Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2018 – Krankheiten und Schädlinge im Gartenbau

Die Arbeitsgruppe "Krankheiten, Schädlinge im Gartenbau" (IPS 3d) beschäftigt sich in ihrer Versuchsarbeit schwerpunktmäßig mit der Schließung von Indikationslücken im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau. Darüber hinaus wurden in 2018 auch aktuelle Themen, wie z. B. das Auftreten der Marmorierten Baumwanze, bearbeitet und die Wirkung konventioneller und alternativer Möglichkeiten zur Bekämpfung der Wintergetreidemilbe im Unterglasgemüsebau sowie von Trauermücken in der Weihnachtssternproduktion näher untersucht.

Monitoring der Marmorierten Baumwanze

Wanze auf BlattZoombild vorhanden

Marmorierte Baumwanze, Foto: O. Zimmermann, LTZ Augustenberg

Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), ein Neuzuwanderer mit Schadpotenzial u. a. im Obst- und Gemüsebau, hat sich in den vergangenen Jahren in den Nachbarregionen Bayerns (Schweiz, Italien, Baden-Württemberg) immer stärker ausgebreitet. In Bayern waren bestätigte Einzelfunde bisher nur aus Lindau und München bekannt.

Ablauf Monitoring

Um einen Überblick über das Verbreitungsgebiet der Marmorierten Baumwanze in Bayern zu erhalten, wurde im Jahr 2018 ein Monitoring in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe "Zoologie und Vorratsschutz" (IPS 2d) durchgeführt.
Hierfür wurde, mit der Bitte um Einsendung von Fotos oder lebenden Wanzen, ein Artikel über die Marmorierte Baumwanze in der Zeitschrift "Der praktische Gartenratgeber" (Ausgabe 7/2018) sowie ein Beitrag auf der Internetseite des Instituts für Pflanzenschutz im Bereich Haus- und Kleingarten veröffentlicht.
Darüber hinaus wurden Wanzen, die bei Klopfproben im Rahmen eines Haselnussbohrer-Monitorings von Mai bis August 2018 gefunden wurden, sowie weitere Wanzenfunde, die in Folge eines in der Tageszeitung "Main-Echo" erschienen Artikels ("Das große Krabbeln: Wanzen sind da", Oktober 2018) direkt an die Arbeitsgruppe IPS 2d eingesandt wurden, in das Monitoring der Marmorierten Baumwanze miteinbezogen.

Neue Schadwanzen auf dem Vormarsch

Ergebnisse

BayernkarteZoombild vorhanden

Fundorte der Marmorierten Baumwanze

Insgesamt wurden 144 Proben ausgewertet: 81 eingesandte Proben aufgrund des Artikels im "Praktischen Gartenratgeber" und des Internetbeitrages, 22 Proben aus dem Haselnussbohrer-Monitoring und 41 direkt an die Arbeitsgruppe IPS 2d eingesandte Proben. Dabei ist zu erwähnen, dass aufgrund des Artikels im "Main-Echo" vor allem Exemplare der Amerikanischen Kieferwanze (Leptoglossus occidentalis) eingesandt wurden, was vermutlich auf das Foto eines Exemplars dieser Wanzenart zurückzuführen ist, das in diesem Artikel abgebildet war.
Die häufigsten Vertreter aus der Familie der Baumwanzen (Pentatomidae) waren die Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) und die Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes), gefolgt von der Beerenwanze (Dolycoris baccarum) und der Nördlichen Fruchtwanze (Carpocoris fuscispinus). Andere Baumwanzenarten traten nur vereinzelt auf.
Von der Marmorierten Baumwanze wurden 2 Exemplare gefunden, eines in Würzburg (Oktober) und eines in Freising (Dezember). Damit liegen für Bayern mittlerweile insgesamt 4 bestätigte Funde vor.

Zeitlicher Verlauf und regionale Verteilung

TabelleZoombild vorhanden

Überblick

Im zeitlichen Verlauf zeigte sich, dass die Graue Gartenwanze vor allem im Herbst (September bis November) gefunden wurde als sich die Wanzen zur Überwinterung in die Häuser zurückziehen wollten. Ähnliches gilt für die Amerikanische Kiefernwanze, die hauptsächlich von Oktober bis Dezember zu verzeichnen war. Die Rotbeinige Baumwanze und die Beerenwanze traten dagegen hauptsächlich im Sommer (Juni bis August) auf.
Hinsichtlich der regionalen Verteilung der Einsendungen in Folge des Artikels im Gartenratgeber zeigte sich, dass die meisten Einsendungen aus Südbayern kamen. Die Einsendungen aus Franken lagen dabei unter 10 %. Nach dem Erscheinen des Artikels im "Main-Echo" waren im Herbst allerdings sehr viele Einsendungen aus Unterfranken zu vermelden, wobei es sich hier zum Großteil um die Amerikanische Kieferwanze und einige Graue Gartenwanzen handelte.
Um weitere Daten zur Verbreitung der Marmorierten Baumwanze in Bayern zu erhalten, wird das Monitoring auch in 2019 fortgeführt.

Bekämpfung der Wintergetreidemilbe im Unterglasgemüsebau

Milbe auf PetersilieZoombild vorhanden

Wintergetreidemilbean Petersilie

Die ursprünglich aus Südeuropa stammende Wintergetreidemilbe (Penthaleus major) verursacht seit 2002 auch in Süddeutschland zum Teil massive Schäden an Gemüsekulturen im Gewächshaus. Betroffen sind u.a. GH-Winterkulturen wie Salate, Kräuter, Rucola und Spinat - aber auch Unkräuter (z. B. Vogelmiere) dienen als Wirte. Eine Bekämpfung gestaltet sich insbesondere im ökologischen Anbau, allein mit den zur Verfügung stehenden Insektiziden, äußerst schwierig.
Aus diesem Grund wurde im Jahr 2018 eine Vielzahl von Versuchen zur genaueren Untersuchung der Biologie und Bekämpfung der Wintergetreidemilbe, sowohl in Petrischalen- und Gefäßversuchen als auch im Gewächshaus, durchgeführt. Zudem wurde am Monitoring zur Wirksamkeit der in der Praxis durchgeführten Maßnahmen teilgenommen.
Gewächshaus

Bekämpfungsversuche im Gewächshaus

Kisten mit Erde

Gefäßversuche

Labormaterial

Auswertung von Petrischalenversuchen unter dem Stereomikroskop

Milbeneier

Eier der Wintergetreidemilbe

Thermometer in Erde steckend

Messung der Bodentemperatur

Ergebnisse

  • Die Untersuchungen zeigten, dass eine Verschleppung der Wintergetreidemilben mittels mehrfach verwendbarem Mulchgewebe in bisher befallsfreie Gewächshäuser möglich ist und die Milben durch einen stark verzettelten Schlupf auch noch nach monatelanger Lagerung des Mulchgewebes plötzlich und völlig unerwartet wieder zu schlüpfen vermögen.
  • Temperaturmessungen zur Bestimmung der Schlupfbedingungen im Spätsommer/Herbst ergaben, dass Bodentemperaturen ab 15°C in Kombination mit Feuchtigkeit ausreichten den Schlupfreiz zu setzen und die Milben nach ca. 14 Tagen zu schlüpfen begannen, auch wenn zu dieser Zeit tagsüber noch sommerlich heiße Temperaturen herrschten.
  • Darüber hinaus zeigten die Bekämpfungsversuche die Grenzen der getesteten Mittel auf, vor allem in ihrer schlechten Wirkung unter den winterlichen Temperaturen im Gewächshaus. Auch die Bedingungen für eine ausreichende Wirkung von Kontaktinsektiziden waren aufgrund der sehr scheuen Lebensweise der Milbe stark erschwert.
  • Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass für eine erfolgreiche Regulierung der Wintergetreidemilbe langfristig nur konsequentes Handeln zielführend ist. Hierbei gilt es mehrere der zur Verfügung stehenden vorbeugenden, mechanischen, thermischen und chemischen Bekämpfungsmaßnahmen in Kombination anzuwenden, da sich ansonsten auch aus kleinen Restpopulationen in relativ kurzer Zeit wieder große Milbenpopulationen aufbauen können.

Natürliche Bekämpfung von Trauermücken an Weihnachtssternen (Euphorbia pulcherrima)

Die Schädlingsbekämpfung im Zierpflanzenbau mit natürlichen Präparaten gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Dies liegt zum einen an der ständig sinkenden Anzahl der zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmittel und zum anderen legen die Endverbraucher immer größeren Wert auf eine biologische und chemiefreie Produktion der Gartenbauerzeugnisse.
In einem Gewächshausversuch sollte 2018 daher der Frage nachgegangen werden, inwieweit eine erfolgreiche Bekämpfung von Trauermücken und eine Ausfall-Reduzierung bei verschiedenen Weihnachtsstern-Sorten mithilfe biologischer Präparate erreicht werden kann.

Ergebnisse

grüne Blätter mit SchädenZoombild vorhanden

Durch Larven der Trauermücken geschädigte Pflanzen

Nach Evaluierung verschiedener biologischer und konventioneller Präparate hinsichtlich ihrer Wirkungsgrade in der Bekämpfung von Trauermücken wurde deutlich, dass das biologische Mittel Bio Mükk WDG* (Bacillus thuringiensis var. israelensis) interessanterweise mindestens genauso gut abschnitt wie ein in der Praxis gängiges Vergleichsprodukt mit dem Wirkstoff Thiacloprid. Dabei hatte Bio Mükk WDG bei allen Weihnachtsstern-Sorten stets die beste Wirkung gegenüber Trauermückenlarven. Im Gegensatz zum konventionellen Vergleichsmittel benötigt Bio Mükk WDG allerdings eine längere Zeit bis zur gänzlichen Entfaltung seiner Wirkung und muss deutlich häufiger im Pflanzenbestand eingesetzt werden. Daneben war beim ebenfalls getesteten Neem Azal T/S (Azadirachtin), ein auf einem natürlichen Stoff basierendes Pflanzenschutzmittel, die Anzahl der Larven über den gesamten Versuchszeitraum am höchsten, sodass hier keine gute Wirkung zu beobachten war.
Darüber hinaus zeigten sich auch Sortenunterschiede in der Anfälligkeit gegenüber den Trauermücken. So wurde die weißfarbige Sorte 'White Christmas' am stärksten befallen, was besonders in der Anzahl der ausgefallenen Pflanzen deutlich wurde. Auch verhielten sich die Wirkungsgrade der verwendeten Mittel gegenüber den adulten Tieren nicht über alle Sorten hinweg einheitlich.
*Achtung: es handelt sich hierbei um einen Versuch. Das angewandte Präparat ist nicht als Pflanzenschutzmittel gelistet.