Herbizidwirkung gegen Ambrosia (Präparatetest)
Ambrosiabestand kurz vor der Blüte
Die Ambrosia ist ein invasiver Neophyt, der eine erhebliche Gesundheitsgefahr für Pollenallergiker darstellt.
Bei einer zunehmenden Ausbreitung ist nach bisherigen Erkenntnissen ein Bevölkerungsanteil von ca. 10 % von Ambrosia-Allergie betroffen. Neben der Beeinträchtigung der Lebensqualität sind erhebliche Kostenbelastungen im medizinischen Bereich zu befürchten.
Durch Aufklärungsprogramme, wie z.B. dem Aktionsprogramm zur Bekämpfung der Ambrosia in Bayern, wird die Bevölkerung zur Beseitigung der gesundheitsschädlichen Pflanze aufgefordert. Auf öffentlichen Flächen (z.B. Straßenränder) werden aufwendige mechanische Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt.
Landwirtschaftliche Nutzflächen betroffen
Nach den ersten großflächigen Erhebungen von größeren Ambrosia-Beständen (> 100 Pfl.) sind in Bayern allerdings auch landwirtschaftliche Nutzflächen von einem Befall mit Ambrosia betroffen. Von diesen Flächen geht ein erhebliches Gefahrenpotential für die flächenhafte Ausbreitung und einer damit verbundenen zunehmenden Pollenbelastung aus.
Auf landwirtschaftlichen Flächen ist eine chemische Bekämpfung der Ambrosia notwendig. In mit Kulturen bestellten Flächen ist eine mechanische Bekämpfung nicht effektiv durchführbar. Obwohl im Ursprungsgebiet der Ambrosia, in Nordamerika, die Pflanze zu den wichtigen Leitunkräutern zählt, liegen in Europa und Deutschland keine ausreichenden Informationen zur Ambrosia-Bekämpfung mit den zugelassenen Herbiziden vor.
Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, einen Präparatetest gegen Ambrosia in der Klimakammer bzw. im Gewächshaus durchzuführen.
Ambrosia-Pflanzen wurden in Pflanztöpfen bzw. –schalen angezogen und zu drei Terminen (Vorauflauf, früher Nachauflauf und später Nachauflauf) mit verschiedenen Herbiziden behandelt. Die Anwendung erfolgte mit der zugelassenen Standardaufwandmenge für eine Einfachbehandlung. Die geprüften Präparate sind jeweils für die Unkrautbekämpfung in den Kulturen Getreide, Mais, Rüben, Kartoffeln oder Grünland registriert. Zusätzlich wurde ein nichtselektives Glyphosat-Präparat mit getestet. Die Herbizidleistung wurde nach einer Wirkungsperiode von drei Wochen anhand der gebildeten Sprossfrischmasse beurteilt.
Eingesetzte Herbizide im VorauflaufPräparat | Wirkstoff | Aufwandmenge (l bzw. kg / ha) |
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Goltix 700 SC | Metamitron 700 g/l | 1,0 l |
Click | Terbuthylazin 500 g/l | 1,5 l |
Arelon Top | Isoproturon 500 g/l | 3,0 l |
Sencor WG | Metribuzin 700 g/kg | 1,0 kg |
Eingesetzte Herbizide im frühen NachauflaufPräparat | Wirkstoff | Aufwandmenge (l bzw. kg / ha) |
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Biathlon | Tritosulfuron 714 g/kg | 0,07 kg |
Starane XL | Fluroxypyr 100 g/l + Florasulam 2,5 g/l | 1,5 l |
Starane 180 | Fluroxypyr 180 g/l | 1,0 l |
Pointer SX | Tribenuron 500 g/kg | 0,0375 kg |
Lontrel 100 | Clopyralid 100 g/l | 1,2 l |
Callisto | Mesotrione 100 g/l | 1,5 l |
Clio + Dash | Topramezone 336 g/kg | 0,225 kg + 1,5 l |
Mais Banvel WG | Dicamba 700 g/kg | 0,5 kg |
Certrol B | Bromoxynil 235 g/l | 1,0 l |
Roundup UltraMax | Glyphosat 540 g/l | 4,0 l |
Eingesetzte Herbizide im späten NachauflaufPräparat | Wirkstoff | Aufwandmenge (l bzw. kg / ha) |
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Starane XL | Fluroxypyr 100 g/l + Florasulam 2,5 g/l | 1,5 l |
Starane 180 | Fluroxypyr 180 g/l | 1,0 l |
Lontrel 100 | Clopyralid 100 g/l | 1,2 l |
U 46 M-Fluid | MCPA 500 g/l | 1,5 l |
U 46 D-Fluid | 2,4 D 500 g/l | 1,5 l |
Mais Banvel WG | Dicamba 700 g/kg | 0,5 kg |
Certrol B | Bromoxynil 235 g/l | 1,5 l |
Simplex | Fluroxypyr 100 g/l + Aminopyralid 30 g/l | 2,0 l |
Roundup UltraMax | Glyphosat 540 g/l | 4,0 l |
Ergebnisse
Vorauflaufbehandlungen
Bei den Vorauflaufbehandlungen verhinderten die Präparate Click, Arelon Top und Sencor WG nachhaltig den Auflauf der Ambrosia-Pflanzen. Mit Goltix 700 SC konnte dagegen der Auflauf der Ambrosia nur unzureichend verhindert werden, es wurde nur eine Reduzierung der Frischmasse von 35 % im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle erreicht. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die eingesetzte Präparatemenge von 1,0 l/ha Goltix 700 SC im Rübenbau bis auf 6,0 l/ha gesteigert werden könnte.
Behandlung im frühen Nachauflauf
Die Behandlung im frühen Nachauflauf (BBCH 12–14 der Ambrosia) war mit der Mehrzahl der geprüften Herbizide sehr effektiv (vergl. Grafik). Mit Ausnahme von Biathlon erreichten die Behandlungen einen rechnerischen Wirkungsgrad von 82–100 %. Absolut sichere Wirkungen wurden mit den 4-HPPD-Hemmern Callisto und Clio erzielt. Das Kontaktherbizid Certrol B konnte zwar im Mittel auch eine noch befriedigende Wirkung von 86 % erbringen, einzelne Pflanzen reagierten allerdings mit Wiederaustrieb. Eine nachhaltige Wirkung ist daher nicht gewährleistet. Sulfonylharnstoff-Herbizide erreichten ebenfalls keine befriedigende Frischmassereduktion, wobei die absoluten Unterschiede zwischen Biathlon und Pointer SX mit 49 bzw. 88 % Wirkung erheblich waren. Das synthetische Auxin-Präparat Lontrel 100 erreichte mit rel. 82 % ebenfalls keine befriedigende Ambrosia-Wirkung.
Behandlung von weit entwickelten Pflanzen kurz vor der Blüte
Die Behandlung von weit entwickelten Pflanzen kurz vor der Blüte (BBCH 59) konnte nur noch begrenzte Bekämpfungsleistungen bei einer starken Differenzierung zwischen den geprüften Herbiziden erreichen (siehe Grafik). Unter den Bedingungen konnten nur das Grünlandherbizid Simplex und das nicht selektive Herbizid Roundup UltraMax eine noch befriedigende bzw. gute Wirkung von 86 bzw. 94 % erzielen. Präparate, die im frühen Nachauflauf noch eine starke Reduzierung der Frischmassebildung erreichten (z.B. Starane 180 bzw. Fluroxypyr) brachen in der Wirkung gegen vegetativ vollentwickelte Pflanzen stark ein.
Herbizidwirkung vs. Ambrosia im Vorauflauf
Herbizidwirkung vs. Ambrosia im frühen Nachauflauf
Herbizidwirkung vs. Ambrosia im späten Nachauflauf
Bewertung
Die untersuchte Wirkung von Herbiziden gegen die Ambrosia zeigt eine große Abhängigkeit vom eingesetzten Präparat bzw. Wirkstoff und dem Entwicklungsstadium der Ambrosia-Pflanzen. Generell scheint auch bei relativ effektiven Herbiziden keine größere Aufwandmengenelastizität bei der Ambrosia-Bekämpfung vorhanden zu sein. Anhand der Ergebnisse kann von einem vergleichsweise großen Aufwand für die Bekämpfung der Ambrosia unter Praxisbedingungen im Feld ausgegangen werden. Da die Pflanze über eine langfristige Keimperiode verfügt, könnte es notwendig werden, Kombinationen von blatt- und bodenaktiven Präparaten einzusetzen, um eine ausreichend nachhaltige Bekämpfung während der Vegetationsperiode zu erzielen.
Die Inhausergebnisse müssen in Freilandversuchen verifiziert werden, um geeignete Bekämpfungsstrategien entwickeln zu können.
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