Forschungsprojekt
Analyse der Haltungssysteme in der bayerischen Milchviehhaltung

Foto Braunvieh im Stall beim Fressen
Die LfL-Studie zum Forschungsprojekt „Analyse der Struktur der Milchviehbetriebe mit Anbindehaltung in Bayern“ untersuchte für das Jahr 2016 die Haltungsformen in bayerischen Milchviehbetrieben. Die Studie basiert auf Daten aus INVEKOS und der Milchleistungsprüfung des LKV. Unterschiede zwischen den Betrieben, regional unterschiedliche Entwicklungen und die Dynamik des Wandels der Haltungsformen in den letzten Jahren standen im Mittelpunkt der Arbeit.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze

  • Unter Mitberücksichtigung auch der kleinsten Strukturen wirtschafteten im Jahr 2016 von den rund 32.000 Milcherzeugern Bayerns 40 % mit Laufställen und 60 % mit Anbindeställen, davon ein Fünftel ergänzt um Laufhöfe bzw. teilweiser Weidehaltung. Damit arbeiteten 2016 noch rund 19.300 Betriebe mit Anbindeställen, davon 15.400 mit ganzjähriger Anbindung.
  • Mit einem Anteil der (größtenteils ganzjährigen) Anbindehaltung von 60 % bezüglich Betrieben, 35 % bezüglich Kühen und 30 % bezüglich der Milchmenge ist diese Stallform nach wie vor strukturprägend und für die bayerische Milcherzeugung ein wichtiger Pfeiler.
  • Die regionalen Schwerpunkte der Anbindehaltung sind nicht nur im Alpen- und Voralpenland zu finden. Der Schwerpunkt ganzjähriger Anbindung findet sich eher in Regionen des Tertiären Hügellandes, den Mittelgebirgslagen sowie in einigen fränkischen Landkreisen, in denen aus verschiedenen Gründen die Weide keine Bedeutung erlangte und wesentlich später und langsamer in Laufställe investiert wurde.
  • Betriebsleiter von Anbindeställen sind laut Agrarstatistik nur unwesentlich älter als Milchviehhalter in Laufställen, auch wenn ein Durchschnittsalter von 51 Jahren relativ hoch ist.
  • Je schwieriger die strukturellen Gegebenheiten, je gemischter die Betriebe in ihrer Einkommenskombination aufgestellt waren und je konservativer die jeweilige Region am bestehenden System festhielt, umso höher stellt sich heute der Investitionsstau dar.
  • Der Wandel vom Anbinde- zum Laufstall in Bayern ist dynamisch. Jährlich wechseln rund 25.000 Kühe vom Anbinde- zum Laufstall, die Zahl der Laufställe in den letzten zehn Jahren nahm jährlich um rd. 240 zu (Basis LKV).

Anbindehaltung in der Diskussion

Das Thema Anbindehaltung in der Milchviehhaltung gewinnt vor dem Hintergrund verschiedener Aktivitäten des Lebensmitteleinzelhandels immer stärker an Bedeutung. Vor allem die Milcherzeugung in Süddeutschland ist nach wie vor von dieser Haltungsform geprägt.

Da sich die Milcherzeugung in den vergangen Jahren regional sehr unterschiedlich entwickelte, sollten im Rahmen dieser Analyse die Haltungssysteme nicht nur bayernweit, sondern vor allem auch regional differenziert ausgewertet werden. Vorhandene Statistiken und Auswertungen konnten dies bisher nicht leisten.

Die Ergebnisse der LfL-Studie sollten daher eine objektive Grundlage für notwendige Weiterentwicklungen im Bereich der Haltungssysteme für die Milcherzeugung liefern.

Grünland für Rinder

Bayernkarte Dauergrünlandanteil in den bayerischen Landkreisen 2016Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Dauergrünlandanteil in den bayerischen Landkreisen

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in Bayern beträgt rund 3,2 Millionen Hektar. Von dieser Fläche sind 34 % bzw. 1,1 Millionen Hektar Dauergrünland (Abbildung 1). Allein schon aus diesem Flächenumfang ergibt sich die Notwendigkeit einer umfassenden und wirtschaftlichen Verwertung der Dauergrünlandflächen. Dies gilt insbesondere für die Regionen mit einem sehr hohen Anteil an Dauergrünland wie Alpen und Alpenvorland, dem Bayerischen Wald sowie den nordbayerischen Mittelgebirgslagen.

Für die wirtschaftliche Verwertung der Grünlandflächen sind insbesondere Rinderhaltung und Milcherzeugung notwendig, mit denen in Bayern rund 41 % des Produktionswertes der Landwirtschaft erwirtschaftet werden.

Die Verwertungsalternativen für Dauergrünland sind sehr begrenzt. Extensive Grünlandnutzungsverfahren haben in Bayern eine sehr untergeordnete Bedeutung. Die Mutterschafhaltung ist seit Jahren rückläufig und wird primär zur Landschaftspflege betrieben. Das dominierende Verfahren zur Verwertung des Dauergrünlandes ist die Milcherzeugung.

70 Prozent der bayerischen Milch kommt aus Laufställen

Bayernkarte Anteil der erzeugten Milch mit Kühen in Laufställen (Hochrechnung 2016)Zoombild vorhanden

Abbildung 2: Milch aus Laufställen

Von den bayerischen Milcherzeugern halten 40 % die Kühe in Laufställen. Die höchsten Anteile an Betrieben mit Laufställen werden mit 50-60 % in den Landkreisen Ansbach, München, Erlangen-Höchstadt, Fürth, Fürstenfeldbruck, Miltenberg und Ostallgäu erreicht. Demgegenüber halten in den Landkreisen Freyung-Grafenau, Kelheim, Main-Spessart und Garmisch-Partenkirchen weniger als 25 % der Betriebe die Kühe in Laufställen.

Da in den Laufställen mit durchschnittlich 60 Kühen gegenüber dem bayerischen Mittel von 37 Kühen deutlich mehr Kühe gehalten werden und im Laufstall eine deutlich höhere Milchleistung erzielt wird als bei den Verfahren mit Anbindehaltung, beträgt der Anteil der gehaltenen Kühe im Laufstall 65 %. Der Anteil an der erzeugten Milch liegt bei 70 % (Abbildung 2).

Ganzjährige Anbindehaltung nach wie vor mit hoher Bedeutung für Bayern

Bayernkarte Anteil der Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung (Hochrechnung 2016)Zoombild vorhanden

Abbildung 3: Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung

Die große Dynamik beim Wechsel zum Laufstall kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die in erster Linie diskutierte ganzjährige Anbindehaltung in Bayern noch eine enorme Bedeutung hat und die Diskussion darüber eine große agrarstrukturelle Frage mit sich bringt.

Der Anteil der Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung in Bayern beträgt im Auswertungsjahr 2016 48 % (Abbildung 3). Deutlich geringere Anteile sind vor allem für die Regionen im Alpen- und Alpenvorraum festzustellen. In 32 von den 71 bayerischen Landkreisen liegt der Anteil der Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung über 60 %.

Da Anbindehaltung vor allem von Betrieben mit geringeren Bestandsgrößen betrieben wird, weicht die regionale Verteilung bei den Milchkühen von derjenigen bei den Betrieben deutlich ab. Die geringsten Anteile sind wieder im Alpen- und Alpenvorland anzutreffen. Aber auch in zahlreichen Landkreisen in Nordbayern liegt der Anteil der ganzjährig angebundenen Milchkühe unter dem bayerischen Mittel von 29 %.

Eine ähnliches Bild ergibt sich für die erzeugte Milch. Aufgrund der unterdurchschnittlichen Milchleistung beträgt der abgeschätzte Anteil der Milch aus der ganzjährigen Anbindehaltung 25 % bei großen regionalen Unterschieden.
Die detaillierten Ergebnisse der Strukturanalyse sind in Form einer LfL-Information zusammengefasst.

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