Festulolium oder Wiesenschweidel - (Festuca spec. x Lolium spec.)
von Stephan Hartmann, Tatjana Lunenberg, Januar 2013

Der Begriff Festulolium vereint alle Gattungskreuzungen zwischen Festuca spec. und Lolium spec. unter sich. Je nach Zuchtgang ähnelt eine Sorte einem der beiden Ausgangseltern oder kombiniert deren Eigenschaften (auch phänotypisch) in gleichen Teilen. In Deutschland befinden sich sowohl hexa- als auch tetraploide Sorten in der Zulassung.
Festulolium
Wachstumsbedingungen / Eigenschaften
Der Gattungsbastard Festulolium wurde erst 1992 in das Artenverzeichnis aufgenommen. Früher war er definiert als Hybride aus der Kreuzung der Arten Festuca pratensis Huds. x Lolium multiflorum Lam. Heute werden auch alle übrigen Kreuzungen zwischen Festuca- und Lolium-arten als Festulolium bezeichnet und unterliegen dem Saatgutverkehrsgesetz. Durch die Änderung der Definition wurden Sorten, die aus Rohrschwingel x Weidelgras Kreuzungen entstanden und bis dahin als Rohrschwingel gelistet waren, zu Festulolium hinzugerechnet.

Die Art- und Gattungsbastardierung verfolgt das Ziel, günstige Eigenschaften verschiedener Grasarten zu kombinieren, die innerhalb einer Grasart nicht vorhanden bzw. auf züchterischem Wege nicht zu verwirklichen sind. Der Kreuzung von Wiesenschwingel und Welschem Weidelgras liegt nun das Ziel zugrunde, die hohen Erträge des Welschen Weidelgrases mit der Ausdauer des Wiesenschwingels zu vereinen. Bei Ertrag und Ausdauer handelt es sich jedoch um äußerst komplexe Merkmale, die von vielen Genen abhängen. Daher entstehen durch die Kreuzung zweier Arten Bastarde, die in ihren Eigenschaften und Merkmalskombinationen zwar eine große Variabilität aufweisen aber zunächst nur als Ausgangsmaterial für die „eigentliche“ Züchtung dienen können, das anschließend noch intensiv züchterisch bearbeitet werden muss.
Dem Vorteil der großen Variabilität steht jedoch der entscheidende Nachteil gegenüber, dass die so entstandenen Bastarde i.d.R. mehr oder weniger steril sind. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, dass Art- und Gattungsbastarde unserer Futtergräser (bis auf das Bastardweidelgras) trotz vieler Bemühungen bisher kaum Bedeutung erlangt haben. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist es jedoch gelungen, ansprechende futterbauliche Eigenschaften mit einer ausreichenden Fertilität bzw. mit befriedigenden Saatguterträgen in einem allotetraploiden Bastard zu kombinieren. So ist die Futterqualität dieses Festuloliums mit der der Weidelgräser vergleichbar. Dank seiner Wüchsigkeit ist er konkurrenzstark. Bezüglich der Winterfestigkeit ist er dem Welschen Weidelgras überlegen, jedoch z. B. Wiesenschwingel oder Knaulgras unterlegen. Er ist relativ trockenheitsresistent, jedoch ähnlich wie die Weidelgräser und Knaulgras empfindlich gegen länger andauernde Bodenvernässung.
Verbreitung
Für den Anbau von Festulolium am besten geeignet sind frische bis feuchte Mineralbodenstandorte im Flach-, Hügel- und Bergland. Darin eingeschlossen sind grundwasserbeeinflusste Sand- und Anmoorböden in den Niederungen. Ausgesprochen nasse Flächen scheiden für den Anbau aus (s.o.). Kurzzeitige Vernässungen und auch gelegentliche Überflutungen übersteht er jedoch meist relativ gut. Wegen der verhältnismäßig guten Trockenheitsresistenz liefert er auch noch auf relativ trockenen - für Weidelgräser kaum noch geeigneten - Standorten (z.B. die typischen Anbaugebiete der Luzerne) annehmbare Erträge. Auf Moorstandorten ist der Anbau von Festulolium unsicher. Hier ergeben sich über Winter oft starke Schädigungen oder sogar Totalausfälle.
Samengewinnung
Die Vermehrungsfläche in Deutschland liegt bei ca. 150 ha, der Saatgutertrag bei ca. 5 - 6 dt/ha.