Minimierung des Fusarium-Risikos bei Winterweizen

Ähre des Winterweizen mit Fusariumbefall

Beim Anbau von Winterweizen sollte das Risko von Fusariuminfektionen und einer nachfolgenden DON-Belastung durch die Kombination von geeigneten Maßnahmen verringert werden.

Der Befall mit Ährenfusarien führt bei Winterweizen meist zur Belastung der Ernte mit Mykotoxinen. DON (Deoxynivalenol) wird dabei von verschiedenen Fusariumarten gebildet und stellt das Leittoxin bei Winterweizen dar. Fusarium graminearum, das sich vor allem auf schwer zersetzbaren Pflanzenrückständen wie z.B. Maisstoppeln vermehrt, und Fusarium culmorum, das in den kühleren Regionen vorherrschend ist, sind die wichtigsten Schaderreger. Die Sporen der Fusarienarten infizieren zur Blüte die Getreideähren und gelangen in die Kornanlagen und die Spindel. Dies führt dann zum Absterben und Ausbleichen von einzelnen Ährchen oder ganzer Bereiche der Ähren.

Für DON gilt nach der EU-Verordnung 1881/2006 ein Grenzwert von 1,25 mg/kg unverarbeitetes Getreide. Für verarbeitetes Getreide sind wesentlich niedrigere Werte angegeben. Um ganz sicher zu gehen, dass in der Getreideverarbeitung, d.h. meist in der Mühle, die Grenzwerte eingehalten werden, sind die Mühlen sehr restriktiv. Manche erhöhen bereits bei 500 µg DON/kg Rohware die Kontrolldichte, um Probleme rechtzeitig zu erkennen. Für den Futtermittelbereich sind keine Grenzwerte erlassen.

Situation 2013

Nach einem deutlichen Befallsanstieg im Jahr 2012 sanken die Toxinwerte der bayerischen Ernte 2013 bei Winterweizen auf ein Rekordtief, obwohl die Infektionsbedingungen für Fusarium während der Weizenblüte teilweise günstig waren. Es wird vermutet, dass die sehr trockene und teils heiße Witterung im Juli die Weiterentwicklung des Pilzes so weit behinderte, dass kaum Toxine gebildet wurden. Demzufolge wurden in bayerischem Wintergetreide 2013 in den Fusarium-Monitoring-Untersuchungen meist keine nennenswerten DON-Gehalte nachgewiesen.

DON-Ergebnisse

Fruchtfolge

Aus den mehrjährigen DON-Untersuchungen der Praxisproben lässt sich ein Einfluss der Vorfrucht ableiten. Vor allem nach dem Anbau von Mais steht Infektionsmaterial in Form von nicht verrotteten Maisrückständen auf dem Feld häufig in ausreichender Menge zur Verfügung. In Bayern wird die Hälfte des Winterweizens nach Maisvorfrucht angebaut. Aber nicht nur nach Mais können sehr hohe Infektionsraten und Mykotoxinwerte vorkommen. So war 2007 in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt hoher Befall auch nach Zuckerrübe und vielen anderen Fruchtarten festzustellen. Grundsätzlich können in allen Regionen Deutschlands ideale Voraussetzungen für den Fusariumpilz eintreten, so dass dieser dann die Qualität des Weizens durch die Produktion von DON beeinträchtigen kann.

Im Zeitraum 2008 bis 2013 lagen über 96 % der DON-Gehalte der untersuchten Winterweizen unter dem kritischen Grenzwert von 1,25 mg DON/kg. Ein Anteil von knapp 90 % der Proben wies Toxinwerte auf, die niedriger als die Hälfte des gesetzlich festgelegen Höchstwerts waren.

Große Effekte der Sorten

In einem langjährig durchgeführten Provokationsversuch mit Einstreu von Maisstoppeln wurde ein eingeschränktes Sortiment von Winterweizensorten hinsichtlich seiner Fusariumanfälligkeit getestet.
Aus vorangegangenen Versuchen ist bekannt, dass der Toxingehalt um bis zu 90 % reduziert werden kann, wenn anstelle anfälliger, resistente Sorten angebaut werden. Ein Vergleich der DON-Werte der stark anfälligen Sorte Tobak mit den gut resistenten Sorten bestätigte dies (siehe Abbildung). Impression, Hermann und Kometus zeigten mehrjährig eine geringe Anfälligkeit verbunden mit niedrigen DON-Gehalten. Pflanzenbauliche Maßnahmen sollten bei Sorten, wie Kredo, JB Asano, Pamier, Orcas, und Julius, die auf mittlerem Niveau eingestuft sind, angepasst werden. Diese Sorten eignen sich nur eingeschränkt nach der Vorfrucht Mais. Die fusariumanfällige Sorte Tobak wird in Bayern nicht empfohlen.
Unsere Provokationsversuche zeigen eine gute Wiederholbarkeit und damit auch die Übertragbarkeit der Ergebnisse in die Praxis.

Pflanzenschutzmaßnahmen

Eine optimal terminierte gezielte Fusariumspritzung zur Blüte kann den DON-Gehalt um bis zu 70 % gegenüber Beständen ohne Blütenbehandlung reduzieren. Entscheidend für den Wirkungsgrad ist eine infektionsnahe Fungizidapplikation im Zeitfenster von 2 Tagen vor bis max. 4 Tagen nach einem Niederschlagsereignis in der kritischen Phase ab Ende des Ährenschiebens.
Die zeitgerechte Arbeitserledigung in dem für die Spritzung gegen Ährenfusarium kurzen optimalen Zeitraum stellt dabei eine Herausforderung dar. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der pdf-Datei unten.

Bodenbearbeitung und Bestandesführung

Insbesondere nach Maisvorfrucht schafft eine wendende Bodenbearbeitung ein sauberes Saatbeet mit einem geringen Anteil an Maisstroh an der Bodenoberfläche. Eine intensive Zerkleinerung des Maisstrohs wirkt sich positiv aus. Dennoch erscheint auch eine konservierende Bodenbearbeitung ohne Pflugeinsatz unter Anwendung aller weiteren Maßnahmen, wie Sortenwahl und Pflanzenschutz als Möglichkeit.
Die Bestandesführung sollte einen standfesten und gleichmäßigen Bestand gewährleisten. Durch die längere feuchte Phase bei inhomogenen und lagernden Beständen wird es dem Fusariumpilz ermöglicht über einen längeren Zeitraum entsprechend mehr Toxine zu bilden.

Informationen zum Fusarium-Risiko aus anderen Instituten

Institut für Landtechnik und Tierhaltung
Wirkung von intensivem Zerkleinern des Maisstrohs

Der Trend zur konservierenden Bodenbearbeitung hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass vielerorts bereits auf den Pflug verzichtet wird oder zumindest dessen Einsatz genauestens hinterfragt wird. Es gibt aber auch Fälle, bei denen der Pflug, etwa aus phytosanitären Gründen, sogar empfohlen wird. Der Anbau von Winterweizen nach Körnermais ist auf Grund der Fusarium Problematik einer dieser Fälle. Mehr