Baukostenauswertung 2013/14 bis 2022/23
Milchviehställe werden immer teurer

Hochgerechnet auf den Preisstand 2023 kostete der Kuhplatz 16.500 Euro (brutto). Für einen zusätzlichen Jungviehplatz wurden 4.700 Euro investiert.
Die Immobilienpreise in Deutschland explodieren seit Jahren, nun treiben Baustoff- und Fachkräftemangel sowie Energiekostensteigerungen die Baukosten weiter in die Höhe. Wer bauen will, muss mit spitzem Bleistift rechnen und die Machbarkeit von allen Seiten überprüfen.
Wie teuer oder günstig in Bayern im Rahmen der einzelbetrieblichen Investitionsförderung (EIF) gebaut wurde, zeigt die jährlich aktualisierte Auswertung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
Die Ergebnisse in Kürze
- In der LfL-Baukostenauswertung für bayerische Milchviehställe sind nunmehr 1.347 neu gebaute Kuhställe in der Auswertung.
- Es handelt sich um Bruttopreise für Stall und Technik ohne Gülle- und Futterlager.
- Die Baukosten wurden über den Baukostenindex auf den Preisstand 2023 gehoben. Seit 2015 sind die Baukosten um 63 % gestiegen, allein im Jahr 2022 betrug die Kostensteigerung 17,6 %, für 2023 sind 8,3 % angesetzt.
- Die aktuelle Mangelsituation bei Baustoffen, Facharbeitern und Energie lässt einen weiterhin deutlichen Anstieg erwarten.
- Im Mittel wurden in Neubauten ohne Gülle- und Futterlager 18.100 Euro/Kuhplatz (brutto) investiert, reine Milchviehställe kosteten 16.500 Euro, und Ställe mit einem Jungviehplatz pro Kuhplatz kamen auf 21.200 Euro je Kuhplatz.
- Die Kostenunterschiede zwischen Projekten mit gleicher Stallgröße sind enorm und deren Ursachen vielschichtig. Ställe mit automatischen Melksystemen (AMS) sind in der neunjährigen Auswertung 500 bis 1.000 Euro teurer als vergleichbare Ställe mit konventionellen Melkständen.
- Trotz des Milchpreishochs im Wirtschaftsjahr 2022/23 hatte sich die Gewinnspanne pro Kuh nur kurzfristig deutlich verbessert. Daher ist es weiterhin wichtig, in Planung, Ausschreibung und Bauorganisation viel Zeit zu investieren. Nur so sind die Bau- und in deren Folge die Finanzierungskosten in einem akzeptablen Rahmen zu halten – als Basis für eine tiergerechte, arbeitswirtschaftlich optimierte, aber auch kostengünstige und damit konkurrenzfähige Milchproduktion.
Bedeutung der Baukosten
Ob es im neuen Stall rund läuft, hängt in erster Linie von der durchdachten Planung, der professionellen Durchführung und der optimierten Betriebsführung ab. Die Kuhstallplanung erfolgt im Spannungsfeld zwischen Tierhaltungs- und arbeitswirtschaftlicher Optimierung einerseits und der notwendigen Kostenbegrenzung mit Blick auf die unternehmerische Gewinnerzielungsabsicht sowie der Finanzierbarkeit bzw. Tragfähigkeit des Kapitaldienstes auf der anderen Seite.
Angenommen, der Kuhstall inklusive Nebenanlagen verursacht Baukosten in Höhe von 20.000 Euro je Kuhplatz und die jährlichen Kosten werden mit 8 % vom Neuwert kalkuliert, so entstehen 1.600 Euro Gebäudekosten je Kuhplatz bzw. 20 Cent je Kilogramm Milch bei 8.000 kg Milchleistung. Bei einem Umsatz von 60 ct/kg Milch (aus Milch, Tierverkauf und sonstigen Erlösen) würden 1/3 vom Umsatz über die Gebäudekosten abgebunden werden.
Gelingt es, 1.000 Euro je Stallplatz einzusparen, ohne an Funktionalität oder Arbeitseffizienz zu verlieren, wird die Milcherzeugung dauerhaft um rund 1 ct/kg günstiger. Gelingt es, bei 22,5 Euro Lohnkosten/Stunde durch eine arbeitsoptimierte Anlagenplanung den Jahresarbeitsaufwand um rund 3,5 Stunden/Kuh zu reduzieren, sinken ebenfalls die Produktionskosten um 80 Euro oder 1 ct/kg Milch.
Insofern sind die Baukosten für den dauerhaften Erfolg der Investition zwar nicht das einzige Kriterium, aber doch ein sehr wichtiges.
1.487 Neu- und Umbauten seit 2013 in der Auswertung

Abbildung 1: Neu gebaute Kuhställe in Bayern 2013 bis 2022
Insgesamt wurden bisher 1.487 EIF-Projekte bzw. Stallbaumaßnahmen in die Auswertung mit einbezogen. Alle wurden nach dem Jahr 2010 bewilligt und bis Mitte 2023 fertiggestellt. Im zehnten Auswertungsjahr 2022/23 kamen 98 Projekte dazu, wovon 94 Neu- und nur 4 Umbauten waren. Der Umbauanteil liegt in der Gesamtgruppe deutlich höher: 9 % oder 140 Betriebe haben um- und angebaut. Der Fokus der nachfolgenden Auswertung liegt auf den 1.347 Kuhstallneubauten, die teils mit Aussiedlungen verbunden waren.
Im Mittel wurde beim Neu- und Umbau Platz für rund 77 Kühe geschaffen, was für viele eine deutliche Aufstockung bedeutete. Derzeit dominiert der Schritt in die Größenklasse 50 bis 100 Kühe. Nur 15 % der Ställe bieten Platz für mehr als 100 Kühe.
50 % der Ställe mit automatischen Melksystemen
13.000 bis 27.000 Euro/Platz – die neue Spanne beim Stallbau?
Neue Kuhplätze nach Gruppen | Anzahl Projekte | Ø Stallgröße Kuhplätze | Ø Jungvieh-Anteil Plätze/Kuh | Ø Baukosten in Euro | Baukosten minimum in Euro | Baukosten maximum in Euro |
---|---|---|---|---|---|---|
< 40 | 45 | 35 | 0,54 | 24.400 | 14.200 | 34.500 |
40–59 | 291 | 50 | 0,36 | 19.800 | 8.300 | 34.500 |
60–79 | 540 | 70 | 0,33 | 18.400 | 10.300 | 31.000 |
80–99 | 253 | 86 | 0,31 | 17.000 | 8.900 | 29.800 |
100–119 | 82 | 108 | 0,19 | 15.900 | 6.700 | 27.600 |
120–139 | 68 | 128 | 0,11 | 15.300 | 10.200 | 24.800 |
140–160 | 33 | 150 | 0,09 | 14.600 | 9.800 | 21.400 |
> 160 | 35 | 228 | 0,00 | 13.100 | 5.700 | 19.800 |
Extreme Kostenunterschiede zwischen den Betrieben

Abbildung 2: einzelbetriebliche Baukosten und Stallgröße
Ansprechpartner
Guido Hofmann
Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1461
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de
Landwirtschaftliches Bauwesen
Der Arbeitsbereich Landwirtschaftliches Bauwesen beschäftigt sich mit allen Fragestellungen landwirtschaftlicher Betriebsgebäude. Schwerpunkt dabei ist der Bau von Gebäuden für die Tierhaltung. Neben der Tiergerechtheit wird hier ein besonderes Augenmerk auf haltungstechnische, arbeitswirtschaftliche und bauliche Gesichtspunkte gelegt. Mehr