Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2019 – Krankheiten in Blattfrüchten und Mais, Schädlinge und Wachstumsregler in Ackerbaukulturen

Drahtwurmbekämpfung in Kartoffeln mit chemischen, biologischen und ackerbaulichen Verfahren

Aktuelle Entwicklung

Drahtwurmlarve an Kartoffelknolle

Kartoffelknolle mit Drahtwurmbefall

Nach unseren Erhebungen nehmen die durch die Larven (Drahtwurm) des Saatschnellkäfers (Agriotes spp.) verursachten Schäden vor allem in Mais und Kartoffeln in der landwirtschaftlichen Praxis stetig zu. In wissenschaftlichen Untersuchungen konnten wir feststellen, dass auf Böden mit einem großen Vorrat an organischer Substanz wie Moorböden, Ackerstilllegungen, Mineralböden nach mehrjährigem Feldfutterbau oder nach Grünlandumbruch generell ein höherer Drahtwurmbesatz im Boden vorhanden ist. Aber auch der in den letzten Jahren erkennbare Trend zu reduzierter Bodenbearbeitung und der vermehrte Anbau von Zwischenfrüchten fördert nach unseren Beobachtungen die Überlebensrate von Eigelegen und Junglarven im Boden und somit die Anzahl von Drahtwurmlarven in Ackerböden. Darüber hinaus trägt der Klimawandel zu einer Verschärfung der Drahtwurmschäden erheblich bei. Dies liegt zum einen daran, dass die Larven im Boden nicht mehr einen 4 bis 5-jährigen Entwicklungszyklus durchlaufen sondern vom Ei bis zum Käfer nur noch 2 bis 4 Jahre benötigen. Zum anderen kommen bei uns immer häufiger Drahtwurm-Arten vor, die eigentlich in Südeuropa beheimatet sind und überwiegend nur einen 1- bis 2-jährigen Entwicklungszyklus aufweisen. In beiden Fällen vermehrt sich der Schädling wesentlich schnell und die Schäden nehmen demzufolge zu.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit zur Lösung der Drahtwurm-Problematik

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) führt seit mehreren Jahren umfangreiche Feldversuche mit dem Ziel durch eine praxistaugliche Lösung des Drahtwurmproblems für die betroffenen Ackerbauern zu erarbeiten. Dazu arbeiten wir auch eng mit der Landwirtschaftliche und Veterinärmedizinische Universität des Banat „König Michael I von Rumänien“ in Timişoara zusammen um von Anfang an auch die bei uns immer häufiger vorkommenden beziehungsweise aus den südlichen Ländern zuwandernden wärmeliebenderen Drahtwurm-Arten in der Bekämpfungsstrategie mit berücksichtigen zu können.

Unterschiedliche Bekämpfungsansätze

Weil es unter den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen es sehr schwierig sein wird eine Zulassung für chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel in Deutschland zu bekommen, verfolgen wir in den Forschungsarbeiten schwerpunktmäßig biologische und ackerbauliche Ansätze zur Reduzierung der Drahtwurmschäden. Beispielsweise führen wir seit einigen Jahren u.a. Versuche mit entomopathogenen Pilzen wie Beauveria bassiana und Metarhizium spp. durch. Eines dieser Präparate (Handelsname "Attracap") hat seit einigen Jahren in Deutschland eine sogenannte Gefahr in Verzug Zulassung nach Art.53 PflSchG in Kartoffeln. Nach unsern bisherigen Versuchsergebnissen ist dieser Ansatz zur Bekämpfung von Drahtwürmern auch in Mais ein gangbarer Weg. Um Eingang in die breite landwirtschaftliche Praxis zu finden, muss jedoch die Wirkungssicherheit weiter verbessert werden. Die dazu notwenigen Forschungsarbeiten werden gerade an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft durchgeführt.

Ergebnisse

Eine nach unseren wissenschaftlichen Arbeiten erfolgversprechende und in der Praxis leicht umzusetzende Maßnahme zur Reduzierung der Drahtwurmschäden ist das mehrmalige mechanische Bearbeiten (Grubbern) der Getreidestoppen innerhalb der ersten vier Wochen nach der Ernte. Dadurch trocknet der Boden in der obersten Schicht aus und mit ihm die Eigelege und die noch frühen Larvenstadien des Schädlings. In unseren Feldversuchen konnte durch diese Maßnahme die Schädigung durch den Drahtwurm bei Kartoffeln um 62 Prozent reduziert werden. Selbst mit den besten chemisch-synthetische Mitteln wurde in der Vergangenheit dieser Bekämpfungserfolg kaum erreicht. Die Aussaat einer Zwischenfrucht im Anschluss an die mehrmalige mechanische Bearbeitung der Getreidestoppel, hatte in der Folge keine Erhöhung der Drahtwurmschäden an Kartoffeln zur Folge.