Insektenbiomasse
Die Werte der Insektenbiomasse pro Probe schwankten zwischen 0,4 g/Tag und 8,25 g/Tag, wobei die Streuung am Gewässerrand mit einer Standardabweichung von 1,6 g/Tag höher ausfiel als in der Feldmitte mit einer Standardabweichung von 1,1 g/Tag. In der Feldmitte wurden im Mittel 1,9 g/Tag gefangen, unabhängig davon, ob ein Gewässerrandstreifen vorhanden war oder nicht. Am Gewässerrand hingegen wurden 2,5 g/Tag ohne Streifen und 3,5 g/Tag mit Streifen gemessen. Aus dem gemischten multivariaten Regressionsmodell ergibt sich ein signifikanter Zusammenhang. Die erhobenen Daten zeigen, dass im Gewässerrandstreifen im Mittel eine um 40 % höhere Insektenbiomasse gefangen wurde, als wenn kein Streifen vorhanden war. Auf die Insektenbiomasse in der Feldmitte hatte der Streifen jedoch keinen Einfluss.
Artenvielfalt der Insekten
Die Artenzahlen wurden für vier verschiedene Biodiversitätsindikatoren aus den Metabarcoding-Daten abgeleitet:
- Anzahl der OTUs (operational taxonomic unit), ungefiltert: Sequenzgruppen, die sich nicht mehr als 2% voneinander unterscheiden und damit Gruppen von eng verwandten Individuen klassifizieren.
- Anzahl der BINs (Barcode Index Numbers), gefiltert auf Arthropoden und BOLD Hit ID >97%: Gruppen von OTUs, welche eine sehr hohe Übereinstimmungsrate mit den tatsächlichen Arten haben.
- Artenminimum, gefiltert auf Arthropoden: dabei wurde jede OTU-Gruppe, die nicht bis auf Art zugeordnet werden konnte, nur dann als eigene Art gezählt, wenn keine genauere taxonomische Einheit in dieser Probe vertreten war. So wurde z.B. ein nur bis zur Familie bestimmbares Tier nur dann als eigenständige Art in der Probe gezählt, wenn kein Tier aus derselben Familie auf Gattungs- oder Artebene nachgewiesen wurde.
- Fulldet-Arten, gefiltert auf Arthropoden: hierbei wurden nur die OTU-Gruppen gezählt, die bis auf Artebene zugeordnet werden konnten.
Die jeweiligen Werte der vier verschiedenen Biodiversitätsindikatoren korrelierten stark. Im Folgenden wird als Indikator für die Artenvielfalt der Insekten das geschätzte Artenminimum herangezogen, da es den Ungenauigkeiten bei der Klassifikation und den verschiedenen Tiergruppen am ehesten gerecht wird.
Die Werte der OTUs, die gerne als Indikator für die Biodiversität verwendet werden, waren deutlich höher als die anderen drei Indikatoren, da hier noch kein weiteres Clustering stattgefunden hat. Unterschiedliche OTUs können auch der gleichen taxonomischen Einheit zugeordnet werden, dadurch ist die Anzahl höher als die reale Artenanzahl. Die über alle vier Regionen aufsummierten Artenzahlen am Gewässerrand waren höher als in der Feldmitte (unabhängig vom Vorhandensein eines Streifens), die Gesamtartenzahl lag weiter darüber. Daraus lässt sich schließen, dass es zwar Arten gibt, die nur in der Feldmitte vorkamen, jedoch deutlich mehr Arten, die nur am Gewässerrand gefangen wurden.
Die über den insgesamt 3-wöchigen Fangzeitraum pro Fläche aufsummierte Artenzahl schwankte zwischen 134 und 263 Arten in der Feldmitte und 183 und 360 Arten am Gewässerrand. In der Feldmitte lag die Artenvielfalt im Mittel bei 177 Arten je Fläche, unabhängig davon, ob ein Gewässerrandstreifen vorhanden war oder nicht. Am Gewässerrand hingegen wurden durchschnittlich 228 Arten je Fläche ohne Gewässerrandstreifen und 265 Arten mit Streifen erfasst. Aus dem gemischten multivariaten Regressionsmodell ergibt sich ein signifikanter Zusammenhang für die Gesamtindividuen der Fluginsekten und für die Ordnung der Lepidoptera. Die erhobenen Daten zeigen, dass im Gewässerrandstreifen im Mittel 16 % mehr Arten gefangen wurden, als wenn kein Streifen vorhanden war. Auf die Artenvielfalt in der Feldmitte hatte der Streifen jedoch keinen Einfluss.
Die Artengruppen mit der höchsten Artenvielfalt waren in abnehmender Reihenfolge: Zweiflügler, Hautflügler, Käfer, Schmetterlinge und Schnabelkerfen. Die Arten dieser Ordnungen machten zusammen etwa 83 % aller nachgewiesenen Arten aus, wobei die Zweiflügler mit ca. 34 % der Arten am stärksten zur Artenvielfalt beitrugen. Die Schmetterlinge profitierten besonders stark vom Vorhandensein eines Streifens: die durchschnittliche Artenzahl stieg um 47 %. Weitere Ordnungen, die nur wenig zur insgesamten Artenvielfalt beitrugen, aber auch zu den Gewinnern eines Gewässerrandstreifens zählten, waren z.B. die Heuschrecken (Orthoptera) und Köcherfliegen (Trichoptera).
Aktivitätsdichte der Fluginsekten
In einer Malaisefalle wurden zwischen 38 und 939 Individuen pro Tag gezählt. Im Durchschnitt wurden in der Feldmitte 199 ± 120 Individuen pro Tag, am Gewässerrand ohne Streifen 251 ± 149 Tiere und mit Streifen 347 ± 184 Tiere pro Tag gefangen. Die statistische Analyse ergab für die Gesamtindividuen, sowie auch für die Ordnungen der Diptera, Hymenoptera, Coleoptera und Lepidoptera eine signifikant höhere Aktivitätsdichte für die Variante Gewässerrand mit Streifen im Vergleich zur Variante ohne Gewässerrandstreifen sowie auch zu den anderen zwei untersuchten Feldmittevarianten (mit und ohne Streifen). Aus den Daten ergibt sich für einen Gewässerrandstreifen eine im Mittel 38 % höhere Individuenanzahl im Vergleich zu Flächen ohne einen Gewässerrandstreifen.
Wirkung des Gewässerrandstreifens auf die Familie der Schwebfliegen
Schwebfliegen übernehmen eine zentrale Rolle im Agrarökosystem. Die adulten Tiere haben eine wichtige Bestäubungsfunktion, die Larven einiger Art haben eine regulatorische Bedeutung. Die Familie der Schwebfliegen ist gut untersucht und zu dieser Gruppe ist Expertenwissen vorhanden, wodurch sie als Indikatorarten bezeichnet werden können. Insgesamt wurden in den 80 Malaisefallen über einen Fangzeitraum von jeweils 3 Wochen 19.496 Schwebfliegenindividuen gezählt. In der Feldmitte wurden im Schnitt 6,6 ± 3,5 Tiere pro Tag gefangen, am Gewässerrand ohne Streifen 9,9 ± 4,8 und am Gewässerrand mit Streifen 21,0 ± 15. Die statistische Analyse ergab einen signifikanten Unterschied in der Individuenzahl eines Gewässerrandes mit Streifen im Vergleich zu den anderen drei untersuchten Varianten, im Mittel lag die Schwebfliegenanzahl bei Vorhandensein eines Gewässerrandstreifens um 112 % höher. Im Durchschnitt wurden an einem Fallenstandort 10,63 ± 4,58 Arten festgestellt. In der Feldmitte waren es im Mittel 7,50 ±1,93, am Gewässerrand ohne Streifen 11,70 ± 3,90 und im Gewässerrandstreifen 15,0 ± 4,15 Schwebfliegenarten. Dabei ist die mittlere Artenzahl an einem Gewässerrand mit Streifen im Mittel um ca. 28 % signifikant höher als im Gewässerrand ohne Streifen.