XXIV. Braugerstentag 2023

Weihnachtlich geschmückter Saal mit roten Weihnachtssternen auf den Tischen.

Der Vorsitzende des Fördervereins Michael Gutmann begrüßte alle Ehrengäste und Teilnehmer und gab einen Überblick über die Sorgen der Mälzer und Brauer angesichts der heurigen Ernte und der weiteren Produktionsrisiken, die sich durch den Klimawandel in Zukunft ergeben werden. Der Vorsitzende äußerte die Hoffnung, dass zukünftig durch kluge Kombination von Gerstenformen und Anbauverfahren die Verluste durch klimabedingte Missernten verringert werden können.
Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft hatten den Saal mit 20 Postern, Kornproben aus Landes­sortenversuchen und Sieger­gersten aus den beiden Brau­gersten­­schauen Moosburg und Kulmbach zur allgemeinen Information ausgestattet.

Gastvorträge

Stephanie Bilgram von der adelphi research gemeinnützige GmbH, Berlin, stellte in ihrem Vortrag "Klimawandel: Aktivitäten gegen die Folgen des Klimawandels in Deutschland" die Tätigkeitsgebiete der adelphi vor und gab einen Überblick über Projekte der Firma, die zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Nicht nur mit Projekten unterstützt und berät adelphi die Politik auf Landes- und Bundesebene zu Maßnahmen für die Anpassung an den Klimawandel.
Professorin Dr. Martina Gastl vom Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittel­qualität referierte kompetent und beeindruckend über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Malzqualität. Als Fazit des Vortrages beschrieb sie ein Vier-Säulen-Modell zur Sicherung des Braugersten­­aufkommens, bei dem die drei Anbauformen Sommergerste im Frühjahrs- und Herbstanbau sowie Winter­­braugerste ebenso eine Rolle spielen wie die Verteilung des Risikos auf die Wertschöpfungskette.
Der Geschäftsführer der Braugerstengemeinschaft Walter König stellte in seinem Vortrag die Voraussetzung und Unterschiede für die Europäischen Qualitätssiegel "Geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.)", "Geschützte geografische Angabe (g.g.A.)" und "Garantiert traditionelle Spezialitäten (g.t.S.)" dar. Insbesondere führte er die Kriterien für das Siegel "Geschützte geografische Angabe (g.g.A.)" aus, das für bayerisches Bier verwendet wird.
Etwas provokativ berichtete Walter König über die gerade laufende Diskussion, für die Anerkennung als "bayerisches Bier" nicht die Betrachtung von einzelnen Betrieben, sondern die Bilanz der Bierrohstoffe über ganz Bayern zu verwenden. Darüber hinaus kritisierte er, dass dafür alleine die Zahlen zur Sommergerste benutzt werden. Damit könnte aus seiner Sicht auch der Anbau von Braugerste in Bayern gefördert werden.
Der für Getreide zuständige Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands Hermann Greif berichtete eindrucksvoll und nachvollziehbar über die verschiedenen Herausforderungen, welche die Landwirtschaft auch in Bezug auf den Braugersten­anbau zu meistern hat. Neben den Problemen, die der Klimawandel mit sich bringt, rückte er die Ansprüche von Gesellschaft und Politik an die Landwirtschaft in den Vordergrund.

Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern

Dr. Markus Herz, Gerstenexperte der LfL, zeigte in seinem Vortrag "Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern" den Wachstums­verlauf, Krankheitsbefall und wichtige Daten zur Ernte 2023 auf. Die häufigsten Sorten im Jahr 2023 waren Avalon, Amidala und Lexy. Daneben sind noch einige ältere etablierte Sorten in Bayern im Anbau. Zusätzlich zur stark eingebrochenen Anbaufläche von nur noch 90.600 ha in Bayern hatte die ungünstige Witterung zur Aussaat und im Sommer einen negativen Einfluss auf die Braugersten­­erzeugung. Dazu kam noch der Regen während der Ernte, wodurch bei fast der Hälfte der geernteten Proben Auswuchs festgestellt wurde.
Der durchschnittliche Eiweißgehalt der Ente 2023 liegt mit 11,9 % höher als der fünfjährige Durchschnitt. Der Vollgerstenanteil ist mit 93,2 % im bayerischen Mittel immerhin noch ordentlich ausgefallen. Anhand von Versuchs­­auswertungen zeigte Dr. Herz, dass nicht allein die Niederschlags­­menge Einfluss auf Ertrag und Qualität hat, sondern die Anbau­bedingungen insgesamt. Dr. Herz erläuterte, dass auch Winterbraugerste und im Herbst angebaute Sommer­gerste gute Alternativen zur Absicherung des Produktions­risikos sind, und präsentierte Versuchs­ergebnisse zur Malzqualität der Winter­­braugersten. Die Vermehrungsfläche von Sommergerste lassen darauf schließen, dass die Sorten Amidala und Lexy in den nächsten Jahren bedeutsame Sorten für den Anbau in Bayern sein werden. Bei der Winter­braugerste spielen nach wie vor KWS Somerset und KWS Donau die wichtigste Rolle. Auch in seinem Fazit wies Dr. Herz nochmals darauf hin, dass eine Absicherung des Erzeugungs­risikos über die gesamte Wert­schöpfungs­­kette notwendig ist.
Falls Sie an den PDF-Dateien zum Vortrag von Dr. Herz interessiert sind, senden Sie bitte eine E-Mail an

Getreide@LfL.bayern.de

Podiumsdiskussion

In einer kleinen Podiumsdiskussion stellten sich Frau Bilgram, Herr Greif, Prof. Gastl, Michael Gutmann und Stephan Bergler, Geschäftsführer der Ireks GmbH, den Fragen der Teilnehmer und diskutierten über die Möglichkeiten, mit Winterbraugerste und Sommergerste im Herbstanbau das Anbaurisiko zu reduzieren und die Versorgung zu sichern. Winterbraugerste werde mittlerweile allgemein akzeptiert. Wesentlich ist aber die Bereitstellung von guten Sorten und auseichend Saatgut. Auch eine Qualitätsbewertung, ähnlich wie das Berliner Programm, würde Züchtung, Anbau und die Verarbeitung von Winterbraugerste unterstützen.

Siegerehrung der Braugerstenschauen

Im Anschluss an die Diskussion wurden die Sieger der Braugerstenschauen von Moosburg an der Isar und Kulmbach geehrt, die vom Braugerstenverein zur Veranstaltung eingeladen waren. Der Vorsitzende des Braugerstenvereins gratulierte zu den guten Ergebnissen und lobte das große Engagement der Wettbewerbs­teilnehmer.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Co-Gastgeber Hermann Greif bei allen Organisatoren, Referenten und den zahlreichen Teilnehmern für ihr Kommen und die rege Beteiligung und wünschte allen eine schöne Adventszeit und eine erfolgreiche Anbausaison 2024.