Ernährungswirtschaft - Halbjahresbilanz
Bayerns Exporte setzen positiven Trend fort

Anlage mit Schiffscontainern und Hubkränen.

Foto: colourbox.de#1008

Die Exporte der bayerischen Ernährungswirtschaft setzen ihren positiven Trend zur Halbjahresbilanz fort. Die Ausfuhren stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum wertmäßig um 2,1 % auf 6,2 Mrd. Euro. Damit erreichten sie erneut Rekordwerte, trotz weltweit gesunkener Preise für Nahrungsmittel.

Gründe dafür dürften unter anderem der geringere Rückgang des für Bayern wichtigen Subindex für Nahrungsmittelpreise bei Fleisch, die Preissetzungsmacht bei verarbeiteten Nahrungsmitteln, der sich erholte Tourismus im europäischen Ausland sowie höhere Absatzmengen bei einzelnen Warengruppen sein. Die gewerbliche Wirtschaft in Bayern verzeichnete demgegenüber einen leichten Exportrückgang (vgl. Tab. 1). Zur gewerblichen Wirtschaft zählen insgesamt die Bereiche Industrie, Bau sowie Handel und Dienstleistungen.

Tabelle 1: Ausfuhr der bayerischen Ernährungswirtschaft im Halbjahresvergleich
 Jan. – Juni 2023 (vorläufig)Jan. – Juni 2024 (vorläufig) Veränderung gegenüber 2023 Veränderung gegenüber 2023
Mio. EuroMio. EuroMio. Euro%
Ernährungswirtschaft in Bay.6.081,96.208,4+126,5+ 2,1
Gewerbliche Wirtschaft in Bay.105.816,7104.389,3-1.427,4- 1,3
Verschiedene Käsesorten und ein Glas Milch.

Wichtigste Exportgüter
Käse, Milch und Milcherzeugnisse sowie Fleisch und Fleischwaren gehören zu den wichtigsten Exportgütern der bayerischen Ernährungswirtschaft (vgl. Tab. 2). Sie machten zusammen rund 40 Prozent der gesamten Agrarausfuhren aus. Bei Käse und Milcherzeugnissen glichen sich die höheren Verkaufsmengen und die gesunkenen Preise weitgehend aus (-0,1 %). Bei Fleisch und Fleischwaren überwogen die rückläufigen Absätze die höheren Preise und führten im Vorjahresvergleich zu einem leichten Rückgang von -3,0 %. Negative Veränderungsraten gab es ansonsten nur noch bei Backwaren (-3,7 %).

Tabelle 2: Top Ten der bayerischen Exportgüter aus Agrar- und Ernährungswirtschaft (Januar bis Juni 2024)
ExportgüterExportwert Jan.–Juni 2024 (vorläufig)Veränderung Halbjahresbilanz 2024 zu 2023 Veränderung 1.Quartal 2024 zu 2023
Mio. Euro%%
Käse1.117,2-0,1+0,1
sonstige pfl. Nahrungsmittel803,2+3,8+5,2
Milch / Milcherzeugnisse710,2+2,1-0,2
Fleisch / Fleischwaren635,6-3,0-1,8
Backwaren498,3-3,7-1,5
Kleie319,1+4,5+9,2
Bier279,1+1,0-0,3
Zucker / Zuckererzeugnisse260,8+12,4+4,6
Hopfen185,8+11,1+8,5
Kartoffeln / K.erzeugnisse177,0+3,76,8
gesamt4.986,3+1,5+1,8

Exporte für Zucker und Hopfen steigen

Die Exporte für Zucker (+12,4 %) und Hopfen (+11,1) legten in der Halbjahresbilanz gegenüber dem Vorjahr noch stärker zu als im 1. Quartal. Für Milch und Bier gilt das ebenfalls, wenn auch in weit geringerem Maße. Alle anderen Top-Ten Produkte konnten die Steigerungen des 1. Quartals gegenüber 2023 nicht halten oder blieben weiter rückläufig.

EU ist wichtigster Handelsplatz

Mit einem Exportwert von knapp 5 Mrd. Euro lieferte die bayerische Ernährungswirtschaft ihre Güter zu rund 80 Prozent in die Länder der Europäischen Union (EU). Die wertmäßig höchsten Ausfuhren nach Ländergruppen fielen mit 1,18 Mrd. Euro auf die zuletzt dreizehn beigetretenen EU-Mitgliedstaaten. Wichtigste Abnehmer sind mit Abstand Italien, gefolgt von Österreich, den Niederlanden und Polen (vgl. Tab. 3). Frankreich rutschte im Vergleich zum ersten Quartal auf Platz fünf hinter Polen.

Mehr Exporte nach Ungarn und Rumänien

Die hohen Exportzuwächse von Nahrungsmitteln nach Ungarn setzten sich auch zur Halbjahresbilanz gegenüber 2023 fort (+28,4 %), ebenso wie nach Rumänien (+10,9 %) (vgl. Tabelle 3). Für Polen und Belgien sind die Steigerungsraten im Vergleich zum 1. Quartal jedoch nur noch einstellig (+4,7 % u. +3,3 %). Die wichtigsten drei Abnehmerländer Italien, Österreich und Niederlande verringerten ihre Einfuhren nach Bayern zur Halbjahresbilanz gegenüber dem Vorjahr leicht. Stärkere Rückgänge verzeichnete Tschechien (-8,0 %).
Tabelle 3: Die wertmäßig wichtigsten EU-Abnehmerländer in der bayerischen Ernährungswirtschaft
EU-MitgliedslandExportwert Jan.–Juni 2024 (vorläufig)Veränderung Halbjahresbilanz 2024 zu 2023 Veränderung 1.Quartal 2024 zu 2023
Mio. Euro%%
Italien1.032,6-1,4+0,3
Österreich849,0-1,1-0,4
Niederlande460,0-3,2-4,2
Polen394,8+4,7+14,0
Frankreich393,4-4,0-1,9
Spanien247,1+2,2+4,6
Belgien237,8+3,3+12,7
Rumänien169,1+10,9+8,2
Tschechischen166,2-8,0-4,6
Ungarn138,0+28,4+32,0
Griechenland93,7+6,6+7,0
EU-Länder gesamt4.793,2+1,1+3,9

Handel in Drittländer nimmt besonders zu

Die Ausfuhr der bayerischen Ernährungswirtschaft in Drittländer stieg im Halbjahresvergleich mit 5,7 Prozent noch deutlicher als die Ausfuhr insgesamt (+2,1 %). Der Exportwert in Drittländer erreichte mit 1,4 Mrd. Euro gut ein Fünftel der Gesamtexporte. Die Schweiz bleibt wichtigster Absatzmarkt außerhalb der EU, gefolgt vom Vereinigten Königreich, China, den USA, Russland und Japan (vgl. Tab. 4). Die genannten Länder machten gut die Hälfte der Exporte in Drittländer aus.

Exportverschiebungen

Bereits im 1. Quartal zeichnete sich eine deutliche Exportverschiebung innerhalb der Drittländer ab. Während die Exporte nach Russland und Japan im Jahresvergleich im zweistelligen Prozentbereich zurückgingen, stiegen diese in die Länder Vereinigtes Königreich und China (vgl. Tab. 4). Vor allem China wechselte von einem negativen Trend im 1. Quartal (-10,5 %) zu einem deutlich positiven Wert (+8,4 %) im Halbjahr. Obwohl es wegen der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine bisher keine Sanktionen der EU beim Nahrungsmittelhandel mit Russland gab und Russland seit 2014 keine zusätzlichen Einfuhrbeschränkungen für Lebensmittel aus der EU erließ, wiesen die Ausfuhren dorthin hinter Japan den zweitgrößten absoluten Rückgang auf.
Tabelle 4: Die wichtigsten Handelspartner der bayerischen Ernährungswirtschaft aus Drittländern
DrittländerExportwert Jan.–Juni 2024 (vorläufig)Veränderung Halbjahresbilanz 2024 zu 2023Veränderung 1. Quartal 2024 zu 2023
Mio. Euro%%
Schweiz216,1+0,9-0,9
Vereinigtes Königreich208,6+18,9+11,9
China138,6+8,4-10,5
USA96,2+1,7+7,0
Russland57,0-10,4-17,0
Japan52,3-13,1-36,0
Gesamt Drittländer1.415,2+5,7+0,5

Zusammenfassung

Die ernährungswirtschaftlichen Exporte Bayerns erreichten mit 6,2 Mrd. Euro zur Halbjahresbilanz einen neuen Rekordwert. Die wichtigsten Produktgruppen Käse, Fleisch und Fleischwaren sowie Backwaren gingen bei der Ausfuhr gegenüber dem Vorjahreszeitraum jedoch leicht zurück. Zweistellig zugelegt haben die Ausfuhren von Zucker bzw. Zuckererzeugnissen und Hopfen.
Die Länder der EU sind als Abnehmerländer mit einem Anteil von rund 80 Prozent am wertmäßigen Gesamtexport der bayerischen Ernährungswirtschaft von zentraler Bedeutung. Rumänien und Ungarn festigten ihre Plätze mit zweistelligen Zuwachsraten. Leichte Rückgänge gab es bei den drei wichtigsten Exportpartnern Italien, Österreich und den Niederlanden. Beim Handel mit Drittländern gab es weiter deutliche Verschiebungen. Während die Exporte nach Russland und Japan im Vergleich zum Halbjahr 2023 zurück gingen, stiegen diese in die Länder Vereinigtes Königreich und China an. Vor allem China wechselte von einem negativen Trend im 1. Quartal (-10,5 %) zu einem deutlich positiven Wert (+8,4 %) im Halbjahr.

Ansprechpartner
Josef Huber
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Institut für Agrarökonomie – Arbeitsbereich Agrarmarktanalyse
Menzinger Straße 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1244
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de