Netzwerk Fokus Tierwohl
Rückblick: Online-Seminar "Alternative Haltungssysteme in der Schweinehaltung", 17. November 2021

Sauen im Auslauf

Carina Hell vom AELF Coburg-Kulmbach führte in das Thema der alternativen Haltungssysteme ein. Anschließend stellte Jochen Simon (LfL) das Projekt EvoPigStable vor und Franziska Plank (LfL) thematisierte die Wirkung von alternativen Schweinställen auf das Tierwohl und die Wirtschaftlichkeit. Im Anschluss gab Jan-Hendrik Hohls vom Impulsbetrieb Hohls Becklingen GbR einen Einblick in seinen Stallumbau und seine Erfahrungen.

Programm

  • 18:45 Uhr Einwahl in den Meeting-Raum möglich
  • 19:00 Uhr Begrüßung und Projektvorstellung Netzwerk Fokus Tierwohl
    Katharina Burgmayr, Vanessa Peter, LfL
  • 19:05 Uhr Begrüßung und Einleitung
    Carina Hell, AELF Coburg-Kulmbach, Sachgebiet L2.2
  • 19:10 Uhr Vorstellung Projekt EvoPigStable
    Jochen Simon, LfL
  • 19:20 Uhr Alternative Haltungssysteme
    Franziska Plank, LfL
  • 20:10 Uhr Praktikerbericht - Umbaumaßnahmen Betrieb Hohls
    Jan-Hendrik Hohls, Hohls Becklingen GbR
  • 20:45 Uhr Fragen, Diskussion, Zusammenfassung und Abschluss
    Katharina Burgmayr, Vanessa Peter, LfL
Vortrag "Alternative Haltungssysteme"
Frau Franziska Plank stellte in ihrem Vortrag die Ergebnisse aus dem Projekt alternative Haltungssysteme in der Schweinemast vor.

Projekthintergrund

In diesem Projekt wurden 11 alternative Mastbetriebe ein Jahr lang begleitet, welche größtenteils für Haltungsform 3 und 4 geeignet waren.
Die Betriebe realisierten dabei u.a. einen Zugang zum Außenklima/Auslauf, Einstreu, Festflächenanteile und setzten auf verschiedene Einstreu-/Entmistungstechniken. Kernpunkte, die in dem Projekt bewertet wurden, waren z.B. tierbezogene Indikatoren, Funktionsfähigkeit und -sicherheit, Arbeitszeit oder auch Investitionskosten.

Projektbetriebe

Die ausgewählten Betriebe unterschieden sich in den Stallsystemen, sodass Tiefstreu-, Offenfront-, angepasste konventionelle Ställe, Schweizer-Label-, Schrägboden- und PigPort3-Ställe im Projekt bewertet werden konnten.
Das Einstreuen erfolgte auf den Projektbetrieben durch Kettenförderung (Strohmatic), Einstreuroboter und Schlepper oder händisch. Für die Entmistung wurden Unterflur-Schieber, Oberflur-Schiebetechniken sowie Schlepperentmistungen genutzt.
Auf den Betrieben wurden Duschen/ Sprüheinrichtungen im Außenbereich oder Coolpads in Kombination mit einem Kühlschlauch im Liegebereich als Kühleintrichtungen verwendet. Die vorherrschenden Tränketypen waren Nippeltränken und offene Tränken.

Funktionsfähigkeit und -sicherheit

Die unterschiedlichen Stallsysteme wurden hinsichtlich der Buchtenverschmutzung im Liegebereich bewertet. Die PigPort Ställe, der Offenfrontstall und ein Schweizer-Labelstall wiesen die geringste Buchtenverschmutzung auf.
Zudem wurden mögliche Einflüsse auf die Funktionsfähigkeit untersucht. Vor allem der Einfluss der Jahreszeiten (im Sommer höhere Verschmutzung) und die Art der Fütterung (Trockenfütterung: geringere Verschmutzung in Liege- und Aktivitätsbereich) beeinflussen die Buchtenverschmutzung enorm. Nicht zu vernachlässigen sind Gebäudeausrichtung und Buchtenanordnung, aber auch das Management.

Arbeitszeitaufwand

Um den Arbeitszeitaufwand der Stallsysteme zu ermitteln, wurden die Arbeitszeiten für Routinearbeiten verglichen. Als Routinearbeiten wurden die Tierkontrolle, Einstreu und Entmisten definiert.
Zwei Schweizer-Labelställe, die PigPort 3 Ställe und ein Schrägbodenstall wiesen vergleichsweise geringe Arbeitsstunden pro Mastplatz und Jahr auf. Jedoch war der Arbeitszeitaufwand in jedem alternativen Stallsystem höher als im konventionellen Maststall.
Die Arbeitszeiten werden vor allem durch Stroh-/Raufuttervorlage, Technisierung beim Einstreuen und Entmisten sowie Ansprüche der Betriebsleiter beeinflusst.

Tierbezogene Indikatoren

In dem Projekt wurden auch tierbezogene Indikatoren (Lahmheit und Verletzungen am Schwanz) ermittelt. Die alternativen Stallsysteme zeigten keine erheblichen Unterschiede bei den tierbezogenen Indikatoren.

Investitionskosten

Die Investitionskosten der Projektbetriebe unterschieden sich deutlich. Jedoch war dies stark abhängig vom Baujahr des Stalls, dem Technisierungsgrad und dem Platzangebot pro Tier. Grundsätzlich waren die Mastplätze in alternativen Haltungssystemen teurer als konventionelle Mastplätze.

Fazit

Jedes der bewerteten alternativen Stallsysteme kann erfolgreich betrieben werden. Alternative Haltungssysteme haben im Vergleich zur konventionellen Haltung einen erhöhten Arbeitszeitaufwand und höhere Investitionskosten. Die Vermarktungsrichtung muss grundsätzlich zum Stallsystem passen, um möglichst hohe Erlöse zu erzielen um die Kosten für den Mehraufwand zu decken.

Ansprechpartner

Katharina Burgmayr, LfL
Tel.: 08161 8640-7375
E-Mail: fokus-tierwohl@lfl.bayern.de

Vanessa Peter, LfL
Tel.: 08161 8640-7374
E-Mail: fokus-tierwohl@lfl.bayern.de

Partner (ÄELF)
AELF Coburg- Kulmbach, Sachgebiet L2.2, Carina Hell