Betriebsstrukturen der Erlebnisbauernhöfe – ein Vergleich mit dem Bayerischen Agrarbericht

Zwei Mädchen beim Füttern eines Kalbes

Foto: StMELF

Die Befragung der Erlebnisbäuerinnen/-bauern 2015/2016 ermöglicht u. a. auch konkrete Aussagen zu den Betriebsstrukturen der Erlebnisbauernhöfe in Bayern.

Die Auswertung der betrieblichen Strukturdaten sollte vor allem klären, ob landwirtschaftliche Betriebe mit bestimmten Produktionsausrichtungen bevorzugt in den Betriebszweig „Erlebnisorientierte Angebote“ einsteigen, und ob die häufig vorgebrachte Annahme, dass sich eher kleinere Nebenerwerbsbetriebe für diese Einkommenskombination entscheiden, zutreffend ist.

Die Auswertung der betrieblichen Strukturdaten basiert auf der Befragung der Erlebnisbäuerinnen/-bauern 2015/2016. Die Ergebnisse wurden als LfL-Information veröffentlicht.

Die Aussagen der Studie zur Betriebsstruktur werden im Folgenden mit den amtlichen Daten der Agrarstatistik (Bayerischer Agrarbericht 2016 mit dem Bezugsjahr 2015) verglichen. Die Annahme, dass eher kleinere landwirtschaftliche Betriebe im Nebenerwerb in diese Einkommenskombination einsteigen, hat sich durch die Befragung nicht bestätigt.

Erlebnisbauernhöfe häufiger Haupterwerbsbetriebe

Bayernweit werden laut der Erhebung 61 Prozent der befragten Erlebnisbauernhöfe im Haupterwerb und 39 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet. Im Vergleich dazu werden laut Agrarbericht in Bayern 41 Prozent aller Betriebe im Haupterwerb und 59 Prozent der Betriebe im Nebenerwerb geführt. Das heißt, die befragten Erlebnisbauernhöfe werden proportional häufiger im Haupterwerb als im Nebenerwerb bewirtschaftet. Innerhalb der Regierungsbezirke gab es auch hier Unterschiede, wobei der Anteil der Haupterwerbsbetriebe in allen Regierungsbezirken deutlich über dem bayerischen Durchschnitt lag.

Eher die größeren Betriebe steigen ein

Balkendiagramm zu den Betriebsgrößenklassen der befragten ErlebnisbauernhöfeZoombild vorhanden

Betriebsgrößenklassen der befragten Erlebnisbauernhöfe, ausgewertet für alle Betriebe und nach Erwerbsform

Knapp ein Drittel aller befragten Erlebnisbauernhöfe bewirtschaften mehr als 60 Hektar LF, etwas mehr als 40 Prozent der Betriebe bewirtschaften 20 bis 60 Hektar LF und 27 Prozent der Befragten bewirtschaften weniger als 20 Hektar. Unter Einbeziehung der Erwerbsform zeigt sich, dass bei den Haupterwerbsbetrieben mehr als die Hälfte der Betriebe sogar über 60 Hektar LF bewirtschaften. Bei den Nebenerwerbsbetrieben verfügen rund dreiviertel zwischen 10 und 60 Hektar LF.
Ein Vergleich mit den Zahlen im Bayerischen Agrarbericht laut Tabelle 1 zeigt, dass die landwirtschaftlichen Betriebe im bayerischen Durchschnitt wesentlich kleinstrukturierter sind als dies bei den befragten Erlebnisbauernhöfen der Fall ist. Besonders groß sind die Unterschiede bei den kleinen Betrieben unter 10 Hektar LF, deren Anteil in Bayern knapp das Vierfache des Anteils bei den Erlebnisbauernhöfen beträgt.
Tabelle 1: Prozentuale Anteile in den Betriebsgrößenklassen bei der Erhebung Erlebnisbäuerinnen/-bauern im Vergleich mit der Gesamtheit bayerischer Betriebe
Betriebsgrößenklassen (LF in Prozent) 0 bis unter 10 ha LF10 bis unter 20 ha LF20 bis unter 60 ha LF60 ha LF und mehr
Erhebung Erlebnisbäuerinnen/-bauern
9184132
Betriebsgrößenklassen (LF in Prozent) 0 bis unter 10 ha LF10 bis unter 20 ha LF20 bis unter 50 ha LF50 ha LF und mehr
Summe der bayerischen Betriebe laut Agrarbericht 35232517

Deutlich mehr Ökobetriebe

Während 38 Prozent der Befragten Erlebnisbäuerinnen/-bauern ihren Betrieb nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus bewirtschaften, tun dies laut dem Agrarbericht 2016 (Befragungszeitpunkt) nur 7 Prozent der Betriebe.
Die Gründe für den eklatanten Unterschied können nur vermutet werden. Bio-Betriebe zeigen sich zum einen meist affiner für den Erzeuger-Verbraucher-Dialog, der traditionell bei vielen Öko-Betriebe über Jahre gewachsen ist. Der Weg vom Erzeuger-Verbraucher-Dialog beim Führen von Einkommenskombinationen, wie z. B. der Direktvermarktung und dem Urlaub auf dem Bauernhof sowie der Veranstaltung von Hoffesten etc. hin zu den erlebnisorientierten Angeboten ist naheliegend und kurz. Darüber hinaus könnte bei den Betreibern/Betreiberinnen von Öko-Betrieben die positive Einstellung gegenüber Themen rund um die Naturkreisläufe, den Umweltschutz und das nachhaltige Handeln eine gewisse Rolle spielen beim Einstieg in diese Einkommenskombination.

Vor allem Misch- und Tierhaltungsbetriebe

Die Befragungsergebnisse bestätigen die Beobachtungen aus der Beratungspraxis, dass insbesondere Mischbetriebe mit 21 Prozent und Tierhaltungsbetriebe, den Betriebszweig der Erlebnisorientierten Angebote betreiben. Diese beiden Betriebstypen sind einerseits ökonomisch aus Sicht der Anbieter/innen als andrerseits erlebnispädagogisch aus Sicht der Besucher/innen (vielfältige Programme, Einsatz von Tieren als „pädagogische Mitarbeiter/innen“) prädestiniert für den Betriebszweig.
Innerhalb der Tierhaltungsbetriebe ist mit 42 Prozent der Anteil der Milchvieh- und Futterbaubetriebe unter den Erlebnisbauernhöfen am höchsten. Eine besondere Bedeutung kommt mit 15 Prozent den „sonstige Betriebstypen“ wie z. B. Pferdehaltung, Damwild, Imkerei zu.

Ein Vergleich der Erlebnisbauernhöfe mit den bayerischen Durchschnittszahlen in der Tabelle 2 zeigt:

  • Der Anteil der Mischbetriebe unter den Erlebnisbauernhöfen ist fast doppelt so hoch wie im bayerischen Durchschnitt. Dies könnte bedingt sein durch den hohen Anteil an Öko-Betrieben und durch das vielfältige Themenpotenzial, das ein Mischbetrieb bietet.
  • Die Zahl der Milchviehhaltungsbetriebe mit Futterbau ist in etwa gleich hoch.
  • Wesentlich geringer ist mit 11 Prozent der Anteil der Ackerbaubetriebe bei den Befragten im Vergleich zu 37 Prozent laut Agrarbericht. Die Hauptursache liegt wohl in der engen Verflechtung der erlebnisorientierten Angebote mit der Tierhaltung, die thematisch von den verschiedenen Zielgruppen bevorzugt wird.
Tabelle 2: Prozentuale Anteile der Betriebstypen bei der Erhebung der Erlebnisbäuerinnen/-bauern im Vergleich mit der Gesamtheit bayerischer Betriebe
Betriebstypen (Anteile in Prozent) Erhebung Erlebnisbäuerinnen/-bauernSumme bayerischer Betriebe laut Agrarbericht
Wein/Obst/Gartenbau< 12
Schaf/Ziege4-
Veredelung63
Ackerbau1137
Sonstiges15-
Gemischt2111
Futterbau/Milchvieh4247

Fazit

Die Betriebsstruktur der Erlebnisbauernhöfe unterscheidet sich laut der Studie in allen vier betrachteten Strukturmerkmalen doch erheblich von den Durchschnittszahlen im Bayerischen Agrarbericht, aber teils anders als oft vermutet. Die Erlebnisbäuerinnen/-bauern bewirtschaften häufiger im Haupterwerb, flächenmäßig größere Betriebe mit Tierhaltung nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus als es dem Durchschnitt der bayerischen Betriebe entspricht.
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Kopfbild, Foto: Warmuth/StMELF