Informationen zum Citrus bark cracking viroid (CBCVd)

Im Sommer 2019 wurde das Citrus bark cracking viroid (CBCVd; deutsch: Zitrusrindenriss-Viroid) erstmalig in der Hallertau nachgewiesen. Ein Befall mit CBCVd kann in Hopfen starke Ertragseinbußen verursachen und sich innerhalb der Betriebe schnell ausbreiten. Da Viroide leicht über Pflanzensaft übertragen werden und es keine effektiven Pflanzenschutzmittel gibt, kann die Ausbreitung von CBCVd nur durch großflächiges Roden der befallenen Flächen bekämpft werden.

Gesunde Hopfenpflanzen haben die Gerüsthöhe erreicht und deutlich mehr Blattmasse und Dolden gebildet. CBCVd symptomatische Pflanzen erreichen die Gerüsthöhe nicht und laufen nach oben spitz zu.

Hopfen mit CBCVd-Symptomen (links) im Vergleich zu gesunden Pflanzen. (Foto: C. Krönauer, LfL 2023)

Viroide im Hopfen

Viroide bestehen nur aus ihrer Erbsubstanz, der Ribonukleinsäure (RNA) und besitzen im Unterschied zu Viren keine Hülle. Es gibt mehrere Viroide, die Hopfen infizieren können. Das Hop latent viroid (HLVd; deutsch: Hopfenlatent-Viroid) ist sehr weit verbreitet, löst aber in Hopfen keine sichtbaren Krankheitsanzeichen aus. Das Hop stunt viroid (HSVd; Hopfenstauche-Viroid) und das Citrus bark cracking viroid (CBCVd; deutsch: Zitrusrindenriss-Viroid) verursachen in Hopfen Zwergwuchs und starke Ertragseinbußen. Im Vergleich zu einer Infektion mit HSVd ist der Zeitraum bis zum Auftreten sichtbarer Symptome nach einer CBCVd-Infektion kürzer und der Zwergwuchs ist stärker ausgeprägt (1).

Schadbild

Bis Mai entwickeln sich mit CBCVd infizierte Hopfenpflanzen normal. Ab Juni fallen kranke Pflanzen durch spindelförmiges Wachstum, reduzierte Seitenarmbildung und zur Spitze hin vergilbende Blätter auf. Bei manchen Sorten kommt es zum namensgebenden Aufplatzen der Rebe oberhalb von zwei Metern Höhe. Eine Infektion mit CBCVd kann mehrere Jahre latent, also ohne sichtbare Symptome, verlaufen. Bei dauerhaft trockener und heißer Witterung ist die Ausprägung von Symptomen stärker und ein Befall mit CBCVd leichter zu erkennen.

Weltweite Verbreitung

CBCVd ist weltweit vor allem in Zitrusanbaugebieten verbreitet und von der European and Mediterranean Plant Protection Organization (EPPO) in mindestens 24 Ländern erfasst (2). Zitruspflanzen aus dem Baumarkt und Früchte aus dem Supermarkt sind dementsprechend häufig mit CBCVd infiziert (3). Als Schaderreger in Hopfen ist CBCVd in Slowenien seit 2007, in Deutschland seit 2019 und in Brasilien seit 2023 nachgewiesen (1,4,5).

Übertragungswege

CBCVd ist in allen Pflanzenteilen vorhanden und wird durch Pflanzensaft übertragen. Das Viroid kann daher sehr leicht durch infiziertes Pflanzenmaterial verbreitet und durch mechanische Bearbeitung von Pflanze zu Pflanze getragen werden. Auch latent infizierte, noch gesund aussehende Pflanzen können bereits infektiös sein.
Pflanzgut
Ein Haupteintragsweg von CBCVd in einen Hopfenbaubetrieb sind infizierte Fechser. Daher sollte ausschließlich gesundes Pflanzmaterial mit Pflanzenpass gepflanzt werden.
Obstreste und Komposte
Eine Übertragung von CBCVd auf Hopfen ist durch Obstreste möglich (3). In Slowenien wird vermutet, dass die erstmalige Infektion von Hopfen mit CBCVd auf die Pflanzung eines Hopfenfeldes auf einer ehemaligen Biomülldeponie zurückzuführen ist (6). Daher wird davon abgeraten, Komposte und Zitrusabfälle auf Hopfenflächen auszubringen. Zudem sollten Obstreste nicht auf Hopfenflächen entsorgt werden.
Rebenhäcksel
CBCVd kann durch frischen Rebenhäcksel von befallenen Pflanzen übertragen werden. Durch thermische Hygienisierung und lange Ablagerungsdauer von Rebenhäcksel kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit CBCVd reduziert werden. Soweit möglich, sollte belastetes oder verdächtiges Material überhaupt nicht in Hopfengärten ausgebracht werden.
Maschinen und Werkzeug
Viroide können auf Werkzeug und Maschinen, die mit Pflanzensaft in Kontakt gekommen sind, über längere Zeit stabil und infektiös bleiben. Aufgrund der hohen Anzahl an Bearbeitungsschritten im Hopfenbau (zum Beispiel Schneiden, Kreiseln, Anleiten, mechanisches Entlauben, Ernte) ist die Wahrscheinlichkeit, dass Viroide über Werkzeuge und Maschinen von Pflanze zu Pflanze und von Hopfengarten zu Hopfengarten übertragen werden, sehr hoch.

Bekämpfungsmaßnahmen

Gegen CBCVd gibt es keine wirksamen Pflanzenschutzmittel. Ein Befall mit CBCVd ist persistent, das heißt alle Pflanzenteile bleiben bis zur vollständigen Zersetzung infektiös.
Um eine Ausbreitung von CBCVd zu verhindern, sollten betroffene Flächen sorgfältig gerodet werden. Wurzelstöcke und Durchwuchshopfen können zu einer erneuten Infektion führen und müssen vollständig entfernt werden, bevor die Fläche neu mit Hopfen bepflanzt wird.

Maßnahmen zur Feldhygiene:

  • Arbeitsgeräte und Schlepper vor der Verwendung waschen, gegebenenfalls desinfizieren
  • Zuerst gesunde, dann befallene Flächen bearbeiten und diese Bearbeitungsreihenfolge das ganze Jahr über konsequent einhalten
  • Handschuhe regelmäßig wechseln oder waschen
  • Ein effektives Desinfektionsmittel ist zum Beispiel Menno Florades®
  • Rebenhäckselmanagement anpassen

Nachweis

Um CBCVd sicher nachzuweisen, ist eine Analyse im Labor notwendig. Dazu werden Blattproben genommen und mittels quantitativer PCR mit reverser Transkription (RT-qPCR) untersucht.

Regelungen von CBCVd

CBCVd ist in der Durchführungsverordnung (EU) 2019/2285 als Unionsgeregelter Nicht-Quarantäneschädling (Regulated Non-Quarantine Pest, RNQP) eingestuft. Daher dürfen von CBCVd betroffene Betriebe kein Pflanzgut weitergeben (7).

Kontakt
Christina Krönauer
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Hopfenforschungszentrum Hüll
Hüll 1/3, 85283 Wolnzach
Tel.: 08161 8640-2321
E-Mail: hop.pfla@LfL.bayern.de

Literatur
  1. Jakse, J., Radisek, S., Pokorn, T., Matousek, J. and Javornik, B. (2015), Deep-sequencing revealed Citrus bark cracking viroid (CBCVd) as a highly aggressive pathogen on hop. Plant Pathol, 64: 831-842.
  2. EPPO (2023) EPPO Global Database. https://gd.eppo.int/taxon/CBCVD0/distribution (abgerufen am 15.12.2023)
  3. Hagemann, M.H., Treiber, C., Born, U. et al. Risk potential of international fruit trade for viroid spreading - case study on hop viroids in Europe. J Plant Pathol 105, 1335–1346 (2023).
  4. Eiras, M., de Oliveira, A.M., de Fátima Ramos, A. et al. First report of citrus bark cracking viroid and hop latent viroid infecting hop in commercial yards in Brazil. J Plant Pathol 105, 603 (2023).
  5. Julius Kühn-Institut. Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit (2019) First finding of Citrus bark cracking viroid (CBCVd) in Germany (Bavaria). Notification of the presence of a harmful organism
  6. Radišek, S., 2016: Pest Risk Analysis for Citrus bark cracking viroid (CBCVd). Republik of Slovenia, Ministry of Agriculture, Forestry and Food
  7. Commission Implementing Regulation (EU) 2019/2072 of 28 November 2019 establishing uniform conditions for the implementation of Regulation (EU) 2016/2031 of the European Parliament and the Council, as regards protective measures against pests of plants, and repealing Commission Regulation (EC) No 690/2008 and amending Commission Implementing Regulation (EU) 2018/2019 https://eur-lex.europa.eu/eli/reg_impl/2019/2072/oj/deu (abgerufen am 15.12.2023)

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