Rohrschwingel – Festuca arundinacea Schreb. (engl.: tall fescue)
von Stephan Hartmann, Tatjana Lunenberg, Januar 2013

Dieses robuste Gras ähnelt optisch dem Wiesenschwingel, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick durch rauere Triebe. Aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit wurde er züchterisch bearbeitet und inzwischen existieren Sorten die einen besseren Futterwert haben und vom Vieh gern gefressen werden.

Rohrschwingel
Wachstumsbedingungen / Eigenschaften
Haupterkennungsmerkmale sind der glatte Halm unterhalb und die rauen Äste an der Rispe. Rau sind auch die Oberseiten und Ränder der Blattspreiten. An ihrem Grund sind kleine, feinbewimperte Öhrchen entwickelt, in deren Umgebung die Spreite behaart ist.

Wuchs und Entwicklung
Der Rohrschwingel ist ein ausdauerndes, stattliches, etwa 1 m hohes Gras. Bei guter Ernährung erreicht es sogar eine Höhe von über 1,5 m. Im Aussehen erinnert er an den Wiesenschwingel, jedoch sind seine Blätter an den Rändern rau. Den sehr kurzen unterirdischen Ausläufern entsprießen lockere Horste, die von Mai bis September in ausgebreiteten Rispen aus vielblütigen, in der Regel unbegrannten oder nur kurzbegrannten Ährchen blühen.

Verbreitung
Der Rohrschwingel ist häufig auf feuchten Wiesen und nassen Standorten anzutreffen. Er ist sehr winterhart und unempfindlich gegen Nässe und Trockenheit, daher findet man ihn auch an Straßen- und Böschungsrändern bis in Mittelgebirgslagen.
Nutzwert
Im landwirtschaftlichen Bereich konnte dieses robuste, winterharte und dürreresistete Gras wegen der zähen oft verkieselten Blätter nur sehr begrenzt genutzt werden. Es ist für Weide- und Futternutzung in der Regel nur wenig geeignet. Dies kommt auch in der geringen Futterwertzahl 4 zum Ausdruck. Eine Ausnahme stellen jedoch zum Beispiel extensive Rinderhaltungssysteme in milden Lagen Deutschlands (außerhalb Bayerns) dar.
Unter sehr trockenen Bedingungen wird Rohrschwingel für Begrünungszwecke verwendet. Die robuste Art mit starken Horsten ist bei nicht zu tiefem Schnitt für Einsaaten von Rennbahnen, Pferde- und Motorrennbahnen, mit hoher Belastung geeignet. Durch sein tiefes Wurzelwerk trotzt er nicht nur abiotischen Umweltfaktoren, sondern ist auch trittfest.
Durch intensive Züchtung gelang es, wesentlich feinblättrigere Rohrschwingel-Sorten zu züchten, die von Nutztieren kaum noch abgelehnt werden. Otaria und Dauphine stammen aus einem schweizer Zuchtprogramm, während Callina, Belfine und Dulcia aus Frankreich stammen. Die Sorte Otario wird auch in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes geführt.