29,7 % erhebliche Standardabweichung.
Der erste vorsichtige Rollstriegeleinsatz mit einer Fahrgeschwindigkeit von 3 km/h und einem Zinkendruck von 2 auf der geräteeigenen Skala knapp 4 Wochen vor dem ersten Schnitt erbrachte einen Wirkungsgrad von 48,3%. Die hohe Standardabweichung (27,8 %) erklärt sich auch hier durch sehr ungleichmäßig verteiltes Unkraut in den einzelnen untersuchten Parzellen und Boniturpunkten. Mit einem Wirkungsgrad von durchschnittlich 63,4 % fiel das Ergebnis des zweiten Rollstriegeleinsatzes 9 Tage nach dem ersten Schnitt mit einer Fahrgeschwindigkeit von 7 km/h und einem Zinkendruck von 4 auf der geräteeigenen Skala deutlich zufriedenstellender aus. Problematisch waren hier kriechende Unkräuter wie vor allem Ehrenpreis (BBCH 65), die aus dem Petersilienbestand geräte-mechanisch nur noch schwerlich entfernt werden konnten.
Beim Einsatz der Häufelwerkzeuge 94 Tage nach der Saat konnte ein Wirkungsgrad von 56,1% erreicht werden. Dieser ergab sich in erster Linie durch das Verschütten kleiner, frisch gekeimter Unkräuter an den Rändern der Petersilienreihen. Die zu diesem Zeitpunkt teilweise sehr großen Unkräuter sowie solche, die sich wie beispielsweise Ehrenpreis zwischen den Petersilienpflanzen befanden, konnten nicht bekämpft werden.
Die Erntedurchgänge in der Petersilie ergaben nicht zuletzt aufgrund des witterungsbedingt sehr hohen Handjäte-Anteils in der Unkrautbekämpfung keine nennenswerten Ertragsunterschiede zwischen den Gerätevarianten.
Die Fingerhacke konnte vor allem in den Wochen nach der Pflanzung mit Wirkungsgraden von 91-96 % bei Fahrgeschwindigkeiten von 2-3 km/h erfolgreich eingesetzt werden. Nach dem Winter lagen die Wirkungsgrade bei 76-79 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von 7 km/h.
Die Torsionshacke erwies sich lediglich 17 Tage nach der Pflanzung mit einem Wirkungsgrad von 95 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von 3 km/h und einer Arbeitstiefe von 5 cm als geeignet.
Auch bei den Häufelscharen waren lediglich die ersten Einsätze nach der Pflanzung mit Wirkungsgraden von 70-87 % bei einer Fahrgeschwindigkeit von nur 2 km/h erfolgreich.