Diversifizierung in Bayern – Zahlen, Daten, Fakten

Strichzeichnung: Cloud mit landwirtschaftlichen Motiven wie Schwein, Pflanze, Milchkanne, Traktor …

Grafik: colourbox.de Anna Leni

Wie viele landwirtschaftliche Betriebe in Bayern diversifizieren bzw. verfügen über mehrere Standbeine? Diese und weitere Fragen können durch aktuelle Ergebnisse einer Studie beantwortet werden. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) wurde eine Sonder­auswertung zur Bedeutung der Diversifizierung für die bayerische Landwirtschaft auf Basis der Hofnachfolgestudie durchgeführt.

Hintergrundinfos zur Studie

Zwei Drittel der Betriebe mit Diversifizierung

Grundsätzlich wurde die in älteren Studien ermittelte hohe Bedeutung von Diversifizierungsansätzen in den landwirtschaftlichen Betrieben klar bestätigt. In rund 66 Prozent bzw. zwei von drei landwirtschaftlichen Betrieben ist Diversifizierung bereits Realität, wenn auch mit unterschiedlicher Ausprägung. Dabei wurden in dieser Studie landwirtschaftsnahe Dienstleistungen, Direktvermarktung, gastronomische und touristische Angebote, Pensionspferdehaltung, Wanderreiten bzw. Reitunterricht, Erlebnisorientierte Angebote, Soziale Landwirtschaft und die Erzeugung Erneuerbarer Energie berücksichtigt. Folgende Betriebszweige blieben bei der Studie darüber hinaus außen vor: Vermietung und Verpachtung, Hauswirtschaftliche Dienstleistungen, Forst.
Je nach Bezug auf die Grundgesamtheit landwirtschaftlicher bayerischer Betriebe – 85.000 (nach Statistischem Bundesamt 2020) bzw. 105.000 (nach Bayerischem Agrarbericht unter stärkerer Berücksichtigung kleinerer Strukturen) – ergeben sich abschätzbare Dimensionen für die Zahl der Betriebe mit Diversifizierung in der Größenordnung von 55.000 bzw. 70.000.
Nicht überraschend ist die dominierende Rolle der Erzeugung regenerativer Energien, sei es über Photovoltaik- und Biogasanlagen oder auch in Form von Wasserkraft oder die Erzeugung und den Verkauf von Hackschnitzeln. Klammert man den Energiebereich aus, beschränkt sich der Anteil der Betriebe mit Diversifizierung auf rund 38 %.

Energieerzeugung dominierend, Soziale Landwirtschaft Nische im Aufwärtstrend

Neben der Einschätzung zur gesamten Bedeutung der Diversifizierung ermöglichte die Erhebung eine detailliertere Betrachtung der einzelnen Betriebszweige. Neben der bereits oben genannten Energieerzeugung (36,5 % Betriebsanteil bei allen Betrieben) erreichen Landwirtschaftsnahe Dienstleistungen, Direktvermarktung und sonstige Diversifizierungs­arten jeweils einen Anteil von 10 bis 14 %. Unter "Sonstige Diversifizierungsarten" können beispielsweise Vermietung und Verpachtung, Haus­wirt­schaftliche Dienst­leistungen oder Forstarbeiten fallen. Diese Betriebszweige wurden nicht explizit abgefragt.
Wenn auch mit wachsender Bedeutung, stellen Erlebnisorientierte Angebote in der Landwirtschaft (unter anderem pädagogische Ansätze für Kinder und Erwachsene, Unterhaltung) oder Aktivitäten in der Sozialen Landwirtschaft nach wie vor Nischen dar.
DIV-Betriebszweige1Prozentualer Anteil aller Befragten (%)
Energieerzeugung36,5
Landwirtschaftsnahe Dienstleistungen14,4
Direktvermarktung/Bauernhofgastronomie10,3
Sonstige Diversifzierungsarten10,1
Tourismus im ländlichen Raum6,3
Pensionspferdehaltung, Wanderreiten4,5
Erlebnisorientierte Angebote2,1
Soziale Landwirtschaft< 12
1 DIV: Abkürzung für: Diversifizierung
2 Anteil kann aus der Befragung aufgrund des geringen Anteils nicht verlässlich errechnet werden.

Anzahl Betriebszweige der Diversifizierung pro Betrieb

Aus dem Verhältnis von Nennungen zu einzelnen Betriebszweigen (1.884) und den Betrieben mit Diversifizierung (1.457) ergibt sich, dass die Betriebe im Mittel 1,3 Diversifizierungs-Betriebszweige neben der klassischen Land- und Forstwirtschaft betreiben. Zwei Drittel haben ein weiteres Einkommensstandbein, ein Viertel zwei, lediglich 8 % haben drei oder mehr zusätzliche Betriebszweige (siehe folgende Grafik).

Tortendiagramm: prozentuale Anteile von Betriebszweigen innerhalb der Gruppe von Betrieben mit Diversifizierung.

Fazit

Je nach Definition des Begriffs ist Diversifizierung in bayerischen Betrieben eher die Regel als die Ausnahme. Unter Berücksichtigung der Erzeugung regenerativer Energien betreiben zwei Drittel der bayerischen Betriebe Einkommenskombinationen – teils im klassisch bekannten Bereich der Vermarktung und im Tourismus, teils im eher landwirtschaftlich orientierten Bereich. Das vorliegende Zahlenmaterial bestätigt ältere Studien.

Factsheet: Zusammenfassung der wichtigsten Zahlen und Daten zur Bedeutung der landwirtschaftlichen Diversifizierung in Bayern. Neben dem zentralen Ergebnis, dass 66 Prozent der befragten Betriebe über einen Betriebszweig der Diversifizierung verfügen, wird auch der Anteil dieser Betriebe aufgeteilt nach Betriebsgröße, unterteilt nach Hektar, dargestellt. Hier nimmt der Anteil mit steigender Betriebsgröße zu. Es wird darüber hinaus der unterschiedliche Anteil (74,5 Prozent) bei Haupterwerb und 59,1 % im Nebenerwerb verdeutlicht. Die Anteile der unterschiedlichen Diversifizierungsarten werden wie in der oberen zweiten Abbildung dargestellt. Weitere wichtigste Ergebnisse der Befragung sind hier ebenfalls kurz zusammengefasst: Die Hofnachfolge auf Betrieben mit Diversifizierungszweigen ist eher gesichert und die Diversifizierung schafft Arbeitsplätze auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Das hier dargestellte Factsheet zeigt die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick. Das Original-Factsheet, weitere Informationen und Merkmalsauswertungen können bei den Autoren nachgefragt werden.

Ansprechpartner
Eva-Maria Brunlehner, Dr. Gerhard Dorfner
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
Hans-Loher-Str. 32, 94099 Ruhstorf a.d.Rott
Tel.: 08161 8640-4661
E-Mail: Diversifizierung-IBA@LfL.bayern.de

Bildnachweis
Kopfbild, Foto: Warmuth/StMELF