Marktanalyse
Marktpotential von Feldfrüchten zur Herstellung innovativer Lebensmittel

Die bayerische Landwirtschaft erweitert in den letzten Jahren das Spektrum der angebauten Kulturen. Damit passt sie sich an die sich ändernden klimatischen Verhältnisse und Konsumgewohnheiten an. Manche neue Kulturen werden zum Teil bereits in Bayern angebaut. Andere, ebenfalls für die bayerischen Verhältnisse denkbare Kulturen, haben in der landwirtschaftlichen Praxis noch keine Bedeutung.

Ziele

Zwei Gläser mit Linsen und Löffeln.

Linsen

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, die Erzeugung von innovativen Ackerfrüchten durch Forschung und Wissenstransfer zu fördern. Um die Aktivitäten möglichst zielgerecht ausrichten zu können, sollen die Potentiale der Nachfrage nach inländischer Produktion analysiert werden. Aussagen sind für die folgenden Feldfrüchte möglich: Sojabohnen, Weiße Lupinen, Ackerbohnen, Trockenbohnen, Vigna Bohnen (Augenbohne, Mungbohne, Urdbohne), Körnererbsen, Linsen, Kichererbsen, Erdnüsse, Speisemais, alte Getreidesorten, Trockenreis, Körnerhirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth und Sesam.
Akteure entlang der Wertschöpfungskette sollen Hinweise bekommen, wo sich ein eigenes Engagement mit innovativen Ackerfrüchten lohnt. Hiervon können beispielsweise Saatzuchtunternehmen, landwirtschaftliche Betriebe, Erfassungshandel, Verarbeitungsbetriebe, Einzelhandel sowie Unternehmen der Gastronomie und der Gemeinschaftsverpflegung profitieren.

Methoden

In einer Literatur- und Datenrecherche wurden über 60 Literaturquellen sowie statistische Datenquellen von DESTATIS, TRACES, GfK und Biovista ausgewertet. Daraufhin erfolgte eine zweistufige Befragung von Fachleuten. Hierfür wurde das zu untersuchende Produktspektrum auf die folgenden 11 Kulturen eingegrenzt: Weiße Lupinen, Ackerbohnen, Trockenbohnen, Vigna Bohnen (Augenbohne, Mungbohne, Urdbohne), Körnererbsen, Linsen, Kichererbsen, Körnerhirse, Amaranth.
In der ersten Stufe der Fachleute-Befragung wurden 23 Personen interviewt, davon 20 Personen in der Hauptzielgruppe "Verarbeitung und Handel“. Die Interviews dauerten jeweils ca. 40 Minuten. Den Interviewten wurde Anonymität zugesichert.
In der zweiten Stufe der Fachleute-Befragung wurden die Zwischenergebnisse aus der ersten Befragungsstufe rund 70 Personen in einer Online-Befragung zur Bewertung und Ergänzung vorgelegt. 20 Personen haben dabei ihr Urteil abgegeben.

Ergebnisse

In einem Satz kann man die Ergebnisse wie folgt zusammenfassen: Der Ausbau der innovativen Kulturen macht aus Sicht des Marktpotentials viel Sinn, wenn es gelingt, das Wachstum im Einklang mit der (teilweise noch aufzubauenden) Verarbeitungsindustrie zu organisieren.
Eine Biene sitzt auf einer Linsenblüte.

Biene auf Linse

Importe dominieren den Markt
Ein Großteil der untersuchten Kulturen wird bisher nur in geringem Maß in Deutschland angebaut. Gründe dafür sind ein hohes Risiko im Anbau sowie hohe Kosten und ein niedriger Organisationsgrad in den Wertschöpfungsketten. Dies trifft vor allem auf die Kulturen zu, die bisher nur auf geringen Flächen angebaut werden, wie Trockenbohnen, Vigna-Bohnen, Kichererbsen und Speiselinsen, Körnerhirse und Amaranth. Die Gesamtheit dieser Umstände macht Produkte aus heimischer Erzeugung auf Ebene der Rohware zwei- bis dreimal so teuer wie importierte Erzeugnisse. Aber auch Ackerbohne und Körnererbse, die bereits gut an das heimische Klima angepasst und in großen Mengen angebaut werden, finden nur schwer ihren Weg in die Wertschöpfungskette für die menschliche Ernährung. Dort, wo Ackerbohnen und Erbsen bereits zu Lebensmitteln (z. B. Fleischalternativen) verarbeitet werden, wird deshalb meist auf Importe zurückgegriffen.
Ein ausgekipptes Gefäß mit Trockenbohnen.

Trockenbohnen

Erhebliches Marktpotential für heimische Ware
Dennoch sind die Marktpotentiale für fast alle untersuchten Kulturen sehr aussichtsreich. Es bestehen bereits zahlreiche Wertschöpfungsketten mit Pionier-Charakter, meist im Bio-Bereich. Sie funktionieren in ihrem begrenzten Rahmen und in der jeweiligen Marktnische trotz hoher Kosten gut, liefern qualitativ hochwertige Produkte und entwickeln sich innovativ weiter.
Die aktuell bereits betriebene öffentliche Forschung und die Unterstützung des Bereichs werden von den wirtschaftlich Handelnden als Erfolgsvoraussetzung für die Weiterentwicklung wahrgenommen. Das wachsende Interesse der Bevölkerung an pflanzlichen Eiweißquellen ist schließlich ist der entscheidende Motor für die zukünftige Entwicklung von Anbau und Verarbeitung und zeigt prinzipiell ein erhebliches Marktpotential auf.
Weiße Lupinen unter blauem Himmel.

Weiße Lupine Celina

Maßnahmen zur Erschließung des Marktpotentials
Damit das Marktpotential erschlossen werden kann, bedarf es einer großen Anstrengung in der Konsolidierung des Erreichten: Verbesserung des Sortenspektrums, Optimierung von Anbau, Ernte, Aufbereitung, Verarbeitung und Vermarktung. Letztlich gilt es, eine Industrialisierung des Sektors aufzubauen, mit den entsprechenden Netzwerken und regionalen Schwerpunkten. Nur durch deutlich größere Anlagen und effizientere Logistik kann es gelingen, den Kostenvorteil der aktuell importierten Rohstoffe auszugleichen. Die Anstrengung von Industrialisierung und Innovation würde idealerweise auch die vorgelagerten Bereiche einbeziehen, um regionale umfassende Kompetenz-Cluster zu bilden. Entwicklungsbedarf besteht bei Sorten und Saaten, aber auch im Maschinenbau für Sortierung und Verarbeitung.

Projektinformationen
Projektleitung: Forschungsschwerpunkt Innovative Lebensmittel vom Acker (Dr. Robert Schätzl)
Projektbearbeitung: Ecozept GbR (Dr. Burkhard Schaer, Valentina Wigger, Michael Böhm, Jan Linck, Oliver Freesemann)
Laufzeit: Dezember 2023 bis Oktober 2024
Finanzierung: Haushaltsmittel des LfL-Instituts Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)