Baukostenauswertung 2013/14 bis 2023/24
Gebremste Baukostensteigerung bei Milchviehställen

Neu gebauter Milchvieh-Laufstall

Hochgerechnet auf den Preisstand 2024 kostete der Kuhplatz 17.000 Euro (brutto). Für einen zusätzlichen Jungviehplatz wurden 4.800 Euro investiert.

Die Immobilienpreise in Deutschland stiegen seit Jahren, Baustoff- und Fachkräftemangel sowie Energiekostensteigerungen trieben die Baukosten immer weiter in die Höhe. Dieser Trend erfährt im aktuellen Auswertungsjahr zumindest eine Unterbrechung. Trotzdem müssen Bauwillige mit spitzem Bleistift rechnen und die Machbarkeit von allen Seiten überprüfen.
Wie teuer oder günstig in Bayern im Rahmen der einzelbetrieblichen Investitionsförderung (EIF) gebaut wurde, zeigt die jährlich aktualisierte Auswertung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Zusammenarbeit mit der BBV-LandSiedlung und der BBA-Baubetreuung.

Die Ergebnisse in Kürze

  • In der LfL-Baukostenauswertung für bayerische Milchviehställe sind nunmehr 1.437 neu gebaute Kuhställe in der Auswertung.
  • Es handelt sich um Bruttopreise für Stall und Technik ohne Gülle- und Futterlager.
  • Die Baukosten wurden über den Baukostenindex auf den Preisstand 2024 gehoben. Seit 2015 sind die Baukosten um 68 % gestiegen, allein im Jahr 2022 betrug die Kostensteigerung 17,2 %, 2023 waren es 8,4 % und für 2024 sind 3,1 % angesetzt.
  • Die Baukostensteigerung aus der LfL-Baukostenauswertung deckt sich selten mit dem DESTATIS-Baukostenindex für den Gewerbebau. Gegenüber dem Vorjahr sind die Neubaukosten der abgerechneten Projekte nur um 1,1 % angestiegen.
  • Im Mittel wurden in Neubauten ohne Gülle- und Futterlager 18.600 Euro/Kuhplatz (brutto) investiert, reine Milchviehställe kosteten 17.000 Euro und Ställe mit einem Jungviehplatz pro Kuhplatz kamen auf 21.800 Euro je Kuhplatz.
  • Die Kostenunterschiede zwischen Projekten mit gleicher Stallgröße sind enorm und deren Ursachen vielschichtig. Ställe mit automatischen Melksystemen (AMS) sind in der elfjährigen Auswertung 500 bis 1.000 Euro teurer als vergleichbare Ställe mit konventionellen Melkständen.
  • Trotz dem Milchpreishoch im Wirtschaftsjahr 2022/23 hatte sich die Gewinnspanne pro Kuh nur kurzfristig deutlich verbessert. Daher ist es weiterhin wichtig, in Planung, Ausschreibung und Bauorganisation viel Zeit zu investieren. Nur so sind die Bau- und in deren Folge die Finanzierungskosten in einem akzeptablen Rahmen zu halten – als Basis für eine tiergerechte, arbeitswirtschaftlich optimierte, aber auch kostengünstige und damit konkurrenzfähige Milchproduktion.

Bedeutung der Baukosten

Ob es im neuen Stall rund läuft, hängt in erster Linie von der durchdachten Planung, der professionellen Durchführung und der optimierten Betriebsführung ab. Die Kuhstallplanung erfolgt im Spannungsfeld zwischen Tierhaltungs- und arbeitswirtschaftlicher Optimierung einerseits und der notwendigen Kostenbegrenzung mit Blick auf die unternehmerische Gewinnerzielungsabsicht sowie der Finanzierbarkeit bzw. Tragfähigkeit des Kapitaldienstes auf der anderen Seite.

Angenommen, der Kuhstall inklusive Nebenanlagen verursacht Baukosten in Höhe von 20.000 Euro je Kuhplatz und die jährlichen Kosten werden mit 8 % vom Neuwert kalkuliert, so entstehen 1.600 Euro Gebäudekosten je Kuhplatz bzw. 20 Cent je Kilogramm Milch bei 8.000 kg Milchleistung. Bei einem Umsatz von 60 ct/kg Milch (aus Milch, Tierverkauf und sonstigen Erlösen) würden ein Drittel vom Umsatz über die Gebäudekosten abgebunden werden.

Gelingt es, 1.000 Euro je Stallplatz einzusparen, ohne an Funktionalität oder Arbeitseffizienz zu verlieren, wird die Milcherzeugung dauerhaft um rund 1 ct/kg günstiger. Gelingt es, bei 22,5 Euro Lohnkosten/Stunde durch eine arbeitsoptimierte Anlagenplanung den Jahresarbeitsaufwand um rund 3,5 Stunden/Kuh zu reduzieren, sinken ebenfalls die Produktionskosten um 80 Euro oder 1 ct/kg Milch.

Insofern sind die Baukosten für den dauerhaften Erfolg der Investition zwar nicht das einzige Kriterium, aber doch ein sehr wichtiges.

1.582 Neu- und Umbauten seit 2013 in der Auswertung

1582 Stallbauprojekte, verteilt über Bayern, Zeitraum des Baus 07.2013 bis 06.2024Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Neu- und umgebaute Kuhställe in Bayern 2013 bis 2024

Abbildung 1 gibt einen Überblick über die regionale Verteilung der Stallbauten und deren Größe bis 2024. Deutlich wird die Konzentration der Baumaßnahmen für Ställe bis 50 Kühe im Alpenvorraum und den Mittelgebirgslagen.
Insgesamt wurden bisher 1.582 EIF-Projekte bzw. Stallbaumaßnahmen in die Auswertung aufgenommen. Alle wurden nach dem Jahr 2010 bewilligt und bis Mitte 2024 fertiggestellt. Im elften Auswertungsjahr 2023/24 kamen 95 Projekte dazu, wovon 90 Neu- und nur 5 Umbauten waren. Der Umbauanteil liegt in der Gesamtgruppe deutlich höher: 9 % oder 145 Betriebe haben um- und angebaut. Der Fokus der nachfolgenden Auswertung liegt auf den 1.437 Kuhstallneubauten, die teils mit Aussiedlungen verbunden waren.
Im Mittel wurde beim Neu- und Umbau Platz für rund 77 Kühe geschaffen, was für viele eine deutliche Aufstockung bedeutete. Derzeit dominiert der Schritt in die Größenklasse 50 bis100 Kühe. Nur 15 % der Ställe bieten Platz für mehr als 100 Kühe.

52 % der Ställe mit automatischen Melksystemen

Aufgrund dieser Größenstruktur überrascht nicht, dass 52 % aller Ställe mit automatischen Melksystemen ausgestattet wurden. Die anderen Bauherren setzten noch auf klassische Melkstände, die meist in den Stall integriert sind.
Eher überraschend ist, dass fast 60 % der Ställe als reine Milchviehställe ohne Jungviehseite konzipiert wurden. Offensichtlich konnten noch entsprechend oft alte Gebäude – auch auf der alten Hofstelle – für die Jungviehaufzucht genutzt werden. Auch führt in wachsenden Betrieben nicht selten die knappe Fläche und die begrenzte Arbeitsmacht in Verbindung mit den hohen Personal- und Flächenkosten zur Reduktion auf das Kerngeschäft Milch – die Nachzucht wird ausgelagert oder zugekauft.

13.000 bis 28.000 Euro je Platz – die neue Spanne beim Stallbau?

Über alle elf Auswertungsjahre und über alle 1.437 neu gebauten Ställe wurden brutto 18.600 Euro und netto rund 15.600 Euro in den Kuhplatz investiert – im Mittel inklusive 0,3 neu gebauten Jungviehplätzen (ohne Kälber) je Kuhplatz.
Die ausgewiesenen Brutto-Kosten beziehen sich auf den einzugsfertigen Stall mit installierter Technik für Melken, Füttern bei automatischen Fütterungssystemen (4 % der Fälle), Entmisten (Schieber) bei planbefestigtem Boden (38 %), Einstreuen sowie den Kälberbereich.
Wie nicht anders zu erwarten, bestätigt auch diese Baukostenauswertung die stallplatzbezogene Kostendegression bei zunehmender Stallgröße (Tabelle 1).
Tabelle 1: Stallbaukosten und Jungviehanteil mit zunehmender Stallgröße
Neue Kuhplätze nach GruppenAnzahl ProjekteØ Stallgröße KuhplätzeØ Jungvieh-Anteil Plätze/KuhØ Baukosten in EuroBaukosten minimum in EuroBaukosten maximum in Euro
< 4052340,5125.40014.70035.500
40–59306500,3620.5008.50035.500
60–79573700,3318.90010.10031.900
80–99273860,3017.5009.20030.700
100–119861080,1816.2006.90028.300
120–139711280,1215.70010.50025.500
140–160361490,0915.10010.10022.000
> 160402260,0013.4005.80020.300
Datengrundlage für Tabelle 1: 1.437 abgeschlossene Kuhstallneubau-Projekte von BBA und BBV-LS mit Baufertigstellung 01.07.2013 bis 30.06.2024, Baukosten brutto, aktuelle Preise 2024 über Baukostenindex.
In der Tabelle 1 sind die 1.437 Kuhstallneubauten gruppiert nach der Kuhstallgröße. Die Gruppe unter 40 Kuhplätzen hat im Mittel 34 Kuhplätze und 0,51 Jungviehplätze neu gebaut – mit (auf 2024 aktualisierten) Baukosten von 25.400 Euro (mit voller Jungviehseite 28.000 Euro). Ein Stall mit knapp 230 Kuhplätzen lässt Baukosten in Höhe von 13.400 Euro erwarten. Diese Kostendegression geben auch die Trendlinien in der Abbildung 2 wieder – für den Neubau mit vollem und ohne Jungvieh.

Extreme Kostenunterschiede zwischen den Betrieben

Punktewolke: Zusammenhang Baukosten und Stallgröße: je größer, desto günstiger je Platz.Zoombild vorhanden

Abbildung 2: Einzelbetriebliche Baukosten und Stallgröße

Welche Baukosten sind für die geplante Stallgröße realistisch, was ist machbar? Hier gibt die Abbildung 2 mit den Kuhstallneubauten ohne bzw. mit vollem Jungvieh eine Orientierung. Ein Beispiel: 70 Kühe ohne Jungvieh schneidet die grüne Trendlinie in Abbildung 2 bei rund 17.000 Euro pro Kuhplatz, auf deren Vertikallinie sind auch Projekte mit 12.000 Euro und 24.000 Euro Baukosten je Kuhplatz zu finden – ein Unterschied von 12.000 Euro pro Kuhplatz.
Unter heutigen Zinsverhältnissen und bei durchschnittlichem Leistungsniveau führt dieser Extremvergleich mit 12.000 Euro Baukostenvorteil zu einem Festkostenvorteil von rund 12,4 ct/kg Milch (AfA 5 % im Mittel auf Gebäude und Technik, 50 % von 4,5 % Zins, 1 % Unterhalt + Versicherung, 8.000 kg Milchleistung). Es lohnt sich also dauerhaft, günstig zu bauen. Nur wenn die teurere Bauweise Arbeitszeit einspart, kann die Summe aus Gebäude- und Arbeitserledigungskosten sinken. Die Praxis zeigt aber, dass teurer nicht immer besser heißt.
Über die Ursachen geben die vorliegenden Zahlen keinen Aufschluss. Das häufig vorgebrachte Argument hoher Eigenleistungen kann dabei auch nach Auskunft der Betreuungsgesellschaften nur einen kleinen Teil der Kostendifferenz erklären. Offensichtlich liegen große Unterschiede im Verhandlungsgeschick, bei der Bauorganisation und der termingerechten Abstimmung der Arbeiten und beteiligten Firmen zwischen den Gewerken.

Ansprechpartner
Guido Hofmann
Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1461
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de

Porträtfoto Guido Hofmann

Guido Hofmann

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