Ein spezifischer Blühstreifen für den Zierpflanzenbau

Bunte Blüten auf einem Grünstreifen.Zoombild vorhanden

Versuchsblühmischung Mai 2023
Foto: Orzek

Wo sich Schwebfliegen und Marienkäfer wohlfühlen und Schadfalter abgewiesen werden

Insekten dienen in einem gesunden Ökosystem als Nahrungsquelle, Bestäuber, Regulatoren und Verwerter. Um dem Insektensterben entgegenzuwirken, werden seit Jahren Blühstreifen gefördert. Für den Ackerbau gibt es eine große Anzahl von Qualitätsblühmischungen. Neben der Förderung von Nützlingen können aber auch Schadinsekten angezogen werden, was im Gartenbau zu Problemen führt. Daher wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf begonnen, einen spezifischen Blühstreifen für den Zierpflanzenbau zu entwickeln.

Entwicklung eines spezifischen Blühstreifens für den Zierpflanzenbau

Der Pflanzenschutz im Gartenbau steht vor großen Herausforderungen. Durch den Klimawandel sind neue Wege für eine nachhaltige Produktion gesucht. Themen wie die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, die Förderung der Biodiversität und die Schonung unserer Ressourcen werden verstärkt adressiert. Auch der Zierpflanzenbau ist davon betroffen. Bei der Bekämpfung von Schadinsekten ist der Einsatz von Nützlingen ein fester Bestandteil im Zierpflanzenbau, wie zum Beispiel die Schlupfwespe (Encarsia formosa) gegen die weiße Fliege. Blattläuse stellen jedoch noch immer eine Herausforderung dar. Neben dem Erwerb von Nützlingen hat ein Betrieb die Möglichkeit, durch einen angelegten Blühstreifen die natürlich vorkommenden Nutzinsekten anzulocken. Dabei können aber auch Schadinsekten wie zum Beispiel Schmetterlingsraupen angelockt werden. An der LfL wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im Rahmen einer Bachelorarbeit mit der Entwicklung eines spezifischen Blühstreifens für den Zierpflanzenbau begonnen. Primäres Ziel ist es, Marienkäfer und Schwebfliegen anzulocken, aber Schad­schmetterlinge auszuschließen.
Ein Siebenpunkt-Marienkäfer sitzt auf einem Netz.

Imago von Coccinella septempunctata
Foto: Apel

Eine Schwebfliege sitzt auf einer Blüte.

Imago von Episyrphus balteatus
Foto: Biesendorfer

Durch eine intensive Literaturrecherche und der Zusammenarbeit mit einer ortsansässigen Saatgutfirma wurden 26 Kräuter und drei Gräserarten für die Versuchs­blühmischung ausgewählt. Neben den morphologischen Eigenschaften (zum Beispiel Erreichbarkeit von Pollen und Nektar) wurden die Pflanzen nach den Aspekten der Blütezeit, Lebensdauer der Einzelpflanzen, Stabilität der Pflanzengesellschaft, Unkrautpotential, Standorteignung und die Wuchshöhe ausgewählt.

Folgende Arten wurden für die Versuchsmischung ausgewählt:

  • Achillea millefolium ssp. millefolium
  • Agrimonia eupatoria ssp. eupatoria
  • Anthemis tinctoria
  • Anthriscus sylvestris
  • Barbarea vulgaris
  • Bellis perennis
  • Campanula persicifolia
  • Carum carvi
  • Centaurea cyanus
  • Daucus carota ssp carota
  • Geranium pratense
  • Hieracium umbellatum
  • Leontodon autumnalis ssp. autumnalis
  • Leucanthemum vulgare
  • Lotus corniculatus ssp. corniculatus
  • Origanum vulgare
  • Papaver rhoeas
  • Pimpinella major ssp. major
  • Pimpinella saxifraga
  • Ranunculus acris ssp. acris
  • Ranunculus bulbosus
  • Silaum silaus
  • Silene dioica
  • Succisa pratensis
  • Tanacetum corymbosum
  • Vicia sepium

und die drei Gräser

  • Anthoxanthum odoratum
  • Bromus erectus und
  • Cynosurus cristatus
Die Versuchsblühmischung wurde zeitgleich mit einer Kontrolle (Veitshöchheimer Bienenweide) in KW 17 auf der Versuchsfläche der LfL mit einer Aussaatstärke von 2 g/m² per Hand ausgebracht. Beide Flächen wurden bei Bedarf bewässert. Da sich beide Blühmischungen nur zögerlich entwickelten, wurden nach Bodenproben die Flächen der Versuchsblühmischung und der Kontrolle mit jeweils 50 kg N/ha und 20 kg N/ha Kalkammon­salpeter gedüngt. Die Flächen waren mit Hirtentäschel, Ackerhellerkraut und Erdrauch (auf der Kontrollfläche) stark verunkrautet. Mitte Juni 2022 wurde auf nur jeweils der Hälfte beider Flächen das Unkraut entfernt.
Kräftigblühende Bienenweide.

Veitshöch­heimer Bienen­weide Ende August 2022
Foto: Orzek

Blühende Versuchsblühmischung.

Versuchs­blühmischung Ende Juli 2022
Foto: Biesendorfer

Entwicklung der Bestände und Blühbonitur

Die Kontrolle entwickelte sich von Anfang an schneller und erreichte eine Wuchshöhe von ca. zwei Meter. Im Vergleich erreichte die Versuchsblühmischung nur etwa die Hälfte (ein Meter). Durch das gesteigerte Wuchsverhalten war die Verunkrautung in der Kontrolle sehr gering und am Bestands­schluss waren kaum noch Fremdpflanzen zu finden. Die Versuchs­blühmischung war zeitgleich noch sehr verunkrautet. Das Entfernen der Verunkrautung Mitte Juni 2022 zeigte am Bestandsschluss keine Wirkung und beide Hälften der Flächen waren gleich stark verunkrautet.

Insektenpopulationen

Insektenpopulationen wurden vom 19. Juli bis zum 2. August 2022 untersucht. In der Versuchsmischung wurden 881 und in der Kontrolle 49 Tiere gefangen. Dies könnte durch die Höhe der einzelnen Blühmischungen und der geringen Einflugschneise der Fallen begründet sein. Obwohl eine kurze Beobachtung der einzelnen Populationen erfolgte, konnte daraus keine Schlussfolgerung auf die Effektivität der Blühstreifen gemacht werden, da einige wichtige Pflanzenarten erst im zweiten Jahr zur Blüte kommen werden.
Der Versuch wird 2023 auch im Rahmen einer Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit der HSWT weitergeführt. Der Fokus liegt hierbei auf der Zusammensetzung der Insekten­populationen und der weiteren Entwicklung der Blühstreifen. Erste Einblicke zeigen, dass die Versuchs­blühmischung schon im April blühende Pflanzen aufweist, die Kontrolle allerdings nicht.
Noch nicht blühende Bienenweide.

Veitshöch­heimer Bienen­weide Mai 2023
Foto: Orzek

Blühende Versuchsblühmischung.

Versuchs­blühmischung Mai 2023
Foto: Orzek