Bilanzzahlen Bayerische Ernährungswirtschaft 2024
Allzeithoch beim Export bayerischer Ernährungsgüter
Überraschend legen die Exporte der bayerischen Ernährungswirtschaft im Jahr 2024 noch einmal zu. Und das trotz weltweit sinkender Nahrungsmittelpreise. Nach Angaben des bayerischen Landesamtes für Statistik steigen die wertmäßigen Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent.
Die Exporte erreichen damit einen Rekordwert von 12,6 Mrd. Euro. Allein 5 Mrd. Euro entfallen auf den Handel mit Käse, Milch und Fleisch. Die Länder der Europäischen Union sind für den Freistaat erwartungsgemäß die wichtigsten Abnehmer. Knapp 80 Prozent der aus Bayern ausgeführten Ernährungsgüter gehen dort hin. Italien steht als Abnehmerland an erster Stelle. Mit deutlichem Abstand folgt auf Platz zwei Österreich.
Hohes Niveau bleibt
Während im Durchschnitt der letzten zehn Jahre die Exportwerte jährlich um etwa 0,4 Mrd. Euro steigen, brachte das Jahr 2022 einen vor allem krisen- und inflationsbedingten, sprunghaften Anstieg von 1,86 Mrd. Euro mit sich. Die Exportwerte bleiben seitdem auf hohem Niveau mit immer noch leicht steigender Tendenz. Wie Tab. 1 zeigt, gilt diese Entwicklung aber nur für den landwirtschaftlichen Bereich. Betrachtet man den gewerblichen Wirtschaftsbereich insgesamt, folgt dem ebenfalls starken Anstieg in 2022 ein Rückgang um rund 4 Prozent im letzten Jahr. Unter anderem spielt die sinkende Nachfrage aus China dabei eine Rolle.
Tabelle 1: Ausfuhr der bayerischen Ernährungswirtschaft im Vergleich | 2023 | 2024 | 2024 zu 2023 | 2024 zu 2023
|
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| Mio. Euro | Mio. Euro | Mio. Euro | % |
Ernährungswirtschaft | 12.095,8 | 12.641,7 | + 545,9 | + 4,5 |
Gewerbliche Wirtschaft | 213.695,8 | 204.975,3 | - 8.720,5 | - 4,1 |
Überraschend ist, dass die Exporte der bayerischen Ernährungswirtschaft in einer Zeit wachsen, in der weltweit die Nahrungsmittelpreise sinken. Verantwortlich dafür sind drei Effekte: Die positive Entwicklung bei den aus bayerischer Sicht wichtigen Subindices für Fleisch und Milch, die Preiserhöhungen bei verarbeiteten Lebensmitteln sowie der Ausgleich von Preiseinbußen durch höhere Absatzmengen. Der durchschnittliche Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar hat dabei wenig Einfluss, da dieser im Gesamtjahr nahezu unverändert bleibt.
Käse, Milch und Fleisch aus Bayern
Käse, Milch und Milcherzeugnisse sowie Fleisch und Fleischwaren gehören zu den wichtigsten Exportgütern der bayerischen Ernährungswirtschaft. Sie machen etwa 40 Prozent der gesamten Agrarausfuhren aus (vgl. Tab. 2). Die Preisrückgänge beim Export von Käse (- 1,9 %) sowie von Milch und Milcherzeugnissen (- 3,0 %) werden im Jahr 2024 durch steigende Absatzmengen überkompensiert, was im Jahresverlauf insgesamt zu einer Zunahme gegenüber den Vorjahreswerten führt (vgl. Tab. 2). Bei Fleisch und Fleischwaren ist der Anstieg allein auf die steigenden Preise (+ 2,3 %) zurückzuführen. Die Produktgruppe Fleisch holt dabei am stärksten auf. Aus dem negativen Trend zum Halbjahr mit - 3,1 Prozentpunkten entwickelt sich ein Plus von 2,3 Prozent bis zum Ende des Jahres.
Tabelle 2: Exportgüter der bayerischen Agrar- und Ernährungswirtschaft im Jahr 2024Exportgüter
| Exportwert
Jahresbilanz
2024 | Veränderung
Jahresbilanz
2024 zu 2023 | Veränderung
Halbjahresbilanz
2024 zu 2023 |
---|
| Mio. Euro | % | % |
Käse | 2.277,9 | + 2,0 | - 0,1 |
sonstige pfl. Nahrungsmittel | 1.631,2 | + 5,0 | + 3,8 |
Milch / Milcherzeugnisse | 1.417,3 | + 3,1 | + 2,1 |
Fleisch / Fleischwaren | 1.326,3 | + 2,3 | - 3,0 |
Backwaren | 1.043,1 | + 0,4 | - 3,7 |
Kleie | 669,1 | + 6,6 | + 4,5 |
Zucker / Zuckererzeugnisse | 605,7 | + 14,1 | + 12,4 |
Bier | 543,5 | + 3,4 | + 1,0 |
Hopfen | 320,7 | +14,7 | + 11,1 |
Kartoffel / Kartoffelerzeugnisse | 317,3 | + 7,1 | + 3,7 |
Sonstiges | 2.489,6 | + 6,5 | - |
Alle Ernährungsgüter | 12.641,7 | + 4,5 | + 2,1 |
(Quelle: Bay. LfSt - Stand: März 2025, Zahlen vorläufig)
Mehr Zucker und Hopfen für den Export
Am Jahresende können alle Top-Ten Produkte eine Steigerung bei den Exportzahlen verbuchen. Zum Halbjahr waren bei drei Produktgruppen (Käse, Fleisch, Backwaren) die Exportwerte gegenüber dem Vorjahr noch rückläufig. Die Exporte für Zucker (+14,1 %) und Hopfen (+14,7) verzeichnen erneut die stärksten Zunahmen. Im Ranking verdrängt Zucker die Produktgruppe Bier von Platz sieben.
Europäische Union ist wichtigster Handelsplatz
Knapp 80 Prozent seiner Ernährungsgüter liefert Bayern in die Länder der Europäischen Union. Das entspricht einem Exportwert von rund 10 Mrd. Euro. Innerhalb der Ländergruppen entwickelt sich die Ausfuhr in die 13 zuletzt beigetretenen EU-Länder und die Ausfuhr in Drittländer am besten, während der Export in die "alten" EU-Länder unterdurchschnittlich bleibt. Wichtigstes Abnehmerland ist mit Abstand Italien, gefolgt von Österreich, den Niederlanden und Polen (vgl. Tab. 3). Besonders ins Auge stechen die hohen Zuwächse nach Ungarn (+ 21,1 %). Es folgen Rumänien und Belgien mit ebenfalls höchsten Zuwachsraten. Nur die Ausfuhren nach Italien gehen, wenn auch nur leicht, um 0,3 Prozent zurück. Am stärksten aufgeholt haben im Jahresverlauf die Exporte nach Tschechien mit - 8,0 Prozent zum Halbjahr und + 6,1 Prozent Ende des Jahres.
Tabelle 3: Top-Ten der EU-Abnehmerländer in der bayerischen Ernährungswirtschaft im Jahr 2024EU-Mitgliedsland | Export
Jahreswert
2024 | Veränderung
Jahreswert 2024 zu 2023 | Veränderung
Halbjahreswert 2024 zu 2023 |
---|
| Mio. Euro | % | % |
Italien | 2.082,7 | - 0,3 | - 1,4 |
Österreich | 1.713,9 | + 1,3 | - 1,1 |
Niederlande | 938,5 | + 2,1 | - 3,2 |
Polen | 807,2 | + 6,4 | + 4,7 |
Frankreich | 794,0 | + 1,3 | - 4,0 |
Belgien | 538,3 | + 8,4 | + 3,3 |
Spanien | 510,1 | + 4,3 | + 2,2 |
Tschechischen | 376,4 | + 6,1 | - 8,0 |
Rumänien | 350,0 | + 10,4 | + 10,9 |
Ungarn | 283,1 | + 21,1 | + 28,4 |
Sonstige EU-Länder | 1.423,8 | + 5,8 | - |
Alle EU-Länder | 9.818,0 | + 3,6 | + 1,1 |
(Quelle: Bay. LfSt - Stand: März 2025, Zahlen vorläufig)
Drittländer werden attraktiver
Die Ausfuhren in Drittländer steigen im Jahresvergleich mit 7,9 Prozent noch deutlicher als die Ausfuhren insgesamt (+4,5%). Der Exportwert erreicht 2,8 Mrd. Euro. Die Schweiz bleibt wichtigster Absatzmarkt außerhalb der EU, gefolgt vom Vereinigten Königreich, China und den USA (vgl. Tab. 4). Die genannten Länder machen knapp die Hälfte aller aus Bayern in die Drittländer exportierten Ernährungsgüter aus.
Exportverschiebungen
Foto: colourbox.de#1008
Bereits zum Halbjahr zeichnen sich innerhalb der Drittländer deutliche Verschiebungen ab. Während die Exporte nach Russland und Japan im Vergleich zum Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich zurückgehen, steigen diese in die Länder Vereinigtes Königreich und China ebenso stark an (vgl. Tab. 4). Vor allem China wechselt von einem negativen Trend im 1. Quartal 2024 (- 10,5 %) zu einem deutlich positiven Wert (+ 9,6 %) Ende des Jahres. Zum Jahresende holen die Exporte nach Russland und Japan zwar wieder auf, Russland bleibt aber im negativen Trend. Dabei ist anzumerken, dass es wegen der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine bisher keine Sanktionen der EU beim Nahrungsmittelhandel mit Russland gibt und Russland seit 2014 keine zusätzlichen Einfuhrbeschränkungen für Lebensmittel aus der EU erlassen hat.
Tabelle 4: Die wichtigsten Handelspartner der bayerischen Ernährungswirtschaft aus DrittländernDrittländer | Exportwert
Gesamtjahr
2024 | Veränderung
Gesamtjahr
2024 zu 2023 | Veränderung
Halbjahr
2024 zu 2023 |
---|
| Mio. Euro | % | % |
Schweiz | 437,5 | + 4,6 | + 0,9 |
Vereinigtes Königreich | 428,8 | +20,9 | +18,9 |
China | 273,7 | + 9,6 | + 8,4 |
USA | 193,2 | + 3,8 | + 1,7 |
Russland | 113,5 | - 3,2 | - 10,4 |
Japan | 96,1 | + 0,6 | - 13,1 |
Sonstige Drittländer | 1.280,9 | + 7,1 | - |
Alle Drittländer | 2.823,7 | + 7,9 | + 5,7 |
(Quelle: Bay. LfSt - Stand: März 2025, Zahlen vorläufig)
Zusammenfassung
Bayerns Ernährungswirtschaft exportiert im Jahr 2024 mit 12,6 Mrd. Euro wertmäßig so viel wie noch nie. Die wichtigsten Produktgruppen Käse, Milch, Fleisch und Backwaren nehmen mit wenigen Prozentpunkten aber nur unterdurchschnittlich zu. Die stärksten wertmäßigen Zunahmen gibt es bei den Produktgruppen Zucker und Hopfen. Sie steigen jeweils um mehr als zehn Prozent. Die Exporte von Kartoffeln und Kartoffelerzeugnissen legen mit sieben Prozent ebenfalls noch deutlich zu. Das wichtigste Abnehmerland bleibt mit Abstand Italien. Rumänien und Ungarn bestätigen ihre zunehmende Bedeutung mit zweistelligen Zuwachsraten.
Beim Handel mit Drittländern, der etwa 20 Prozent des wertmäßigen Gesamtexportes ausmacht, gibt es deutliche Verschiebungen. Während die Exporte nach Russland im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen und die Ausfuhren nach Japan stagnieren, steigen die Ausfuhren in die Länder Vereinigtes Königreich und China kräftig an. Vor allem China wechselt von einem negativen Trend im 1. Quartal (-10,5 %) zu einem deutlich positiven Wert (+9,6 %) am Jahresende. In das Vereinigte Königreich kommen wertmäßig rund 20 Prozent mehr bayerische Ernährungsgüter als noch im Vorjahr.
Anmerkung: Dem Beitrag liegen die Zahlen des bayerischen Landesamtes für Statistik zu Grunde. Das Landesamt aktualisiert die vorläufigen Zahlen während des Jahres mehrmals. Wegen der besseren Vergleichbarkeit wurden bei der Analyse die zur gleichen Zeit des Vorjahres erhobenen Daten verwendet.
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Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
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