9. Marktforum der LfL 2014: Ist Nachhaltigkeit am Markt erfolgreich umsetzbar?
Der Begriff "Nachhaltigkeit" ist heute in aller Munde, doch meinen nicht alle damit dasselbe. Im Duden-Universalwörterbuch wird Nachhaltigkeit als "Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann" erklärt.
Abt Beda Maria Sonnenberg, Benediktinerabtei Plankstetten
Was bedeutet „nachhaltig essen?“
Der Mensch ist die Schnittmenge zwischen Theologie und Landwirtschaft, so Beda Maria Sonnenberg. Bedürfnisse des Menschen führen über den Bedarf zum Verbrauch. Nachhaltig leben setzt ein komplexes Denken in Kreisläufen und Zeiträumen voraus. Die menschlichen Bedürfnisseund ihre ausprägung müssen auf die Regenerationsfähigkeit der Natur abgestimmt sein, der Mensch kann erst wieder in die Natur eingreifen, sobald diese regeneriert ist, so der Benediktinarabt. Nachhaltig essen bedeutet eine intensive Beschäftigung mit der Natur und der Umwelt. Der Weg der Lebensmittel vom Aussäen über die Erzeugung, Ernte und Lagerung bis zur Verarbeitung muss bewusst gemacht werden. Je höher der Verarbeitungs- bzw. Veredelungsgradder Lebensmittel ist, umso höher ist auch der Energiebedarf und folglich die Belastung der Natur. Nachhaltig essen heißt, sich beim Einkauf vor der Produktwahl mit dem Produkt intensiv zu beschäftigen, nicht nur mit den aufgedruckten Labels. Mit einer saisonalen und regionalen Ernährung erreicht man dieses Ziel auf einfache Weise.
Ausgewogene und nachhaltige Ernährung ist ohne Fachwissen nicht möglich und erfordert deshalb auch eine Ernährungsberatung seitens des Staates und der Krankenkassen.
Mit dem Kauf heimischer Produkte stützt man die Wertschöpfung in der Heimat/Region. Daneben zählt auch der soziale Aspekt in anderen Ländern (fair trade) und nicht zuletzt der Aspekt des Genusses (kommt von "Genosse"). Nachhaltig essen ist eine bewußtes Erlebnis in der Gemeinschaft.
Andreas Herrmann, Agrarmarkt Austria GmbH (AMA)
Nachhaltigkeit – Wie geht die AMA damit um?
Nachhaltigkeitsbefragung in Österreich
"Heimische Produktion ist nachhaltig" deutet Andreas Herrmann von der Bundesbehörde Agrarmarkt Austria (AMA) ein Umfrageergebnis in Österreich. Die Nachhaltigkeitsstudie 2012 brachte folgende Ergebnisse:
- Die Definition von Nachhaltigkeit beinhaltet noch sehr viel Spielraum, vielseitige Begriffe werden genannt
- Ein Großteil der Befragten kann in der offenen Frage keine Beispiele für nachhaltig erzeugte Produkte geben
- Artgerechte Tierhaltung wird als wichtigste Eigenschaft von nachhaltig erzeugten Produkten gewertet, wird jedoch beim Einkauf nicht als Kriterium für Nachhaltigkeit identifiziert
- Die Erkennbarkeit von nachhaltigen Produkten im Lebensmitteleinzelhandel wird von den Befragten eindeutig bemängelt
- Produkte direkt vom Bauern werden mit größtmöglicher Nachhaltigkeit gleichgesetzt – Direktvermarktung ist aber gleichzeitig keine Bedingung für nachhaltige Produkte
- Rund 1/3 der Befragten nennt das AMA-Gütesiegel als Zeichen für Nachhaltigkeit
- Bio-Produkte werden vorrangig nicht als nachhaltige Produkte wahrgenommen – Konsument verbindet Bio-Landwirtschaft nicht unmittelbar mit Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit im AMA-Gütesiegel
Laut Umfrage steht das AMA-Gütesiegel für nachhaltige Produktion (1/3 der befragten Konsumenten). Nachhaltigkeit spielt deshalb in der Herkunfts- und Qualitätssicherung der AMA-Marketing eine wichtige Rolle. Ein im Dezember 2013 abgeschlossenes Projekt hatte das Ziel, die Nachhaltigkeit in der bestehenden Produktion im Rahmen des AMA-Gütesiegels wissenschaftlich zu bewerten. In einem ersten Schritt wurde ein Kriterienkatalog in den vier Dimensionen der Nachhaltigkeit festgelegt (Ökonomie, Ökologie, Soziales, Marketing), anschließend die nachhaltigen Aspekte in der AMA-Gütesiegelproduktion bewertet (bestehende Qualitätssicherung). In einem dritten Schritt erfolgte die Erarbeitung von umsetzbaren Kriterien zur Ergänzung der Richtlinien im Bereich Nachhaltigkeit.
Die Basiskriterien für Nachhaltigkeit sollen als modulartiges System im AMA-Gütesiegel integriert werden:
Neben generellen und speziellen AMA-Gütesiegel-Anforderungen (verpflichtende Kapitel als Basiszertifizierung) sollen freiwillige Module wie Regionalität, Tierwohl/Tierschutz, gentechnikfreie Fütterung und Nachhaltigkeit als Zusatzzertifizierung angeboten werden.
Zusammenfassung „Nachhaltigkeit“
Nachhaltigkeit ist ein Teil der Qualitätssicherung. Nachhaltigkeitsbewertung und Zertifizierungen sind komplexe Systeme, der Konsumentennutzen ist schwierig zu erklären. Der "Kriterienwettlauf" zwischen den Anbietern ist kritisch zu betrachten. Landwirtschaft per se ist ein nachhaltiges System. Die Ökonomie wird derzeit zu wenig beachtet, Nachhaltigkeit darf nicht dazu führen, dass die landwirtschaftliche Produktion aufgrund von Überregulierung aufgegeben wird, sie ist ein Weg des Kompromisses.
Ausführliche Präsentation: Nachhaltigkeit - Wie geht die AMA damit um? (zum Ausdrucken) 1,8 MB
Hans Hohenester, Präsidiumsvorsitzender Naturland e.V.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für das globale Ernährungssystem?
Herausforderungen in der Landwirtschaft
Als Herausforderungen bezeichnete der Präsidiumsvorsitzende von Naturland den steigenden Energie- und Ressourcenverbrauch, den Verlust von fruchtbarem Ackerland (Humusabbau und Bodenerosion), das Artensterben, die Problematik Treibhausgase und Klimawandel, Vergiftungen und Gesundheitsschäden durch Rückstände von Pestiziden und Antibiotikaeinsatz, den Strukturwandel in der Landwirtschaft einschl. sozialer Verwerfungen, das Höfesterben sowie den Welthunger.
Ressourcenschutz
- Die Menschheit verbraucht 1,5 mal so viele Ressourcen, wie sich jährlich erneuern. Der ökologische Fußabdruck hat sich seit 1966 verdoppelt, die Hälfte davon entfällt auf den Energieverbrauch. Die Menschheit bräuchte bis 2030 zwei Planeten, um den Ressourcenbedarf zu decken. Für synthetischen Stickstoff (konventionelle Landwirtschaft) werden weltweit 90 Millionen Tonnen Erdöl/Jahr zu Stickstoffdüngern verarbeitet.
Boden-, Klima- und Artenschutz wertete Hohenester als gesellschaftliche Leistung des ökologischen Landbaus.
Der Ökolandbau steht für schonenden Umgang mit Natur und natürlichen Ressourcen: Er betreibt Nachhaltigkeit durch Kreislauflandwirtschaft, Leguminosenanbau und Nutzung interner Ressourcen bei der Fruchtfolge.
Ökolandbau steht für Energie – und Ressourceneffizienz: Der Energieaufwand im ökologischen Landbau ist insgesamt 30 bis 50% geringer.
Bodenschutz
- Den Boden bezeichnet Hohenester eine Schlüsselressource. Seit 1955 sind in 40 Jahren rund ein Drittel der fruchtbaren Ackerböden weltweit durch intensive Landwirtschaft erodiert. Die globale Bodenzerstörung beträgt laut Hohenester 12 - 17 Mio. ha jährlich, dies entspricht in etwa der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands.
Bodenschutz im ökologischen Landbau: Bodenfruchtbarkeit ist die Basis für weltweite Ernährungssicherheit. Der Humusaufbau im Öko-Landbau sichert hohe Trinkwasserqualität und Wasserspeicher und sorgt im Klimaschutz für eine höhere CO2-Bindung. Der Boden wird außerdem durch vielfältige Fruchtfolgen, organische Düngung, Agroforstsysteme u.a. geschützt und verhindert durch Erosionsvermeidung den weltweiten Verlust fruchtbarer Böden.
Artenschutz
- Die intensive Landwirtschaft ist nach Hohenester eine der Hauptursachen für das weltweite Artensterben und den Verlust an Lebensräumen: Änderung der Landnutzung durch Rodungen für Sojaanbau u.a., stark verengte Fruchtfolgen durch Anbau von Monokulturen, Einsatz von Pestiziden, Beizmitteln und synthetisch hergestellten Düngemitteln fordert Artenverluste (Bienensterben).
Der ökologische Landbau fördert die biologische Vielfalt: Ökobetriebe haben eine höhere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, Nützlingen und Lebensräumen. Sie beherbergen 30 % mehr Arten sowie 50 % mehr Individuen als konventionell bewirtschaftete Betriebe.
Öko-Ackerflächen bieten Lebensraum für 25% mehr Vögel und 50% mehr Regenwürmer.
Welternährung
- Dem Vorwurf "die Flächenproduktivität im Öko-Landbau sei zu gering, um die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen“ setzte der Referent die Ergebnisse des Weltagrarberichts der Vereinten Nationen (2008) sowie das „Trade and Environment Review 2013“ der UN-Handels- und Entwicklungsorganisation UNCTAD entgegen. Es werden genügend Kalorien erzeugt, um alle zu ernähren, erklärt Hohenester. Ursachen von Hunger und Armut sind korrupte Regierungen, eine ungerechte Verteilung der Nahrungsmittel, fehlender Zugang zu Ressourcen, Degradierung der natürlichen Ressourcen, Handelsbarrieren und Protektionismus sowie Kriege und Menschenrechtsverletzungen. Ertragssteigerungen allein können die vielfältigen Ursachen von Hunger und Armut nicht beseitigen, so Hohenester. Er belegte dies mit Ertragssteigerungen nach der Umstellung auf Ökologische Landwirtschaft (Maisanbau in Brasilien, Pflanzenbau in Äthiopien, Hochlandkulturen in Peru).
Zukunftsperspektiven sieht Hohenester in "Öko & Fair": Durch Öko-Landbau erhalten Kleinbauern die Bodenfruchtbarkeit, wirken dem Verlust wertvoller Ackerflächen entgegen, schonen Ressourcen und liefern Qualitätsnahrung. Die Vermarktung über den fairen Handel sichert Kleinbauern langfristig kostendeckende Preise und ermöglicht Investitionen in Infrastruktur und Bildung
Ausblick
Für Deutschland sollte das 20%-Ziel der Bundesregierung u.a. durch folgende Maßnahmen flankiert werden:
Bio-Standard als Leitbild eines „Gold-Standards“ verankern, den Aktionsplan Öko-Landbau auf- und umsetzen, 20% des Agrarforschungsbudgets für den Öko-Landbau verwenden, den Öko-Landbau im Sinne des Gold-Standards weiter entwickeln, neue Wege in der EU-Agrarpolitik gehen und eine Roadmap 2050 entwickeln.
International müssen die Rechte von Kleinbauern gestärkt werden durch Abschaffung von Agrar-Exportsubventionen, Unterbinden von Landgrabbing und gerechte Welthandelsregeln. Kleinbäuerliche Wirtschaftsweisen sollen anstatt der Agrarindustrie gefördert werden durch Investitionen in Beratung, Fortbildung und Kleinkreditprogramme. Umwelt- und klimafreundliche Lebensmittelproduktion muss weltweit gefördert werden mit Forschungsgeldern für den ökologischen Landbau weltweit und einer Unterstützung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel, insbesondere in tropischen Klimazonen.
Der Moderator wies darauf hin, dass die konventionelle Landwirtschaft grundsätzlich nicht weniger nachhaltig ist.
Ausführliche Präsentation: Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für das globale Ernährungssystem? (zum Ausdrucken) 1,5 MB
Hat Nachhaltigkeit Marktbedeutung?
Dr. Eberhard Krayl, Südzucker AG
Nachhaltigkeit aus Sicht der Ernährungsindustrie: ... aus Sicht der Südzucker AG
Nachhaltige Zuckerproduktion
Die Südzucker AG ist mit 29 Verarbeitungsbetrieben größter Zuckerfabrikant in Europa, das Thema Nachhaltigkeit ist deshalb aus Sicht der Südzucker AG nur europaweit behandelbar. Kernkompetenz ist seit jeher die Veredelung agrarischer Rohstoffe zu qualitativ hochwertigen Produkten für Ernährungswirtschaft, Endverbraucher und industrielle Anwendungen. Daher ist nachhaltiges Handeln traditionell ein wichtiger Baustein für den langfristigen Unternehmenserfolg von Südzucker und Bestandteil der Unternehmensphilosophie.
Rohstoffe
Bei der Verwertung der Rohstoffe ist Ziel, die Effizienz über die ganze Wertschöpfungskette kontinuierlich zu verbessern. Deshalb stellt Südzucker hohe Anforderungen an die Rohstofflieferanten. Durch gemeinsame Wissens- und Forschungsplattformen von Landwirten, eigener Forschung und wissenschaftlichen Institutionen können die Landwirte zu Themen wie z. B. Bodenbearbeitung, Auswahl des Saatguts, Düngung, Pflanzenschutz und Bodenfruchtbarkeit umfassend beraten werden. Der Zuckerrübenanbau kann im besten Sinne der Nachhaltigkeit stets effizienter und wettbewerbsfähiger gestaltet werden.
Produktion
Nachhaltigkeit und Qualitätsführerschaft verwirklicht Südzucker auch bei der Verarbeitung der agrarischen Rohstoffe zu Zucker, Functional Food Ingredients, Bioethanol, Stärke- und Fruchtprodukten. Hier stehen ein effizientes Qualitätsmanagement und die ständige Weiterentwicklung der Produktionstechnologien im Mittelpunkt. Ein Ziel ist die vollständige Verwertung der verwendeten Rohstoffe. Bei der Produktion zeichnet sich Südzucker durch effiziente Produktionsprozesse und moderne Energiezentralen aus. So führen z. B. die Kraft-Wärme-Kopplung und mehrfache Energienutzung zu einer überdurchschnittlichen Energieeffizienz.
Soziale Verantwortung
Ein weiterer Aspekt nachhaltigen Handelns ist die Übernahme sozialer Verantwortung. Verankert ist die soziale Verantwortung u. a. in einem Verhaltenskodex zur Corporate Social Responsibility, mit dem sich Südzucker seit 2011 zu Themen wie Menschenrechte, Ausbildung und Schulung, Gesundheit und Sicherheit, Bezahlung und Arbeitsbedingungen und dem Verhältnis zwischen den Sozialpartnern positioniert hat.
Nachhaltige Unternehmenspolitik
Eine nachhaltige Unternehmenspolitik lässt sich nur auf der Grundlage langfristigen ökonomischen Erfolgs verwirklichen, der auch die Voraussetzung für zukunftsorientierte Investitions- und Forschungsprojekte ist. Daher verfolgt Südzucker eine Strategie des wertorientierten, profitablen Wachstums auf der Basis eines Gleichgewichts zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung. Wenn Nachhaltigkeit gefordert wird, muss das von den Unternehmen auch bezahlt werden, meint Krayl.
Nachhaltigkeitsmanagement
2013 hat Südzucker eine Status-quo-Analyse im Bereich Nachhaltigkeit für das Zuckersegment durchgeführt. Daten und Informationen werden gemäß international anerkannter Leitlinien erhoben. Darauf aufbauend prüft Südzucker Optionen für eine Nachhaltigkeitsberichterstattung. Um die seit Jahrzehnten praktizierte Weiterentwicklung der guten landwirtschaftlichen Praxis im Zuckerrübenanbau breiter zu dokumentieren, ist Südzucker im Gespräch mit der Sustainable Agriculture Initiative (SAI). Zusammen mit Landwirten aus den Südzucker-Gesellschaften wurde ein Pilotprojekt zur Umsetzung der SAI-Leitlinien durchgeführt. Ziel war die Entwicklung eines einheitlichen, vereinfachten Fragenkatalogs und ein Benchmark gegenüber existierenden Systemen und gesetzlichen Rahmenbedingungen (z.B. Cross Compliance). Nachhaltigkeit ist ein Weg und kein Status, so Krayl.
Fazit
Die systematische Dokumentation von nachhaltigem Handeln im Lebensmittelbereich gewinnt an Relevanz. Die umfassende Nachhaltigkeitsstrategie der Südzucker AG muss nach Krayls Auffassung weiterentwickelt werden. Für den Rohstoff Zuckerrübe gilt:
Ein breites Netzwerk für Forschung und Beratung schaffen mit dem Ziel, die Effizienz bei Input und Output zu steigern. Herausforderung ist dabei die Erarbeitung eines einfachen, praktikablen Dokumentationssystems. „Es reicht heute nicht mehr, nur Gutes zu tun, man muss es auch nach anerkannten Standards dokumentieren und kommunizieren!“, so seine Schlussworte.
Ausführliche Präsentation: Nachhaltigkeit aus Sicht der Südzucker AG (zum Ausdrucken) 1,1 MB
Stefan Huber, McDonald's Deutschland
Nachhaltigkeit aus Sicht der Ernährungsindustrie: ... aus Sicht von McDonald‘s
Ist Nachhaltigkeit finanzierbar?
Für Nachhaltigkeit ist der Verbraucher In der Regel nicht bereit, mehr zu bezahlen, außer er bekommt auch einen Mehrwert, so der Leiter Beschaffung & Qualitätssicherung bei McDonald's Deutschland. Drei weitere Themen, die eng mit Nachhaltigkeit zusammenhängen, sind Regionalität, Nährwerte und Sicherheit (Verpackung). Verpackungen werden - bei deutschlandweit ca. 2,7 Mio. Gästen/Tag - hinsichtlich Müllvermeidung und Recycling kritisch gesehen, bieten andererseits aber Schutz für die Produkte.
Partner der deutschen Landwirtschaft
75 % der bei McDonald's verarbeiteten Kartoffeln und 90 % des verarbeiteten Rindfleisches - vorwiegend Vorderviertel von Milchkühen - stammen aus Deutschland (40 000 bis 50 000t/Jahr). Herkunft und Regionalität werden in der Werbung von McDonald's kommuniziert.
BEST BEEF: Bündnis für Sicherheit und Transparenz
Mit dem Förderprogramm BEST BEEF stärkt McDonald's die landwirtschaftliche Struktur. Ziele sind Verbesserung der Qualitätssicherung, Abnahmesicherheit für die Landwirte und damit Versorgungssicherheit mit deutscher Ware für MD, Tiergerechtheit und Tiergesundheit. der landwirtschaftliche Erzeuger bekommt einen Zuschlag/kg Schlachtgewicht für QS- bzw. QM-zertifizierte Ware und Zuschläge für Laufstall- und Weidehaltung. Der Grundfutteranteil der Ration muss mindestens 60 % , der Rohfaseranteil mindestens 17 % betragen. Die Langlebigkeit der Kuh wird gefördert, eine Nutzungsdauer von mindestens 40 Monaten ist erforderlich.
Zusammenfassung
Mithilfe des Bündnisses BEST Beef wird für nachhaltige Produkte auch mehr bezahlt, ohne den Verbraucher zur Kasse zu bitten. Um den Verbraucher in Richtung Nachhaltigkeit zu erziehen, muss man Leistungen/Produkte anbieten, die nachhaltig erzeugt werden, ohne dass der Verbraucher mehr dafür bezahlen muss - dies ist nur gemeinsam mit starken Partnern möglich, so Hubers Schlussworte.
Ausführliche Präsentation: Nachhaltigkeit aus Sicht von McDonald's (zum Audrucken) 1,1 MB
Dr. Heinz Schweer, VION GmbH
Nachhaltigkeit aus Sicht der Ernährungsindustrie: ... aus Sicht von VION
Ausgangssituation
Eine stark gestiegene Produktion, volatile Märkte, Anforderungen im Tierschutz und bei NGO's sowie die weltweit steigende Nachfrage nach Fleisch stellt für die Fleischproduktion eine Herausforderung dar. Als zentrale Herausforderung der nächsten Jahre für die Landwirtschaft nennt Dr. Schweer das qualitative Wachstum. Zwischen Wachstum und Volatilität auf den Exportmärkten und der gesellschaftlichen Akzeptanz auf dem Inlandsmarkt muss das Gleichgewicht wieder hergestellt werden, so der Direktor Landwirtschaft für VION Deutschland. Für die Fleischkunden zählt beim Thema Nachhaltigkeit in erster Linie die Vermeidung von Verschwendung und die Verringerung des Antibiotika-Einsatzes in der Tiermast (je 87 %). Danach werden eine faire Entlohnung von Landwirten und die regionale Produktion genannt (je 77 %) . Bio-Fleisch verbinden nur 23 % der Befragten mit Nachhaltigkeit.
Ausgemachte Brennpunktthemen von VION sind Tierwohl, Regionalität, Effizienz und Umwelt sowie Ernährung und Gesundheit.
Effizienz und Umwelt
VION arbeitet schon seit 2006 wissenschaftlich fundiert zum Thema „CO2-Footprint“ und forciert dazu Praxistests. Der CO2-Fußabdruck dient nicht zur Profilierung einzelner Unternehmen, sondern ist eine Aufgabe der Wissenschaft zusammen mit der gesamten Branche, stellt Dr. Schweer fest. Seit Jahren arbeitet das Unternehmen erfolgreich an der Reduzierung des Ressourcenverbrauchs. In den letzten fünf Jahren konnte der Gasverbrauch um 12,8% und der Stromverbrauch um 8 % reduziert sowie 17,9 % des Wasserverbrauchs eingespart werden.
Regionalität
Wenn Verbraucher die Wahl haben, bevorzugen mehr als 81% Fleischprodukte aus ihrer Region. Als Gründe dafür nennen sie die Unterstützung der heimischen Wirtschaft vor dem "besseren Gefühl", größerem Vertrauen und Wohlergehen der Tiere. Regionalität ist auch für einen nationalen Vermarkter zu kommunizieren, wenn dem Verbrauchwunsch nach Regionalität nachgekommen werden soll, so Schweer. VION ist flächendeckend regional vertreten, damit nah an der Landwirtschaft und nah am Kunden mit einer geschlossenen Lieferkette.
Tierwohl
Das Verbraucherbewusstsein steigt deutlich. Nach einer GfK-Umfrage bevorzugen 79 % eine regionale Fleischproduktion und 77 % Fleisch aus artgerechter Haltung (falls diese bezahlt werden müsste jedoch nur noch 20 %!). Ziel von VION ist es, das Tierschutz-Niveau nachhaltig zu steigern. Das Unternehmen arbeitet deshalb in den wichtigsten Gremien mit und betreibt auch eigene Tierschutz-Forschung. Durch die intensive Zusammenarbeit mit führenden Forschungsinstituten und eigenen Wissenschaftlern setzt VION Standards in der Fleischbranche. Das Label des Deutschen Tierschutzbundes wird in Produktion und Vermarktung umgesetzt.
Ernährung & Gesundheit
Durch Einführung einer risikoorientierten Fleischuntersuchung und stetigen Informationsfluss werden Risiken richtig eingeschätzt. Risikoorientierte Fleischuntersuchung mit integrierten Produktionssystemen verbessert die Tiergesundheit: Basis ist ein stetiger Informationsfluss zwischen Mastbetrieb & Schlachthof. Gezielte Untersuchungen erhöhen die Sicherheit vor Antibiotikarückständen. In Krisen ist durch Kenntnis der Futtermittellieferanten eine schnellere Reaktion möglich. Die Befunddatenrückmeldung an die Vorstufe sorgt zusätzlich für eine gezielte Optimierung der Tiergesundheit im Mastbetrieb. Hier leisten VION Vilshofen und die EG Südostbayern Pionierarbeit in Sachen Gesundheitsvorsorge von Mastschweinen.
Fazit
VION übernimmt als kompetenter Partner im Netzwerk heutiger Nachhaltigkeitsstrategien Verantwortung bei den Landwirten, Verbänden, in der Politik, in der Wissenschaft, bei den NGOs, bei den Konsumenten und nicht zuletzt in den Medien. Viele Potentiale sind noch vorhanden, aber nur in Zusammenarbeit mit den Kunden umsetzbar.
Ausführliche Präsentation: Nachhaltigkeit aus Sicht von VION (zum Ausdrucken) 2,2 MB
Heinrich Gropper, Molkerei Gropper GmbH
Nachhaltigkeit aus Sicht der Ernährungsindustrie: ... aus Sicht der Molkerei Gropper
Wir leben Verantwortung
Heinrich Gropper arbeitet seit 33 Jahren im 1929 vom Großvater gegründeten Unternehmen, das bereits 1998 als eine der ersten Molkereien in Europa nach EMAS (EU-geprüftes Umweltmanagement) zertifiziert wurde. Die Entwicklung eines Corporate Carbon Footprints zur Minimierung der CO2-Emissionen hat seit 2012 die Einsparung von 25 % der CO2-Emissionen ( 7.000 t CO2) zur Folge. Das 2012 - als erste Großanlage in Deutschland - in Betrieb genommene moderne Blockheizkraftwerk erzeugt 90 bis 95 % des eigenen Strombedarfs und liefert zusätzlich Nutzwärme. Nachhaltigkeit leben bedarf auch immer ein kleines Maß an Idealismus, so der jetzige Firmenchef. Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette teilt er in drei Säulen eigenverantwortlichen Handelns ein und betont, dass die eine nicht ohne die andere funktioniert:
- Ökonomische Ziele
Schutz von Ressourcen und Umwelt: Energiemanagement, Energieeffizienz
- Soziale Ziele
Gestaltung des sozialen Miteinanders: Mitarbeiter, Gesellschaft, Lieferanten und Landwirte
- Ökologische Ziele
Natur, Umwelt und Klima schützen: Nachhaltige Produkte; Rohstoffe und Verpackungen, CO2-Emissionen einsparen
Nachhaltiges Wirtschaften beginnt bei der Entstehung des Rohstoffs
Über Vertrauen und Verläßlichkeit wurden beständige und langfristige Beziehungen zu den Milchlieferanten in der Nähe aufgebaut. der Großteil der Milch wird aus der direkten Umgebung angeliefert. Auch die Logistikunternehmer stammen aus der Region. Umweltleitlinien und -standards werden gemeinsam mit den Lieferanten verpflichtend eingehalten.
Verbraucher sind verstärkt auf der Suche nach regionalen Lebensmitteln, jedoch müssen diese halten, was sie versprechen: GVO-freie Fütterung wird mit zusätzlichen Kontrollen der Futtermittel im Labor untermauert.
Eigenmarke mit Substanz: "Ein gutes Stück Heimat"
Milcherzeuger und Molkerei sind nach den Richtlinien für „Geprüfte Qualität - Bayern (GQ)“ zertifiziert und werden jährlich überprüft. Mit der über Lidl vermarkteten Produkpalette aus dem Programm "Ein gutes Stück Heimat" konnten seit Einführung 2008 ca. sechs Mio. € zusätzlich an die Landwirte ausbezahlt (ca. 2 Cent/Liter Milch) werden.
Über die GQ-Zertifizierung hinaus müssen folgende Anforderungen erfüllt werden: Haltung der Kühe im Laufstall oder mit Weidehaltung, Gentechnik-freie Fütterung, getrennte Erfassung und Verarbeitung der Milch, nur Milch der Güteklasse „S“, kurze Erfassungstrecken (61 am Programm beteiligten Milcherzeuger befinden sich im Umkreis von ca. 50 km um die Molkerei Gropper).
2013 wurden die Anforderungen um Kriterien bzgl. Tierschutz, Fütterung und Haltungsbedingungen sowie für die Flächenextensivierung zum Schutz und Förderung der einheimischen Tier- und Vogelwelt (Artenschutz) formuliert.
Fazit
Der engagierte Firmeninhaber und -leiter Gropper scheut den Aufwand, der zur Umsetzung von Nachhaltigkeit betrieben werden muss, nicht. Mit seinem Schlussplädoyer "Vielleicht muss man Nachhaltigkeit nich timmer bezahlt bekommen, sondern tutes einfach aus Überzaugung" erntete er bei den Zuhöhern großen Beifall.
Ausführliche Präsentation: Wir leben Verantwortung (zum Ausdrucken) 2,1 MB
Diskussion
Zoombild vorhanden
Podiumsdiskussion mit den Nachmittagsreferenten (vlnr: Dr. H. Schweer, H. Gropper, Dr. E. Krayl, S. Huber; Moderator MDirig. E. Dauer)
Nach der Darstellung der Nachhaltigkeitspolitik der einzelnen Unternehmen beantworteten die Vertreter der Ernährungsindustrie Fragen der Tagungsteilnehmer.
Brauchen wir politische Rahmenbedingungen, um die Produktionsmehrkosten einer nachhaltigen Erzeugung über einen Mehrpreis am Markt umsetzen zu können?
Neue Produktionsweisen (wie Bio, Label Tierwohl, nachhaltige Erzeugung) können nur mit Unterstützung des Handels (höhere Preise) umgesetzt werden. Durch Rahmenbedingungen können Effizienzsteigerungen angestoßen werden (Abfallvermeidung). Für alle Geschäftsbereiche des Staatsministeriums ist die Nachhaltigkeitsstrategie der landwirtschaftlichen Produktion im Internet abrufbar: Einhaltung entsprechender Rechtsvorschriften wie Wasserrecht, Düngeverordnung u.a..