Pflanzenbausysteme der Zukunft, LfL-Jahrestagung 2018 in Ruhstorf a.d.Rott

einzelne Sonnenblume im Feld in Nahaufnahme

Die Jahrestagung der LfL stand ganz im Zeichen der neuen LfL-Zukunftswerkstatt in Ruhstorf. Mitte Oktober lockte sie mit dem Thema "Pflanzenbausysteme der Zukunft" 250 Praktiker, Forscher und Behördenvertreter in die Niederbayernhalle. Sie bekamen einen umfassenden Überblick über die laufenden und geplanten Arbeiten der LfL rund um Biodiversität, Digitalisierung im Ackerbau, Erosionsschutz, integrierten Pflanzenschutz und Pflanzenzüchtung. Das große Interesse von Gemeindevertretern, regionalen Landwirten an der Jahrestagung zeigte, dass die LfL inzwischen gut in Ruhstorf angekommen ist. Die Höhere Landbauschule Rotthalmünster nahm sogar mit allen Schülerinnen und Schülern teil.

Überblick

Vorträge, eine Podiumsdiskussion und Gespräche an Informationsständen der LfL sowie regionaler und bundesweiter Partner aus Forschung, Praxis und Beratung gaben einen umfassenden Überblick über zentrale agrarökologische Themen und die Chancen der Digitalisierung im Ackerbau. Viele Lösungen sind längst bekannt, aber ökonomische Zwänge stehen oft im Weg: Lösungen umfassen eine vielfältige Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten, eine reich gegliederte Flur und eine standortangepasste Sortenwahl. Neue Hacktechniken und eine zentimetergenaue Steuerung der Landmaschinen auf dem Acker helfen beim Herbizidverzicht.
Grußworte
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Dr. Annette Freibauer

Dr. Annette Freibauer, Leiterin des Instituts für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz der LfL und Hauptorganisatorin der Tagung, machte den Auftakt zur Veranstaltung.
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Jakob Opperer

Jakob Opperer, Präsident der LfL, begrüßte die 250 Teilnehmer der diesjährigen LfL Jahrestagung. Das Thema "Pflanzenbausysteme der Zukunft" ist der Arbeitsschwerpunkt der LfL in der neuen Zweigstelle in Ruhstorf. Jakob Opperer lobte das große Engagement und den Gestaltungswillen der LfL-Mitarbeiter für die neue Zukunftswerkstatt: "Oberste Aufgabe der LfL ist die Forschung und Weitergabe des Wissens über eine nachhaltige und gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft. Wir werden die vielfältigen, teils konkurrierenden Ansprüche an den Ackerbau noch intensiver untersuchen und innovative Wege für bayerische Betriebe finden. Dabei arbeiten wir mit Partnern aus der landwirtschaftlichen Praxis, Ausbildungsstellen und anderen Forschungseinrichtungen intensiv zusammen."
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Andreas Jakob

Andreas Jakob, Bürgermeister der Marktgemeinde Ruhstorf, beschrieb überzeugend, wie intensiv und konstruktiv sich die Gemeinde einsetzt, um den Aufbau der neuen Zweigstelle der LfL zu unterstützen. Er betonte die Chancen für die Gemeinde, wenn die LfL Zukunftswerkstatt ausstrahlt "auf Bayern, Deutschland, Europa und in die Welt".

Zusammenfassung der Vorträge
Pflanzenbausysteme der Zukunft: Der Blick der LfL

Wachsende gesellschaftliche Erwartungen, wie Landwirte heute Nahrungs-, Futtermittel und Rohstoffe produzieren sollen, erfordern neue Strategien, wie Landwirte Produktion, ein vernünftiges ökonomisches Auskommen und Ökosystemleistungen verbinden können. Die Produktion soll ressourceneffizient sein, einen bestmöglichen Erosionsschutz bieten, mit wenig Pflanzenschutzmittel auskommen, die Artenvielfalt fördern und gleichzeitig stabil gegen die Folgen des Klimawandels sein.

Friedrich Mayer, Abteilungsleiter Landwirtschaft am Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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Friedrich Mayer

Friedrich Mayer, Abteilungsleiter Landwirtschaft am Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, griff vier Herausforderungen aus der Diskussion um eine bundesweite Ackerbaustrategie auf, die für die bayerische Landwirtschaft besonders wichtig sind. Alle Aspekte werden von der LfL in Ruhstorf zukünftig bearbeitet: 1) die Anpassung an die Risiken durch den Klimawandel und Klimaschutz, 2) den integrierten Pflanzenschutz, 3) neue Technologien und digitale Anwendungen, von denen auch kleine Familienbetriebe profitieren sollen, 4) Biodiversität und der anhaltende Artenschwund. Er ermutigte, Bewährtes weiterzuentwickeln und praxisgerechte Lösungen für die Herausforderungen gemeinsam mit der landwirtschaftlichen Praxis zu entwickeln.

Erosionsschutz in Feld und Flur

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Robert Brandhuber

Robert Brandhuber, Leiter der LfL-Zweigstelle Ruhstorf und Experte für Bodenphysik und Bodenmonitoring an der LfL, zeigte anhand neuester Forschungsergebnisse, dass die Erosionsgefahr durch Starkregen seit den 1970er Jahren auf Ackerland in Bayern bereits um 50 % gestiegen ist und sich bis 2050 verdoppeln wird. Erosionsschutz muss mit den steigenden Gefahren wachsen. Der fortschreitende Klimawandel zwingt alle Akteure in Feld und Flur dazu, die Böden und Fluren wetterfest zu machen: durch pflegliche Bodenbewirtschaftung und mit einer Flurgestaltung, die Wasser zurückhält statt schnell abzuleiten. Erosionsschutz ist ein Kraftakt verschiedenster Akteure in Feld und Flur und funktioniert nur, wenn die Maßnahmen dem Weg des Wassers im Feld, in Rinnen, Gräben bis ins Gewässer folgen. Die Aufgabe ist groß. Alle Akteure sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten.

Wie kann Pflanzenbau die Biodiversität fördern und nutzen?

LfL-Jahrestagung 2018, Sebastian WolfrumZoombild vorhanden

Sebastian Wolfrum

Sebastian Wolfrum, Biodiversitätsexperte an der LfL, unterstrich, dass ein zukunftsfähiger, gesellschaftlich akzeptierter Pflanzenbau eng mit Biodiversität verbunden ist. Diese komplexe Herausforderung erfordert spezifische Zugänge und neue Perspektiven, um tragfähige Lösungen zu finden. Er zeigte zunächst die verschiedenen Zugangswege zur Biodiversität, die von der Nutzung von Genen, Sorten und Rassen bis zu bewahrenden naturschutzorientierten Ansätzen reichen. Alle Ansätze haben ihre Berechtigung und können parallel verfolgt werden. Zum Beispiel steckt noch viel ungenutztes Potenzial für den Pflanzenbau in einem besseren Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen. Sein Plädoyer am Ende war: "Biodiversität muss vom Beiwerk zum Vermögenswert werden."

Wie lösen Digitalisierung und Robotik die neuen Herausforderungen?

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Dr. Markus Gandorfer

Dr. Markus Gandorfer, Leiter der Projektgruppe Digitalisierung an der LfL, zeigte, wie vielfältig digitale Lösungen bereits in der Landwirtschaft angeboten und verwendet werden. Ob sie tatsächlich gewinnbringend sind, entscheidet sich aber daran, wie gut die vielen verschiedenen Datenströme und Automatisierungsmöglichkeiten im Dienst der Effizienz und Umweltschonung miteinander vernetzt werden und Landwirten tatsächlich bessere Entscheidungen ermöglichen. Die Robotik wird generell mit kleinen Geräten und Schwarmlösungen verbunden und positiv wahrgenommen. Kleine, flexible, skalierbare Geräte wecken große Hoffnungen auf eine effiziente Feldarbeit mit Synergien für den Bodenschutz und die Biodiversität. Die LfL wird sich zukünftig besonders der kleinen Robotik widmen.

Integrierte Unkrautkontrolle im Ackerbau - eine neue Perspektive?

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Klaus Gehring

Klaus Gehring, Leiter der Arbeitsgruppe Herbologie an der LfL, referierte zur integrierten Unkrautkontrolle im Ackerbau. Die bisherige vorwiegend chemische Unkrautbekämpfung stößt an Grenzen und wird gesellschaftlich und politisch zunehmend kritisch gesehen. Die integrierte Unkrautregulierung bzw. das integrierte Unkrautmanagement ist ein ganzheitlicher Ansatz für die Umsetzung von resilienten Anbauverfahren. Das komplexe Konzept des integrierten Unkrautmanagements muss auf praxistaugliche Verfahren transformiert und für den bayerischen Ackerbau anwendbar dargestellt werden.

Rolle der Pflanzenzüchtung im Licht der Ackerbaustrategie

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Dr. Peter Doleschel

Dr. Peter Doleschel, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der LfL, erklärte die Rolle der Pflanzenzüchtung im Licht der Ackerbaustrategie. Ähnlich wie die Diskussionen auf Bundesebene und die Perspektive des bayerischen Landwirtschaftsministeriums sehen bayerische Pflanzenbauexperten die Herausforderungen für den Ackerbau vor allem im Klimawandel und Umweltthemen Düngung, Erosionsschutz, Pflanzenschutz und Biodiversität. Der Ackerbau müsse sich erneuern. Eine Ackerbaustrategie, ob national oder regional, solle den Wandel zu einer positiven Zukunft bewirken. Die Umwelt schonen, die Folgen des Klimawandels abmildern und zum Klimaschutz beitragen, trotzdem auskömmlich wirtschaften und Nahrungsmittel, Futter und Rohstoffe nachhaltig erzeugen. Das sind Herausforderungen, die ohne aktive Pflanzenzüchtung nicht zu bewältigen sind. Die Pflanzenzüchtung kann bei diesen Herausforderungen unterstützen, indem sie Sorten generiert, die auf bayerische Standorte und Risiken angepasst sind.

Expertengespräch
Blickwechsel: Praxis, Verwaltung, Agrarforschung

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Podiumsdiskussion

Der Weg zu Pflanzenbausystemen der Zukunft wurde in einem Expertengespräch diskutiert. Unter Moderation von Ludwig Gruber vom Bayerischen Rundfunk diskutierten Andrea Bachmeier, Fachzentrum Agrarökologie am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen, Dr. Annette Freibauer, Leiterin des Instituts für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz der LfL sowie Peter Schwappach, Regierung von Unterfranken, wie die Ackerbaustrategie umgesetzt werden kann. Sie waren sich einig, dass die Landwirte ein sehr hohes Innovationspotenzial haben. Es gilt, neue umweltgerechte Lösungen auszuprobieren, den Mut zu Experimenten zu haben und erfolgreiche Lösungen an weitere Landwirte zu vermitteln. Das bedeutet auch neue Formen des Wissenstransfers, in dem Landwirte und Forscher gemeinsam an Lösungen arbeiten und sich die Landwirte untereinander stärker austauschen.
Wie können immer mehr Landwirte motiviert werden, ihren Betrieb im Sinne der Ackerbaustrategie weiterzuentwickeln? Dazu konnten positive Beispiele genannt werden, die in guten regionalen Kooperationen mit verarbeitenden Betrieben, Wasserversorgern, etc. entstanden sind. Gemeinsam war diesen Beispielen, dass die Leistungen der Landwirte mess- und erkennbar gemacht wurden und gut an die Konsumenten kommuniziert wurden. Beratungsinstrumente mit Wasserschutz- und Biodiversitätspunkten erwiesen sich ebenfalls als sehr erfolgreich.

Marktplatz der Aktiven

Die Jahrestagung schloss mit einem umfangreichen Marktplatz der Aktiven, in dem sich die LfL mit Themen im Zusammenhang mit der Zweigstelle Ruhstorf und regionale und überregionale Partner präsentierten.

Impressionen