Forschungs- und Innovationsprojekt
Verbundprojekt FleQS-GuR – Ausbau der Fleckvieh-Kuhlernstichprobe für Gesundheit und Robustheit in Bayern

Logo zu FleQS_GuR

Für die Zucht auf Gesundheitsmerkmale, Umweltfreundlichkeit und Tierverhalten sind neue züchterische Ansätze notwendig. Als vielversprechend erweist sich der Aufbau von großen Stichproben weiblicher Tiere, bei denen die neuen Merkmale erhoben werden. Zusammen mit den genomischen Untersuchungen der Kühe entsteht ein Datenpool, mit dem Vererbungsleistungen (Zuchtwerte) für die gesamte Fleckviehzuchtpopulation geschätzt und damit für die Selektion von neuen Merkmalen im Rahmen der Zuchtprogramme verwendet werden können. FleQS-GuR steht dabei für "Fleckvieh-Kuh(Q)-Stichprobe für Gesundheit und Robustheit“ und ist ein Verbundprojekt der bayerischen Zuchtorganisationen. Im Rahmen des Projektes sollen 20 Prozent des Herdbuchkuhbestandes für das Projekt gewonnen werden und so der Aufbau von neuen Zuchtwertschätzverfahren für Merkmale der Gesundheit und Robustheit ermöglicht werden. Das Projekt wird von den bayerischen Zuchtorganisationen finanziert und der Freistaat Bayern unterstützt die Genotypisierungen von weiblichen Tieren in den Projektbetrieben durch ein eigens aufgelegtes Förderprogramm.

Motivation

Die Zucht auf Merkmale der Gesundheit und Robustheit ist biologisch und züchterisch schwieriger als bei Leistungsmerkmalen. Für die Bearbeitung der Merkmale in Zuchtprogrammen ist es notwendig, die Vererbungsleistung der Tiere in diesen Merkmalen einzuschätzen. Das ist jedoch eine Herausforderung, weil diese Merkmale nicht im Rahmen der normalen Leistungsprüfungen erhoben werden und weil die Erhebung von Gesundheitsmerkmalen erst in den letzten fünf bis zehn Jahren weitere Verbreitung gefunden hat. Die Grundlage der genetischen Bewertung bilden umfangreiche Stichproben an genotypisierten Tieren, bei denen die Merkmale in ihrer Ausprägung erhoben werden Diese bilden die Grundlage für moderne Zuchtwertschätzverfahren mit der Single-Step Methode, in denen die Vererbungsleistung für alle Tiere der Population basierend auf den im Projekt erhobenen Daten geschätzt werden. Die Qualität der Zuchtwerte ist abhängig vom Umfang der Daten und Genotypen. Im Vorgängerprojekt FleQS wurden in einem Zeitraum von vier Jahren (2019-2022) die Grundlagen für die Kuh-Lernstichprobe bei der Rasse Fleckvieh gelegt. In insgesamt 285 Projektbetrieben mit rund 22.000 Kühen wurden beim Fleckvieh Beobachtungen von Landwirten und Diagnosen von Tierärzten im landesweiten Monitoringprogramm ProGesund (LKV-Bayern) erhoben. Das war ein wichtiger Meilenstein, aber für eine nachhaltige Zuchtarbeit müssen mehr Daten von mehr Tieren gesammelt werden. Durch das vom Freistaat Bayern aufgelegte Förderprogramm zur Genotypisierung von Kühen im Gegenzug zur Erhebung von Gesundheitsdaten konnte bereits im letzten Projektjahr die Anzahl der teilnehmenden Betriebe auf 697 mit rund 50.3000 Kühen erweitert werden.

Projektziele

Ziel des Projekts FleQS-GuR ist, die Erfassung von Gesundheitsdaten auf rund 20 Prozent der Herdbuchkuhpopulation, also rund 120.000 Kühe zu erweitern. Die bayerischen Zuchtverbände haben dabei eine Schlüsselrolle, da sie für die Gewinnung und Betreuung der Betriebe im Projektverlauf verantwortlich sind. In der länderübergreifenden Zusammenarbeit mit Österreich, Baden-Württemberg und Tschechien werden die Daten aus entsprechenden Projekten der Partnerländer in den gemeinsamen Datenpool eingebracht. Mit dieser erweiterten Datengrundlage werden Verfahren für die neue Merkmale Klauengesundheit und Stoffwechselstabilität entwickelt, die neben den im Jahr 2021 neu aufgebauten Zuchtwertschätzungen aus den Merkmalskomplexen Eutergesundheit, Fruchtbarkeit und Tierverhalten im Projektzeitraum eingeführt werden sollen. Durch die breite Datenbasis und deren Verwertung in den neuen länderübergreifenden Single-Step Zuchtwertschätzverfahren werden darüber hinaus auch alle bisher schon bearbeiteten Merkmale aus den Merkmalsblöcken Milch, Fleisch, Fitness und Exterieur weiter verbessert und bilden so die Grundlage für den Zuchtfortschritt der Doppelnutzungspopulation Fleckvieh in allen bisherigen und neuen Merkmalen.

Veröffentlichungen

  • Emmerling, R. (2024): Von Landwirten für Landwirte – Projekt FleQS-GuR liefert Daten für Klauengesundheit, Rinderzucht Fleckvieh, 1/2024, 24.
  • Fürst, C. et a. (2024): Auf gesunden Klauen unterwegs – Neue Zuchtwertschätzung Klauengesundheit. Rinderzucht Fleckvieh, 1/2024, 22-24.
  • Emmerling, R.; Ertl, J. (2024): Zucht auf Gesundheit und Robustheit in Bayern: "FleQS-GuR“. Manuskript für die Jahresberichte 2023 der Zuchtverbände.
  • Emmerling, R. (2023): Bayerisches Fleckvieh auf dem Weg zu noch mehr Gesundheit und Robustheit. LfL-Newsletter: Landwirtschaft im Fokus 04/2023.
  • Emmerling, R. (2023): FleQS-GuR: jetzt wieder anmelden. Rinderzucht Fleckvieh, 2/2023, 26.
  • Emmerling, R. (2023): Zucht auf Gesundheit und Robustheit: Die Zuchtbetriebe profitieren von der Herdentypisierung. Bayer. Landw. Wochenblatt Ausgabe Unser Allgäu, 20/2023, 10-11.

Ergebnisse

Der Zuspruch der Betriebe im Verbundprojekt FleQS-GuR ist in den beiden ersten Projektjahren sehr gut. So konnten im Projektjahr 2023 die Anzahl der teilnehmenden Betriebe auf insgesamt 926 Betriebe mit 69.800 Kühen gesteigert werden. Die auf den Projektbetrieben gesammelten Daten aus der Klauenpflege tragen direkt zu der neu im Dezember 2023 eingeführten Zuchtwertschätzung für Klauengesundheit bei. Hier werden Klauenbefunde der Klauenpfleger, Beobachtungen der Landwirte, sowie tierärztliche Diagnosen aus dem Klauenbereich einbezogen. Daneben werden als Hilfsmerkmale die aufgezeichneten Abgänge mit Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen, sowie der Rahmen und das Fundament aus der Exterieurbeurteilung einbezogen. Zusammen mit den Genotypisierungen werden diese Informationen im neu entwickelten Zuchtwertschätzverfahren der neuesten Generation (Single-Step-Verfahren) in optimaler Weise verwertet. Die Ergebnisse aus der Zuchtwertschätzung stehen dann allen Landwirten bei der Auswahl der Besamungsbullen für die Anpaarung ihrer Kühe zur Verfügung, sowie als Bestandteil des genomischen Zuchtwertprofils für alle genotypisierten Tiere, vom jungen Selektionskandidaten bis zu den Besamungsbullen und den weiblichen Tieren.
Die zugelassenen Anträge für das Projektjahr 2024 lassen im September 2023 einen weiteren Zuwachs an Projektbetrieben erwarten, so dass die Anzahl der teilnehmenden Betriebe die Marke von 1.000 in FleQS-GuR teilnehmenden Betriebe übersteigen wird.

Projektinformation:
Projektleitung: Dr. Reiner Emmerling
Projektmitarbeiter: Dr. Christian Edel, Dr. Eduardo Pimentel
Laufzeit: 01.01.2023 bis 31.12.2025
Finanzierung:
Landesverband bayerischer Rinderzüchter e.V.
Arbeitsgemeinschaft der Besamungsstationen in Bayern e.V.
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Förderung der Genotypisierungen
weiblicher Tiere durch Förderprogramm für die Zucht auf Gesundheit und Robustheit.