Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2022 – Vergleich unterschiedlicher Unkrautregulierungssysteme im Maisanbau

Maishacke im Einsatz in BBCH 14-16 Zoombild vorhanden

Maishacke im Einsatz in BBCH 14-16

Ansätze zur Reduktion und zum Verzicht auf des Herbizideinsatzes

Mais ist nach Getreide die größte Kultur im Ackerbau. Dabei ist Mais eine hoch produktive Pflanze und das Erntegut kann vielfältig als Futter-, Lebensmittel und zur technischen oder energetischen Nutzung verwendet werden. Der Anspruch an den Pflanzenschutz bezieht sich vorwiegend auf eine sichere Unkrautregulierung in der Jugendentwicklung der Kultur. Der im Vergleich zu anderen Kulturen relativ geringe Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bezieht sich primär auf einer Anwendung von Herbiziden im konventionellen Ackerbau. Mit dem Anspruch diese schon niedrige Einsatzintensität von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln noch weiter zu senken, wurde im Jahr 2020 ein gemeinsames Versuchsprogramm der Pflanzenschutzdienste von Bayern und Baden-Württemberg und der Universität Hohenheim gestartet. In den bis 2022 vorliegenden 19 Feldversuchen wurden unterschiedliche Regulierungssysteme hinsichtlich Wirkung, Ertragsabsicherung und Ökonomik untersucht.

Die Prüfvarianten waren:

  • Unbehandelte Kontrolle
  • Gezielter Herbizideinsatz (Chemisch)
  • Angepasste mechanische Behandlung (Mechanisch)
  • Vorlage einer reduzierten Flächenbehandlung + Hackgeräteeinsatz (Kombiniert-I)
  • Herbizid-Bandbehandlung + Hackgeräteeinsatz (Kombiniert-II)

Unkrautwirkung und Ertrag

Das Unkrautspektrum an den Versuchsstandorten bestand zum Großteil aus Gänsefuß- und Knöterich-Arten. Weitere wichtige Leitunkräuter waren Hühnerhirse, Ehrenpreis, Storchschnabel, Kletten-Labkraut, Bingelkraut, Amarant und Vogelmiere.
In der Unkrautwirkung waren die rein chemische und die kombiniert chemisch-mechanischen Varianten mit einer mittleren Unkrautwirkung von >90 – 95 % auf einem gleichwertigen Niveau. Die rein mechanische Unkrautregulierung erreichte eine mittlere Bekämpfungsleistung von >70 %. In der Ertragsabsicherung waren die chemischen und die mechanischen Unkrautbekämpfungsverfahren mit einem mittleren Relativertrag von >120 – 130 % gleichwertig. Die beiden kombinierten Systeme erreichten ca. 140 % Relativertrag.
Blick in praktisch unkrautfreie Maisreihe nach erfolgreichem Hacken

Maisreihe nach Hacken

Blick in Maisreihe nach mechanischer Unkrautbekämpfung mit starker Restverunkrautung in den Maisreihen

Starke Restverunkrautung

Ökonomische Aspekte

In der ökonomischen Auswertung wurde über alle Verfahren ein bereinigter Mehrerlös von durchschnittlich > 200 bis 400 €/ha erzielt. Die rein mechanische Unkrautregulierung war hierbei tendenziell leistungsschwächer. Aufgrund der Streuung der Einzelergebnisse konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede im Vergleich der einzelnen Verfahren festgestellt werden.
Als weitere Kenngröße muss aus arbeitswirtschaftlicher Sicht der Bedarf an Überfahrten und der absolute Arbeitszeitbedarf berücksichtigt werden. Hierbei hat die rein chemische Unkrautregulierung mit einer Behandlung und 0,2 Akh/ha den absolut geringsten Anspruch. Die mechanische und die beiden kombinierten Varianten liegen mit einem Bedarf von 2,3 – 2,5 Überfahrten und 1,4 – 1,6 Akh/ha auf einem gleichwertigen Niveau.

Gesamtbetrachtung

In der Gesamtbetrachtung zeigen die beiden kombinierten Unkrautregulierungsverfahren eine besondere Vorzüglichkeit, da hier eine gute Unkrautregulierung mit einer hohen Ertragsabsicherung bei einer Herbizidreduktion von 60 – 80 % gegenüber der üblichen Einsatzintensität erreicht wird. Leider werden diese Verfahren in den aktuellen Förderprogrammen nicht ausreichend berücksichtigt.
Kennzahlen der geprüften Unkrautbekämpfunssysteme
Mittelwerte und Standardabweichung, 19 Feldversuche, Bayern und Baden-Württemberg 2020-2022
Faktoren / SytemChemischMechanischKombiniert-IKombiniert-II
Überfahrten (n)1,02,3 (+/- 0,5)2,4 (+/- 0,4)2,5 (+/- 0,3)
Verfahrenskosten (€/ha)80,5 (+/- 9,7)79,4 (+/- 15,4)101,6 (+/- 15,0)109,0 (+/- 10,8)
Arbeitszeitbedarf (h/ha)0,21,6 (+/- 0,3)1,4 (+/- 0,3)1,6 (+/- 0,2)
Behandlungsindex1,3 (+/- 0,3) -0,80,4
Diesel-Bedarf (l/ha)1,19,4 (+/- 1,9)7,5 (+/- 1,7)8,8 (+/- 1,2)
CO2-Ausstoß* (kg/ha)22,524,8 (+/- 5,0)21,9 (+/- 4,4)34,8 (+/- 3,2)
Gesamt-Unkrautwirkung (%)97,2 (+/- 1,4)73,0 (+/- 9,0)95,9 (+/- 2,0)93,1 (+/- 2,8)
Ertragsabsicherung (rel. %)135,7 (+/- 15,0)126,9 (+/- 10,2)146,8 (+/- 17,9)139,6 (+/- 16,5)
bereinigter Mehrertrag (€/ha)338,5 (+/- 133,2)226,9 (+/- 88,9)387,9 (+/- 132,5)316,6 (+/- 141,5)

Fazit

Auf 19 Feldversuchsstandorten wurden in Bayern und Baden-Württemberg in Zeitraum von 2020-2022 verschiedene Unkrautregulierungssysteme miteinander verglichen.
Hierbei zeigten sich die Leistungsmerkmale der einzelnen Verfahren. Die chemische Unkrautbekämpfung ermöglichte eine sehr sichere Wirkung, eine gute Absicherung des Ertragspotenzials und eine gute ökonomische Leistung bei einem geringen Arbeitszeitbedarf. Die rein mechanische Unkrautregulierung hatte dagegen eine nicht mehr befriedigende Wirkung, bei einer dennoch vergleichbaren Ertragsabsicherung und Wirtschaftlichkeit. Belastend ist der hohe Arbeitszeitbedarf. Die kombinierten Verfahren konnte in der Wirkung, Ertragsabsicherung und Wirtschaftlichkeit überzeugen. Der Anspruch an die Arbeitskapazität ist mit der rein mechanischen Unkrautregulierung vergleichbar.
Bei einer ausreichenden Arbeitskapazität sind die kombinierten Verfahren aus ökonomischer und ökologischer Sicht besonders vorzüglich. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Einsatz von Hackgeräten auf erosionsanfälligen Standorten nicht geeignet ist.