Wissenschaftstagung der LfL am 04. Juli 2013
Präsentationen des Arbeitsschwerpunktes effiziente und nachhaltige Grünlandbewirtschaftung
Dr. Hubert Spiekers (Koordinator des Schwerpunktes, links) und Dr. Stephan Hartmann
Präsentation der Arbeiten des Arbeitsschwerpunktes anlässlich des 10jährigen Jubiläums der LfL
Am 4. Juli 2013 fand in der Residenz in München die Wissenschaftstagung der LfL statt. Nach Plenumsvorträgen am Vormittag hatten am Nachmittag vier Arbeitsschwerpunkte der LfL Gelegenheit, ihre Ergebnisse und Arbeiten zu präsentieren.
Der Arbeitsschwerpunkt effiziente und nachhaltige Grünlandbewirtschaftung stellte fünf Projekte als Beispiele für die interdisziplinäre Zusammenarbeit vor.
Dr. Michael Diepolder, Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
Erträge, Nährstoffgehalte und Pflanzenbestände bayerischer Grünlandflächen
Während bei Marktfrüchten die in der Praxis erzielten Erträge relativ gut bekannt sind, trifft dies für Grünlandflächen bislang weitaus weniger zu. Daher basieren für pflanzenbauliche und ökonomische Kalkulationen wichtige Faustzahlen meist auf Schätzwerten oder Daten von Feldversuchen. Auf bis zu 150 nach Nutzungsintensität, Pflanzenbestand und Lage gezielt ausgewählten Wirtschaftsgrünlandflächen werden seit 2009 mit genau definierten Schnittproben die Erträge und Mineralstoffgehalte aller Aufwüchse gemessen und daraus die jährlichen Trockenmasse-Erträge und Nährstoffabfuhren errechnet. Zwischen den in den Praxisflächen gefundenen Durchschnittswerten und den aus Versuchen abgeleiteten Faustzahlen, welche in der bayerischen landwirtschaftlichen Beratung verwendet werden, zeigt sich eine relativ gute Übereinstimmung, jedoch sind teilweise auch deutliche Abweichungen erkennbar.
Erträge, Nährstoffgehalte und Pflanzenbestände bayerischer Grünlandflächen - Vortragsfolien 1,7 MB
Andrea Wosnitza, Dr. Stephan Hartmann, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Alternativen zu Mais im Futterbau – Aktuelle Ergebnisse von Feldversuchen in Gunstlagen
Es wurden aktuelle regionalspezifische Daten zu Ertrag und Qualität von alternativen Futterpflanzen zu Silomais in einer bayerischen Gunstlage des Silomaisanbaus über einen Versuchszeitraum von drei Jahren untersucht. Dabei wurden regional empfohlene Silomaissorten mit Futtergräsern und Kleegrasgemengen, Sorghum-Arten (Sudangräser und Hirsen) sowie Getreide-Ganzpflanzensilagen verglichen. Die Silomaisvarianten erzielten über den Versuchszeitraum mit ca. 230 dt/ha die höchsten und konstantesten Trockenmasse-Erträge (TM) bei gleichzeitig geringer Streuung der Einzelwerte. Die Werte der Netto-Energie-Laktation (NEL) zeigten, dass Silomais von allen getesteten Kulturen die höchsten NEL-Werte erreichte, gefolgt von den Futtergräsern und deren Gemengen und den Getreide-GPSVarianten, wobei es für GPS nur einjährige Ergebnisse gab. Beim Vergleich der Rohproteingehalte waren die Futtergräser den anderen Kulturen weit überlegen.
Alternativen zu Mais im Futterbau – Aktuelle Ergebnisse von Feldversuchen in Gunstlagen - Vortragsfolien 2,1 MB
Brigitte Köhler, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Effiziente Futterwirtschaft auf Betriebsebene
Zunehmende Flächenknappheit und steigende Futterkosten machen eine Optimierung der Futterwirtschaft immer mehr zum wirtschaftlichen Faktor für Milchviehbetriebe. In der Praxis ist nach wie vor ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung der Effizienz in der Futterwirtschaft vorhanden. Hierbei kommt insbesondere der Grünlandwirtschaft eine wichtige Rolle zu. Mit einer konsequenten Mengenerfassung und einem systematischen Controlling „vom Feld bis zum Trog“ wird eine gezielte Steuerung in der Futterwirtschaft ermöglicht, die in der Umsetzung zu einer Minderung an Verlusten im System führt. Die TM-Erträge des Grünlands zeigen deutliche Ertragsunterschiede zwischen den Standorten, Jahren und Schlägen. Im Mittel wurden gute Grobfutter- und Gärqualitäten bei den Silagen erzielt, mit Schwankungen in den Einzeljahren. Aus diesen Ergebnissen konnte für die Beratung und Praxis eine „benchmark“ für TM-Verluste im Silo von 8 % gesetzt werden.
Effiziente Futterwirtschaft auf Betriebsebene - Vortragsfolien 1,5 MB
Siegfried Steinberger, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Weide zur effizienten Grünlandnutzung
Im Rahmen des Pilotprojektes „Vollweide mit Winterkalbung“ wurde über fünf Jahre das System der Vollweidehaltung mit Kurzrasenweide in Kombination mit einer saisonalen Abkalbung in den Wintermonaten auf 6 Milchkuh- und 4 Mutterkuhbetrieben untersucht.
Im Mittel der Jahre ergaben sich „gefressene“ Energieerträge von 40.000 bis 70.000 MJ
NEL/ha. Daraus abgeleitet ergaben sich für die Betriebe tatsächlich „gefressene“ Erträge
von 60 bis 110 dt TM/ha. Die Differenzen lagen in den unterschiedlichen Bewirtschaftungsformen sowie den natürlichen Wachstumsvoraussetzungen begründet.
Weide zur effizienten Grünlandnutzung - Vortragsfolien 1,2 MB
Dr. Gerhard Dorfner, Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
Milcherzeugung auf Grünland aus ökonomischer Sicht
Rund ein Drittel der gesamt 3,2 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen Bayerns wird als Grünland bewirtschaftet. Die Milchviehhaltung ist auf diesen Standorten die dominierende und aus ökonomischer Sicht meist überlegene Verwertungsform des Grünlandaufwuchses. Kontinuierlich steigende Milchleistungen setzten bei relativ gleichbleibenden Produktionsmengen an Milch Futterflächen und somit auch Grünland frei. Dieser Zusammenhang wird in der Praxis allerdings nur bedingt und regional unterschiedlich wirksam. Die Verwertung der begrenzenden Fläche wird in Zukunft wichtiger als die Orientierung an einer vorgegebenen Produktionsmenge oder die Milchleistung der Einzelkuh. Standortangepaßte hohe Bewirtschaftungsintensitäten und optimierte Flächen- und Futtereffizienz sind die Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg von Milchviehbetrieben. Milcherzeugung auf Grünlandstandorten ist ökonomisch wettbewerbsfähig, wenn die Potentiale und Vorteile des Grünlands konsequent genutzt werden.
Milcherzeugung auf Grünland aus ökonomischer Sicht - Vortragsfolien 994 KB
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Aus den Vorträgen und der sich anschließenden Diskussion wurde folgendes festgehalten:
- Zahlreiche Ansätze zur besseren und nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung wurden aufgezeigt.
- Der Ackerfutterbau mit Kleegras, Feldgras und Luzerne ist einzubeziehen.
- Im Vordergrund steht bei Grünland und Feldfutterbau die Steigerung der Effizienz bis zum Trog.
- Wesentliche Ansatzpunkte sind die Ertragserfassung zur Bemessung der Düngung und Steuerung der gesamten Futterwirtschaft.
- Die konsequente Weide über Kurzrasen und „Vollweide mit Winterkalbung“ ist für arrondierte Betriebe eine Möglichkeit zur effizienten Grünlandbewirtschaftung.
- Generell bestehen große Unterschiede in der Ökonomie der Futterbaubetriebe; die Reserven sollten insbesondere bei Grünland genutzt werden.
- Offene Fragen bestehen zur Diversität und deren Bewertung.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass zur Lösung der aufgetretenen Fragen eine gesamtbetriebliche Forschung erforderlich ist.
Ein Ansatz liefert die in Erarbeitung befindliche Forschungsstrategie der deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) zum Grünland.