Hopfenforschungszentrum Hüll

Bierglas mit Hopfendolden und Hopfengarten im Hintergrund.

Fragt man die Menschen irgendwo auf der Welt, was sie mit Bayern verbinden, sind das Oktoberfest und das damit untrennbar verbundene bayerische Bier eines der ersten Dinge, die genannt werden. Ein essenzieller Bestandteil ist dabei der Hopfen.
Inmitten des größten zusammenhängenden Anbaugebiets der Welt, der Hallertau, liegt das renommierte Hopfen­forschungs­zentrum Hüll, eine Kooperation der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der bereits 1926 gegründeten Gesellschaft für Hopfenforschung e.V.
Aktuell stellen sich die Wissenschaftler in ihrer Forschung den Herausforderungen des Klimawandels und der ressourcen­schonenden Hopfen­produktion.

Hopfen, das grüne Gold der Hallertau

Luftbildaufnahme Hopfenforschungszentrum Hüll mit allen Gebäuden.Zoombild vorhanden

Hopfenforschungszentrum Hüll

Durch die Verankerung des Hopfens als einziges zulässiges "Gewürz" im Bayerischen Reinheitsgebot von 1516 hat der Hopfenanbau in Bayern, wie das bayerische Bier selbst, eine jahrhundertealte Tradition. Dennoch unterliegt die Hopfenproduktion einem stetigen Wandel, der zum einen der Wettbewerbs­fähigkeit auf dem Weltmarkt und zum anderen immer mehr den Herausforderungen des klimatischen, gesellschaftlichen und politischen Wandels folgt.
Hopfen ist eine Sonderkultur, die auf Grund ihrer Biologie als Auenpflanze vom fortschreitenden Klimawandel überdurch­schnittlich stark betroffen ist. Die Veränderungen – meist zu viel Hitze gekoppelt mit zu wenig Niederschlag oder zu viel Niederschlag in Form von Stark­regen­ereignissen in kurzer Zeit – vollziehen sich schneller, als sich der derzeit in Deutschland angebaute Sortenmix, bestehend aus Bitter-, Aroma- und speziellen Aromasorten, anpassen kann.

Hopfenzüchtung sichert Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Am Hopfenforschungszentrum Hüll inmitten der Hallertau, dem weltweit größten zusammenhängenden Hopfen­anbaugebiet, forschen Wissenschaftler in fünf verschiedenen Arbeitsbereichen an der Zukunftssicherung des Hopfenanbaus in Bayern und somit an der Versorgungssicherung der Bayerischen Brauwirtschaft mit qualitativ hochwertigem rückstandsfreiem Hopfen.
Gewächshaus mit Hopfenpflanzen.Zoombild vorhanden

Cabrio-Gewächshaus

Während früher die Wirtschaftlichkeit der Produktion und die damit einhergehende Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt treibende Kraft der Entwicklungen im Hopfenbau war, haben die Wissenschaftler heute zusätzliche Ziele, nämlich die Züchtung neuer klimaresistenter, schädlings- und krankheitsresistenter Sorten mit stabilem Brauwert, die zudem ressourcenschonend und umweltverträglich produziert werden können. Dies ist ein schwieriges Unterfangen, denn es braucht derzeit bis zu zwei Jahrzehnte an Labor-, Gewächshaus- und Feldversuchen, um aus rund 120.000 Sämlingen pro Jahr, die aus 100 klassischen Kreuzungen heranwachsen, um eine neue Hopfensorte auf den Markt zu bringen.

Tango und Titan - Exzellenz & Nachhaltigkeit

Die Wissenschaftler am Hopfenforschungszentrum in Hüll setzen dafür heute modernste Techniken ein, wie beispielsweise Marker-gestützte Selektion, um den Entwicklungszyklus für neue Sorten drastisch zu verkürzen und die Vorhersagbarkeit der Kreuzungsergebnisse zu erhöhen. Dazu gehört die Genotypisierung und DNA-Sequenzierung des gesamten Genoms des Zuchtmaterials, um genetische Unterschiede mit bereits bekannten phänotypischen Merkmalen wie dem Gesamtertrag pro Hektar oder dem Alphasäuregehalt einer Sorte zu korrelieren. Die Züchtung in Hüll nutzt die Vorteile der markergestützten Selektion für qualitative Merkmale seit einigen Jahren. Die Sorteneinführungen von Tango mit hohem Ölgehalt und passendem Alphagehalt sowie Titan mit sehr hohem Alpha-Gehalt und hoher Bitterqualität sind Ergebnisse dieses neuen Züchtungsansatzes.

Innovationen bei der Entwicklung von Hüller Zuchtstämmen und Sorten

Umweltfreundliche Verfahren im Pflanzenschutz

Raubmilbenausbringung mit Schlepper im Hopfengarten.Zoombild vorhanden

Raubmilben­ausbringung Mitte Mai 2023 im Band auf frisch angeleitete Pflanzen

Darüber hinaus erforscht das Zentrum in Hüll aufgrund dringender Nachhaltigkeitsanforderungen neue, umweltfreundliche Hopfenanbaumethoden mit dem Schwerpunkt auf Hopfenschädlinge und deren natürlichen Feinde. Dazu gehören Untersuchungen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Biozönosen sowie die Entwicklung biologischer und anderer umweltfreundlicher Pflanzenschutzverfahren. Ein praktisches Beispiel dafür ist eine traktormontierte Ausbringtechnik, die Sägemehl als Trägersubstanz nutzt, um kommerziell gezüchtete Raubmilben (Neoseiulus californicus und Phytoseiulus persimilis) in Hopfengärten auszubringen. Die Raubmilben ernähren sich von der Gemeinen Spinnmilbe (Tetranychus urticae), einem äußerst zerstörerischen Hopfenschädling. Ihr unersättlicher Appetit ermöglicht es, den Einsatz von chemischen Spritzmitteln zur Schädlings­bekämpfung signifikant zu reduzieren.

Biodiversität im Einklang mit Hopfenbau

Dies sind lediglich zwei Beispiele, wie die Mitarbeiter der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am Hopfenforschungszentrum Hüll für die Zukunftssicherung des Hopfenanbaus in Bayern und damit für den Fortbestand von nahezu 1.000 Hopfenbaubetrieben in den deutschen Anbaugebieten arbeiten. Nicht vergessen wollen wir dabei jedoch auch, dass Hopfen eine unersetzliche und wertvolle Zutat für unser bayerisches Bier ist, um dessen Qualität und Vielfalt uns die Menschen weltweit nicht grundlos beneiden.