Grundsätzlich ist ein zunehmender CO2-Gehalt in der Luft positiv für das Pflanzenwachstum. Ansteigende Temperaturen sind bis etwa 25 °C (Mais bis 30 °C) für das Pflanzenwachstum eher förderlich, solange die Wasserversorgung ausreicht. Wasser wird noch mehr als bisher der begrenzende Faktor für den Pflanzenbau in Deutschland sein. Das Hauptaugenmerk muss deshalb auf der Sicherstellung und Verbesserung der Wasserversorgung für die Pflanzen liegen.
Geeignete Maßnahmen hierzu sind:
- Humusgehalt im Boden optimieren,
- Bodenfeuchte im Frühjahr durch frühe Saat der Sommerungen nutzen,
- unproduktive Verdunstung minimieren durch
- eine in Intensität, Häufigkeit und Bearbeitungstiefe reduzierte Bodenbearbeitung,
- Bodenbedeckung, z. B. durch Mulch,
- Wahl geeigneter Arten und Sorten,
- Bewässerung, soweit ökonomisch sinnvoll.
Neben den Folgen für den Wasserhaushalt gehen von der zu erwartenden Klimaänderung vielfältige Auswirkungen auf den Anbau von Pflanzen aus, auf die der Landwirt mit heute bereits weitgehend bekannten Maßnahmen reagieren kann.
Humushaushalt, Bodenleben
Erwärmung und Erhöhung des CO2-Gehalts der Luft wirken sich generell positiv, Sommertrockenheit negativ auf das Pflanzenwachstum aus und damit auch auf die Nachlieferung organischer Substanz und das Bodenleben. Trockenere Sommer mindern, mildere Winter fördern die Humusmineralisation. Standorte mit geringeren Niederschlägen und höheren Temperaturen weisen generell niedrigere Humusgehalte auf als solche mit höheren Niederschlägen und tieferen Temperaturen.
Erosion
Mit einer Zunahme von Niederschlägen und der Häufung von Starkniederschlägen wächst das Risiko des Bodenabtrags durch Wasser. Dies wird verstärkt durch eine frühere Ernte der Mähdruschfrüchte und eine spätere Saat der Winterungen sowie durch eine zunehmende Austrocknung der oberen Bodenschicht im Sommer, was das Aufnahmevermögen des Bodens für Wasser hemmt. Winderosion wird ebenfalls durch eine zunehmende Austrocknung des Bodens gefördert.
Nährstoffverfügbarkeit
Mildere Winter, eine früher einsetzende Vegetationszeit im Frühjahr und eine frühere Abreife verschieben die Nährstoffansprüche der Kulturpflanzen nach vorne. Zunehmend trockene Bodenverhältnisse im Sommerhalbjahr erschweren die Nährstoffaufnahme für die Pflanzen. In die hierzu anzustellenden pflanzenbaulichen Überlegungen müssen insbesondere Aufteilung, Platzierung, Zeitpunkt, Verfügbarkeit und Wirkungszeitraum der Düngergabe eingehen.
Stofffrachten in Oberflächengewässer
Mit der Erosion durch Wasser nimmt in gleichem Maße die Stofffracht in Oberflächengewässer zu. Hier tragen insbesondere feste Bodenteilchen sowie Phosphat und Nitrat in gelöster Form oder als Bestandteil fester Teilchen zu einer unerwünschten Veränderung der Gewässer bei.
Stofffrachten ins Grundwasser
Zunehmende Trockenheit im Sommer und Missernten durch extreme Wetterereignisse verstärken das Risiko für höhere Mengen nicht verwerteter, auswaschbarer Produktionsmittel (insbesondere Nitrat) im Boden nach der Ernte. In wärmeren Wintern unterliegt der organisch gebundene Stickstoff einer erhöhten Mineralisation. Mit zunehmenden Niederschlägen im Winterhalbjahr erhöht sich die Sickerwassermenge. Dies alles hat Auswirkungen auf die Stoffkonzentration im Sickerwasser und führt zu höheren Stofffrachten ins Grundwasser. Verstärkt wird diese Tendenz dadurch, dass der Boden seltener gefroren und damit häufiger sickerwasserfähig ist.
Frostgare
Höhere Temperaturen bedeuten weniger Frosttage und geringere Eindringtiefe des Frostes in den Boden. Damit kommt es seltener zu einer Frostgare der Krume. Auch wenn die Frostgare in Zeiten der zapfwellengetriebenen Bearbeitungsgeräte nicht mehr die Bedeutung wie früher hat, ist sie doch ein natürlicher Vorgang, dessen Ergebnis für den Boden mit keinem mechanischen Gerät erreicht werden kann. Eine gute Humusversorgung und ausreichende Kalkung des Bodens können diesen Mangel weitgehend ausgleichen.
Pflanzenkrankheiten
- Pilzkrankheiten, die Niederschläge oder längere Feuchtephasen benötigen, werden abnehmen, z. B. Septoria-Blattdürre bei Weizen, Rhynchosporium-Blattflecken bei Gerste, Kraut-und Knollenfäule der Kartoffel, Ramularia-Blattflecken bei Zuckerrüben.
- Wärmeliebende Krankheiten, denen kurze Feuchte- oder Tauphasen ausreichen, werden zunehmen, z. B. Getreideroste, Setosphaeria–Blattflecken bei Mais, Alternaria–Dürrfleckenkrankheit der Kartoffel, Cercospora-Blattflecken bei Zuckerrübe, Apfelschorf.
- Virosen, die durch wärmeliebende Arten übertragen werden, werden gefördert, z. B. Verzwergungsviren bei Getreide, viele Kartoffelviren.
- Sekundärerkrankungen nach Insektenbefall oder Unwettereinflüssen werden häufiger auftreten, z. B. Kolbenfusariosen bei Mais nach Zünslerfraß, Schwärzepilze an Getreide nach Blattlausbefall, Maisbeulenbrand und Feuerbrand an Obstbäumen nach Hagelschlag, Verpilzung von Lagergetreide.
Unkräuter und Ungräser
Insgesamt ist mit einer Zunahme des Unkrautdrucks zu rechnen. Mildere Winter und wärmere, trockenere Sommer werden schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter und -gräser (z. B. Ackerdistel, Quecke, Ampfer, Winden), Herbstkeimer (Ackerfuchsschwanz, Klette, Taubnessel, Ehrenpreis und Stiefmütterchen) und schnell wachsende, wärmeliebende Arten (z. B. Gänsefuß, Melden, Wolfsmilchgewächse, Franzosenkraut) fördern. Neue Arten wandern ein (z. B. Samtpappel, Giftbeere, Beifuß-Ambrosie). Die Durchwuchsproblematik wird durch mildere Winter verstärkt. Auch durch die veränderten Bedingungen für C3- und C4-Pflanzen wird sich die relative Konkurrenzkraft zwischen einigen Pflanzen verschieben. Die Verträglichkeit von Blattherbiziden und die Wirkung von Bodenherbiziden können bei höheren Temperaturen bzw. Trockenheit eingeschränkt sein.
Tierische Schaderreger
Wärmeliebende Arten werden gefördert (z. B. Maiszünsler, Kartoffelkäfer, Getreidehalmfliege, Blattläuse). Auf längere Feuchtephasen angewiesene Schädlinge werden eher abnehmen (Schnecken, Nematoden). Vorratsschädlinge haben die Chance, im Freien zu überleben und damit ein deutlich höheres Schadpotential zu entwickeln.
Andere Schadwirkungen
Schäden durch Wassermangel, Sturm, Starkregen, Hagel, Sonnenstrahlung und Ozon werden voraussichtlich zunehmen, Auswinterungsschäden eher abnehmen. Anpassungsmaßnahmen sind hier nur schwer zu finden, eine für den Schadensfall geeignete Absicherung ist für einige der genannten Fälle aber möglich und in Erwägung zu ziehen.