Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne
Feldtag auf dem Betrieb Dorner

Demoflächen Feldtag Dorner
Zunehmende Einflüsse des Klimawandels mit enormen witterungsbedingten Schwankungen fordern resiliente Anbausysteme, auch für die Erbse. Im Rahmen des DemoNetErBos können Landwirte Praxis-Erfahrungen sammeln und austauschen. So auch die 30 Teilnehmer auf dem Feldtag des Betriebs Dorner am 17. Juni, die Tabea Pfeiffer, Projektberaterin in Bayern, bei sommerlichen Temperaturen begrüßen durfte. Ganz im Zeichen der sehr aussagekräftigen Demoanlage des Betriebes mit verschiedenen Saattiefen drehte sich der Feldtag um die Frage: Was bringt die tiefere Saat im trockenen Frühjahr? Ein weiterer Schwerpunkt waren die verschiedenen Möglichkeiten der Beikrautregulierung. Darüber hinaus wurde die Verwertung der Erbse näher betrachtet und Vorteile einer internen Verwertung aufgeführt.

Der Betrieb Dorner

Der Betrieb der Familie Dorner ist einer von 70 Demobetrieben des Netzwerks und seit diesem Jahr neu dabei. Motivation zum Einstieg in das Netzwerk war seine Neugierde etwas Neues zu lernen und auszuprobieren. Erfahrungen im Erbsenanbau hat er allerdings schon länger, denn er baut die Erbse seit 2008 im KULAP an. Nach der Ernte werden die Erbsen an seine Kühe, Bullen und Schweine verfüttert. Darüber hinaus verwertet er auch das Erbsenstroh. Dieses wird gepresst und als Strohersatz in die Mischration für die Kalbinnen eingemischt. Die Tiere fressen das sehr gerne, freut sich Manfred Dorner.

Leguminosen-Fläche in Bayern

Zum Einstieg ins Thema stellte Johannes Überacker, neu am AELF Roth, die Entwicklung der Körnerleguminosen-Anbaufläche in Bayern vor und ordnete diese ein. So konnte erfreulicherweise festgestellt werden, dass die Leguminosen-Anbaufläche in Bayern, wie die Jahre davor auch, von 2018 auf 2019 angewachsen ist - dieses Jahr um ca. 2.500 ha auf 63.000 ha. Deutliche Zuwächse sind bei der Erbse um 1.000 Hektar und bei der Sojabohne um 3.000 ha zu verzeichnen. Damit kommen wir bei den Erbsen auf eine Fläche von 14.000 ha und bei den Sojabohnen auf 15.500 ha, so Überacker. Die Anbaufläche der Ackerbohnen ist leider leicht auf 7.300 ha gesunken. Dies führt Johannes Überacker auf die Änderung der Greeningauflagen und die schlechten Anbaubedingungen im letzten Jahr auf Grund der Trockenheit zurück. Die Zahlen des Regierungsbezirkes Mittelfranken weisen ähnliche Entwicklungen auf. Wobei besonders zu betonen ist, dass Mittelfranken das größte Luzerneanbaugebiet Bayerns ist.

Erbsen in der Fütterung

Matthias Peter, LKV Beratung, empfiehlt die Erbse mit einem zweiten Eiweißfuttermittel, wie RES oder SES, zu kombinieren, um die geringen Aminosäuregehalte der Erbse auszugleichen. Generell gilt die Erbse als Protein- und Energielieferant, dessen Einsatzmenge allerdings durch den hohen Stärkegehalt auf 4 kg pro Kuh und Tag begrenzt ist. Die 4 kg Höchsteinsatzmenge ist allerdings für die Praxis durch Eigenanbau nicht zu erreichen, denn keiner bringt so viel Fläche auf. Der Betrieb Dorner hat momentan 20 % Erbsen in seiner Ration, das macht 0,5 kg pro Kuh und Tag, erklärt Matthias Peter. Wichtig ist, die Erbsen nur geschrotet zu verfüttern.

Anbautelegramm Erbse

Manuel Gögelein, Erzeugerringberater LKP, erklärte auf was es beim Erbsenanbau ankommt. Da die Erbse mit sich selbst unverträglich ist, sind Anbaupausen von 5 bis 6 Jahren einzuhalten. Wichtig ist Standorte zu wählen, die eine ausreichende Wasserversorgung zur Blüte und zur Kornfüllungsphase gewährleisten. Die Aussaat sollte möglichst früh bis Ende April erfolgen, da die Erbse einen hohen Keimwasserbedarf hat. Aber: Die Erbse mag keinen feuchten, verdichteten Boden! Wer also die Erbse in den Boden schmiert, kann seine Ernte eigentlich schon vergessen! Auch Forst verträgt die Erbse nicht, allerdings fördern kühle Temperaturen die Bewurzelung, wodurch die Blüten- und Hülsenentwicklung angeregt wird. Für die Saattiefe gilt so tief wie möglich säen, rät Manuel Gögelein.

Welche Nährstoffe braucht die Erbse?

Als Leguminose hat die Erbse keinen N-Bedarf aus organischer oder mineralischer Düngung, auf eine bedarfsgerechte Versorgung mit den Grundnährstoffen ist natürlich trotzdem zu sorgen, erklärt der Berater. Die Kalkversorgung sei zum Beispiel wichtig, da zu saure Böden einen negativen Einfluss auf die Knöllchenentwicklung haben. Der Phosphor regt wiederrum die Stickstoffbindung der Knöllchenbakterien an, Kalium verbessert die Wassereffizienz. Der Bedarf an Magnesium und Schwefel (Achtung: Sulfat-Form verwenden) wird am besten durch Kieserit gedeckt.

Erbse - Standortansprüche und Sortenwahl

Unkraut rechtzeitig regulieren

Eine mechanische Bekämpfung kann vor dem Auflaufen der Erbse bis zum Entwicklungsstadium 08 (Spross wächst zur Bodenoberfläche) durch Blindstriegeln erfolgen, erklärt Manuel Gögelein. Im Nachauflauf kann ab Entwicklungsstadium 13 (Entwicklung des dritten Blattes) bis zum Verranken der Erbsen gestriegelt werden. Kommen chemische Maßnahmen zum Einsatz, empfiehlt sich der „Klassiker“ Bandur (3,0 – 4,0 l/ha). Essentiell ist die Vorauflaufbehandlung, da Basagran im Nachauflauf nicht mehr zugelassen ist. Die aktuellen Empfehlungen zu den chemischen Pflanzenschutzmitteln können bei der LfL nachgelesen werden.

Pflanzenschutz-Merkblatt: Anwendungshinweise und Wirkungseinstufung der Präparate

Demoanlagen – Saattiefe

In den Demoanlagen ging es um das Thema der unterschiedlichen Saattiefen. Alle Parzellen wurden am 22. März mit einer Drillmaschine, Reihenabstand 12,5 cm, ausgebracht. Vor der Aussaat erfolgte eine Düngung mit Kieserit am 15. März. Tabelle 1 zeigt die Varianten mit der jeweiligen Saattiefe:
Tabelle 1: Aufbauf der Demoanlage
DemoparzelleVOV1V2V3V5V6V7
SorteAstronauteAstronauteAstronauteAstronauteSalamancaSalamancaSalamanca
Körner/m^270707070707070
Keimfähigkeit (%)84 %84 %84 %84 %99 %99 %99 %
TKG (g)265,9265,9265,9265,9264264264
Saatstärke (kg/ha)210210210210196196196
Saattiefe (cm)52-357752-3
Während bei der Parzelle V0 das Beikraut mit dem Striegel reguliert wurde, wurden die restlichen Parzellen am 27. März in der Vorauflaufbehandlung mit einem Mix aus Centium 0,25 l und Bandur 3,5 l behandelt. Zusätzlich dazu kam Anfang Juni eine Behandlung mit Pirimor gegen den Blattlausbefall.
Hat die Saattiefe eine Auswirkung?
Die Erbsenbestände der Demoparzellen zeigen sehr deutlich wie sich die Saattiefe auswirkt, stellte Tabea Pfeiffer fest. Auf den tief gesäten Parzellen haben sich die Erbsen nicht nur deutlich besser. sondern auch früher entwickelt, als auf den flach gesäten. Bedingt durch den hohen Keimwasserbedarf der Erbse und dem trockenen Standort blieben die flach gesäten Erbsen in ihrer Entwicklung zurück. Erst als der Regen kam holten die flach gesäten Erbsen im Wachstum auf, berichtete Manfred Dorner. Hier zeigt sich eindeutig, wie wichtig eine tiefe Saat ist. Auch die Auszählung der gekeimten Pflanzen am 7. Mai durch Tabea Pfeiffer spricht für die tiefe Saat. Während wir bei Parzelle V7 nur 65 gekeimte Pflanzen pro m2 haben, sind es bei Parzelle V5 88, so die Projektberaterin. Allerdings kann das Vorhaben der tiefen Saat durch die verfügbare Technik oder die Bodenart an ihre Grenzen kommen.
Flache Saattiefe Erbse

V0 (links) und V1

Tiefe Saattiefe Erbse

V2 (links) und V3

Erbsenbestand bei flacher Saat

V1

Erbsenbestand bei tiefer Saat

V3

Fazit:
An eine Saattiefe von 7 cm habe ich mich nie so recht rangetraut, erzählt Manfred Dorner. Nach dem Versuch sei er allerdings von der tiefen Saat überzeugt!

Exkurs zu den Blatttypen

Obwohl der Fokus auf der Saattiefe lag, ergab sich durch ein nicht sortenreines Saatgut ein kleiner Exkurs zu den unterschiedlichen Blatttypen. Bei genauerer Betrachtung waren nämlich neben den Halbblattlosen Erbsentypen (Salamanca/Astronaute) auch Erbsen vom Vollblättrigen Typ zu sehen. Der Unterschied ist, dass die halbblattlose Typen nur noch die Nebenblätter haben und anstelle der Fiederblätter Ranken ausbilden, erklärte Tabea Pfeiffer. Zur besseren Demonstration wurden Pflanzen der verschiedenen Erbsentypen herumgereicht.
Halbblattloser Typ Erbse

Halbblattloser Typ

Blatttyp Erbse

Blatttyp

Körnerleguminosen im Greening anbauen?

Elisabeth Remlein, AELF Roth, stellt in einem ausführlichen Vortrag die Möglichkeiten der chemiefreien Unkrautregulierung vor. Dabei ginge es so Remlein um das regulieren des Beikrauts innerhalb der gesamten Fruchtfolge. Wichtige Bausteine sind dabei das fördern einer hohe Konkurrenzfähigkeit der Kulturen, Fruchtfolgegestaltung und angepasste Bodenbearbeitung. So sei es wichtig auf Saatgut mit einer hohen Triebkraft zu achten und konkurrenzfähige Sorten mit einer raschen Jugendentwicklung zu wählen. Bei der Fruchtfolge sollten nicht immer nur Winterungen angebaut werden, sondern zwischen Winterungen und Sommerungen gewechselt werden. Ein Mehrjähriges Kleegras hält Wurzelunkräuter in Schacht. Darüber hinaus bringen der Zwischenfruchtanbau und das Ausbringen von Untersaaten nicht nur Vielfalt auf den Acker, sondern durchbrechen eintönige Fruchtfolgen, die die Entwicklung von Resistenzen fördern beispielsweise auch Maßnahmen wie beispielsweise das falsche Saatbeet, bei dem vor der Saat dem Unkraut die Möglichkeit gegeben wird aufzulaufen, zählen hier dazu. Erst wenn diese Maßnahmen ausgeschöpft sind erklärte Remlein käme dann der Striegel oder die Hacke zur mechanischen Beikrautregulierung zum Einsatz. Dies sei dann auch ein wichtiges Thema wenn es darum gehe, die Körnerleguminosen im Greening anzubauen, denn seit 2018 ist der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln verboten. Das gängige Einsatzgerät beim Erbsenanbau ist der Striegel. Damit der Striegeleinsatz überhaupt möglich ist, sollte bereits im Vorfeld auf eine tiefe Aussaat und einen angepassten Reihenabstand geachtet werden, erklärte sie. Die Hauptwirkung des Striegels wird durch das Verschütten sowie das Ausreißen der Beikräuter erzielt. Trockene Bedingungen sind dabei förderlich, damit die Beikräuter vertrocknen und nicht wieder anwachsen. Auch werden die Stängel der Erbsen bei zunehmender Umgebungstemperatur elastischer und damit weniger anfällig für mechanische Verletzungen.

Das DemoNet ErBo

Ziel des Netzwerks ist es, modellhaft ökologische und konventionelle Wertschöpfungsketten für Ackerbohnen und Erbsen aufzuzeigen und den Wissensaustausch zwischen Praxis, Forschung und Beratung zu fördern.

Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne in Bayern