Bayerisches Fleckvieh auf dem Weg zu noch mehr Gesundheit und Robustheit

Person zieht mit Hand eine Probe am Kopf eines Kalbes.

Die Probenahme für die genomische Untersuchung bei einem Fleckviehkalb.
Foto: Ariane Haubner, Rinderzucht Fleckvieh

Das Fleckvieh ist die leistungsstärkste Doppelnutzungsrasse der Welt und vereint in idealer Weise Milch, Fleisch, Fitness und geringe Umweltbelastung. Die Zucht auf Gesundheit und Robustheit stellt eine große Herausforderung dar. Das hat zwei Gründe: Zum einen wurden in den Betrieben Gesundheitsmerkmale traditionell gar nicht erfasst, und zum anderen benötigt man gerade im Bereich der Gesundheit besonders viele Daten, um wirksam züchten zu können. Das Institut für Tierzucht der LfL (ITZ) hat deshalb in der Vergangenheit die Plattform Pro Gesund entwickelt, mit der Betriebe Gesundheitsdaten ihrer Tiere in einer zentralen Datenbank melden können.

Zucht auf Gesundheit

Für die Zucht auf Gesundheit benötigt man nicht nur die in Pro Gesund gespeicherten Gesundheitsdaten, sondern auch die Ergebnisse der genomischen Untersuchung der Kühe, von denen diese Gesundheitsdaten stammen. Diese genomischen Untersuchungen genau in den Betrieben zu ermöglichen, in denen auch die Gesundheitsdaten erhoben werden, war Thema des Projekts Fleckvieh-Kuh(Q)-Lernstichprobe (FleQS), das vom ITZ gemeinsam mit dem Staatsministerium und den bayerischen Zucht- und Besamungsorganisationen durchgeführt wurde.
Hierzu mussten einerseits Daten von mehr als 120.000 Tieren in bayerischen Betrieben gesammelt werden und andererseits völlig neue Methoden zur Ermittlung des genetischen Potenzials von Kühen und Bullen (Zuchtwertschätzung) entwickelt werden. Insgesamt haben die Zuchtorganisationen und der bayerische Staat mehr als fünf Millionen Euro in das Projekt investiert. Das ITZ hat gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern in Baden-Württemberg und Österreich die neuen genomischen Zuchtwertschätzverfahren für über 50 Merkmale entwickelt. Die Palette reicht dabei von den Klassikern Milch und Fleisch über Langlebigkeit, Fruchtbarkeit, Kalbeverlauf und Kälbervitalität bis hin zu ganz neuen Merkmalen wie Euterentzündungen, Nachgeburtsproblemen und Eierstockzysten.

Es geht weiter!

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Projekt Fleckvieh-Kuh(Q)-Lernstichprobe für Gesundheit und Robustheit

Auf Grund des großen Erfolgs des Projekts FleQS hat der Freistaat eine dauerhafte Förderung der Genotypisierung von Kühen in Betrieben, die Gesundheitsdaten melden, beschlossen. Diese Förderung der Zucht auf Gesundheit und Robustheit erlaubt es, das Programm weiter auszudehnen und zukünftig noch mehr Gesundheitsmerkmale in der Zuchtwertschätzung zu berücksichtigen. Bereits im Jahr 2022 konnte die Zahl der teilnehmenden Betriebe von 289 auf über 700 und die der beteiligten Kühe von 25.000 auf über 50.000 Tiere erhöht werden. Trotz der staatlichen Förderung müssen die Zuchtverbände und Besamungs­organisationen nach wie vor rund eine Million Euro jährlich für die Zucht auf Gesundheit aufbringen. Das ambitionierte Ziel für 2025 ist die Erhöhung der Zahl der überwachten Kühe auf über 100.000 Tiere.
Die für dieses Jahr geplante Einführung einer Zuchtwertschätzung für die sechs häufigsten Klauenerkrankungen bei Kühen wird einen weiteren Meilenstein in der züchterischen Verbesserung von Gesundheit und Robustheit darstellen.

Ansprechpartner
Dr. Reiner Emmerling
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7141
Fax: 08161 8640-7199
E-Mail: Tierzucht@LfL.bayern.de

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Dr. Reiner Emmerling