Auswertung der Buchführungsergebnisse 2020/2021
Die Liquiditätslage der bayerischen Haupterwerbsbetriebe

Foto Euro-Münzen und -scheine

Die Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit ist eine grundlegende Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Das Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur an der LfL untersucht dazu jährlich die Liquiditätslage der bayerischen Haupterwerbsbetriebe.

Die Mehrheit der bayerischen Haupterwerbsbetriebe konnte in den vergangenen drei Wirtschaftsjahren durchwegs akzeptable Gewinne erwirtschaften. In etwa einem Fünftel der untersuchten Betriebe waren die Wirtschaftsergebnisse weit unterdurchschnittlich.

Diese Auswertung basiert auf den Buchführungsdaten von insgesamt 3.296 Test- und Auflagenbetrieben, für die jeweils Jahresabschlüsse aus den Wirtschaftsjahren 2018/2019, 2019/2020 und 2020/2021 vorlagen. Die genaue Beschreibung der Datenauswertung kann dem "Detaillierten Bericht zur diesjährigen Auswertung der Liquiditätslage" am Schluss des Beitrags entnommen werden.

Höherer Anteil an Betrieben mit gefährdetem Liquiditätsstatus

Tortendiagramm: Anteil der Betriebe an den LiquiditätsstufenZoombild vorhanden

Abbildung 1: Proz. Anteile an den Liquiditätsstufen

Das Ergebnis aus der Verteilung der gleitenden Dreijahresdurchschnitte für den Zeitraum 2018/2019 bis 2020/2021 auf die vier Liquiditätsstufen zeigt Abbildung 1. Der Anteil der Betriebe in der Liquiditätsstufe 1 (keine Gefährdung) ging mit 17 Prozent um 4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zurück. Rund 35 Prozent der Betriebe waren der Liquiditätsstufe 2 (geringe Gefährdung) zuzuordnen. Ihr Anteil nahm um zwei Prozentpunkte ab. Auf die Gruppe mit mittlerer Gefährdung (Liquiditätsstufe 3) entfielen 30 Prozent der untersuchten Betriebe. Hier nahm der Anteil um vier Prozentpunkte zu. In Liquiditätsstufe 4 (hohe Gefährdung) hat der relative Anteil der Betriebe mit 18 Prozentpunkte um zwei Prozentpunkte zugenommen.

Nicht oder leicht gefährdete Betriebe: Solide Gewinne und überdurchschnittliche Einlagen

In den nicht gefährdeten Betrieben mit Liquiditätsstufe 1 betrugen die Einlagen im dreijährigen Mittel 53.666 Euro. Sie lagen um 23.428 Euro über dem Mittelwert aller Betriebe. Die Einlagen aus dem Privatvermögen übertrafen im dreijährigen Mittel die Entnahmen zur Bildung von Privatvermögen um 16.162 Euro. Die jährlichen Einlagen aus außerlandwirtschaftlichen Erwerbseinkünften betrugen durchschnittlich 14.620 Euro und lagen um 4.356 Euro über dem Mittelwert aller ausgewerteten Betriebe.

Die ordentliche Eigenkapitalbildung belief sich im Durchschnitt aller untersuchten Betriebe auf 1.456 Euro. Der Gruppenvergleich zeigt, dass im dreijährigen Mittel nur Betriebe der Liquiditätsstufen 1 und 2 mit 42.434 bzw. 10.032 Euro positive Werte aufwiesen. Auf dieser Grundlage ist für inhabergeführte Familienunternehmen, wie sie in Bayern weit verbreitet sind, eine stabile Weiterentwicklung zu erwarten. Die ordentliche Eigenkapitalbildung wurde in der Betriebsgruppe mit Liquiditätsstufe 1 neben den hohen Einlagen vor allem auch durch das deutlich höhere ordentliche Ergebnis geprägt. Es betrug im dreijährigen Mittel 74.446 Euro je Unternehmen. In Betrieben mit geringer Gefährdung (Liquiditätsstufe 2) lag das ordentliche Ergebnis auf einem durchschnittlichen Niveau von 53.187 Euro und trug auch hier entscheidend zur guten Liquiditätslage bei.
In beiden Gruppen war der Einsatz von Fremdkapital deutlich niedriger als im Durchschnitt aller Betriebe. Auch der mittlere Kapitaldienst mit 13.308 bzw. 24.082 Euro fiel im Vergleich zum Gesamtgruppenwert sichtlich niedriger aus.
Die Betriebe in den Gruppen mit Liquiditätsstufen 1 und 2 waren hauptsächlich auf Ackerbau und Milchviehhaltung spezialisiert. Bei guten bzw. mittleren Standortqualitäten erzielten sie mit den wichtigen Feldkulturen Weizen und Raps durchschnittliche Erträge, bei Zuckerrüben lag das Ertragsniveau deutlich über dem Gesamtmittelwert. Auch die Leistungen in der Rinderhaltung waren leicht über dem Durchschnitt aller Betriebe.

Betriebe mit angespannter Liquiditätslage

Bei fast einem Drittel (31 Prozent) der untersuchten Betriebe war die Liquiditätslage angespannt (Liquiditätsstufe 3). In dieser Gruppe befanden sich neben Betrieben mit Milchviehhaltung überdurchschnittlich viele Rindermastbetriebe. Auch die Schweinzucht spielte hier eine bedeutende Rolle.

Das ordentliche Ergebnis dieser Betriebe lag um 8.243 Euro unterhalb des Durchschnitts aller Betriebe. Die Eigenkapitalbildung war negativ, der Einsatz von Fremdkapital vergleichsweise hoch. Das und der Einsatz von deutlich mehr langfristigen Darlehen als in den Stufen 1 und 2 weist darauf hin, dass viele Unternehmer in neuerer Zeit bedeutend investiert haben. Der hohe Einsatz kurzfristiger Darlehen und die hohen Kapitaldienste unterstreichen die angespannte finanzielle Lage der Betriebe in Stufe 3.

Die Landwirte aus dieser Betriebsgruppe müssen aufkommende Zahlungsmittelengpässe frühzeitig erkennen und durch geeignete Maßnahmen einer drohenden Zahlungsunfähigkeit entgegenwirken. Aufgrund ihrer gegenwärtig stark angespannten finanziellen Lage können diese Betriebe keine größeren Investitionen finanzieren.
Bei niedrigem Zinsniveau für Darlehen wird jedoch voraussichtlich die Mehrzahl der Betriebe aus dieser Gruppe in den kommenden Jahren ihre aktuell schwierige Liquiditätslage überwinden können.

Rund ein Fünftel der Betriebe stark gefährdet

In 18 Prozent der untersuchten Betriebe lag eine sehr hohe Gefährdung (Liquiditätsstufe 4) vor. Diese Betriebe bewirtschafteten auf überwiegend guten Standorten eine landwirtschaftliche Nutzfläche von durchschnittlich 55 Hektar. Tendenziell waren die Tierbestände in dieser Gruppe eher kleiner und der Anteil der Betriebe mit Schweinehaltung war niedriger als im Durchschnitt.

Die ordentliche Eigenkapitalbildung dieser Betriebe lag weit im negativen Bereich. Der Einsatz von Fremdkapital war hoch und bestand zu einem hohen Anteil aus kurzfristigen Verbindlichkeiten. Den geleisteten Kapitaldienst konnten sie aus der laufenden Bewirtschaftung allein nicht aufbringen. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der notwendigen Finanzmittel aus Umfinanzierungen, Anlagenverkäufen bzw. den Einlagen aus dem Privatvermögen und anderweitigen Einkünften stammten.
Die Auswertung zeigt, dass die außerlandwirtschaftlichen Erwerbseinkünfte in dieser Betriebsgruppe niedriger waren als im Gesamtdurchschnitt.
Eine Reihe von Landwirten aus dieser Gruppe wird den eigenen Betrieb noch für eine befristete Zeit weiterführen und die Bewirtschaftung anschließend entweder stark vereinfachen oder aufgeben.
Die ausführliche Fassung des Beitrages wurde im Magazin "Schule und Beratung", der offiziellen Informationsschrift des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, veröffentlicht.

Ansprechpartnerin
Dr. Eva-Maria Schmidtlein
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
Menzinger Straße 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1159
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de