Glyphosat
Mit der Neubewertung von Glyphosat wurde durch die europäischen und die beteiligten nationale Behörden ein sehr aufwändiges und transparentes Verfahren Ende des Jahres 2023 abgeschlossen. Die Zulassungsfähigkeit aufgrund der fachlichen Bewertung reichte dennoch nicht für ein qualifiziertes Votum der Mitgliedstaaten für oder gegen eine Wiederzulassung. Demzufolge wurde von der Kommission eine erneute Zulassung bis 2033 ausgesprochen.
Spannungsfeld Glyphosat
Neubewertung in Europa und international
Im Rahmen des Zulassungsverfahrens wurden von den zuständigen Behörden und wissenschaftlichen Institutionen keine Gründe festgestellt, die gegen eine erneute Zulassung sprechen. Diese europäische Beurteilung steht damit im Einklang mit der Wirkstoffbewertung der Zulassungsbehörden in den USA, in Kanada oder in Australien und entspricht dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Als Gegenargumente werden vorwiegend toxikologische Befürchtungen und Bedenken hinsichtlich negativer Effekte im Bereich der Biodiversität aufgeführt. Hintergründe dieser Vorbehalte sind oft Erfahrungen aus der internationalen Anwendungspraxis von Glyphosat in Glyphosat-resistenten Kulturen.
Im europäischen Zulassungsverfahren wurden neben internen, standardisierten Studien die aktuell verfügbare wissenschaftliche Literatur und alle Einwände des Verfahrens der Öffentlichkeitsbeteiligung berücksichtigt. Hieraus resultiert, dass nach derzeitigem Stand des Wissens bei einer sachgerechten Anwendung von Glyphosat-haltigen Herbiziden und der daraus zu erwartenden Exposition keine Gefahr für Anwender, Verbraucher und dem Naturhaushalt entsteht. Auf toxikologische, insbesondere humantoxikologische, Fragestellungen wird im Weiteren nicht intensiver eingegangen.
Landwirtschaft als größtes Anwendungsgebiet
Der Großteil der in Deutschland abgesetzten Glyphosat-Menge wird in der Landwirtschaft bzw. im Ackerbau eingesetzt. Damit trägt die Landwirtschaft eine hohe Verantwortung für einen sachgerechten und umweltverträglichen Einsatz dieses Wirkstoffes. Im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes stellt sich immer die Frage, ob der Einsatz eines chemischen Pflanzenschutzmittels erforderlich ist, oder ob nicht-chemische Alternativen zu bevorzugen sind. Eine entsprechende Nutzungsabwägung zielt hierbei auf die Frage des notwendigen Maßes bzw. Einsatzumfangs.
Glyphosat hat allerdings auch eine große Bedeutung für bestimmte, besonders bodenschonende Anbauverfahren wie etwa die Mulch- und Direktsaat. Deshalb ist eine weitergehende Analyse zur Nachhaltigkeit der Anwendung von Glyphosat im Ackerbau notwendig. Hierbei sind neben ökonomischen und ökologischen Aspekten auch soziale Zusammenhänge zu berücksichtigen. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist hierbei zweifellos von Bedeutung. Das zeigt schon das aktuelle politische Ziel, mittelfristig auf den Einsatz von Glyphosat grundsätzlich zu verzichten.
Eigenschaften, Anwendung und Alternativen
Im Rahmen des Insektenschutzprogramms wurde die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft erheblich eingeschränkt. Hintergrund sind die angenommenen negativen Auswirkungen auf die Agro-Biodiversität. Durch die Novellierung der Pflanzenschutzmittel-Anwendungsverordnung wurden generelle Anwendungsverbote in bestimmten Gebieten und Anwendungsbereichen festgesetzt. Die zulässige Anwendung wurde zudem von bestimmten Kriterien abhängig gemacht. Mehr
Glyphosat ist ein breit systemisch wirksames und primär blattaktives Herbizid mit relativ günstigen Eigenschaften hinsichtlich der Umweltverträglichkeit. 20 unterschiedliche Präparate sind für den Einsatz in der Landwirtschaft und einer Reihe weiterer Einsatzgebiet zugelassen. Mehr
Seit der Markteinführung im Jahr 1974 hat Glyphosat als Spezial-Herbizid eine erhebliche Bedeutung zur Bekämpfung von Problemunkräutern und zur Umsetzung von spezifischen Anbautechniken erlangt. Inzwischen wird die Anwendungsfähigkeit durch die Entwicklung resistenter Unkräuter gefährdet. Mehr
Die spezifischen Eigenschaften und das Wirkungspotenzial von Glyphosat hat zu einer enormen Steigerung des Anwendungsumfangs geführt. In der Landwirtschaft schwankt die Einsatzintensität je nach Betriebstyp und Anbauverhältnissen von Nicht-Anwendern bis hin zum regelmäßigen Einsatz. Mehr
In der Landwirtschaft sind Glyhosat-Herbizide mit sehr unterschiedlichen Indikationen bzw. Anwendungsgebieten zugelassen. Die größte Bedeutung haben die Unkrautbekämpfung nach der Ernte bzw. auf der Stoppel und der Einsatz vor der Saat bzw. vor dem Auflaufen verschiedener Kulturen. Als Alternative können viele Anwendungen durch Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur Unkrautregulierung ersetzt werden. Mehr
Der wirtschaftliche Nutzen von Glyphosat besteht in der nachhaltigen Bekämpfung von Problemunkräutern mit entsprechender Ertragswirkung in den Ackerbaukulturen und als Anwendung zur Unterstützung der konservierenden Bodenbearbeitung im Mulch- und Direktsaatverfahren. Die Umsetzung des Nutzwertes ist von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich. Mehr
Nach der Ausbringung wird Glyphosat sehr rasch an Bodenpartikel gebunden und mikrobiell abgebaut. Der Wirkstoff neigt nicht zur Verdunstung. Belastungen im Grundwasser sind sehr selten. Im Oberflächengewässer wird dagegen Glyphosat und der Metabolit AMPA relativ häufig nachgewiesen. Der Einfluss auf die Biodiversität ist umstritten, da der Wirkstoff nicht in vorhandenen Kulturen eingesetzt werden kann und keine Dauerwirkung besitzt. Mehr
In der angewandten Forschung werden zurzeit verschiedene Projekte betrieben, um auf den Einsatz von Glyphosat in verschiedenen Produktionsverfahren verzichten zu können. Mehr
Zusammenfassender Überblick
Der Wirkstoff Glyphosat ist ein jahrzehntelang eingesetztes und bewährtes Herbizid. Während anfangs die effiziente und nachhaltige Bekämpfung von Problemunkräutern wie etwa von Quecken und Disteln als Stoppelbehandlungen den Vorrang hatte, wurde das Herbizid zunehmend zur Unterstützung von bodenschonenden Anbauverfahren im Rahmen der konservierenden Bodenbearbeitung verwendet.
Ein relativ neues Anwendungsgebiet ist die gezielte Regulierung von herbizidresistenten Unkräutern, wie etwa Acker-Fuchsschwanz. Da Glyphosat kein beliebiges, austauschbares Herbizid ist, hätte ein Verbot oder ein vollständiger Verzicht produktionstechnische, wirtschaftliche und ökologische Folgen, die in der konventionellen Landwirtschaft nicht vollständig kompensiert werden können.
Obwohl die Anwendungsintensität von Glyphosat in Bayern im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bereits relativ niedrig ist, besteht die Herausforderung für Forschung, Beratung und Anbaupraxis den Einsatz noch zielgerichteter und sparsamer zu gestalten. Alternative Produktionsmethoden können die Abhängigkeit von einem einzelnen Wirkstoff vermeiden und die gesellschaftliche und politische Akzeptanz für den chemischen Pflanzenschutz und die konventionelle Landwirtschaft fördern.
Intention dieses Webauftritts
Neben Fachinformationen zum Wirkstoff und der Bedeutung in der landwirtschaftlichen Anwendung werden nachfolgend die einzelnen Anwendungsgebiete vorgestellt und alternative Verfahren bewertet. Zusammenfassend werden ökonomische und ökologische Aspekte hinsichtlich des Einsatzes von Glyphosat und geeigneter Alternativen diskutiert. Das Ziel ist, jedem einzelnen Landwirt und Berater Grundlagen für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Verwendung zu liefern und die Möglichkeiten auf einen Verzicht durch alternative Methoden aufzuzeigen.