Netzüberspannung kleiner Teiche und der Einfluss auf den Aufzuchterfolg bei Schleien

Netzüberspannung von Schleienteichen

Netzüberspannung eines Karpfenteichs

Die Erzeugung von Schleien ist in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten rückläufig. Grund hierfür können die schlechten Abfischergebnisse sein, die viele Praktiker in Deutschland, aber auch in Österreich, Tschechien und Polen beobachten mussten.

Zielsetzung

Im Rahmen von Versuchen sollte abgeklärt werden, in wie weit Prädatoren für die rückläufigen Fänge bei den Schleien verantwortlich waren. Darüber hinaus war es Ziel durch Überspannung einzelner Teiche den Einfluss fischfressender Vogelarten, insbesondere von Grau- und Silberreiher zu ermitteln und die dafür entstehenden Kosten sowie den Betreuungsaufwand festzuhalten.

Methode

In einer Versuchsteichanlage standen in den Jahren 2013 -2015 sechs Teiche mit einer Wasserfläche von jeweils 1000 m2 zur Verfügung. Von diesen wurden drei Teiche dachförmig mit Netzen überspannt. Gestützt wird die Überspannung, bestehend aus einem Netz rhombischer Maschen mit einer Maschenweite von 12,5 cm, durch jeweils zwei etwa vier Meter hohe Masten, die über ein Edelstahlseil verbunden und zu den Seiten hin abgespannt sind. An den Längsseiten des Teichs wurden verzinkte T-Profil-Zaunpfosten im Abstand von etwa 5 Metern angebracht und mit durchlaufenden Drähten versehen, um das Netz an den Seitendämmen zu stützen und senkrecht abfallen zu lassen. Das Netz liegt überwiegend lose auf, so dass gegebenenfalls das zeltartige Dach zu einer Seite hin zurückgeschoben werden kann. Im Jahr 2014 wurden die Seitenränder auf einer Höhe von ca. 30 cm über dem Boden geöffnet, um gefangenen Wasservögeln den Ausstieg zu ermöglichen und um Mäharbeiten zu erleichtern. Auch im Jahr 2015 wurde dieser Abstand vom Boden aus eingehalten. Das Netz wurde teilweise an den Seiten mittels Trassierband sichtbar markiert, um es für anfliegende Vögel sichtbarer zu machen. Außerdem wurden Hinweisschilder angebracht, um Passanten bei Problemfällen mit Vögeln eine Kontaktmöglichkeit zu geben.
Alle Teiche sind in Bezug auf die Wasserversorgung in Reihe geschaltet. Alle sechs Teiche wurden jeweils im April gleich besetzt. Der Schleienbesatz betrug im Jahr 2015 3.000 zweisömmerigen Schleien pro Hektar mit einem durchschnittlichen Stückgewicht von 18 g. Neben den Schleien wurden zur Eintrübung bzw. zur Erleichterung der Teichpflege 100 Graskarpfen je Hektar mit einem durchschnittlichen Stückgewicht von 1,3 kg besetzt. In allen Teichen wurde dieselbe Futtermenge verabreicht (Tritikale geschrotet 720 kg/ha). Die Überspannung wurde regelmäßig auf Dichtheit überprüft. Die Teiche wurden im Oktober abgefischt. Dabei wurden Stückzahlen und Stückgewichte erfasst.

Ergebnisse

Während der drei Versuchsjahre wurden an den Teichen keine Kormorane gesehen. Ausnahme war ein Kormoran, der 2014 für kurze Zeit in einen überspannten Teich gelangte. Regelmäßige Gäste waren in allen Jahren ein Purpurreiher sowie mehrere Graureiher. In einem überspannten Teich fanden sich regelmäßig Reiherenten, welche auch fliegend durch die Maschen hindurch wechselten.
Durchschnittliche Verluste (%) sowie das Lebendgewicht pro Stück bei der Erzeugung dreisömmeriger Schleien in (n=3) überspannten Teichen
Überspannte Teiche (n=3)
Schleien
201320142015Durch-
schnitt
Verluste (%)18,022,541,227,2
Lebendgewicht (g)196181165181
1-jährige (kg/ha)0020
Durchschnittliche Verluste (%) sowie das Lebendgewicht pro Stück bei der Erzeugung dreisömmeriger Schleien in (n=3) nicht überspannten Teichen
nicht überspannte Teiche (n=3)
Schleien
201320142015Durch-
schnitt
Verluste (%)45,039,552,145,5
Lebendgewicht (g)177209152179
1-jährige (kg/ha)083127
Schleie mit SchuppenablösungenZoombild vorhanden

Schuppenablösungen an der Schwanzwurzel und im hinteren Drittel

Die Verluste unterschieden sich in ähnlicher Höhe bei den Schleien im Durchschnitt der Teiche deutlich zwischen den überspannten Teichen und den nicht überspannten Teichen. Sie betrugen bei den überspannten Teichen im Durchschnitt der drei Versuchsjahre bei den Schleien 27,2% im Vergleich zu 45,5 % bei den nicht überspannten Teichen. Die Ergebnisse waren in den drei Jahren ähnlich. Die Verluste konnten daher durch die Überspannung beinahe halbiert werden. Die Verluste an Karpfen und Graskarpfen waren mit durchschnittlich 2,8 % bis 3,3 % insgesamt niedrig und wiesen keine Unterschiede auf, was insbesondere 2015 an der Größe der Fische liegen dürfte. Die durchschnittlichen Endgewichte waren durch die Überspannung nicht beeinflusst. Unerklärlich bleiben die generell hohen Schleienverluste in den überspannten Teichen.
Auch 2015 kam es zu einem Eintrag von Blaubandbärblingen. Sie konnten trotz vorgeschalteter Siebeinrichtung in die Versuchsteiche gelangen. Im Jahr 2015 waren in 2 überspannten Teichen 10 bzw. 270 kg/ha Blaubandbärblinge bei der Abfischung zu verzeichnen. Dass wie im Vorjahr nur in den überspannten Teichen Blaubandbärblinge anzutreffen waren, lässt vermuten, dass in den nichtüberspannten Teichen die Blaubandbärblinge durch Reiher gefressen wurden.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Überspannung mit Netzen die Verluste bei der Erzeugung dreisömmeriger Schleien im Durchschnitt der Versuchsteiche auf beinahe die Hälfte reduziert haben.
Der Wartungs- und Kontrollaufwand für die Netzüberspannung blieb auch 2015 hoch. Insbesondere Mäharbeiten sind deutlich erschwert. In der schwer zu pflegenden Uferböschung finden Wühlmäuse und Bisame gute Lebensbedingungen. Die Schaffung eines Netzabstandes von 30 cm zum Boden konnte nicht verhindern, dass auch 2015 acht Wasservögel und ein Biber zu Tode kamen oder aus dem Netz befreit werden mussten.

Projektinformation
Projektleiter: Dr. M. Oberle
Projektbearbeiter: W. Städtler, T. Küblböck
Laufzeit: 2013-2015