Maiszünslerbekämpfung – Welche Möglichkeiten gibt es und was ist dabei zu beachten?

Maiszünslerlarve in einem Kolben.

Maiszünslerlarve

Hygiene- und Bekämpfungsmaßnahmen gegen den seit nunmehr ca. 15 Jahren flächendeckend etablierten bedeutendsten Schädling im Mais, den Maiszünsler.
Der Maiszünsler ist der wichtigste Schädling im Mais und bereitet immer mehr Landwirten, vor allem in Süddeutschland, enorme Probleme. Bei massivem Besatz bleiben erhebliche Ertrags- und Qualitätsverluste nicht aus. Die erfolgversprechendste Vorsorgemaßnahme ist das tiefe Unterpflügen der Maisstoppeln und des Maisstrohs. Erfolge sind aber nur dann zu erwarten, wenn diese Hygienemaßnahmen von allen Landwirten im Befallsgebiet konsequent über die Jahre durchgeführt werden. Auf Standorten, die eine saubere Pflugfurche ohne Stoppelreste nicht zulassen, lässt sich die direkte Bekämpfung mit Insektiziden oder Nützlingen bisher nicht vermeiden.

Entwicklung des Maiszünslerbefalls in Bayern

Karte von Bayern: Ausbreitung des Maiszünslers.Zoombild vorhanden

Entwicklung der Ausbreitung des Maiszünslers in Bayern

Das Auftreten des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis) war ursprünglich auf wärmere Regionen beschränkt (Mittelmeerländer, Rheingraben). In den letzten Jahrzehnten hat der unscheinbare Falter immer mehr auch die klimatisch weniger begünstigten Gebiete erobert. Ende der siebziger Jahre trat der Maiszünsler erstmals in Bayern auf. Seither hat er sich stark verbreitet und seit 2005 ist er in Bayern nahezu auf allen Maisflächen zu finden (Übersicht 1). Nach Schätzungen der Welternährungs­organisation (FAO) werden durch die Zünslerraupen weltweit jährlich vier Prozent der Maisernte vernichtet. Das entspricht dem Nahrungsbedarf von 60 Millionen Menschen.

Mehrfacher Schaden

Geknickte oder abgebrochene Maisfahnen sind deutliche Zeichen für die Fraßtätigkeit der Larven. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich an den Bruchstellen Löcher, aus denen Bohrmehl und Kot austritt, beides findet sich in den darunter liegenden Blattachseln. Die Bohrgänge im Stängelinneren können vom Fahnenschaft bis zum Stängelgrund reichen. Häufig sind Einbohrlöcher und Fraßgänge auch im Kolben zu finden.

Die Bohrgänge und die durch das wiederholte Aus- und Einbohren entstehenden Löcher entlang des Stängels beeinträchtigen die mechanische Stabilität der Maispflanze. Solange dadurch nur die oberen Stängelteile abknicken, ist der Schaden zu vernachlässigen. Vor allem in Jahren mit häufigen Gewitterniederschlägen brechen die Pflanzen jedoch im unteren Bereich ab. Unter solchen Bedingungen lässt sich dann ein großer Teil der Kolben auch mit reihenunabhängigen Ernteverfahren nicht mehr erfassen. Außerdem behindert der Reifungsfraß der Larven die Wasser- und Nährstoffversorgung sowie den Assimilattransport. Bei einer Befallstärke von zwei bis drei Raupen pro Pflanze ist im langjährigen Mittel mit Ertragsverlusten von 10 bis 30 Prozent zu rechnen (siehe nachfolgende Tabelle 1). Außerdem fördern die Zünslerlarven durch ihre Bohrtätigkeit den Pilzbefall. Bedeutsam sind hierbei in erster Linie die Fusarium-Arten. Sie verursachen zum einen Stängel- und Kolbenfäule, zum anderen bilden sie unter bestimmten Bedingungen Pilzgifte wie zum Beispiel Deoxynivalenol oder Nivalenol, die die Futterqualität erheblich mindern.

Tabelle 1: Einfluss des Maiszünsler auf Pilzbefall und Ertrag pdf 82 KB

Entwicklung des Zünslers

Ab Juni fliegen die ersten Schmetterlinge aus den vorjährigen Maisschlägen in die neuen Bestände ein. Im Juli erreicht der Zuflug meist seinen Höhepunkt, setzt sich jedoch bis weit in den August hinein fort. Die in den Abend- und Nachtstunden fliegenden Falterweibchen legen ihre weißlichen, miteinander verkitteten Eier an der Unterseite von Maisblättern ab. Die größeren Blätter in der Mitte der Pflanze werden bevorzugt zur Eiablage benutzt. Die durchschnittliche Gelegegröße liegt bei 10 bis 20 Eiern. Nach ein bis zwei Wochen schlüpfen die gelblich gefärbten Räupchen. Sowohl die Eier als auch die jungen Larven reagieren sehr empfindlich auf feucht-kühle Witterung. Die Zünslerraupen verteilen sich auf Nachbarpflanzen und bohren sich in den oberen Teil der Maispflanze ein. Im Laufe der Vegetation fressen sie sich im Stängelinneren nach unten, teilweise unterbrochen durch Aus- und erneute Einbohrung. Je älter die Raupen sind, desto weiter dringen sie nach unten vor und desto größer ist der verursachte Schaden. Darum muss die Bekämpfung so ausgelegt werden, dass die ersten Eigelege oder Larven – je nach Bekämpfungsverfahren – in jedem Fall erfasst werden. Die Überwinterung erfolgt in den Maisstoppeln. Im darauf folgenden Mai verpuppt sich der Schädling.

Beste Bekämpfung: tiefes Unterpflügen der Maisstoppel

Beim Silomaisanbau kann durch tiefes Abhäckseln der Maispflanzen eine Populationsverringerung für das kommende Jahr erreicht werden. Das Zerkleinern von Stoppeln und Stroh durch Fräse oder Scheibenegge nach der Maisernte eignet sich ebenfalls dazu, Raupen abzutöten. Erfahrungsgemäß reichen aber diese Maßnahmen allein nicht aus, um die Maiszünslerpopulation unter der Schadschwelle zu halten. Nur tiefes (25 cm), sauberes Unterpflügen der Maisstoppeln und des Maisstrohs ist eine langfristig Erfolg versprechende Bekämpfungsmethode. Dadurch werden die schlüpfenden Falter am Verlassen des Bodens gehindert. Für den Pflug ist in der Regel ein Zusatzgerät nötig, das Stroh gut in die Furche einbringt. Wird die tiefwendende Bodenbearbeitung im gesamten Befallsgebiet praktiziert, hat der Maiszünsler keine großen Entwicklungsmöglichkeiten mehr. Weitere Bekämpfungsmaßnahmen sind dann in der Regel überflüssig. Das Unterpflügen der Maisernterückstände vermindert zugleich nachhaltig das Fusarium-Toxinrisiko für die nachfolgende Frucht Weizen.

Bekämpfung mit chemischen, biologischen und gentechnischen Verfahren

Nun kann es aber aus betriebswirtschaftlichen oder pflanzenbaulichen Überlegungen heraus sinnvoll sein, auf den Pflug zu verzichten. Teilweise ist auch aus Gründen des Erosionsschutzes eine Pflugfurche nicht möglich. Auf sehr tonigen oder flachgründigen Böden scheidet eine tiefwendende Bodenbearbeitung von vornherein aus. Unter diesen Bedingungen stehen zur Schadensminderung folgende Möglichkeiten zur Verfügung (siehe Abbildung).

Einsatz von Insektiziden

Zu nennen sind hier synthetische Pyrethroide. Die Mittel wirken nur gegen die Maiszünslerraupen. Aus diesem Grunde sollte der Spritztermin mit dem Einbohren der ersten Raupen in den Maisstängel übereinstimmen. Erfahrungsgemäß ist dies zum Flughöhepunkt der Fall. Da der Mais zu diesem Zeitpunkt meist eine Höhe von 1,5 m erreicht hat, ist zur Minimierung der Fahrverluste dann der Einsatz eines Stelzenschleppers erforderlich. Zu frühe Spritzungen verschenken einen Teil der Wirkungsdauer, der Bekämpfungserfolg fällt dementsprechend ab. Bei optimalem Anwendungstermin konnten in unseren Versuchen im mehrjährigen Mittel Wirkungsgrade von 75 Prozent erzielt werden (Übersicht 3). Zu berücksichtigen ist aber, dass durch Insektizidspritzungen Nützlinge mit erfasst werden. Dem Ausschalten von Marienkäfern und Florfliegenlarven folgt in manchen Jahren ein starker Blattlausbefall in den behandelten Maisschlägen.

Übersicht 3: Wirkung verschiedener Bekämpfungsverfahren gegen den Maiszünsler
VerfahrenInsektizid (1X)Trichogramma (2x)Bt-Mais*
Versuchsjahr1992 bis 991992 bis 991997 bis 99
% Wirkungsgrad**
(n=11)
% Wirkungsgrad**
(n=11)
% Wirkungsgrad***
(n=6)
Mittelwert
(von … bis)
75
(33–93)
55
(35–81)
95
(88–100)

* Der Praxisanbau von gentechnisch verändertem Mais ist seit 2009 in Deutschland nicht mehr erlaubt;
** Wirkungsgrad gegenüber unbehandelter Kontrollvariante;
*** Wirkungsgrad gegenüber isogener Sorte ohne Bt-Konstrukt;
Quelle: verändert nach AELF Ansbach

Biologische Bekämpfung

Trichogramma-Schlupfwespen legen ihre Eier in die Gelege des Maiszünslers. Aus den so parasitierten Eiern schlüpft nach einigen Tagen statt der Maiszünslerraupe eine neue Schlupfwespengeneration, die sofort wieder nach geeigneten Maiszünslergelegen für ihre Nachkommen sucht. Die Nützlinge können mit Hilfe von Kartonrähmchen oder Kapseln (Handelsname "Trichocap") bzw. Plättchen (Trichosafe) in die gefährdeten Maisbestände eingebracht werden. Der Vorteil bei diesem Verfahren besteht darin, dass andere Nützlinge, wie Marienkäfer, nicht geschädigt werden und keine technischen Hilfsmittel für das Ausbringen notwendig sind. Eine gute Wirkung setzt voraus, dass Nützlinge zum Flugbeginn des Maiszünslers und nochmals zwölf bis vierzehn Tage später freigelassen werden. Unter diesen Bedingungen konnte in unseren Versuchen die Raupenzahl im mehrjährigen Durchschnitt um 55 Prozent reduziert werden. Unter mittlerem Befallsdruck reicht dieser Wirkungsgrad in der Regel aus, um Ertragsausfälle zu vermeiden. Bei starken Regenfällen (Gewitter) unmittelbar nach der Ausbringung werden die Schlupfwespen jedoch in hohem Maße beeinträchtigt; der Bekämpfungserfolg ist dann wesentlich schlechter.

Eine weitere Möglichkeit ist die Applikation von Bacillus-thuringiensis-Präparaten. Dieses biologische Insektizid mit dem Handelsnahmen "Dipel" wirkt nur gegen die Maiszünslerraupen. Aus diesem Grunde gelten hier die selben Einsatzbedingungen wie bei synthetischen Pyrethroiden. Nützlinge werden nach bisherigen Erfahrungen nicht beeinträchtigt. Jedoch konnte das Präparat in unseren Versuchen nicht überzeugen. Der Bekämpfungserfolg lag bei unter 30 Prozent, da bei hoher Sonneneinstrahlung die Wirkungsdauer von "Dipel" nur wenige Tage anhält.

Bt-Mais schützt sich selbst

Mit Bt-Mais gibt es Maissorten, die sich selbst vor der Raupe des Maiszünslers schützen. Diesem seit 1996 in Nordamerika angebauten Mais wurde ein Gen des Boden-Bakteriums Bacillus thuringiensis (deshalb Bt-Mais) in die Erbinformationen eingebaut. Im Gegensatz zu herkömmlichen Maissorten produziert der Bt-Mais eine für die Larve des Schädlings toxische Substanz, das sogenannte Bt-Protein – vergleichbar dem biologischen Insektizid "Dipel". Sobald die Raupen sich in die Maispflanze bohren, nehmen sie das Bt-Eiweiß auf und sterben ab. Eine Wirkung auf Nichtzielorganismen innerhalb des Maisbestandes (einschließlich mikrobiellem Bodenleben) wurde in unseren Versuchen nicht beobachtet.

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft führte von 1997 bis 1999 Freilandversuche mit zünslerresistentem Mais durch. Dabei konnte in den Bt-Maissorten gegenüber den gleichen nicht transferierten Sorten eine Verringerung der Larvenzahl von durchschnittlich 95 Prozent erzielt werden (Übersicht 3). Außerdem trat bei Pflanzen, die mit dem Bt-Schutzgen ausgestattet waren, kein Stängelbruch auf, während die jeweils nichttransgene Variante bis zu 25 Prozent geknickte Stängel aufwies. Aus fachlicher Sicht sind transgene Maissorten gegenwärtig die beste Möglichkeit zur Maiszünslerbekämpfung. Im Auge behalten muss man allerdings im Zusammenhang mit Bt-Mais die Frage der Resistenzbrechung.

Eine zusammenfassende Bewertung der verschiedenen Bekämpfungsverfahren ist der nachfolgenden Übersicht 4 zu entnehmen.

Übersicht 4: Zusammenfassende Bewertung der verschiedenen Maiszünslerbekämpfungsverfahren
Bekämpfungs-
verfahren
Akh/haManagement-
bedarf
Nützlings-
beeinträchtigung
Bekämpfungs-
erfolg
Kosten €/ha*
Trichogramma1hochniedrigbefriedigend75
Insektizid0.5mittelhochgut40**
Bt-Präparat0.5hochniedriggering95**
Bt-Mais***0niedrigniedrigsehr gutca. 45

* inklusive Mehrwertsteuer;
** bei überbetrieblicher Mechanisierung; ohne Ansatz für Fahrschäden;
*** Der Praxisanbau von gentechnisch verändertem Mais ist seit 2009 in Deutschland nicht mehr erlaubt

Versuchsergebnisse aus Bayern 2013: Versuch zum Vergleich verschiedener Verfahren zur Maiszünslerbekämpfung (externe PDF-Datei) Externer Link

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