10. Produkttag Spargel 2017

Je ein Bund weißer und grüner Spargel

Der Produkttag Spargel feierte in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Zusammen mit dem „Cluster Ernährung“ veranstaltete das Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte der LfL am Ende Januar 2017 den 10. Produkttag im Landgasthof Vogelsang in Weichering.

Rund 70 interessierte Erzeuger, Handels- und Verbandsvertreter sowie Berater diskutierten im Landgasthof Vogelsang in Weichering wieder aktuelle Fragen rund um den Spargelanbau und seine Vermarktung.

10 Jahre Spargeltag - ein Marktrückblick

Im Januar 2008 wurde der erste Produkttag Spargel der LfL und dann jährlich in Folge organisiert. Ziel des 1. Produktages Spargel war die Verbesserung der vertikalen Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern im Verbund mit der Wissenschaft und Forschung. 2017 fand diese erzeugerorientierte Veranstaltung zum zehnten Mal statt.
Die Spargelvermarktung war in den letzten 10 Jahren durch erhebliche Änderungen gekennzeichnet. In diesem Zeitraum hat sich die Erntemenge von Spargel von gut 80.000 dt auf knapp 185.000 dt erhöht. Mit einer Anbaufläche von 2.670 ha im Jahr 2015 hat sich die im Ertrag befindliche Spargelanbaufläche seit 1990 um mehr als das 4-fache erhöht. In der Saison 2015 wurde mit 18.400 t die seit 1990 größte Ernte eingefahren. Dies wurde sowohl durch Flächenzuwächse als auch durch überdurchschnittliche Erträge erreicht.
Ganz wesentlich zum Erfolg des Spargels tragen die gute Qualität und der hohe Frischegrad des Spargelangebots aus Bayern bei.
Im Oktober 2010 erhielt „Schrobenhausener Spargel“ den europäischen Schutz als geschützte geografische Angabe (g.g.A.), „Abensberger Spargel“ wurde 2012 als g.g.A. in das von der EU geführte Verzeichnis der geschützten Herkunftsbezeichnungen eingetragen. Im März 2013 erhielt schließlich „Franken-Spargel“ mit den Hauptanbaugebieten in Unterfranken und Mittelfranken ebenfalls den Herkunftsschutz durch die EU als geografisch geschützte Angabe.

Inhalte des 10. Produkttages Spargel

Beim Jubiläums-Spargeltag wurden die Themen Erosionsvermeidung im Spargelnbau, Ergebnisse des Landessortenversuchs in Haslangkreit sowie Neuigkeiten auf dem Gebiet der Sortenzüchtung besprochen und diskutiert. Auch die Spargelqualität kam nicht zu kurz: Erfolgreiches Folienmanagement erfordert eine optimale Temperatur- und Feuchtigkeitssteuerung, wie sie ein Spargeldammtemperatur-Monitoring ermöglicht. Daneben bestimmen Sauberkeit, Hygiene und korrekte Aufbereitung und Kennzeichnung der Verkaufsware den Erfolg. Nicht zuletzt spielt die Herkunft eine zentrale Rolle, die für den Verbraucher zwischenzeitlich zu einem wichtigen Kaufargument geworden ist. Die Universität Hamburg stellte mit dem Food Fingerprinting bei Spargel Maßnahmen zur Sicherstellung der Authentizität vor.
MDirig Friedrich Mayer, Abteilungsleiter im Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste. Er betonte die Bedeutung der Züchtung neuer Spargelsorten und deren neutrale Prüfung im Landessortenversuch der LWG. Zur Erzeugung eines hochwertigen Produktes gilt es, technisch auf dem aktuellen Stand zu sein, so Mayer. Auf Extremwetterlagen müssten die Spargelerzeuger angemessen reagieren und einer möglichen Bodenerosion entgegensteuern. Die Rolle der Qualitätssicherung auf allen Vermarktungsstufen sowie die Sicherstellung von Herkünften hält Ministerialdirigent Friedrich Mayer für einen wichtigen Baustein zum Schutz der heimischen Produktion. Insbesondere bedankte sich Friedrich Mayer bei Spargelfachberater Peter Strobl, der mit seinem Fachwissen die erfolgreiche Umsetzung des Produkttages Spargel maßgeblich beeinflusst hat.

Robert Brandhuber, LfL - Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
Bodenerosion im Spargelanbau

Bodenerosionsexperte Brandhuber von der LfL stellte eindrucksvoll die Folgen künftig zunehmender Starkregen im Spargelanbau dar. oft sind Bodenflächen zwischen den Spargeldämmen nicht bewachsen, stark verdichtet und deshalb besonders erosionsgefährdet. Vorbeugende Maßnahmen beginnen bei der Vorbereitung des Bodens noch vor der Anlage einer Spargelfläche und deren sinnvollen Ausrichtung im Gelände und erstrecken sich über das Begrünen des Vorgewendes bis hin zum Anlegen von Rückhalteflächen oder Auffangbecken.
Nicht zuletzt helfen Lockerung oder Kalkung des Bodens sowie Strohausbringung zwischen den Bifängen (auch als Ballen), den Wasserabfluss zu verringern. Ministerialdirigent Mayer appellierte an die Spargelanbauer, Lösungen auf freiwilliger Basis zu entwickeln, bevor Regelungen durch Vorschriften in Kraft treten.

Ausführliche Präsentation: Bodenerosion im Spargelanbau pdf 2,5 MB

Martin Schulz, LWG und Thomas Schuster, Gartenbauzentrum Bayern Süd-West
LWG Landessortenversuch Spargel am Standort Kühbach

Mit dem Anbau von ca. 1000 ha Spargel ist Schrobenhausen ein bedeutendes Anbaugebiet. Für den Anbau der Dauerkultur Spargel bedarf es erheblicher Investitionen. Im Langzeit-Sortenversuch wird untersucht, welche Sorten unter den hiesigen klimatischen Bedingungen die höchsten marktfähigen Erträge bringen, wie sich die Sorten langfristig verhalten und wie viele Jahre sie wirtschaftlich angebaut werden können.
Der Langzeit-Sortenversuch Spargel mit 14 Früh- und 6 Spätsorten befand sich 2016 erstmals im Vollertrag. Getestet wurde unter Praxisbedingungen eines Spargelbetriebes. Die Auswertung erfolgte täglich. Die besten Ergebnisse zeigten die Frühsorten 'Darlise', 'Grolim', 'Cumulus', 'Cygnus' und 'Vitalim'.Bei den Spätsorten überzeugten 'Herkolim', 'Darzilla' und 'Raffaello'.
Martin Schulz stellte die Ergebnisse der in Zusammenarbeit mit Dr. Detlef Ulrich am Julius Kühn-Institut (JKI) durchgeführten sensorischen Prüfung der neuen Sorten vor. Im Anschluss erläuterte Thomas Schuster die Qualitätseigenschaften der getesteten Sorten wie Ertrag, Frühzeitigkeit des Auflaufens, Stangengewicht und Anteile der verschiedenen Stangendicken am Gesamtertrag sowie den Anteil nicht marktfähiger Ware.

Auswertungsbericht Langzeitsortenversuch Spargel am Standort Kühbach (LWG) pdf 197 KB

Robert Thomas, Deepfield Robotics
Spargeldammtemperatur-Monitoring zur Optimierung des Folieneinsatzes

Mithilfe des Dammtemperatur-Messsystems „Deepfield Connect“ kann die Dammtemperatur über die gesamte Spargelsaison hinweg kontinuierlich erfasst werden. Beim Überschreiten kritischer Temperaturen wird der Spargelanbauer über Smartphone alarmiert und kann sein Folienmanagement entsprechend optimieren. Ergebnis sind bessere Spargelqualitäten und folglich besserer Erlöse.

Ausführliche Präsentation: Spargeldammtemperatur-Monitoring zur Optimierung des Folieneinsatzes pdf 1,7 MB

Franz Egerer, LfL, Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte
Qualität und Kennzeichnung bei Spargel

Franz Egerer von derv LfL zeigte die gesetzlichen Anforderungen an die Vermarktung von Spargel und die Möglichkeiten der Aufbereitung nach der Allgemeinen Vermarktungsnorm (AVN) und der UNECE-Norm auf und die zu beachtenden Unterschiede sowie Vorteile der jeweils angewandten Norm. Seine Aussagen wurden mit den Ergebnissen der amtlichen Qualitätskontrolle 2015 und 2016 untermauert..
Die Mindestqualität für die meisten Obst- und Gemüsearten ist in der Allgemeinen Vermarktungsnorm (AVN) definiert. Verkaufsfähiger Spargel muss - wie alles Obst und Gemüse, das unter die Allgemeine Vermarktungsnorm fällt - folgende Mindesteigenschaften erfüllen:
  • Ganz (kein Anschälen, keine ausgefransten Schnittenden)
  • Gesund (Verzehrbarkeit und Haltbarkeit dürfen nicht durch Pilze, Bakterien, Fäulnis etc. beeinträchtigt sein)
  • Sauber (keine mit Erde verschmutzten Stangen)
  • Praktisch frei von Schädlingen und von durch solchen verurachte Schäden
  • Frei von anomaler äußerer Feuchtigkeit (Aufmachung mit gestoßenem Eis, Schmelzwasser!)
  • Frei von fremdem Geruch und/oder Geschmack (keine Chlorierung des Spargels, bitterer Geschmack)
  • Zufriedenstellender Zustand (Kein Mehrschälabfall durch welke Stangen, extreme Formfehler, Rost am Kopf, Verholzung)
Nach der AVN darf die geprüfte Ware max. 10% Mängel an Mindestqualitätsanforderungen aufweisen, davon max. 2% Verderb (Verzehrbarkeit beeinträchtigt). Bei der Kennzeichnung sind Name und postalische Anschrift des Absenders (Packers) sowie die Ursprungsangabe (Deuteschland - nicht abgekürzt) zwingend. Regionale Herkunftsangaben sind zusätzlich möglich, ersetzen aber nicht die Ursprungsangabe.

Marina Creydt, Hamburg School of Food Science der Universität Hamburg
Food Fingerprinting bei Spargel

Marina Creydt von der Unversität Hamburg stellte das Projekt „Food Fingerprinting“ vor. Ziel des Projektes ist der Herkunftsnachweis einzelner Produkte anhand eines „Fingerabdrucks“ von umweltbedingten Faktoren. Dafür wurden Spargelproben verschiedener Regionen Deutschlands miteinander verglichen. Um eine gesicherte Bestimmung der Herkunft eines Produktes vornehmen zu können, werden In einem weiteren Schritt die Daten deutscher Herkünfte mit denen internationaler Herkünfte abgeglichen.

Ausführliche Präsentation: Spargel-Monitoring pdf 991 KB

Dr. Peter Sutor LfL, Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte
Zusammenfassung und Schlusswort

Dr. Sutor wies auf die großen Veränderungen im Bereich der Produktionstechnik des Spargelanbaus und auf die Verlängerung der Spargelsaison durch intensiven Folienanbau in den letzte zehn Jahren hin. Infolge der vermehrten Marktpräsenz hat der bayerische Spargel an Wettbewerbskraft gewonnen. Der Anspruch als Premiumprodukt konnte erhalten werden.

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