Im Rahmen des bayerischen Aktionsprogramms zur Bekämpfung der Ambrosia artemisiifolia (Ambrosia) wurden in Bayern in den Jahren 2007 bis 2018 insgesamt 464 Bestände mit mehr als 100 Pflanzen gemeldet. Die Meldungen stammen von dem im Auftrag des Ministeriums für Umwelt und Gesundheit bayernweit tätigen Experten Dr. Nawrath, von den Fachkräften der Kreisverwaltungsbehörden sowie vereinzelt auch von Privatpersonen.
Schwerpunkte der Ausbreitungen - "Dunkelziffer"
Schwerpunkte der Ambrosia-Verbreitung liegen in den Regierungsbezirken Oberbayern und Mittelfranken sowie teilweise in Niederbayern, während die Bezirke Schwaben, Unterfranken, Oberfranken und Oberpfalz weiterhin als eher schwach betroffen eingeschätzt werden können. Aufgrund einer vermutlich relativ hohen „Dunkelziffer“ nicht entdeckter Ambrosia-Vorkommen geben diese Angaben allenfalls eine Tendenz wieder und sind nicht als absolut zu verstehen. Berücksichtigen sollte man auch den Zusammenhang zwischen der Aktivität und der Motivation der Beteiligten und der Fundhäufigkeit – nach dem Motto „wer viel sucht, der viel findet“.
Grünstreifen von Autobahnen und Bundesstraßen
Eine Besonderheit stellen die über längere Distanzen befallenen Grünstreifen von Autobahnen und Bundesstraßen dar. Die ersten Funde dieser Art betrafen die von der österreichischen Grenze ausgehenden Autobahnen A8 und A3. Mittlerweile gibt es jedoch auch größere Funde z.B. rund um München an den A8, A9, A92 und A99, in Nordbayern an den A3, A6, A9, A73 und A93 sowie an der B16 zwischen Ingolstadt und Rain am Lech und der B2 nördlich von Augsburg. Die Ursache dieses Befalls entlang von Fernstraßen ist noch nicht vollständig geklärt. Neben dem Sameneintrag über an Fahrzeugen anhaftendem Erdmaterial kann auch der Verlust von Transportmaterial (z.B. Futtermittel, Saatgut) als Ursache in Frage kommen. Dieser großflächige Befall ist ein großes Problem für die zuständigen Stellen, das sicher nicht kurzfristig zu lösen sein wird.
Weitere häufig betroffene Flächen in Bayern
Unter den mit Ambrosia befallenen landwirtschaftlichen Nutzflächen befinden sich eine große Anzahl an Flächen für die Produktion von Schnittblumen zur Selbstbedienung. Der Ausgangsbefall dieser Schnittblumenflächen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf mit Ambrosia verunreinigtes Saatgut bzw. Vogelfutter, das zur einfachen Ansaat verwendet wurde, zurückzuführen. Gleiches gilt für extensiv bewirtschaftete „Wildäcker“, die mit Saatgutmischungen, die Futter und Deckung für Wildtiere liefern sollen, eingesät werden. Noch häufiger sind Verkehrsflächen betroffen, hierzu zählen sowohl großflächige Bestände entlang von Autobahnen als auch kleinere, abgegrenzte Bestände im kommunalen Bereich z.B. auf Verkehrsinseln oder Parkplätzen. Hier lässt sich das Auftreten der Ambrosia häufig auf im Zuge von Bauarbeiten eingebrachtem Erdmaterial zurückführen. Ein dritter Schwerpunkt sind Freiflächen, die über einen längeren Zeitraum ohne dauerhaften Bewuchs bleiben, z.B. unbebaute Grundstücke innerhalb des Siedlungsbereichs, Erdlager oder Ruderalstandorte in der Landschaft wie Steinbrüche oder Sandgruben.
Dokumentation Bekämpfungserfolg
Sobald die Ambrosia auf geeigneten Standorten ein nachhaltiges Samenpotential aufgebaut hat, sind die Voraussetzungen für eine bestandsbildende Entwicklung gegeben.
Seit dem Jahr 2010 wird auch der Bekämpfungserfolg auf den seit 2007 gemeldeten Flächen dokumentiert. Von allen zwischen 2007 und 2017 gemeldeten 424 Beständen konnten 2018 immerhin 137 als Ambrosia-frei bezeichnet werden, bei weiteren 87 wurde eine Verringerung auf weniger als 100 Pflanzen angegeben. Die Informationen sind allerdings nicht immer eindeutig. Vor allem bei den aktuell 196 gemeldeten Vorkommen an Fernstraßen ist die Dokumentation schwierig und der Bekämpfungserfolg bisher gering.