Kulturlandschaft und Biodiversität
Geschichtliche Entwicklung des Streuobstbaus
Die Geschichte des Streuobstbaus von der Frühzeit bis heute
Frühzeit und Mittelalter
Hochwertige Obst-Kultursorten und die Kunst des Veredelns gelangten aber erst über die Römer zu uns, die ihr Wissen wiederum aus Griechenland und dem Orient bezogen, wo der Obstbau schon viel länger hoch entwickelt war. So fanden sich auf ägyptischen Tempelinschriften Hinweise, dass schon damals Apfelbäume in Gärten kultiviert wurden.
Hinweise auf Obstgärten gibt es auch von den Germanen und vermehrt aus der Karolingerzeit. Karl der Große (747–814) ließ erstmals durch eine königliche Verordnung den Feldanbau und die Pflege von Obstgärten festschreiben.
In den folgenden Jahrhunderten pflegten die kirchlichen Orden und Klöster, aber auch weltliche Herrscher das Wissen über die Kultur der verschiedenen Obstarten.
Obstgärten in und um die mittelalterlichen Städte sind aus dem 15. und 16. Jahrhundert bekannt. Um diese Zeit entstand neben dem Selbstversorger-Obstbau auch der Anbau für die Verarbeitung, zum Beispiel zu Dörrobst oder Schnaps.
19. und 20. Jahrhundert
Durch Verordnungen verschiedener Landesherren wurde der Obstbau allmählich in die Landschaft ausgedehnt – zuerst entlang der Straßen und Wege und auf den gemeinsam genutzten "Allmenden". Später entwickelten sich vor allem in den Regionen mit Kleinbetrieben und in den Realteilungsgebieten gemischte Obstäcker und Obst-Weingärten mit Obsthochstämmen. Im 19. Jahrhundert nahmen diese in der Landschaft in Folge der Industrialisierung und dem starken Anwachsen der Städte weiter zu. Mit dem Niedergang des Weinbaus Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Reblausbefall wurden zudem viele gerodete Weinbauflächen in Hanglage mit Streuobstbäumen aufgepflanzt.
Die klassischen Streuobstwiesen mit einer Unternutzung als Mähwiese oder Viehweide entstanden vermehrt erst ab etwa 1910, begünstigt unter anderem durch den Ausbau der Milchviehhaltung.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1930 hatte der Streuobstanbau seine größte Verbreitung. Die Obstbaumzählung im Jahr 1900 im damaligen Deutschen Reich ergab 168.388.853 ertragsfähige Bäume.
Nach 1945
Nach dem zweiten Weltkrieg war der Streuobstbau nicht mehr wirtschaftlich. Die Bestände mussten neuen Baugebieten und dem Ausbau der Verkehrswege weichen. Der Anbau von Tafelobst verlagerte sich weitgehend auf Niederstammanlagen.
Erst mit der Rückbesinnung auf die große naturschutzfachliche Bedeutung der Streuobstbestände ab etwa 1970 wurden wieder zahlreiche Initiativen zur Erhaltung und Nutzung der Streuobstbestände ins Leben gerufen. Das gestiegene Ernährungsbewusstsein der letzten circa 15 Jahre unterstützt diese Bemühungen.
(in Anlehnung an Zehnder, M. und Weller, F. (2006): Streuobstbau – Obstwiesen erleben und erhalten)
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