Integrierter Pflanzenschutz
Getreidekrankheiten in Bayern – Monitoring startet am 12. April
Schadpilze können im Getreide empfindliche Ertrags- und Qualitätsverluste hervorrufen. Mit vorbeugenden Maßnahmen, wie Fruchtfolge, Sortenwahl und Saattermin versucht man schon das Entstehen von Pilzkrankheiten zu vermeiden.
Gelingt das nicht vollständig, können bei stärkerem Befall gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig werden. Um hier Berater und Praktiker in ihrer Entscheidung zu unterstützen, führt der amtliche Pflanzenschutzdienst in Bayern ein jährliches Monitoring durch. In der Saison 2021 werden daher 164 Getreidefelder wöchentlich untersucht. Dies liefert wichtige Hinweise, ob und wenn ja, welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Monitoring – eine wichtige Säule im Pflanzenschutz-Warndienst
Nach dem Pflanzenschutzgesetz ist der Warndienst eine Aufgabe der Landesbehörden. Die Umsetzung folgt dabei dem Leitbild des integrierten Pflanzenschutzes. Alle pflanzenbaulichen Vorbeugemaßnahmen werden ausgeschöpft, bevor chemische, biologische und biotechnische Bekämpfungsmaßnahmen gezielt zum Einsatz kommen. Die drei Säulen des Warndiensts sind hierbei das Monitoring (regelmäßige Erheben von regionalen Befallsdaten), die Prognosemodelle (Berechnung des Infektionsrisikos mithilfe von Witterungsdaten) und die Beraterempfehlung (fachliche Interpretation von Monitoringdaten und Prognoseergebnisse durch unabhängige Berater). Ziel ist es, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu beschränken, vor allem unnötige Behandlungen zu vermeiden und so gleichermaßen den Geldbeutel der Landwirte, wie auch die Umwelt zu schonen.
Probenahme - durch die lokalen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF)
André Bechtel von der LfL bei der Probenahme
Von Mitte April bis Mitte Juni werden wöchentlich Getreideproben aus Praxisschlägen von Landwirten gesammelt, aus speziell markierten Teilbereichen des Feldes, wo keinerlei Fungizide ausgebracht werden („Spritzfenster“). In der Saison 2021 erfolgt dies in insgesamt 70 Winterweizen-, 54 Wintergersten-, 14 Wintertriticale-, 23 Sommergersten-, sowie drei Dinkelschlägen. Jeweils montags entnehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 47 lokalen ÄELF je 30 Einzelpflanzen. Diese werden zur Untersuchung an eines von sieben regionalen ÄELF mit Fachzentrum Pflanzenbau versendet, nach Ansbach, Augsburg, Bayreuth, Deggendorf, Regensburg, Rosenheim oder Würzburg.
Untersuchung - in den Labors der Fachzentren für Pflanzenbau
Ulrike Lokies vom Amt in Bayreuth bei der Untersuchung
In den Labors der Fachzentren wird der Blattapparat alle Einzelpflanzen auf möglichen Schadpilzbefall untersucht. Manche Schadpilze, wie Mehltau oder die Getreideroste kann man dabei mit dem bloßen Auge erkennen. Andere, wie die DTR-Blattdürre des Weizens, die Netzflecken oder die Ramularia-Sprenkelkrankheit der Gerste, lassen sich dagegen nur bei entsprechender Vergrößerung zweifelsfrei diagnostizieren. Dies geschieht mit Hilfe von Binokular oder Mikroskop, anhand typischer Sporenträger oder kleiner Fruchtkörper der Pilze. Alle Einzeldaten werden anschließend in ein Datenbanksystem der LfL übertragen.
Veröffentlichung - Internet, Email-Dienste und Landwirtschaftliches Wochenblatt
An der LfL werden die Boniturdaten mit weitgehend automatisierten Programmroutinen verrechnet. Die Stärke des Befalls wird hierbei für jeden Standort und für jede Krankheit eingestuft nach dem sogenannten Schadschwellenprinzip, basierend auf wissenschaftlich definierten Schwellenwerten. Denn für viele Schaderreger gilt: es kann ein gewisser Anfangsbefall toleriert werden, ohne dass schon eine Behandlung nötig wird. Alle Monitoringdaten und Beratungsempfehlungen werden wöchentlich veröffentlicht, als Übersichtskarten und Regionaltabellen auf den Warndienstseiten der LfL, sowie in „Beratungsfaxen“, heute überwiegend ein Email-Service, gemeinsam erstellt von Beratern der Erzeugerringe und der Fachzentren. Eine kommentierte Auswahl von Standorten erscheint zudem im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt.
Auswertung - nach der Saison im Internetangebot der LfL
Nach der Saison erfolgt eine detaillierte Auswertung aller Monitoringdaten, für alle Krankheiten und allen Getreidearten. Je nachdem wie früh oder spät in der Saison erster Befall auftritt und wie weitere Infektionen durch die Witterung begünstigt werden, fällt hierbei die Bekämpfungswürdigkeit von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich aus. So war der Krankheitsbefall gerade in den letzten drei Trockenjahren sehr gering, meist blieb es bei moderatem Rostbefall. In Jahren mit reichlich Regen ist der Befall dagegen wesentlich stärker und es dominieren andere Schadpilze, wie etwa die Septoria-Blattdürre im Weizen. Ähnliche Unterschiede zeigen sich in vielen Jahren auch zwischen den Regionen. So ist im trockenen Franken Braun- und Gelbrost meist früher und häufiger zu finden, während im feuchteren Süden die Septoria in manchen Jahren sogar zwei Behandlungen auslöst. Und die Monitoringdaten verlieren auch nach der Saison nichts von ihrem Wert: Sie sind wichtige Basisdaten für die Eichung und Weiterentwicklung von Prognosemodellen. Letztere versuchen mit Hilfe von Wetterdaten das Infektionsrisiko der Schadpilze möglichst genau vorherzusagen und sind damit ebenfalls wichtige Werkzeuge für eine gezielte Kontrolle von Getreidekrankheiten.