Wirkung von intensivem Zerkleinern des Maisstrohs beim Mähdrusch auf die Fusariumbelastung der Folgekultur Winterweizen
Der Trend zur konservierenden Bodenbearbeitung hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass vielerorts bereits auf den Pflug verzichtet wird oder zumindest dessen Einsatz genauestens hinterfragt wird. Es gibt aber auch Fälle, bei denen der Pflug, etwa aus phytosanitären Gründen, sogar empfohlen wird. Der Anbau von Winterweizen nach Körnermais ist auf Grund der Fusarium Problematik einer dieser Fälle.
Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens, gefördert von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, wurde untersucht, ob durch eine intensive Zerkleinerung des Maisstrohs und entsprechende Bodenbearbeitung (mulchende Bestellung) die Einarbeitung und Rotte des Strohs so gefördert werden kann, dass ein verstärkter Befall des Winterweizens mit Ährenfusariosen ausbleibt.
Großparzellenversuch
Dazu wurde ein umfangreicher Großparzellenversuch auf 2 Standorten über 3 Jahre angelegt. Neben 3 unterschiedlichen Strohzerkleinerungsvarianten wurden auch 3 verschiedene Bestellvarianten für den Winterweizen geprüft, sodass 9 Versuchsglieder entstanden sind. Bei der Strohzerkleinerung gab es neben der Zerkleinerung mit einem am Traktor angebauten Mulchgerät und der Unterlassung einer zusätzlichen Zerkleinerung nach dem Maisdrusch (also nur Unterbauhäcksler) noch ein weiteres neuartiges Verfahren. Der Landwirt und Lohnunternehmer Westermeier hat ein System zur intensiven Zerkleinerung des Maisstrohs direkt beim Drusch entwickelt. Dazu hat er am Mähdrescher 3 Mulchgeräte angebracht. Zwei Mulchgeräte, jeweils links und rechts am Schrägförderer übernehmen die Zerkleinerung der beiden äußeren Maisreihen (6 reihiger Pflückvorsatz) noch vor der Überfahrt mit den Reifen. Die beiden mittleren Reihen zwischen dem Fahrwerk werden von dem dritten Mulchgerät, montiert an der Hinterachse des Mähdreschers, zerkleinert. Dadurch ergeben sich einerseits Vorteile bei der Arbeitswirtschaft (nur eine Überfahrt) und andererseits auch Vorteile hinsichtlich der Arbeitsqualität, weil keine Maisstoppeln niedergefahren und kein Maisstroh in den Boden gedrückt wird (Vorgewende, ungünstige Schlagformen usw.).
Intensität der Zerkleinerung
Bei allen Verfahren wurde die Intensität der Zerkleinerung ermittelt. Dazu wurden Proben genommen und mit Hilfe einer Trommelsiebmaschine in die verschiedenen Fraktionen unterteilt. In der Größenklasse über 4,5 cm Länge befanden sich nach der Bearbeitung durch den Unterflurhäcksler des Pflückers noch immer 59 – 72 % des Gesamtstrohs. Beim Einsatz eines extra Mulchers am Traktor reduzierte sich dieser Anteil auf 13 – 51 % und beim integrierten Verfahren (Mulcher am Mähdrescher) auf 25 – 42 %. Die stark schwankenden Werte der Jahre und Standorte verdeutlichen, wie wichtig und ausschlaggebend der Zustand der Mulcher bzw. Arbeitswerkzeuge für die Zerkleinerung ist. Der Vorteil der am Mähdrescher angebauten Mulchgeräte kam durch die exakte Versuchsanstellung mit definierten Parzellen nicht voll zur Geltung. Unter Praxisbedingungen, wo auch am Vorgewende und bei ungünstigen Schlagformen gefahren werden muss und viel Maisstroh und Stoppeln in den Boden gedrückt werden, würde das Ergebnis deutlich günstiger für die integrierten Mulcher ausfallen, weil diese noch vor den Mähdrescher- bzw. Schlepperreifen die Arbeit verrichten und es System bedingt keine niedergefahrenen Erntereste geben kann.
Bestellung des Winterweizens
Danach erfolgte die Bestellung des Winterweizen. Neben der konventionellen Pflugfurche und Weizensaat mit einer Kreiseleggen - Drillmaschinenkombination wurden auch zwei Varianten mit mulchender Bestellung durchgeführt. Bei der Variante „Mulchsaat intensiv“ wurde das Stroh flach mit einer Kurzscheibenegge eingemischt und dann tief mit einem dreibalkigen Grubber eingearbeitet, ehe die Aussaat mit einer Kreiseleggen - Drillmaschinenkombination erfolgte. Bei der Variante „Mulchsaat extensiv“ blieb die Bodenbearbeitung auf die Kurzscheibenegge beschränkt. Danach erfolgte die Aussaat mit einer gezogenen Universaldrillmaschine (mit integrierter Spatenroll- oder Kurzscheibenegge).
Weizenbestand und Bodenbedeckung mit Maisstroh
Nach dem Feldaufgang wurde noch im Herbst bzw. zeitigen Frühjahr der Weizenbestand bonitiert und die Bodenbedeckung mit Maisstroh ermittelt. Je nach Maisstrohaufkommen und Bodenbeschaffenheit kamen die Geräte in den Mulchsaatvarianten mehr oder weniger gut mit den Ernteresten zurecht. Schlechte Bearbeitungsbedingungen (viel Maisstroh und nasser Boden) führten zu hohen Bodenbedeckungsgraden mit bis über 60 % vor allem im ersten Versuchsjahr. In allen Jahren schwankte der Deckungsgrad bei der Pflugvariante zwischen 0 bis 2 %. Bei den Varianten Mulch saat intensiv bewegten sich die Werte zischen 4 und 52 %, während sie bei der Variante Mulchsaat extensiv noch etwas höher bei 8 – 63 % lagen.
Beeinflußung des Feldaufganges
Diese teilweise hohen Maisstrohbedeckungsgrade beeinflussten auch den Feldaufgang. Während es in den Pflugsaaten zu gleichmäßigen Feldaufgängen gekommen ist, kam es in den Mulchsaatparzellen, vor allem wenn das Maisstroh nicht zusätzlich zerkleinert wurde, zu deutlichen Lücken im Bestand. Teilweise
lagen die Feldaufgänge um bis zu 40 % unter den Pflugvarianten. Meist konnte der schlechtere Feldaufgang durch eine verstärkte Bestockung kompensiert werden, sodass die Erträge in der Regel in den Mulchsaatparzellen denen der Pflugparzellen nicht oder nur gering unterlegen waren.
Befall mit Fusarium
Zur Ermittlung der Ertragsparameter und des DON Wertes wurden in jeder Parzelle 9 Stück 0,5 m² große Drahtringe zufällig ausgelegt, innerhalb derer alle Bonituren (Feldaufgang, ährentragende Halme, Fusariumbefall) durchgeführt wurden. Der Befall mit Fusarium war in den drei Versuchsjahren auf jährlich wechselndem Niveau, aber stets in derselben Abstufung der Varianten zueinander. Die Pflugvarianten verzeichneten stets signifikant niedrigere DON Gehalte als die Varianten „Mulchsaat intensiv“, die wiederum signifikant niedrigere DON Gehalte hatten als die Varianten „Mulchsaat extensiv“. Die drei Zerkleinerungsvarianten zeigten in ihrem Einfluss auf die Fusarium Infektion und damit den DON Gehalt in den Einzeljahren nur einen Trend. Über alle Jahre, Standorte und Bestellverfahren hinweg zeigte sich jedoch ein signifikanter Einfluss: Das am Mähdrescher integrierte Mulchgerät führte zu signifikant geringeren DON Werten als die Varianten ohne zusätzliche Maisstrohzerkleinerung. Die zusätzliche Maisstrohzerkleinerung mit einem traktorangebauten Schlägelmulcher nimmt eine Mittelstellung ein ohne signifikante Abgrenzung zu den beiden Alternativen.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass in Jahren mit geringem Fusariumbefallsdruck mit Hilfe intensiver Masistrohzerkleinerung vor und sorgfältiger Maisstroheinarbeitung bei der Winterweizenbestellung der DON Gehalt im Winterweizen beim Anbau wenig anfälliger Sorten auch ohne den Einsatz des Pfluges und damit ohne erhöhtes Erosionsrisiko unter dem EU Grenzwert für Rohgetreide gehalten werden kann.
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Die Belastung mit Fusarientoxinen stellt ein wesentliches Qualitäts- und Vermarktungskriterium für Weizen dar. Für das Leittoxin Deoxynivalenol (DON) des Fusariumpilzes gelten seit dem 1. Juli 2006 verbindliche EU-Grenzwerte für unverarbeitetes Getreide, das zur Verwendung als Lebensmittel bestimmt ist. Durch Vorfrucht, Bodenbearbeitung, Sortenwahl und Pflanzenschutzmaßnahmen kann das Fusariumrisiko minimiert werden.
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