FInAL – Förderung von Insekten in Agrarlandschaften

Logo des Projekts ‚Förderung von Insekten in Agrarlandschaften‘ (FInAL)

Das bundesweit angesiedelte Projekt FInAL (Förderung von Insekten in Agrarlandschaften) wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. gefördert. Seit Oktober 2022 ist die LfL institutionell einer der beteiligten fünf Verbund-Projektpartner.
Die dabei gesellschaftspolitisch zugrundeliegende Thematik befasst sich mit der Fragestellung wie in agrarstrukturell geprägten Landschaften insektenfreundliche Bewirtschaftungsformen umgesetzt und längerfristig aufrechterhalten werden können. Dies soll im kontinuierlichen Einvernehmen zwischen Landwirten, Praktikern, Wissenschaftlern und Forschungsinstituten geschehen.

Der Ansatz von FInAL

Engagierte Landwirte und Wissenschaftler im FInAL-Projekt vor einer ZwischenfruchtflächeZoombild vorhanden

CoDesign: Ortsbegehung im FInAL-Projekt

Hierzu wurden in drei deutschen Agrarregionen (Bayern, Brandenburg, Niedersachsen) repräsentative Landschaftslabore von 900 ha abgegrenzt, um darin insektenfördernde Maßnahmen im Vergleich zu jeweils klassisch weiterbewirtschafteten, vergleichbaren Referenzlandschaften zu evaluieren.
Im Rottal sind 30 Landwirtschaftsbetriebe am Projekt beteiligt. Auf ihren Flächen im Landschaftslabor und im Referenzlabor wird ein intensives Monitoring zu verschiedenen Insekten-Zielarten (durch die Verbundpartner) durchgeführt. Zugleich entstehen im Landschaftslabor durch umgesetzte insektenfördernde Maßnahmen, die im sog. CoDesign Prozess gemeinsam von Praxis und Wissenschaft erarbeitet und weiterentwickelt werden, neue Habitate, Ersatzlebensräume, Nahrungsressourcen, Reproduktions- und Überwinterungsangebote sowie Rückzugsorte oder Korridore für Insekten. Die Palette der Maßnahmen reicht von artenreichen Zwischenfrüchten über Mischkulturen und Untersaaten bis zu ein- bzw. mehrjährigen Blühflächen. Die Durchwachsene Silphie spielt als nachwachsende Energiepflanze zudem eine besondere Rolle.

Weiterführende Elemente

Darüber hinaus werden Detailfragen und Ideen zur insektenfreundlichen Landbewirtschaftung in Maßnahmenwerkstätten durch unterschiedliche experimentelle Ansätze untersucht.
Während einerseits interdisziplinäre Monitorings durchgeführt werden, sollen andererseits gemeinsam praktikable, landwirtschaftliche Lösungen realisiert werden, die kontinuierlich Abstimmungsprozesse, intensive Kommunikation und Informationsaustausch auf Augenhöhe bedürfen.
So soll zwischen Wissenschaft und Landwirtschaft ein Konsens gefunden werden, welcher auch für politische EntscheidungsträgerInnen realistische Umsetzbarkeiten aufzeigt. Durch turnusmäßige Veranstaltungen, Besichtigungen und Feldtage sind die Öffentlichkeit und Interessierte regelmäßig informiert.

Kurz-Berichte

Projekt FInAL untersucht Vorkommen in der Region

In den Gemeindegebieten von Bad Griesbach und Rottalmünster wird im Rahmen des bundesweiten Forschungsprojektes "Förderung von Insekten in Agrarlandschaften", kurz FInAL, intensiv an der Förderung von Laufkäfern als Nützlinge in Agrarlandschaften gearbeitet. An 72 Beprobungspunkten auf Flächen von Landwirten, die ihre Anbauflächen dem Projekt für Untersuchungen zur Verfügung gestellt haben, hat die Wissenschaftlerin Dr. Jessika Konrad vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in der 16. Kalenderwoche (April) mit ihrem Team Laufkäferfallen installiert. Bis Mitte August werden die Fallen in regelmäßigen Abständen geleert und die Laufkäfer danach in aufwändiger Arbeit nach ihrer Art identifiziert und ihre Häufigkeit je Falle registriert. "Wir arbeiten eng mit den Landwirten zusammen, um sicherzustellen, dass die Fallen nicht bei landwirtschaftlichen Arbeiten stören“, so Dr. Konrad. Ziel ist es, das Vorkommen dieser Nützlinge in der Landschaft und ihre Bedeutung zu erforschen.
Installation von Laufkäfer-FallenZoombild vorhanden

Installation von Laufkäfer-Fallen

Natürliche Feinde von Schädlingen
Laufkäfer sind in der Agrarlandschaft weit verbreitet und spielen eine entscheidende Rolle als natürliche Gegenspieler von vielen Schädlingen. Sie vertilgen beispielsweise Schnecken oder Blattläuse sowie auch die Eier und Larven anderer Insekten. Zudem tragen sie zur Bekämpfung von Unkrautsamen bei. Durch ihre vielfältige Ernährungsweise sind sie ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts in unseren Feldern. "Je störungsärmer und ressourcenreicher ein Feld ist, desto besser ist es für die Laufkäfer“, erklärt Dr. Konrad. Ideale Lebensräume bieten dabei unter anderem krautreiche Äcker oder mehrjährige Blühflächen.
Laufkäfer-Bestimmung unter dem BinokularZoombild vorhanden

Laufkäfer-Bestimmung unter dem Binokular

Arten der Roten Liste im Rottal heimisch
Im Rahmen des FInAL-Projekts wurden in den letzten drei Jahren im Rottal insgesamt 119 Laufkäferarten nachgewiesen – darunter in allen Jahren auch der Deutsche Sandlaufkäfer (Cylindera germanica). Diese Art gilt nach der aktuellen Roten Liste Deutschlands als "stark gefährdet". Umso erfreuter zeigen sich sowohl die Wissenschaftler wie auch die Praktiker über den Fund im Rottal. Auch die sogenannte Körnerwarze (Carabus cancellatus), ein etwa 2 bis 3 cm großer Laufkäfer, dessen Häufigkeit in weiten Teilen Bayerns zurückgeht, ist in der Region verbreitet. An 72 Beprobungspunkten in den ausgewiesenen FInAL-Landschaften wurden sogenannte Barberfallen installiert. Dies sind einfache Gläser, die in den Boden eingegraben werden und die durch einen Drahtkäfig z.B. vor Laubfall geschützt werden.
Interessant ist auch, dass Laufkäfer auf Äckern sehr arten- und individuenreich vorkommen. Sie zählen zu den häufigsten wirbellosen Tieren auf der Bodenoberfläche dieses sehr stark vom Menschen geprägten Lebensraums. "Die Familie der Laufkäfer umfasst in Mitteleuropa etwa 760 Arten. Bayern ist das Bundesland mit den meisten Laufkäferarten, da der Alpenraum eine besondere Fauna beherbergt. Im Rottal kommen auch Arten vor, die weiter im Westen Bayerns fehlen“, ergänzt Johannes Burmeister, Projektleiter an der LfL. Pflugverzicht und Verfahren wie das Strip-Till haben positive Auswirkungen auf die großen Carabus-Arten.
Mit dem Projekt FInAL setzen Landwirte und Wissenschaftler ein Zeichen für die Förderung der Biodiversität und den Erhalt wertvoller Nützlinge in der Agrarlandschaft.

Kontakt

Arbeitsgruppe IAB 4e – Insektenvielfalt und natürliche Regulation
Johannes Burmeister
Lange Point 6, 85354 Freising
Tel.: 08161 8640-3871
E-Mail: johannes.burmeister@LfL.bayern.de

Landschaftskoordinatorin Rottal
Veronika Fick-Haas
Kleeberg 14, 94099 Ruhstorf an der Rott
Tel.: 08161 8640-4654
E-Mail: veronika.fick-haas@LfL.bayern.de