Ökozüchtungsplattform Ruhstorf: Etablierung einer partizipativen Kooperationsplattform zur Unterstützung der Sortenentwicklung für den Ökolandbau
Deutschland besitzt aktuell den größten Ökomarkt in Europa mit einem ständig steigenden Umsatz. Dabei nimmt Bayern eine Vorreiterrolle ein. Für die Wirtschaftlichkeit der Produktion im ökologischen Landbau ist im pflanzlichen Bereich der Einsatz geeigneter Sorten von entscheidender Bedeutung.
Hier gibt es große Defizite: Das Angebot an Saatgut aus ökologischer Züchtung ist zu gering, um den Bedarf zu decken. Es werden jährlich 1,8 Mio ha Fläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet; allerdings setzt ein Großteil dieser Betriebe weiterhin lediglich "ökologisch vermehrtes Saatgut" ein, das nicht unter Ökobedingungen entwickelt wurde und somit nicht optimal an die Bedingungen des Ökolandbaus angepasst wurde. So werden die Potenziale von an den Ökolandbau angepassten Sorten im Hinblick auf Ertrag, Qualitätseigenschaften und spezielle agronomische Eigenschaften wie schnelle Bodenbedeckung oder Nährstoffaneignungsvermögen nicht genutzt.
Zielsetzung
Der Schwerpunkt in diesem Projekt liegt bei Mais, Braugerste und Winterroggen, die als Modell für weitere Fruchtarten dienen.
Hintergrund
Deutschland besitzt innerhalb Europas den größten Ökomarkt und nach den USA den zweitgrößten weltweit. Die Ökoanbaufläche nimmt zwar kontinuierlich, jedoch mit 3 % jährlich weniger stark zu als der Ökolebensmittelmarkt wächst. Die Nachfrage nach Bioprodukten übersteigt allerdings das heimische Angebot bei weitem. Ein Großteil der ökologisch erzeugten Rohwaren muss deshalb importiert werden. Die auf ökologischen Anbau spezialisierte Landwirtschaft in Deutschland muss aufpassen, nicht abgehängt zu werden. Dementsprechend ist die Unterstützung des heimischen Ökolandbaus wichtig.
Anforderungen an Ökosorten
Zuchtbetriebe, die eine eigene Ökozüchtung anbieten, gibt es in Deutschland nur wenige, in Bayern keine.
Dementsprechend stehen für die Praxis bisher nur einige solcher Sorten zur Verfügung. Nur wenigen Betrieben steht ökologisches Saatgut zur Verfügung, die übrigen Betriebe setzen weiterhin nur ökologisch vermehrtes Saatgut ein, das nicht ökologisch gezüchtet, aber mindestens ein Jahr lang auf einem anerkannten Bio-Betrieb vermehrt wurde.
Situation in Bayern
Methode
- Aufbau eines Gremiums von Vertretern und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Verarbeitung, Landwirtschaft und Verbraucherschaft
- Flächenbereitstellung für eine partizipative Züchtung
Ergebnis
Forum zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung in Bayern
Die Mitglieder des Forums hörten bereits Vorträge zu den folgenden Themen:
- "Züchtungstechniken im ökologischen Landbau" (Dr. Monika Messmer (FiBL))
- "Rechtliche Rahmenbedingungen beim Zulassungsverfahren einer Ökosorte bzw. von ökologisch heterogenem Material" (Friedhilde Trautwein (Bundessortenamt); Carl Vollenweider (F&D Dottenfelderhof); Gebhard Rossmanith (Bingenheimer Saatgut e.V.))
- "Saatgutmarkt und die Ansprüche an eine Sorte für den ökologischen Landbau" (Anna-Lena May (bioverita e.V.), Stefan Weller (Vermarktungsgesellschaft BioBauern mbH), Friedrich Mechler (Markgesellschaft der Naturland Bauern AG))
- "Körnerleguminosenzüchtung für den ökologischen Landbau" (Werner Vogt-Kaute (Naturland Beratung), Monika Messmer (FiBL), Adolf Hörl (OamaHof))
- "Markergestützte Selektion in der Pflanzenzüchtung" (Grit Schwertfirm (LfL – Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Abteilung Genomanalyse, Genquellen))
Falls Sie Interesse an den Präsentationen zu den Vorträgen haben, können wir Ihnen diese gerne zur Verfügung stellen. Wenden Sie sich bitte per E-Mail an uns.
E-Mail: oekozuechtung.ruhstorf@LfL.bayern.de
Ökozüchtungsplattform
Im zweiten Projektjahr wurde die Ökozüchtungsplattform wieder gut von den Pflanzenzüchtungsunternehmen angenommen. Die Prüfung der Sommergerste konnte auf insgesamt vier Standorte ausgebaut werden, Ruhstorf, Mungenhofen, Neuhof und Blaufelden. Maiszüchtungsversuche und Winterroggensorten-Screeningparzellen waren am Standort Ruhstorf a.d.Rott etabliert. Zusätzlich standen am Standort Ruhstorf Versuche zu den Kulturarten Wintergerste und Hafer.
Versuchsergebnisse
Winterroggen
Abbildung 1
Eigenschaften | Form | Bräunung | Krumen- lockerung | Poren- gleichmäßigkeit | Krumen- elastizität | Struktur | Geschmack |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sensorik nach 24 h | gut | normal | gut | gleichmäßig | gut | gut | einwandfrei |
Sensorik nach 120 h | gut | normal | gut | gleichmäßig | ungenügend | zu trocken | einwandfrei |
Abbildung 2
Eigenschaften | Form | Bräunung | Krumen- lockerung | Poren- gleichmäßigkeit | Krumen- elastizität | Struktur | Geschmack |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sensorik nach 24 h | gut | normal | gut | ziemlich gleichmäßig | gut | gut | einwandfrei |
Sensorik nach 120 h | gut | normal | gut | ziemlich gleichmäßig | ungenügend | zu trocken | einwandfrei |
Mais
Die EU-Bio Basisverordnung VO (EU) 2018/848 ermöglicht erstmals die Registrierung und den Vertrieb von diesem ökologisch heterogenem Material.
Landesanstalt für Landwirtschaft
- Weihenstephaner 1
- Weihenstephaner 2
- Weihenstephaner 3
- Tambudzai
Dottenfelderhof
- Almito
- Bogdan
Getreidezüchtung Peter Kunz
- Evolino
Projektpartner
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Markus Herz
Projektbearbeitung: Dr. Barbara Eder, Lucia Holmer
Projekttitel: Etablierung einer partizipativen Kooperationsplattform der LfL mit den bayerischen Pflanzenzüchtern, Verarbeitern, Anbauverbänden und Landwirten zur Unterstützung der Sortenentwicklung für den Ökolandbau
Laufzeit:
Phase I: 01.01.2020 bis 31.12.2022
Phase II: 01.01.2023 bis 31.12.2024
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; Neumarkter Lammsbräu, Gebr. Ehrnsperger KG, Landshuter Kunstmühle C. A. Meyer's Nachf. AG
Förderkennzeichen:
Phase I: StMELF A/19/12
Phase II: StMELF: A/22/10