Integrierter Pflanzenschutz
Roggen- und Haferkrankheiten
Roggen- und Haferkrankheiten können zum Teil erhebliche Ertragsverluste verursachen. Daher spielt der Pflanzenschutz eine wichtige Rolle.
Kenntnisse und Informationen zur Diagnose und zur gezielten Bekämpfung der wichtigsten Krankheiten und Schädlinge im Getreidebau können helfen, Ertragsverluste zu verringern und die Qualität des Erntegutes zu sichern. Die LfL bietet dem Praktiker einen guten Überblick und wertvolle Diagnosehilfen auf dem Feld.
Einzelne Steckbriefe
Schneeschimmel
Bedeutung
Je nach Standort und Verlauf der Winterwitterung unterschiedlich hohe Auswinterungsschäden bei allen Wintergetreidearten. Durch den pilzlichen Schneeschimmelerreger werden auch Keimlingsfäulen sowie Halmbasis-, Blatt- und Ährenerkrankungen verursacht.
Schadbild
Nach Schneeschmelze liegen Pflanzen reihen- oder nesterweise auf dem Boden, anfangs mit weißlichrötlichem Pilzgeflecht überzogen; nach dem Abtrocknen abgestorbene Pflanzenteile schmutzigweiß verfärbt.
Befall
Durch infiziertes Saatgut oder befallene Ernterückstände im Boden; über Regen und Wind später Sporenausbreitung auch auf Blätter und Ähren möglich.
Befallsfördernd
Dichte, üppige Entwicklung der Winterung im Herbst, Stresssituationen im Herbst und Winter (z. B. Sauerstoffmangel unter verharschter Schneedecke, Kahlfröste), lange Zeit Schneedecke auf ungefrorenem Boden. Blattsymptome vor allem nach anhaltend nasskalter Witterung im Mai/Juni.
Vorbeugende Bekämpfung
Sorgfältige Einarbeitung aller Getreideernterückstände. In alljährlichen Befallslagen Anbau von Sommer- statt Wintergetreide. Saatgut aus gesund abgereiften, nicht lagernden Beständen; scharfe Reinigung; möglichst nur zertifizierte Ware. Keine zu üppige Herbstentwicklung der Winterung. Bekämpfung von Quecken und anderen Ungräsern in allen Fruchtfolgegliedern.
Gezielte Bekämpfung
Geschädigten Beständen frühzeitig N-Düngung geben. Umbruch nur bei Pflanzendichten unter 40 Prozent des Sollbestandes oder großen Bestandeslücken.
Halmbruchkrankheit
Bedeutung
Bei intensivem Roggenanbau und in feuchtkühlen Anbaujahren. Auch bei Weizen, Triticale und Wintergerste; Hafer gilt als Gesundfrucht.
Schadbild
Im zeitigen Frühjahr auf Blattscheiden an der Bodenoberfläche eng begrenzte Verbräunungen. Im Milchreifestadium an Halmbasis Verbräunungen, unscharf vom gesunden Gewebe abgegrenzt und Vermorschung; als Folge davon Notreife (Weißährigkeit) und Umbrechen der Halme. Verbräunungen und Halmbruch auch durch andere Fußkrankheitserreger.
Befall
Auf untergepflügten Stoppelresten überdauert der Schadpilz mehrere Jahre; an Stoppelresten auf Bodenoberfläche Sporenbildung und -ausbreitung.
Befallsfördernd
Enge Folgen von Wintergetreide, feuchte Standorte mit mittleren bis schweren Böden, frühe Saat des Wintergetreides, im Frühjahr dichtstehende, üppige Bestände, lange feuchtkühle (4 bis 15° C) Witterungsabschnitte. Pilzwachstum bei Temperaturen im Bestand über 20° C gehemmt.
Vorbeugende Bekämpfung
Sorgfältige Stoppeleinarbeitung, Beschleunigung der Stoppelrotte. Wintergetreide nicht zu früh, zu dicht und zu tief säen. Ungräserbekämpfung in allen Fruchtfolgegliedern.
Gezielte Bekämpfung
Warndiensthinweise beachten. Halmbruchwirksame Fungizide bei Erreichen der Bekämpfungsschwellen vom Schossbeginn bis zum Spitzen des Fahnenblattes bzw. nach langanhaltender feuchtkühler Frühjahrswitterung ausbringen. Die Anwendung von Wachstumsreglern vermindert nur die Lagergefahr.
Rhynchosporium-Blattfleckenkrankheit
Bedeutung
Auftreten an Roggen und Triticale vor allem nach längeren feuchtkühlen Witterungsabschnitten. Wirtschaftlich spürbare Schäden nur bei Befall der oberen Blattetagen, und zwar durch Verminderung der Kornzahl/Ähre und des Tausendkorngewichts.
Schadbild
Bereits im Herbst, verstärkt im Frühjahr, auf Blattspreiten, auch auf dem Blattgrund, anfangs wässriggraugrüne, dann fahlgraue, große Flecke – anders als bei Gerste – ohne dunkelbraunen Rand als Abgrenzung zum gesunden Gewebe. Die Flecke dehnen sich zu unregelmäßig geformten Flächennekrosen aus. Ähnliche Symptome auch nach unsachgemäßer Anwendung von Kontaktherbiziden und Flüssigdünger.
Befall
Durch befallene Ernterückstände auf der Bodenoberfläche sowie Ausfallgetreide und infiziertes Saatgut. Keine strenge Spezialisierung des Erregers auf Gerste bzw. Roggen.
Befallsfördernd
Enge Fruchtfolge von Gerste und Roggen, frühe Saat dieser Winterungen, flache Stoppelbearbeitung, hohe Anbauintensität (Wachstumsregler, Stickstoffdüngung), Temperaturen 10 bis 20° C, häufige Niederschläge.
Vorbeugende Bekämpfung
Gerste und Roggen nicht in zu enger Fruchtfolge anbauen. Ernterückstände und Ausfallgetreide sorgfältig einarbeiten; für schnelle Stoppelrotte sorgen. Wahl weniger anfälliger Sorten.
Gezielte Bekämpfung
Saatgutbeizung; Fungizideinsatz in der Schossphase bei mittleren Blattetagen und für die weitere Vermehrung günstigen Witterungsvoraussetzungen.
Roggenbraunrost
Bedeutung
Wichtigste Krankheit im Roggenanbau, besonders in warmen Anbaulagen mit schnellem Ausbreitungsvermögen. Wegen höherer Wärmeansprüche tritt sie meist erst in fortgeschrittener Vegetationszeit auf.
Schadbild
Auf Oberseiten der Blattspreiten nesterweise oder zerstreut rostbraune, ovale Pusteln (Sommersporenlager), später auch auf Blattunterseiten schwärzliche intersporenlager, die von der Blattoberhaut bedeckt bleiben. Selten auch die Blattscheiden befallen. Stärker befallene Blätter sterben vorzeitig ab. Auf Blattspreiten und -scheiden, Halm, Spelzen und Grannen auch rotbraune, längliche Sporenlager des Schwarzrostes.
Befall
Übersommerung des Erregers meist in Sommersporenform auf Ausfallroggen, seltener in Bechersporenform auf Zwischenwirten, nämlich Raublattgewächsen (z. B. Ochsenzunge). Spezialisierung der Braunrostformen auf Roggen, Weizen bzw. Gerste.
Befallsfördernd
Frühe Saat des Winterroggens, hohe Anbauintensität, Temperaturen im Bereich 15 bis 20° C mit Blattbenetzung z. B. durch Tau. Begrenzte Altersresistenz des Roggens.
Vorbeugende Bekämpfung
Ernterückstände und aufgelaufenes Ausfallgetreide sorgfältig beseitigen. Weniger anfällige Sorten bevorzugen. Winterroggen nicht zu früh aussäen. Stickstoffdüngung dem Bedarf anpassen. Rechtzeitige Unkrautbekämpfung in allen Kulturen.
Gezielte Bekämpfung
Frühzeitig zu Beginn einer epidemischen Ausbreitung, bei und günstigen Vermehrungsbedingungen zugelassene Fungizide mit Rostwirkung anwenden.
Mutterkorn
Bedeutung
Mutterkornalkaloide giftig für Mensch und Tier.
Zulässige Höchstwerte: 0,5 g je kg Konsumgetreide, 1 g je kg Futtergetreide; in Vermehrungsbeständen 20 befallene Pflanzen auf 150 m², 3 (Populationssorten) bzw. 4 (Hybridsorten) Mutterkörner(-bruchstücke) in 500 g zertifiziertem Saatgut. Grenzwerte für Alkaloide werden diskutiert. Außer auf Roggen auch auf Triticale, Weizen (insbesondere Durum und Dinkel), Gerste sowie Kultur- und Wildgräsern.
Schadbild
Während Getreide- und Gräserblüte an einzelnen Fruchtanlagen gelbliche Schleimtropfen, später anstelle von Getreidekörnern dunkelviolette, hornartige Mutterkörner unterschiedlicher Größe. Korninneres steinhart, weiß gefärbt.
Befall
Sporenflug von gekeimten Mutterkörnern auf Bodenoberfläche, Infektion der Narben nur durch geöffnete Blüte. Dafür bei Roggen während Blütezeit regnerische oder extrem trockenheiße Witterung, bei selbstbefruchtenden Getreidearten vor dem Ährenschieben bis Blühbeginn extremer Temperatursturz günstig.
Befallsfördernd
Lange Blühdauer in lückigen, ungleich entwickelten Beständen. Sekundärinfektionen von frühblühenden Gräsern. Randpflanzen besonders gefährdet.
Vorbeugende Bekämpfung
Tiefes Einpflügen ausgefallener Mutterkörner; frühe, einheitliche und kurze Blühdauer durch entsprechende Sortenwahl, Saatstärke und -tiefe, Reihenabstand und Düngung; bei Roggen Wahl weniger anfälliger Sorten (mit guter Pollenschüttung); Bekämpfung der Ungräser; Mahd der Feldraine vor der Getreideblüte; stärker befallene Randflächen eines Feldes getrennt ernten und aufbereiten. Mutterkornfreies Saatgut; wenn befallen, sorgfältige Reinigung; triazolhaltige Beizmittel mit Teilwirkung gegen Mutterkorn im Saatgut.
Gezielte Bekämpfung
Derzeit nicht möglich.
Mehltau
Bedeutung
Bei Roggen und Triticale gefährliche Ausbreitung insbesondere in der Schossphase möglich; später besitzt Roggen eine gewisse Altersresistenz. Bei Hafer vor allem Befall des Blattapparats; bisher wenig Erfahrung zur wirtschaftlichen Bedeutung des Hafermehltaus.
Schadbild
Auf Blattspreiten und -scheiden watteartige weiße Pusteln, später schmutzigbräunliche Überzüge, die sich abwischen lassen. Gegen Vegetationsende im Pilzgeflecht kleine, schwarze Fruchtkörper des Erregers. Vergilben der Befallsflächen, später vorzeitiges Absterben stark befallener Blätter und Pflanzen.
Befall
Auf jeweils eine Getreideart spezialisierte Mehltauform. Roggenmehltau auf Winterroggen, Hafermehltau auf Glatthafer überwinternd.
Befallsfördernd
Frühe Saat der Winterungen und späte Saat der Sommerungen, mastige Bestände mit hoher Stickstoffversorgung, Anbau in windgeschützten, luftfeuchten Lagen; warme Witterung (15 bis 22° C) in weitem Luftfeuchtebereich, keine heftigen Niederschläge.
Vorbeugende Bekämpfung
Ernterückstände und aufgelaufenes Ausfallgetreide sorgfältig einarbeiten. Wahl weniger anfälliger Sorten. Keine zu frühe Roggen- oder Triticalesaat, jedoch frühzeitige Aussaat der Sommerungen. Bedarfsgerechte N-Düngung in mehreren Teilgaben.
Gezielte Bekämpfung
Blattfungizide frühzeitig, bei Befallsbeginn und bei günstigen Vermehrungsbedingungen einsetzen. Für Roggen und Triticale, in Anlehnung an das Weizenmodell Bayern, ab 60 Prozent Befallshäufigkeit auf den Indikationsblattetagen Bekämpfungsschwelle erreicht. Bei Neubefall Maßnahme wiederholen.
Streifenkrankheit des Hafers
Bedeutung
Insbesondere als Keimlingserkrankung ein nach Sorten, Aufwuchsgebiet und -jahr spezifisches Auftreten. Häufige Blattfleckenerkrankung des Hafers in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien, dann allerdings in der Regel ohne wirtschaftliche Bedeutung.
Schadbild
Stark befallene Keimlinge sterben vor dem Auflaufen ab. An aufgelaufenem Hafer das älteste Blatt vom Blattgrund ausgehend streifig verfärbt. Auf den folgenden Blättern dann häufig länglich-ovale, violettrote Flecke, meist mit einem hellen Zentrum. Stark befallene Blätter verkrümmt, sterben schließlich ab. Befallene Pflanzen in der Entwicklung gehemmt. Meist erst nach dem Rispenschieben auf oberen Blattspreiten langgestreckte, rotbraune Flecke, die seitlich von den Blattadern begrenzt werden, oft noch mit einer hellbraunen Mitte. Unregelmäßige runde, rotbraune Blattflecke durch Septoria-Blattfleckenkrankheit.
Befall
Pilzlicher Erreger wird mit dem Saatgut übertragen.
Befallsfördernd
Frühe Aussaat in kalte, trockene Böden fördert Keimlingsbefall. Sekundäre Verbreitung bevorzugt bei höheren Temperaturen mit ausreichender Feuchtigkeit.
Vorbeugende Bekämpfung
Gesundes Saatgut; zügiges Auflaufen der Saat durch geeignete Saatbettvorbereitung und flache Saat fördern. Flughaferbekämpfung in allen Fruchtfolgegliedern.
Gezielte Bekämpfung
Viele Beizmittel nur ungenügend wirksam. Derzeit keine Blattfungizide gegen die Streifenkrankheit des Hafers zugelassen.
Septoria-Blattfleckenkrankheit des Hafers
Bedeutung
In einzelnen feuchtkühlen Anbaujahren und -lagen eine wirtschaftlich gefährliche Blattflecken- und Halmbrucherkrankung des Hafers.
Schadbild
Anfangs auf Blattspreiten kleine, rotviolette Flecke von meist spindelförmiger, seltener runder oder ovaler Form. Aus ihnen entstehen unregelmäßige runde, rotbraune bis braungraue Blattflecke, auch auf den Blattscheiden und den darunterliegenden Halmabschnitten. Bei starkem Befall Zusammenfließen der Blattflecke und Absterben der Blätter. Bei hoher Luftfeuchtigkeit im Lupenbild auf Blattflecken dunkelbraune Fruchtkörper mit rosa Sporenschleim zu erkennen. An stark verbräunten Stellen knickt der Halm kurz vor oder während der Reife um ("Hoher Halmbruch"). Rotbraune Blattflecke mit durchscheinender Mitte, meist seitlich von Blattadern begrenzt, auch durch Streifenkrankheit des Hafers.
Befall
Ausgehend von infiziertem Saatgut, vor allem aber von befallenen Ernterückständen.
Befallsfördernd
Regenreiche, kühle Sommerwitterung begünstigt eine schnelle Befallsausbreitung. Nebenwirte sind Flughafer, Glatthafer und einige weitere Gräserarten.
Vorbeugende Bekämpfung
Haferernterückstände sorgfältig einarbeiten. In Befallslagen standfeste, strohstabile und frühreife Sorten bevorzugen. Flughafer bekämpfen. Saatgut – möglichst von gesunden Beständen – nur gebeizt aussäen.
Gezielte Bekämpfung
Derzeit gegen die Blattflecken- und Halmbrucherkrankung des Hafers keine Fungizide zugelassen.
Haferkronenrost
Bedeutung
Tritt wegen höherer Wärmeansprüche erst in fortgeschrittener Jahreszeit auf. Gefährdet vor allem spätreifende Haferbestände und Hafer in Sommerfuttergemengen. Rostbefall kann den Ernteertrag erheblich beeinträchtigen; bei der Grünfütterung reizen die Toxine des Rostpilzes Haut- und Schleimhäute, verursachen Entzündungen und lähmen das Zentralnervensystem.
Schadbild
Auf Blattspreiten und -scheiden rundliche bis ovale Sommersporenlager mit einem pulvrigen, leuchtend orangeroten Inhalt. Später ringförmig um diese Sommersporenlager schwarze Wintersporenlager, die von der Blattoberhaut bedeckt bleiben; bei starkem Befall Notreife. Braune, längliche Sommersporenlager auf Blattspreiten und -scheiden, Halmen und sogar Spelzen durch Schwarzrost.
Befall
Von befallenen Ernterückständen wird im Frühjahr Zwischenwirt Kreuzdorn infiziert. Von gelbroten Bechersporenlagern auf der Blattunterseite des Kreuzdorns geht der Rostpilz dann auf seinen Hauptwirt Hafer über.
Befallsfördernd
Schnelle Vermehrung auf Hafer bei Temperaturen von 15 bis 25° C und kurzer Blattnässe, z. B. Tau. Bevorzugt in warmen Anbaulagen und bei überhöhter Stickstoffdüngung.
Vorbeugende Bekämpfung
In Befallslagen weniger anfällige und frühreife Sorten bevorzugen; Hafer möglichst frühzeitig säen; ausgewogene Stickstoffdüngung. Ernterückstände und Ausfallgetreide einarbeiten. Flughafer in allen Fruchtfolgegliedern bekämpfen. In Feldnähe keine Neuanpflanzungen von Kreuzdorn.
Gezielte Bekämpfung
Frühzeitig bei Befall und günstigen Vermehrungsbedingungen zugelassene Fungizide einsetzen.
Ähren- und Rispenfusariosen
Bedeutung
Auf allen Getreidearten jahrgangsweise unterschiedlich starkes Auftreten; bei Roggen und Gerste seltener; der spät abreifende Hafer ist besonders gefährdet. Neben Ertrags- und Qualitätsverlusten auch Bildung von für Mensch und Tier gefährlichen Toxinen. EU-Grenzwerte für Getreide zur Lebensmittelproduktion erlassen.
Schadbild
Einzelne Ährchen oder Rispenäste taub, mit Schmachtkorn oder nur unsichtbar befallen, bei feuchter Witterung mit rosa Sporenschleim bedeckt. Nach längerer Feuchteperiode Besiedlung befallener Ähren- und Rispenteile mit Schwärzepilzen. Partielle Taubährigkeit/Flissigkeit auch durch zahlreiche andere parasitäre und nichtparasitäre Ursachen.
Befall
Durch befallene Ernterückstände auf Bodenoberfläche oder infiziertes Saatgut.
Befallsfördernd
Enge Getreide- und Maisfruchtfolgen, Stresssituationen (z. B. Wassermangel, unsachgemäße Düngung), kurzstrohige Sorten und starke Halmverkürzung, Witterung ab Ährenschieben warm und zeitweise feucht (für Fusarium-Arten) bzw. langanhaltend kühlfeucht (für Schneeschimmelerreger).
Vorbeugende Bekämpfung
Keine zu engen Getreide- und Maisfruchtfolgen; in alljährlichen Befallslagen auf Haferanbau verzichten. Frühreife Sorten bevorzugen. Sorgfältiges Einarbeiten der Ernterückstände. Saatgutbeizung. Keine zu starke Halmverkürzung. Jegliche Schwächung der Bestände vermeiden. Rechtzeitige Ernte der Feldbestände und schnelles Trocknen des Ernteguts.
Gezielte Bekämpfung
Verminderung der Toxingehalte bei Triticale durch Fungizideinsatz zur Blüte bei günstigen Infektionsbedingungen. Bei Hafer keine Fungizide zugelassen.
Haferflugbrand
Bedeutung
Vor Einführung der regelmäßigen Saatgutbeizung eine der wichtigsten Haferkrankheiten des gemäßigten Klimas. Heute gefährlich nur in Hafervermehrungsbeständen; zulässige Höchstgrenze fünf befallene Pflanzen auf einer Fläche von 150 m².
Schadbild
Nach dem Rispenschieben zwischen den Spelzen schwarze Sporenmassen, die verstäuben. Zur Erntezeit nur noch leere Rispenäste mit einigen Spelzen. Befallene Pflanzen in der Regel etwas kleiner als die gesunden.
Befall
Durch unsichtbar verseuchtes Saatgut aus flugbrandbefallenen Beständen.
Befallsfördernd
Warme Keimbedingungen (Bodentemperaturen über 16° C) für Hafer, z. B. nach verspäteter Aussaat, begünstigen die Keimlingsinfektion.
Vorbeugende Bekämpfung
Möglichst Zukauf von zertifiziertem Saatgut, eigener Nachbau nicht von flugbrandbefallenen Beständen. Frühzeitige Saat des Hafers und Förderung der Jugendentwicklung.
Gezielte Bekämpfung
Beizung mit speziell gegen Haferflugbrand zugelassenen Präparaten.