Forschungs- und Innovationsprojekt
Moorverträgliche Bewirtschaftungsmaßnahmen

Eine Person mäht mit der Stachelwalze eine Wiese.Zoombild vorhanden

Mahd der Untersuchungsfläche

Beim Projekt "Entwicklung moorverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz" wurde untersucht, wie Moorboden eine angepasste Nutzung bei angehobenen Grundwasserständen erhalten und damit Klimaschutz in der Praxis umgesetzt werden kann.

The project "Development of peat conserving management measures for agricultural peatland and climate protection" examined how climate-smart agriculture can be implemented in practice through an adapted use of peat soil with raised groundwater levels.
Note: The final project report is available in German, but you can find an extract about the most important results in English further down on this site.

Hintergrund

In Bayern gibt es ca. 228.000 ha Moorböden, die zu 95 % genutzt und mehr oder weniger tief entwässert sind. Knapp die Hälfte davon wird heute landwirtschaftlich verwendet. Die Trockenlegung von Mooren führt zu starken Bodensackungen und einem Torfverzehr mit jährlichen Gesamthöhenverlusten der Mooroberfläche von 0,5 bis 4 cm. Dabei werden erhebliche Mengen an CO2 freigesetzt – zurzeit sind circa vier Prozent der bayerischen Landwirtschaftsfläche für rund ein Viertel der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen im Freistaat verantwortlich. Wird der Grundwasserstand wieder angehoben, wird der Torfverzehr eingedämmt und damit die CO2-Emissionen sofort stark verringert, wodurch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird.
Die Anhebung des Wasserstandes und die damit verbundene Umstellung der Bewirtschaftung stellen die Praxis vor große Herausforderungen. Bestehende Entwässerungsstrukturen müssen umfunktioniert und dabei potenzielle Auswirkungen auf Nachbargrundstücke und etwaige wasserrechtliche Anforderungen beachtet werden. Für neue, nässetolerante Kulturen müssen Anbaumethoden, Erntetechniken und Absatzmärkte gefunden werden. Deshalb wurden im Rahmen dieses Forschungs- und Entwicklungsvorhabens – finanziert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – praxistaugliche Lösungen erprobt und weiterentwickelt.

Ziel

Ziel des Vorhabens ist es, die wesentlichen Hemmnisse für eine moorverträglichere Nutzung zu lösen und gleichzeitig die Klimaschutzwirkung moorverträglicher Bewirtschaftungsoptionen zu quantifizieren. Schwerpunkte bilden dabei:
  • Techniken zur Wasserstandsregelung,
  • Bewirtschaftungsmethoden im Grünland,
  • Anbauverfahren von Paludikulturen (neue Kulturen, die bei sehr nassen Bedingungen gut gedeihen und auf Moorböden natürlich vorkommen wie z. B. Seggen oder Schilf),
  • Entwicklung von Wertschöpfungsketten für die Ernteprodukte im Bereich der Nachwachsenden Rohstoffe, sowie
  • die Klimawirkung der Verfahren.
Im Fokus der Bewirtschaftung standen dabei Nassgrünland und Anbau-Paludikulturen, die für landwirtschaftliche Betriebe zukünftig auch ökonomisch tragbar sein sollen. Aufwüchse aus Nassgrünland sollen nicht wie bisher nur zur Kompostierung oder als Einstreu im Stall taugen, sondern weiterhin auch als Raufutter nutzbar bleiben. Voraussetzung hierfür sind flexible und kostengünstige Systeme zur Steuerung des Grundwasserstandes, vor Bewirtschaftungs¬maßnahmen und der Saatguteinsatz von nässeangepassten Süßgräsern.
Die Neuanlage von Anbau-Paludikulturen muss praxisreif und einfach sein und das Erntegut einer rentablen stofflichen Verwertung zugeführt werden. Die Projektergebnisse sollten auch eine Grundlage für ein Förderprogramm zum Moor- und Klimaschutz bilden.
Viele der Untersuchungen des Projekts werden an der Versuchsstation Karolinenfeld durchgeführt. Der Betrieb wird gemäß der Bayerischen Klimaoffensive zu einem Demobetrieb für moorverträgliche Landwirtschaft umgewandelt.

Informationen zur Versuchsstation Karolinenfeld der Bayerischen Staatsgüter Externer Link

Methode

Wiedervernässung und Wassermanagement

Die Anhebung des Wasserstandes im Torfkörper, bis nahe an die Geländeoberkante, ist die zentrale Voraussetzung für eine torferhaltende Bewirtschaftung von Moorflächen.
Dies bringt große Umstellungen und Herausforderungen für die Landwirtschaft mit sich. Bestehende Dränagesysteme stellen für landwirtschaftliche Betriebe eine hohe Investition dar und werden nicht ohne weiteres aufgegeben. Daher müssen für die Wiedervernässung dränierter Flächen besondere flexible und kostengünstige Lösungen zur Wasserstandsanhebung und -steuerung erarbeitet werden.
Auf der Versuchsstation Karolinenfeld sowie weiteren Versuchsstandorten (Freisinger Moos, Schwäbisches und Bayerisches Donaumoos, Benediktbeuern und auf weiteren Demobetrieben) wurden verschiedene wasserbauliche Maßnahmentypen zum Wasserrückhalt pilotweise eingebaut, unter Praxisbedingungen erprobt und ausgewertet. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben vor Ort (Partnerbetriebe) angestrebt. Ebenfalls wurden bewässerte Flächen für die Etablierungsversuche von Paludikulturen in Karolinenfeld eingerichtet.
Aus bereits vorhandenen technischen Leitfäden sowie insbesondere den im Projekt gewonnenen Erfahrungen entstand in enger Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft und der Umweltverwaltung ein Leitfaden zur landwirtschaftlichen Wasserstandsregelung für die Praxis. Dieser Leitfaden macht für die Landwirtschaft und für Verfahrensbeteiligte vorhandenes Wissen und Abläufe für künftige wasserrechtliche Genehmigungsverfahren einfach verfügbar und nutzbar.

Nassgrünland mit Futternutzung

Nassgrünland ist eine moorschonende Nutzungsalternative zu Acker oder Intensivgrünland. Um die Aufwüchse möglicherweise noch als Raufutter zu verwerten, braucht es Maßnahmen zur Steuerung des Grundwasserstandes, stabile Pflanzenbestände mit einem möglichst hohen Anteil an Süßgräsern und landtechnische Verfahren zur verlustarmen Ernte der Aufwüchse.
Auf Flächen der Versuchsstation Karolinenfeld wurden sechs Saatgutmischungen mit mehr und weniger nässeangepassten Süßgräsern geprüft. Fünf davon waren sogenannte regionale Grünlandmischungen (RG) für spezielle Standort- und Nutzungsbedingungen, welche von den norddeutschen Länderdienststellen Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern für Niederungsgrünland empfohlen werden. Die Auswahl wurde um eine eigens für das Projekt "Moor-KULAP" (2018-2021) zusammengestellten Saatgutmischung ("LfL-M") ergänzt. Bei dieser wurde das Artenspektrum mit sieben Grasarten bewusst breiter gewählt als bei den übrigen fünf Mischungen, welche nur drei bis vier Grasarten enthielten. Nach der Anhebung des Grundwasserstandes können die Bestände nassen (teilweise überstauten) bis trockenen (entwässerten) Bedingungen ausgesetzt werden. Die für bayerische Moorlagen geeignetsten Artenkombinationen werden mit Partnerbetrieben zur Umwandlung von Acker in nasses Mähgrünland, bei der Umwandlung von Acker in Moorweiden und als Nachsaat in bestehendes Grünland zur Anpassung an die Wiedervernässung eingesetzt.

Informationen zum Moor-KULAP

In weiteren Versuchen wurde der Einfluss des Schnittregimes auf den nässeangepassten Pflanzenbestand untersucht. Detaillierte Informationen dazu gibt es auf der Seite des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung.

Saatguteinsatz zur Raufutterproduktion auf wiedervernässten Niedermoorstandorten

Für die Umwandlung von Ackerland in mittelintensives Moorgrünland werden Partnerbetriebe akquiriert und bei der Umsetzung begleitet. Aus bereits umgesetzten Maßnahmen, z. B. im Schwäbischen Donaumoos, werden Steckbriefe für die Umwandlung von Acker in extensive bzw. mittelintensive Nassgrünland-, Nassweide- und Paludikulturflächen erstellt.

Informationen zur Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e. V. Externer Link

Landtechnische Optionen für die Praxis zur Bewirtschaftung von wiedervernässtem Moorgrünland mit Futternutzung werden durch das LfL-Institut für Landtechnik und Tierhaltung (LfL-ILT) erarbeitet.
Hierbei werden mittels Technikbewertung bestehende und neue innovative Geräte bzw. Gerätekombinationen klassifiziert und bezüglich der Eignung eingeordnet. Durch Test- und Demoversuche auf nassem Grünland werden Befahrbarkeitsgrenzen aufgezeigt.

Teilprojekt Landnutzungsverfahren und -techniken zur Bewirtschaftung von wiedervernässtem Moorgrünland

Praxisreife Paludikulturen

Grundlegende Erfahrungen mit der Paludikulturbewirtschaftung wurden bereits vor rund 30 Jahren gesammelt. In bisherigen Projekten zeigten sich Herausforderungen wie die Verfügbarkeit von Saatgut und Jungpflanzen, die Optimierung von Keimbedingungen oder die Entwicklung effizienter Pflanztechniken, die den Praxiserfolg bisher beeinflussten. Diese Erkenntnisse bieten jedoch wertvolle Ansatzpunkte für gezielte Verbesserungen.
Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf die Erforschung der Vermehrung aus Samen und Rhizomen unter Gewächshaus- und Freilandbedingungen gelegt und im Hinblick auf Kosten und Sicherheit des Feldaufgangs optimiert. So können erfolgreiche Standardverfahren für die Praxis entwickelt werden.
Die Samengewinnung findet auf den bereits vorhandenen bayerischen Paludikulturflächen des Projektes MOORuse statt. Ziel ist die Erhöhung der Keimfähigkeit, die Erarbeitung kostengünstiger und effizienter Aussaatverfahren bzw. Anzucht von Setzlingen, eine kostengünstige Rhizomgewinnung und -teilung bei schneller Regeneration der Spenderflächen.

Informationen zum Projekt MOORuse Externer Link

Bewertung der Klimawirksamkeit der Maßnahmen

Die landwirtschaftliche Nutzung von wiedervernässten Moorstandorten ergibt nur Sinn, wenn die Treibhausgasemissionen durch die Umstellung wirksam reduziert werden. Auf den Untersuchungsflächen des Projektes wurden daher die Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) mittels manueller Haubentechnik gemessen. In der ersten Projekthälfte wurden Messungen auf einem Nassgrünland im Freisinger Moos und einem Maisacker mit erhöhten Grundwasserständen durchgeführt. In der zweiten Projekthälfte folgte die Messung auf Etablierungsflächen von Paludikulturen. Zudem ist der Einsatz eines Messturms mit Eddy-Kovarianz-Technik zur Erfassung der Treibhausgasflüsse auf einer wiedervernässten Weidefläche geplant, da diese Bewirtschaftungsform bisher kaum messtechnisch begleitet wurde.
Für das Ziel der kostengünstigen Etablierung von Paludikulturen werden unter Federführung des Peatland Science Centers (PSC) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) zunächst verschiedene Verfahren in kleinflächigen Tastversuchen geprüft. Dabei werden ausgewählte Techniken und Managementlösungen aus dem Gartenbau, dem Heil- und Gewürzpflanzenbau u. a. in Hinblick auf die Übertragbarkeit auf Paludikulturen getestet. Die Etablierungsversuche finden auf der Versuchsstation Karolinenfeld statt.

Informationen zum Projekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Externer Link

Netzwerkentwicklung für zukünftige Marktpartner

Um einen Markt für Produkte auf Basis von Paludikulturen zu entwickeln, müssen bisher bestehende Hemmnisse abgebaut werden. Dies sind insbesondere fehlende Spezifikationen der Herstelleranforderungen und mangelnde Kontakte zwischen Erzeugern und Verarbeitern.
Ebenfalls sind neue, regional spezifische Vermarktungswege für Heu und andere Grasprodukte aus Nassgrünland zu finden.
Der Donaumoos-Zweckverband analysiert Qualitätsparameter, Produktanforderungen und Hemmnisse, entwickelt daraus eine Strategie für die Bildung eines Netzwerkes aus verarbeitendem Gewerbe und landwirtschaftlichen Betrieben und setzt diese Strategie um.
Ziel ist, mit der Identifizierung von Absatzmärkten und möglicher Wertschöpfung sowie der Unterstützung beim Aufbau von Anbauer-Abnehmer-Beziehungen eine entscheidende Hürde zu nehmen, damit landwirtschaftliche Betriebe auf eine moorverträgliche Nutzung umstellen.

Donaumoos-Zweckverband Externer Link

Fachgrundlagen für ein Förderprogramm

Anhand der im Projekt erhobenen Daten und erzielten Erkenntnisse werden im Dialog mit Politik, Fördermittelgebern und Praxispartnern Optionen für zukünftige Förderprogramme für moorverträgliche Bewirtschaftungsformen abgeleitet. Die aktuellen Fördermöglichkeiten können auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus eingesehen werden.

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus Externer Link

Dialog mit der Praxis und Wissenstransfer

Die landwirtschaftlichen Nutzungskonzepte für nasse Moorstandorte müssen klimawirksam, aber vor allem auch praxistauglich sein. Für eine Akzeptanz der Maßnahmen zur Wasserstandsanhebung in der Bevölkerung sollte zudem ihr Nutzen auch an die breite Öffentlichkeit kommuniziert werden. Daher war der Austausch mit den verschiedenen Akteuren aus dem landwirtschaftlichen Moorbodenschutz und der Öffentlichkeit, z. B. in Form von Workshops, Exkursionen und Feldtagen, ein wichtiger Teil des Projekts. Landwirtschaftliche Betriebe haben die Gelegenheit, sich aktiv bei der Erarbeitung von Bewirtschaftungsmaßnahmen mit einzubringen und im Projekt als Praxis- und Partnerbetriebe mitzuwirken.

Ergebnisse

Wasserregelungstechniken

Mithilfe eines Schiebers kann der Wasserstand an Entwässerungsgräben geregelt werdenZoombild vorhanden

Grabenanstau durch Stauwehr mit Schieber im Bayerischen Donaumoos

Zur Wasserstandsanhebung werden regelbare Techniken zum Anstau bereits vorhandener Entwässerungseinrichtungen empfohlen. Auf den Untersuchungsflächen auf der Versuchsstation Karolinenfeld, im Altbayerischen Donaumoos und im Klosterland Benediktbeuern konnte beispielsweise mit Stauwehren mit Schiebern an Entwässerungsgräben oder Stauschächten mit Teleskoprohren in Rohrdränsystemen der Wasserstand erfolgreich angehoben werden. Im Freisinger Moos ließ sich der Wasserstand durch eine Unterflurbewässerung im Vergleich zum reinen Grabenanstau noch etwas erhöhen. Gemäß Moorbauernprogramm wird ein Grundwasserflurabstand von -20 cm für Nassgrünland und -10 cm für Anbau-Paludikulturen angestrebt. Inwiefern ein Rückstau ausreichend für die Wiedervernässung einer Moorfläche ist, hängt maßgeblich von den Standortfaktoren ab. Positiv auf die Wiedervernässbarkeit wirken sich ein konstanter Zufluss bzw. großes Einzugsgebiet, sowie ein z.B. durch eine Senkenlage reduzierter horizontaler oder durch eine Stauschicht geringer vertikaler Grundwasserabfluss aus. Wenn die Standortbedingungen weniger günstig für die Wiedervernässung sind, müssen ggf. mehr Staueinrichtungen (beispielsweise bei stark geneigtem Gelände) installiert, oder eine zusätzliche Wassereinleitung in Betracht gezogen werden. Eine frühzeitige Abstimmung mit den Wasserbehörden und Anrainern ist empfehlenswert, um die Umsetzbarkeit der Wasserstandsanhebung und damit die Voraussetzung zur Beantragung des Moorbauernprogramms gesichert planen zu können. Für die Beantragung einer wasserrechtlichen Genehmigung und für die technische Umsetzung von Maßnahmen zur Wasserstandsanhebung wurden in Abstimmung mit dem StMUV und nachgelagerten Behörden Hilfestellungen erarbeitet.

Klimaschutz durch Moorbodenschutz

Nassgrünland

Rohrschwingel auf Versuchsfläche in Karolinenfeld Zoombild vorhanden

Rohrschwingel (Festuca arundinacea) auf der Versuchsfläche in Karolinenfeld

Bei der Umwandlung von Ackerland in mittelintensiv genutztes Nassgrünland sollten nässeangepasste Süßgräser eingesät werden, um stabile Futtergrasbestände zu erreichen. Empfehlenswert ist die Einsaat von Rohrschwingel, der neben Mähgrünland auch für eine Beweidung in Frage kommt. Unter sehr nassen Bedingungen setzt sich das Rohrglanzgras durch, sofern es im Bestand vorkommt. Die Einsaat sollte für eine möglichst erfolgreiche Etablierung der Futtergräser im Herbst vor der Wasserstandsanhebung erfolgen. Wenn jedoch in einem bereits bestehenden Grünland nässeangepasste Süßgräser etabliert werden sollen, ist es sehr empfehlenswert, dass die Wasserstandsanhebung zeitgleich zur Aussaat erfolgt, um die Altgrasnarbe zu schwächen. Aus den im Projekt gewonnenen Erkenntnissen wurde eine modifizierte Mischungsempfehlung für wiedervernässte Niedermoorstandorte entwickelt, die in den Bayerischen Qualitätssaatgutmischungen seit 2024 als Mischung BQSM®-W-1M enthalten ist. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass bei Wiedervernässung die Energiegehalte im Futter gleichbleiben, aber mit Ertragseinbußen in Höhe von rund 15 % beim Trockenmasseertrag und dem Proteingehalt bzw. von rund 30 % beim N-Ertrag gegenüber mäßig feuchtem Grünland zu rechnen ist. Die Erträge erwiesen sich als mehrjährig stabil. Die Nassgrünlandaufwüchse können in Milchviehbetrieben als Strukturergänzung sowie bei der Verfütterung an Trockensteher und Jungvieh eingesetzt werden. Sie eignen sich aufgrund des geringen Kaliumgehaltes auch zur Milchfieberprophylaxe. Im Rahmen von MoorBewi ist es nicht gelungen, das Erntematerial ohne Einsatz von Siliermitteln erfolgreich zu silieren. Heulage- oder Heunutzung sind möglich.

Anbau-Paludikulturen

Sumpfsegge Frank Pannemann Zoombild vorhanden

Sumpf-Segge (Carex acutiformis), eine der Anbau-Paludikulturen

Bei der Etablierung von Anbau-Paludikulturen stand die Sumpf-Segge (Carex acutiformis) im Fokus der Untersuchungen, da für die übrigen bisher erprobten Anbau-Paludikulturen bereits im vorherigen Projekt MOORuse Empfehlungen für die Etablierung abgegeben werden konnten. Die umfangreichen Keim-, Gewächshaus- und Feldversuche haben ergeben, dass die Anpflanzung weiterhin als Etablierungsmethode empfohlen wird, u.a. vor dem Hintergrund, dass Saatgut für Anbau-Paludikulturen momentan nur schwer verfügbar ist. Um möglichst schnell einen geschlossenen Bestand zu erhalten, eignet sich das Fräsen der Grasnarbe und eine Abdeckung mit Mulchmaterialien. Es zeigte sich aber, dass auch bei der Einpflanzung in eine bereits vorhandene Grasnarbe sich bereits im zweiten Jahr ein geschlossener Bestand bildet, sofern ausreichend nasse Bedingungen auf dem Feld vorherrschen. Bei der Ansaat konnten zwar im Labor Keimraten von 70 % erreicht werden, der Feldaufgang lag jedoch deutlich darunter. Wenn trotzdem eine Ansaat (statt einer Anpflanzung) als Etablierung in Erwägung gezogen wird, sollte die Aussaat möglichst im Juli auf einer bereits wiedervernässten Fläche erfolgen.

Informationen zum Projekt an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Externer Link

Treibhausgasmessungen

Der Eddy-Kovarianz-Turm wird zur Messung von Treibhausgasflüssen verwendetZoombild vorhanden

Eddy-Kovarianz-Turm zur Messung von Treibhausgasflüssen

Alle untersuchten Maßnahmen führen nachweislich zu Klimaschutz. Dies wurde durch Messungen der Treibhausgasemissionen aus landwirtschaftlich genutzten Mooren in Bayern unter verschiedenen Bewirtschaftungsformen, Wassermanagementstrategien und Nutzungsintensitäten bestätigt. Neben nässeangepasstem Grünland auf der Versuchsstation Karolinenfeld und im Freisinger Moos und konventionellem und ökologischem Körnermais im Altbayerischen Donaumoos wurden auch Messungen auf einer mit Wasserbüffeln beweideten, wiedervernässten Fläche im Schwäbischen Donaumoos durchgeführt. Dabei kamen manuelle Haubenmessungen und die Eddy-Kovarianz-Technik zum Einsatz. Die Ergebnisse im Altbayerischen Donaumoos zeigen, dass Wasserstandsmanagement im Acker selbst bei relativ tiefen Grundwasserständen bereits CO₂-Emissionen reduziert. Im Freisinger Moos wurde die Treibhausgasminderungsleistung der Unterflurbewässerungssysteme von Wasserstand, Vegetation und Bodeneigenschaften bestimmt. Die wiedervernässten Flächen mit Wasserbüffelbeweidung im Schwäbischen Donaumoos weisen voraussichtlich eine deutliche Emissionsreduktion gegenüber entwässertem Grünland auf. Nach Beendigung des Messzeitraumes schließt sich die Modellierung der Spurengasmessung an, die die Basis dafür sind, dass eindeutige Aussagen getroffen werden können. In der Regel dauert es mindestens ein halbes Jahr, nach Ende der Messzeit, bis stabile Treibausgasbilanzen berechnet sind. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass ein gezieltes Wasserstandsmanagement die wesentliche Maßnahme ist, um die Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Moorflächen zu verringern. Aufgrund der erreichten z.T. recht niedrigen Wasserstände wurde allerdings bei den Acker- und Schnittgrünland-Optionen noch keine vollständige Klimaneutralität erreicht.

Informationen zum Projekt an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Externer Link

Landtechnik

Mahd einer Grünlandfläche mit einem Schlepper mit Doppelbereifung Zoombild vorhanden

Schlepper mit Doppelbereifung bei der Mahd

Zur Bewirtschaftung von wiedervernässten Moorflächen kann unterschiedliche Landtechnik zum Einsatz kommen. Bisher werden in der Praxis im Nassgrünland vor allem angepasste Standardtechnik (z. B. Doppelbereifung) oder Technik aus der Berglandwirtschaft (z. B. Mähtracs) eingesetzt. In besonders nassen Bereichen wird in der Regel auf Einachstechnik zurückgegriffen. Der Arbeitszeitaufwand ist dabei aufgrund der häufigeren Rüstzeiten oder Störungen meist deutlich höher als bei entwässerten Grünlandflächen. Spezialtechnik wie Raupenfahrzeuge werden bisher wenig und wenn, dann vor allem für Anbau-Paludikulturen verwendet. Bei einschürigen Paludikulturen mit nur einem Erntetermin im Winter stellten sich Erntesysteme mit rotierenden Elementen aufgrund des langen und faserigen Materials des Ernteguts als nicht geeignet heraus. Eine Spezialmaschine mit Häcksler funktionierte dagegen auch unter sehr herausfordernden Bedingungen bei hohen Biomassen, Nässe und gelagertem Aufwuchs gut. Weiterhin ist der Winterschnitt von Paludikulturen mit logistischen Schwierigkeiten bei der Materialtrocknung verbunden. Diese ist jedoch hinsichtlich der Lagerbarkeit und damit der Rohstoffverfügbarkeit für die sich entwickelnden Verwertungsschienen essenziell.

Teilprojekt Landnutzungsverfahren und -techniken zur Bewirtschaftung von wiedervernässtem Moorgrünland

Beweidung

Rinder im Freiland an der Futteraufe stehendZoombild vorhanden

Befestigte Liegefläche im Schwäbischen Donaumoos

Die Bewirtschaftung nasser Grünlandflächen kann auch durch die Beweidung mit geeigneten Tierrassen erfolgen. Aufgrund der sehr extensiven Haltungsform mit geringem Viehbesatz wurde innerhalb des Projektes die Möglichkeit einer Ganzjahresbeweidung geprüft. Wasserbüffel eigneten sich am besten mit einer entsprechenden Weideausstattung, die dem Tierwohl entsprach. Durch die Selbstvermarktung und Förderprogramme konnte eine Wirtschaftlichkeit nachgewiesen werden. Die Anlage befestigter Liegeflächen erwies sich fürs Tierwohl, die Arbeitswirtschaft, Schonung des Aufwuchses und der Grasnarbe als sehr erfolgreich.

Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. Externer Link

Verwertungsoptionen

Möbelbauplatten und Mehrwegbehältnis aus Paludi-Biomasse Zoombild vorhanden

Protoypen aus Paludi-Biomasse

Zur Erprobung unterschiedlicher pilothafter Verwertungsoptionen wurde vor allem der Aufwuchs auf den vormals im Projekt MOORuse etablierten Paludikulturflächen verwendet. Im Fokus der stofflichen Verwertung steht in der Regel die Qualität und Einsetzbarkeit der Fasern aus dem Nasskulturaufwuchs. Als vielversprechend stellte sich der Einsatz dieser Fasern in der Bau- und Papierbranche heraus. Heterogenes Material aus Nassgrünlandaufwuchs kann gut zu Bauplatten verpresst werden, während Schilf und Rohrglanzgras aus Reinbeständen sich gut für die Papierherstellung eignen. Für die Vermarktung der neuen Produkte sollte der große CO2-Einspareffekt, der durch Wiedervernässungsmaßnahmen und Paludikulturanbau auf der Fläche entsteht, im Vordergrund stehen, da die Rohstoffqualität von Nasskulturen gegenüber konventionellen Rohstoffen wie Holz oder Stroh meist keinen Marktvorteil bietet.

Donaumoos-Zwecksverband Externer Link

Förderung

Vielfältiges Grünland

Nassgrünland nach Ackerumwandlung

Da die Entwicklung von Wertschöpfungsketten für die Paludikulturen noch Zeit in Anspruch nehmen wird, kommt einer attraktiven Förderung der moorverträglichen Bewirtschaftung durch das Moorbauernprogramm eine wichtige Rolle zu. Für die Beantragung von Maßnahmen des Moorbauernprogramms mit Stauziel (M14, M16) ist die Installation einer Staueinrichtung erforderlich. Im Projekt wurden Arbeitshilfen und Fachgrundlagen für die Umsetzung erstellt. Mithilfe einer Analyse des Digitalen Geländemodells lässt sich der Rückstaubereich abschätzen, in dem sich der Zielwasserstand voraussichtlich einstellt. So können die Standorte der Bauwerke bereits in der Planungsphase festgelegt werden, um den Antragsstellenden eine fundierte Abschätzung der förderfähigen Fläche zu ermöglichen.

Wissenstransfer

Detailaufnahme einer Hand mit Torf zwischen den FingernZoombild vorhanden

Bei einer Führung wird der Torf genauer untersucht

Der Wissenstransfer in die Praxis ist ein wichtiges und notwendiges Tätigkeitsfeld, da die moorverträgliche Bewirtschaftung für die meisten landwirtschaftlichen Akteure noch Neuland darstellt bzw. auf Skepsis stößt. Durch die Projektstellen zur Klimaschutzberatung - Schwerpunkt Moore (KliMo-Beratung) wurden an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) Anlaufstellen geschaffen, um den landwirtschaftlichen Moorschutz in die Fläche zu bringen. Die in MoorBewi gewonnenen Erkenntnisse sowie die erstellten Kommunikationsprodukte sollen diese und weitere Multiplikatoren bei ihrer Arbeit zur Umsetzung des Moorbauernprogrammes unterstützen. Im MoorBewi-Projekt haben die vielfältigen Partner ihre komplementären Erfahrungen und Kenntnisse sehr gewinnbringend und vertrauensvoll für den Moorboden- und Klimaschutz zusammengebracht. Das entstandene Fachnetzwerk ist ebenso wertvoll wie die fachlichen Ergebnisse und sollte weiter gepflegt und ausgebaut werden.

Ausblick

Das MoorBewi-Projekt war sehr umfangreich und hatte ungewöhnlich viele Partner mit komplementärer Expertise im Moor. Die Größe, Breite und fachliche Vielfalt im Projekt ist ein wesentlicher Grund dafür, dass in allen Bereichen substanzielle neue Ergebnisse und Fortschritte für die Umsetzung einer moorverträglichen Bewirtschaftung innerhalb kurzer Zeit geschaffen wurden. Es entstand viel gegenseitiges Verständnis, Wissen und ein sehr konstruktives Netzwerk von Aktiven. Gleichzeitig sind viele Partner in die parallel entstandenen bundesweiten Netzwerke der neun großen Pilotvorhaben zum Moorschutz eingebettet. Während der bundesweite Austausch durch Vernetzungsprojekte wie "PaludiZentrale" abgesichert ist, bleibt es eine bislang offene langfristige bayerische Aufgabe, das wachsende Netzwerk der Aktiven im Bereich der moorverträglichen Landwirtschaft organisatorisch und fachlich zu betreuen und weiterzuentwickeln und das entstandene Vertrauen zum Nutzen der Landwirtschaft zu erhalten und skalieren.

Informationen zur "Paludi-Zentrale" Externer Link

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Annette Freibauer (LfL-IAB), Dr. Michael Diepolder (LfL-IAB)
Projektleitung bei den Projektpartnern: Stefan Thurner (LfL-ILT), Dr. Stephan Hartmann (LfL-IPZ), Prof. Dr. Matthias Drösler (PSC-HSWT), Dr. Ewald Sticksel (BaySG), Dr. Ulrich Mäck (ARGE Donaumoos e.V.), Michael Hafner (DMZV)
Projektkoordination: Dr. Lennart Gosch (LfL-IAB)
Projektbearbeitung: Bastian Zwack (LfL-IAB/IPZ), Eva Schmidt (LfL-IAB), David Weiß (LfL-IAB), Teresa Koller (LfL-IAB), Paul Heinemann (LfL-IAB), Annika Woortman (LfL-ILT), Johann Pflügler (BaySG), Julian Goppelt (BaySG), Josef Wieland (BaySG), Martina Schlaipfer (PSC-HSWT), Frank Pannemann (PSC-HSWT), Daniel Lenz (PSC-HSWT), Lena Jörg (PSC-HSWT), Pia Röder (PSC-HSWT), Marie-Luise Dexl (PSC-HSWT), Anja Schumann (ARGE Donaumoos e.V.), Raphael Burkhardtsmayer (DMZV), Anita Walter (DMZV)
Projektpartner: Bayerische Staatsgüter (BaySG), LfL-Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (LfL-IPZ), LfL-Institut für Landtechnik und Tierhaltung (LfL-ILT), Professur für Vegetationsökologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e.V. (ARGE Donaumoos e.V.), Donaumoos-Zweckverband (DMZV) und Praxisbetriebe in den verschiedenen Untersuchungsgebieten.
Laufzeit: 01.01.2021 bis 31.12.2024
Finanzierung: StMELF – Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
Förderkennzeichen: KL/20/05