Pflanzenbauliches Kolloquium im Winterhalbjahr 2013/14
Bekämpfung der Kirschfruchtfliege – ist eine Lösung in Sicht?
Die Bekämpfung der Kirschfruchtfliege war im Jahr 2002 ein Problem, nachdem für das Insektizid Lebaycid ein Anwendungsverbot ausgesprochen wurde. Im Jahr 2008 wurde die Bekämpfung der Kirschfruchtfliege erneut zu einem Problem, nachdem die Zulassung für die auf Lebaycid folgenden Dimethoat-Präparate nicht verlängert wurde. Grund dafür waren neue Erkenntnisse über die Toxizität des Wirkstoffs. Ein gegenüber tierischen Schaderregern sehr gut wirksames Insektizid, das die Anwendung von Dimethoat ersetzen sollte, zeigte in der Praxis gegenüber der Kirschfruchtfliege des öfteren keine ausreichende Wirkung.
Aufgrund dieser Problematik haben die Absatz- und Verwertungsgenossenschaften, die Franken Obst GmbH, der Fachverband Obstbau und die Fachberatung an das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten appelliert, eine Lösung für dieses Problem zu finden, um auch weiterhin den Kirschanbau in Bayern zu sichern. Daraufhin hat das Institut für Pflanzenschutz mit der Arbeitsgruppe "Krankheiten, Schädlinge im Gartenbau " (IPS3d) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising in den Jahren 2010-2012 ein vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziertes Projekt durchgeführt.
Schnelle Lösung zur Bekämpfung
Zielvorstellung dieses Projektes war, zunächst eine schnelle Lösung zur Bekämpfung der Kirschfruchtfliege zu finden, d.h. eine wirksame Lösung, die auch sofort umgesetzt werden kann, um den Kirschanbau in Bayern nicht zu gefährden. Weiterhin wurde nach einer nachhaltigen Lösung gesucht mit Insektiziden aus anderen Anwendungsbereichen und einem neuen Wirkstoff. Auf Anregung der Arbeitsgemeinschaft Pflanzenschutz im Ökologischen Obstanbau wurde auch an alternativen Möglichkeiten zur Bekämpfung der Kirschfruchtfliege geforscht.
Die Suche nach Lösungen in der Bekämpfung der Kirschfruchtfliege erfolgte zum einen in Laborversuchen, die in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Frau Dr. Vogt am Julius Kühn-Institut in Dossenheim durchgeführt wurden und zum anderen in Freilandversuchen, die in der Kirschenversuchsanlage des Landkreises Forchheim in Hiltpoltstein erfolgten.
Versuchsergebnisse
Gute Versuchsergebnisse konnten mit dem Lösungsansatz, Dimethoat in reduzierter Aufwandmenge anzuwenden, erzielt werden. Dieser Ansatz wurde auch von der Bundesfachgruppe Obstbau aufgegriffen und in einer Strategie zusammen mit der Anwendung von Mospilan SG der Praxis des Kirschanbaus empfohlen. Da sich dieser Ansatz aufgrund der Anwendung von zwei Wirkstoffen hinsichtlich der Rückstände und den Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels als nachteilig erweist, wurde im Rahmen dieses Projektes das Ziel verfolgt, die Kirschfruchtfliege mit nur einem Wirkstoff zu bekämpfen. Dieses Ziel konnte mit der zweimaligen Anwendung von Dimethoat in einer stark reduzierten Aufwandmenge und einem Insektizid, das noch in der Zulassungsphase ist, in den Versuchen erreicht werden. Somit steht für den Kirschanbau auch eine nachhaltige Lösung zur Bekämpfung der Kirschfruchtfliege in Aussicht.
Die Suche nach einer alternativen Lösung führte dagegen zu unbefriedigenden Ergebnissen. Die erfolgversprechende Lösung mit der Anwendung eines Insektizids natürlichen Ursprungs zeigte in einem Jahr ein sehr gutes Ergebnis und im folgenden Jahr ein nicht befriedigendes Ergebnis. Welche Ursachen hierfür verantwortlich sind wird derzeit untersucht.
Erfolgversprechende Ergebnisse, die in Laborversuchen mit abweisend wirkenden natürlichen Mitteln auf die Kirschfruchtfliege erzielt werden konnten, haben sich in den Freilandversuchen nicht bestätigt. Vermutlich haben die Freilandverhältnisse, insbesondere UV-Einstrahlung, zu einem raschen Wirkungsverlust beigetragen. Auch wenn das Projekt nicht zu einer alternativen Lösung geführt hat, konnten interessante alternative Ansätze zur Bekämpfung der Kirschfruchtfliege aufgezeigt werden.
Fazit
Die Suche nach einer alternativen Lösung bei der Bekämpfung der Kirschfruchtfliege ist eine besondere Herausforderung, weil eine Befallsreduzierung, wie z.B. bei anderen Schaderregern, keine befriedigende Lösung darstellt. Der Verbraucher, auch der ökologisch orientierte Verbraucher, wünscht madenfreie Kirschen und das ist derzeit nur mit chemisch- synthetischen Insektiziden oder mit Hilfe eines engmaschigen Kulturschutznetzes möglich.