Forschungs- und Innovationsprojekt
Ermittlung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Bayern
In Bayern werden chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, im Siedlungs- und im Verkehrsbereich und im Wald eingesetzt. Ihr Einsatz soll bis 2028 halbiert werden. Um die Fortschritte bei der Pflanzenschutzmittelreduktion beurteilen zu können, braucht es verlässliche Daten.
Ziel
Die Ziele des Projekts sind es,
- die Entwicklung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Bayern seit 2014 zu beschreiben, und
- eine Basislinie bezogen auf den Referenzzeitraum von 2014 bis 2018 für das Ziel einer 50-%-Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2028 zu schätzen.
Neben der Land- und Forstwirtschaft werden auch weitere Anwendungsbereiche wie Kommunen, Gleisanlagen oder Haus- und Kleingärten betrachtet. Als chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel werden Pflanzenschutzmittel verstanden, deren Wirkstoffe nicht im ökologischen Landbau zugelassen sind.
Methode
Die eingesetzte Menge an chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen im Zeitraum von 2014 bis 2022 wurde für wichtige landwirtschaftliche Kulturen, für den Freizeitgartenbau, für die Vegetationskontrolle auf Gleisanlagen der Deutschen Bahn und für Anwendungen im Wald geschätzt.
- Die Daten zum Pflanzenschutz in der Landwirtschaft stammen aus der Marktforschung (Mais, Winterweizen, Gerste, Winterraps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Weinreben, Apfel) bzw. von bayerischen Erhebungsbetrieben aus dem Panel Pflanzenschutzmittel-Anwendungen (PAPA) und Vergleichsbetrieben aus dem Netz Vergleichsbetriebe Pflanzenschutz des Nationalen Aktionsplanes zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) (Hopfen).
- Die eingesetzte Wirkstoffmenge in den bayerischen Haus- und Kleingärten wurde über die bundesweite Absatzmenge an Pflanzenschutzmittelwirkstoffen anteilsmäßig über die Fläche geschätzt.
- Die eingesetzte Wirkstoffmenge auf Gleisanlagen der Deutschen Bahn wurde für Bayern anteilsmäßig von der Länge der Gleiskilometer abgeleitet.
- Die Daten zum Pflanzenschutz im Wald umfassen Maßnahmen im Staatswald und Maßnahmen zur Verhinderung der Massenvermehrung phyllophager (= blattfressender) Insekten.
Zwischenergebnisse
Im Mittel der Jahre von 2014 bis 2018 lag die auf Bayern hochgerechnete Menge an chemisch-synthetischen Wirkstoffen in den betrachteten Kulturen insgesamt bei 2879 t pro Jahr. Seit 2016 ist ein Rückgang der Wirkstoffmenge zu beobachten. Im Vergleich zum fünfjährigen Mittel ging die Wirkstoffmenge bis 2022 um etwa 19 % zurück. Die Anteile der Wirkungsbereiche an der Gesamtwirkstoffmenge unterlagen im Laufe der Jahre nur geringfügigen Schwankungen. Maßnahmen im Rahmen von Stoppel-, Zwischenfrucht oder Vorsaatbehandlungen wurden in der Marktforschungserhebung nicht systematisch erfasst, so dass die Wirkstoffmengen entsprechend unterschätzt sind. Dies betrifft in erster Linie den Wirkstoff Glyphosat. Basierend auf den Daten aus der Marktforschung lagen die Mengen dieses Wirkstoffs in den berichteten Kulturen zwischen 95 t (2014) und 23 t (2019) pro Jahr. Basierend auf den bundesweiten PAPA-Daten (verfügbar bis 2020) ergeben sich für Bayern für die PAPA-Erhebungskulturen Schätzungen beim Glyphosat, die in Summe zwischen 502 t (2015) und 403 t (2019) pro Jahr liegen.
Im Mittel der Jahre von 2014 bis 2018 wurden in den Haus- und Kleingärten etwa 67 t chemisch-synthetische Wirkstoffe pro Jahr appliziert (2022: 61 t).
Im Mittel der Jahre 2014 bis 2018 lag die Menge an ausgebrachten chemisch-synthetischen Wirkstoffen auf der Waldfläche, die in Bayern über Luftfahrzeuge gegen den Schwammspinner behandelt wurde, bei 0,03 t pro Jahr. Im Staatswald wurden in diesem Zeitraum zusätzlich vom Boden aus im Schnitt 0,05 t pro Jahr chemisch-synthetische Wirkstoffe ausgebracht.
Im Mittel der Jahre von 2014 bis 2018 wurden 12,3 t chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittelwirkstoffe pro Jahr auf den Gleisanlagen der Deutschen Bahn in Bayern ausgebracht. Ab dem Jahr 2020 war eine deutliche Reduktion im Vergleich zum fünfjährigen Mittel zu verzeichnen, die maßgeblich auf eine Reduktion der behandelten Gleiskilometer zurückzuführen ist (2022: 1 t).
Zwischenbericht 2024: Ermittlung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in relevanten Kulturen in Bayern
Ausblick
Um die Entwicklung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln (PSM) in der Landwirtschaft in den Jahren 2020 bis 2026 zu ermitteln, baut die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ein PSM-Messnetzwerk auf. Darin werden die Daten eines Betriebsmessnetzes sowie die Daten von bayerischen PAPA-Erhebungs- und NAP-Vergleichsbetrieben einfließen. Das Ziel ist eine Hochrechnung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes von Praxisbetrieben auf Bayern. Zur Sicherstellung der Erhebungen und der Pseudonymisierung der Daten hat die LfL eine Kooperation mit dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e. V. (LKP) vereinbart. Mit den Hochrechnungen aus dem PSM-Messnetzwerk werden die Zahlen aus der Marktforschung und der sich daraus ergebende Trend überprüft, Datenlücken in den Marktforschungszahlen geschlossen und die Basislinie für das 50-%-Reduktionsziel geschätzt.
Stand: Juni 2024
Projektinformation
Projektleitung: Michael Kistler
Projektbearbeitung: Dr. Matthias Martin, Jessica Bühler, Meliha Bajric
Projektförderung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
Projektlaufzeit: 01.07.2022 bis 30.06.2027
Kontakt: Pflanzenschutz@LfL.bayern.de